die Erde die Gewitterwolke anzieht *). Er sagt, es sei falsch, daß irgend ein Blitz aus der Erde komme, die Erde sei allemahl negativ. Als er im luftleeren Raume den bekannten Versuch machte, daß ein Dukaten und ei- ne Feder zu gleicher Zeit den Boden erreichen, fragte ihn ein hiesiger Herr des Raths, als wieder Luft unter die Glocke gelassen wurde, ob nun der Dukaten noch flöge?
Hr. D. Groop's Kabinet von Konchylien, Meer- körpern, Büchern, Malereien, Kupferstichen etc. Mir war darin merkwürdig:
1) Auch linksgewundene Lazarusklappen.
2) Gever's Konchylienwerk, schlecht gezeichnet, schlecht gestochen und schlecht illuminirt.
3) Voet's Käferwerk.
4) Das herliche Portrait vom Cadet a la Perle, von Masson gestochen. Die Haare scheinen nur auf dem Papiere zu liegen; schöner macht sie gewiß keiner.
Hrn. Pastor Ryter an der Nikolaikirche besuchte ich heute auch. Ein frommer, guter, ehrlicher Mann, ohne Prunk. Er hat vormals in Jena und Leipzig studirt, liest fleissig Baumgarten's und Mosheim's Schriften.
Heute
*) Er hat sie in einer eigenen Schrift beschrieben unter dem Titel: Beschr. einer Zurüstung, welche die anzie- hende Kraft der Erde gegen die Gewitterwolke, und die Nützlichkeit der Blitzableiter sinnlich beweißt. Nebst 1. Kupf. 8. Berlin. 1781. Herausgeber.
die Erde die Gewitterwolke anzieht *). Er ſagt, es ſei falſch, daß irgend ein Blitz aus der Erde komme, die Erde ſei allemahl negativ. Als er im luftleeren Raume den bekannten Verſuch machte, daß ein Dukaten und ei- ne Feder zu gleicher Zeit den Boden erreichen, fragte ihn ein hieſiger Herr des Raths, als wieder Luft unter die Glocke gelaſſen wurde, ob nun der Dukaten noch floͤge?
Hr. D. Groop’s Kabinet von Konchylien, Meer- koͤrpern, Buͤchern, Malereien, Kupferſtichen ꝛc. Mir war darin merkwuͤrdig:
1) Auch linksgewundene Lazarusklappen.
2) Gever’s Konchylienwerk, ſchlecht gezeichnet, ſchlecht geſtochen und ſchlecht illuminirt.
3) Voet’s Kaͤferwerk.
4) Das herliche Portrait vom Cadet à la Perle, von Maſſon geſtochen. Die Haare ſcheinen nur auf dem Papiere zu liegen; ſchoͤner macht ſie gewiß keiner.
Hrn. Paſtor Ryter an der Nikolaikirche beſuchte ich heute auch. Ein frommer, guter, ehrlicher Mann, ohne Prunk. Er hat vormals in Jena und Leipzig ſtudirt, lieſt fleiſſig Baumgarten’s und Mosheim’s Schriften.
Heute
*) Er hat ſie in einer eigenen Schrift beſchrieben unter dem Titel: Beſchr. einer Zuruͤſtung, welche die anzie- hende Kraft der Erde gegen die Gewitterwolke, und die Nuͤtzlichkeit der Blitzableiter ſinnlich beweißt. Nebſt 1. Kupf. 8. Berlin. 1781. Herausgeber.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0257"n="219"/>
die Erde die Gewitterwolke anzieht <noteplace="foot"n="*)">Er hat ſie in einer eigenen Schrift beſchrieben unter<lb/>
dem Titel: Beſchr. einer Zuruͤſtung, welche die anzie-<lb/>
hende Kraft der Erde gegen die Gewitterwolke, und<lb/>
die Nuͤtzlichkeit der Blitzableiter ſinnlich beweißt.<lb/>
Nebſt 1. Kupf. 8. Berlin. 1781.<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>. Er ſagt, es<lb/>ſei falſch, daß irgend ein Blitz aus der Erde komme, die<lb/>
Erde ſei allemahl negativ. Als er im luftleeren Raume<lb/>
den bekannten Verſuch machte, daß ein Dukaten und ei-<lb/>
ne Feder zu gleicher Zeit den Boden erreichen, fragte ihn<lb/>
ein hieſiger Herr des Raths, als wieder Luft unter die<lb/>
Glocke gelaſſen wurde, <hirendition="#fr">ob nun der Dukaten noch<lb/>
floͤge?</hi></p><lb/><p>Hr. D. <hirendition="#fr">Groop’s</hi> Kabinet von Konchylien, Meer-<lb/>
koͤrpern, Buͤchern, Malereien, Kupferſtichen ꝛc. Mir<lb/>
war darin merkwuͤrdig:</p><lb/><list><item>1) Auch linksgewundene <hirendition="#fr">Lazarusklappen.</hi></item><lb/><item>2) <hirendition="#fr">Gever’s</hi> Konchylienwerk, ſchlecht gezeichnet, ſchlecht<lb/>
geſtochen und ſchlecht illuminirt.</item><lb/><item>3) <hirendition="#fr">Voet’s</hi> Kaͤferwerk.</item><lb/><item>4) Das herliche Portrait vom <hirendition="#aq">Cadet à la Perle,</hi> von<lb/><hirendition="#fr">Maſſon</hi> geſtochen. Die Haare ſcheinen nur auf dem<lb/>
Papiere zu liegen; ſchoͤner macht ſie gewiß keiner.</item></list><lb/><p>Hrn. Paſtor <hirendition="#fr">Ryter</hi> an der <hirendition="#fr">Nikolai</hi>kirche beſuchte<lb/>
ich heute auch. Ein frommer, guter, ehrlicher Mann,<lb/>
ohne Prunk. Er hat vormals in <hirendition="#fr">Jena</hi> und <hirendition="#fr">Leipzig</hi><lb/>ſtudirt, lieſt fleiſſig <hirendition="#fr">Baumgarten’s</hi> und <hirendition="#fr">Mosheim’s</hi><lb/>
Schriften.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Heute</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0257]
die Erde die Gewitterwolke anzieht *). Er ſagt, es
ſei falſch, daß irgend ein Blitz aus der Erde komme, die
Erde ſei allemahl negativ. Als er im luftleeren Raume
den bekannten Verſuch machte, daß ein Dukaten und ei-
ne Feder zu gleicher Zeit den Boden erreichen, fragte ihn
ein hieſiger Herr des Raths, als wieder Luft unter die
Glocke gelaſſen wurde, ob nun der Dukaten noch
floͤge?
Hr. D. Groop’s Kabinet von Konchylien, Meer-
koͤrpern, Buͤchern, Malereien, Kupferſtichen ꝛc. Mir
war darin merkwuͤrdig:
1) Auch linksgewundene Lazarusklappen.
2) Gever’s Konchylienwerk, ſchlecht gezeichnet, ſchlecht
geſtochen und ſchlecht illuminirt.
3) Voet’s Kaͤferwerk.
4) Das herliche Portrait vom Cadet à la Perle, von
Maſſon geſtochen. Die Haare ſcheinen nur auf dem
Papiere zu liegen; ſchoͤner macht ſie gewiß keiner.
Hrn. Paſtor Ryter an der Nikolaikirche beſuchte
ich heute auch. Ein frommer, guter, ehrlicher Mann,
ohne Prunk. Er hat vormals in Jena und Leipzig
ſtudirt, lieſt fleiſſig Baumgarten’s und Mosheim’s
Schriften.
Heute
*) Er hat ſie in einer eigenen Schrift beſchrieben unter
dem Titel: Beſchr. einer Zuruͤſtung, welche die anzie-
hende Kraft der Erde gegen die Gewitterwolke, und
die Nuͤtzlichkeit der Blitzableiter ſinnlich beweißt.
Nebſt 1. Kupf. 8. Berlin. 1781.
Herausgeber.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/257>, abgerufen am 19.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.