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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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unüberlegt gebaut. Wenn einer eine Stadt in der Ab-
sicht anlegen wollte, daß das geringste Feuer sie einmahl
ganz, wie Gera, auffressen sollte, so könnte er die Häu-
ser nicht enger in einander hängen und verschieben. Von
dem Gestank, der mir entgegen kam, und mich verfolgte,
bis ich wieder in der freien offenen Natur war, will ich
gar nichts sagen.

Von Bahlingen über Schömberg (ein Oesterrei-
ch
ischer Ort) nach Altingen. An diesem Theile des
Landes haben wohl sieben Herren Antheil, daher ist die
Chaussee zuweilen gemacht, zuweilen nicht. Welch ein
Weg, und welch ein ewiger Wechsel von Höhen und Tie-
fen das sei, das weiß und glaubt niemand, als der, der's
selber erfahren hat. Alle Unbequemlichkeiten des rauhen
Landes, des Schwarzwaldes und der steinigten Ge-
bürge. Doch was immer für den Reisenden das Beste
ist, noch überall gute, ehrliche, hülfreiche, willige Men-
schen. Wo auch die Strasse nur etliche hundert Schrit-
te durch das Würtembergische geht, da ist sie gemacht,
aber weil hier kein Sand zum Ueberführen und Ueberschüt-
ten der Strassen ist, so muß man auf den blosen, klein-
gehackten, spitzigen, vieleckigten, harten, und doch immer
ausweichenden, lettigen Kalksteinen gehen, reiten und
fahren. Und doch geht hier ein ordinairer Postwagen
von Stuttgard über Engen nach Schafhausen, und
die Extrapost geht sehr stark aus der Schweiz über Al-
tingen.

Altingen selber liegt auf einer breiten, ebenen, frucht-
baren Höhe, doch ist die Gegend rauh. Man kennt hier
z. B. den Weizen nicht. Nur Spelz, Korn, Haber,
Kartoffeln, Wicken werden gebaut. Wein, Krapp und

Tobak
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unuͤberlegt gebaut. Wenn einer eine Stadt in der Ab-
ſicht anlegen wollte, daß das geringſte Feuer ſie einmahl
ganz, wie Gera, auffreſſen ſollte, ſo koͤnnte er die Haͤu-
ſer nicht enger in einander haͤngen und verſchieben. Von
dem Geſtank, der mir entgegen kam, und mich verfolgte,
bis ich wieder in der freien offenen Natur war, will ich
gar nichts ſagen.

Von Bahlingen uͤber Schoͤmberg (ein Oeſterrei-
ch
iſcher Ort) nach Altingen. An dieſem Theile des
Landes haben wohl ſieben Herren Antheil, daher iſt die
Chauſſee zuweilen gemacht, zuweilen nicht. Welch ein
Weg, und welch ein ewiger Wechſel von Hoͤhen und Tie-
fen das ſei, das weiß und glaubt niemand, als der, der’s
ſelber erfahren hat. Alle Unbequemlichkeiten des rauhen
Landes, des Schwarzwaldes und der ſteinigten Ge-
buͤrge. Doch was immer fuͤr den Reiſenden das Beſte
iſt, noch uͤberall gute, ehrliche, huͤlfreiche, willige Men-
ſchen. Wo auch die Straſſe nur etliche hundert Schrit-
te durch das Wuͤrtembergiſche geht, da iſt ſie gemacht,
aber weil hier kein Sand zum Ueberfuͤhren und Ueberſchuͤt-
ten der Straſſen iſt, ſo muß man auf den bloſen, klein-
gehackten, ſpitzigen, vieleckigten, harten, und doch immer
ausweichenden, lettigen Kalkſteinen gehen, reiten und
fahren. Und doch geht hier ein ordinairer Poſtwagen
von Stuttgard uͤber Engen nach Schafhauſen, und
die Extrapoſt geht ſehr ſtark aus der Schweiz uͤber Al-
tingen.

Altingen ſelber liegt auf einer breiten, ebenen, frucht-
baren Hoͤhe, doch iſt die Gegend rauh. Man kennt hier
z. B. den Weizen nicht. Nur Spelz, Korn, Haber,
Kartoffeln, Wicken werden gebaut. Wein, Krapp und

Tobak
R 2
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[259/0297] unuͤberlegt gebaut. Wenn einer eine Stadt in der Ab- ſicht anlegen wollte, daß das geringſte Feuer ſie einmahl ganz, wie Gera, auffreſſen ſollte, ſo koͤnnte er die Haͤu- ſer nicht enger in einander haͤngen und verſchieben. Von dem Geſtank, der mir entgegen kam, und mich verfolgte, bis ich wieder in der freien offenen Natur war, will ich gar nichts ſagen. Von Bahlingen uͤber Schoͤmberg (ein Oeſterrei- chiſcher Ort) nach Altingen. An dieſem Theile des Landes haben wohl ſieben Herren Antheil, daher iſt die Chauſſee zuweilen gemacht, zuweilen nicht. Welch ein Weg, und welch ein ewiger Wechſel von Hoͤhen und Tie- fen das ſei, das weiß und glaubt niemand, als der, der’s ſelber erfahren hat. Alle Unbequemlichkeiten des rauhen Landes, des Schwarzwaldes und der ſteinigten Ge- buͤrge. Doch was immer fuͤr den Reiſenden das Beſte iſt, noch uͤberall gute, ehrliche, huͤlfreiche, willige Men- ſchen. Wo auch die Straſſe nur etliche hundert Schrit- te durch das Wuͤrtembergiſche geht, da iſt ſie gemacht, aber weil hier kein Sand zum Ueberfuͤhren und Ueberſchuͤt- ten der Straſſen iſt, ſo muß man auf den bloſen, klein- gehackten, ſpitzigen, vieleckigten, harten, und doch immer ausweichenden, lettigen Kalkſteinen gehen, reiten und fahren. Und doch geht hier ein ordinairer Poſtwagen von Stuttgard uͤber Engen nach Schafhauſen, und die Extrapoſt geht ſehr ſtark aus der Schweiz uͤber Al- tingen. Altingen ſelber liegt auf einer breiten, ebenen, frucht- baren Hoͤhe, doch iſt die Gegend rauh. Man kennt hier z. B. den Weizen nicht. Nur Spelz, Korn, Haber, Kartoffeln, Wicken werden gebaut. Wein, Krapp und Tobak R 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/297>, abgerufen am 30.11.2024.