Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

waren vergnügt. Wie angenehm ist's, alte Freunde
wieder zu finden! da fliessen die Stunden schnell hin,
und nachher erzählt man wenig davon; denn wer
kans beschreiben, wenn der ganze Tag nur eine einzige
lange freudige Empfindung ist?

Um halb 5. Uhr ging das fastletzte Schiff nach Ley-
den
ab und ich stieg ein und verlies den angenehmen
Haag. Man hat 3. Stunden zu reisen und wechselt
einmahl das Schuyt bei Leidsendam. Bald nach-
her kamen wir in ein Wasser, das vom Rhein kommt,
denn dieser Strom ergießt sich nicht weit von Leyden in
vielen Armen in die Nordsee. Hr. Sontag, Hrn.
Muzenbechers Schwiegervater, der mit Bijouterien
handelt, war auch auf dem Schuyt, und reiste nach
Wisbaden und nach der Frankfurter Messe.

Leyden. Mit Freuden erblickt' ich die Thürme die-
ser merkwürdigen Stadt, in welcher die Vorsehung ehe-
mals viele grosse Menschen, Aerzte und Naturforscher
zum Besten des Menschengeschlechts leben und arbeiten
lies.

Mit Hrn. Prof. Büsch, der nachkommen wolte,
hatt' ich die Abrede genommen, in de goude Mulen op
de Markt
zu logiren.

Den 5ten Aug.

Weil man hier keine Morgenbesuche machen kan, so
ging ich zuerst nach dem

Botanischen Garten. Er ist sehr gros und vier-
eckigt, aber kein einziges fortlaufendes Ganzes, sondern

ist

waren vergnuͤgt. Wie angenehm iſt’s, alte Freunde
wieder zu finden! da flieſſen die Stunden ſchnell hin,
und nachher erzaͤhlt man wenig davon; denn wer
kans beſchreiben, wenn der ganze Tag nur eine einzige
lange freudige Empfindung iſt?

Um halb 5. Uhr ging das faſtletzte Schiff nach Ley-
den
ab und ich ſtieg ein und verlies den angenehmen
Haag. Man hat 3. Stunden zu reiſen und wechſelt
einmahl das Schuyt bei Leidſendam. Bald nach-
her kamen wir in ein Waſſer, das vom Rhein kommt,
denn dieſer Strom ergießt ſich nicht weit von Leyden in
vielen Armen in die Nordſee. Hr. Sontag, Hrn.
Muzenbechers Schwiegervater, der mit Bijouterien
handelt, war auch auf dem Schuyt, und reiſte nach
Wisbaden und nach der Frankfurter Meſſe.

Leyden. Mit Freuden erblickt’ ich die Thuͤrme die-
ſer merkwuͤrdigen Stadt, in welcher die Vorſehung ehe-
mals viele groſſe Menſchen, Aerzte und Naturforſcher
zum Beſten des Menſchengeſchlechts leben und arbeiten
lies.

Mit Hrn. Prof. Buͤſch, der nachkommen wolte,
hatt’ ich die Abrede genommen, in de goude Mulen op
de Markt
zu logiren.

Den 5ten Aug.

Weil man hier keine Morgenbeſuche machen kan, ſo
ging ich zuerſt nach dem

Botaniſchen Garten. Er iſt ſehr gros und vier-
eckigt, aber kein einziges fortlaufendes Ganzes, ſondern

iſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0540" n="516"/>
waren vergnu&#x0364;gt. Wie angenehm i&#x017F;t&#x2019;s, alte Freunde<lb/>
wieder zu finden! da flie&#x017F;&#x017F;en die Stunden &#x017F;chnell hin,<lb/>
und nachher erza&#x0364;hlt man wenig davon; denn wer<lb/>
kans be&#x017F;chreiben, wenn der ganze Tag nur eine einzige<lb/>
lange freudige Empfindung i&#x017F;t?</p><lb/>
            <p>Um halb 5. Uhr ging das fa&#x017F;tletzte Schiff nach <hi rendition="#fr">Ley-<lb/>
den</hi> ab und ich &#x017F;tieg ein und verlies den angenehmen<lb/><hi rendition="#fr">Haag.</hi> Man hat 3. Stunden zu rei&#x017F;en und wech&#x017F;elt<lb/>
einmahl das Schuyt bei <hi rendition="#fr">Leid&#x017F;endam.</hi> Bald nach-<lb/>
her kamen wir in ein Wa&#x017F;&#x017F;er, das vom <hi rendition="#fr">Rhein</hi> kommt,<lb/>
denn die&#x017F;er Strom ergießt &#x017F;ich nicht weit von <hi rendition="#fr">Leyden</hi> in<lb/>
vielen Armen in die <hi rendition="#fr">Nord&#x017F;ee.</hi> Hr. <hi rendition="#fr">Sontag,</hi> Hrn.<lb/><hi rendition="#fr">Muzenbecher</hi>s Schwiegervater, der mit Bijouterien<lb/>
handelt, war auch auf dem Schuyt, und rei&#x017F;te nach<lb/><hi rendition="#fr">Wisbaden</hi> und nach der <hi rendition="#fr">Frankfurt</hi>er Me&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Leyden.</hi> Mit Freuden erblickt&#x2019; ich die Thu&#x0364;rme die-<lb/>
&#x017F;er merkwu&#x0364;rdigen Stadt, in welcher die Vor&#x017F;ehung ehe-<lb/>
mals viele gro&#x017F;&#x017F;e Men&#x017F;chen, Aerzte und Naturfor&#x017F;cher<lb/>
zum Be&#x017F;ten des Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechts leben und arbeiten<lb/>
lies.</p><lb/>
            <p>Mit Hrn. Prof. <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;&#x017F;ch,</hi> der nachkommen wolte,<lb/>
hatt&#x2019; ich die Abrede genommen, in <hi rendition="#fr">de goude Mulen op<lb/>
de Markt</hi> zu logiren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Den 5ten Aug.</head><lb/>
            <p>Weil man hier keine Morgenbe&#x017F;uche machen kan, &#x017F;o<lb/>
ging ich zuer&#x017F;t nach dem</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Botani&#x017F;chen Garten.</hi> Er i&#x017F;t &#x017F;ehr gros und vier-<lb/>
eckigt, aber kein einziges fortlaufendes Ganzes, &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[516/0540] waren vergnuͤgt. Wie angenehm iſt’s, alte Freunde wieder zu finden! da flieſſen die Stunden ſchnell hin, und nachher erzaͤhlt man wenig davon; denn wer kans beſchreiben, wenn der ganze Tag nur eine einzige lange freudige Empfindung iſt? Um halb 5. Uhr ging das faſtletzte Schiff nach Ley- den ab und ich ſtieg ein und verlies den angenehmen Haag. Man hat 3. Stunden zu reiſen und wechſelt einmahl das Schuyt bei Leidſendam. Bald nach- her kamen wir in ein Waſſer, das vom Rhein kommt, denn dieſer Strom ergießt ſich nicht weit von Leyden in vielen Armen in die Nordſee. Hr. Sontag, Hrn. Muzenbechers Schwiegervater, der mit Bijouterien handelt, war auch auf dem Schuyt, und reiſte nach Wisbaden und nach der Frankfurter Meſſe. Leyden. Mit Freuden erblickt’ ich die Thuͤrme die- ſer merkwuͤrdigen Stadt, in welcher die Vorſehung ehe- mals viele groſſe Menſchen, Aerzte und Naturforſcher zum Beſten des Menſchengeſchlechts leben und arbeiten lies. Mit Hrn. Prof. Buͤſch, der nachkommen wolte, hatt’ ich die Abrede genommen, in de goude Mulen op de Markt zu logiren. Den 5ten Aug. Weil man hier keine Morgenbeſuche machen kan, ſo ging ich zuerſt nach dem Botaniſchen Garten. Er iſt ſehr gros und vier- eckigt, aber kein einziges fortlaufendes Ganzes, ſondern iſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/540
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/540>, abgerufen am 24.11.2024.