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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Kömmt man in den Torfgruben auf das Ende des Torfs,
so findet man eine Lage von Thon, die dicker seyn soll, als
ein Haus, und dann füllt das Wasser die Gruben bis
oben an. Daher die grossen weiten Seen, die man über-
all mitten auf den Wiesen sieht. Den Schlamm, der
in diesem Wasser hängt, und ebenfalls torfartig ist, fischt
man mit groben Netzen, die an Stangen gebunden sind,
auf, und diese Arbeit heist Backern. Die Torfbauern
machen aus dem Schlamm dicke breite Lagen auf den
Wiesen neben dem Wasser, ebnen den Schlamm oben,
schneiden ihn mit dem Spaden gleich, der Länge und der
Breite nach, in solche Parallelepipeda, wie man den
Torf haben will, lassen ihn dann so lange liegen, bis der
Brei erhärtet ist, und sich eben so in Pyramiden aufsetzen
läßt, wie der eigentliche Torf. Zuletzt fährt man mit
kleinen Schuyten im Wasser hin, und schneidet auch das
Stücke Land in solche Torfstücke, auf welchem die ausge-
grabene gelegen haben, und dann ist alles eine See, ein
Wasser.

Dieses Feld wird aber wieder vom Wasser befreit.
Dazu gehört nichts als viel Geld, und einige Wasser-
mühlen.
Man legt nämlich am Ende eines solchen
ausgehöhlten und überschwemmten Feldes einen kleinen
Graben an, in den sich das Wasser ziehen kan. An die-
sen Graben baut man 2, 3, 4. Wassermühlen, die mit
Schöpfrädern das Wasser aus dem Graben herausschö-
pfen, vom Winde getrieben werden, und alles Wasser
hinaus in die grossen Kanäle schaffen. Solche Mühlen
unterhält das Land, oder einige Partikuliers. Das Land
wird trocken, wird zu Wiesen und Weideplätzen be-
stimmt, und man legt Bauerwohnungen mit grossen Heerden

an.

Koͤmmt man in den Torfgruben auf das Ende des Torfs,
ſo findet man eine Lage von Thon, die dicker ſeyn ſoll, als
ein Haus, und dann fuͤllt das Waſſer die Gruben bis
oben an. Daher die groſſen weiten Seen, die man uͤber-
all mitten auf den Wieſen ſieht. Den Schlamm, der
in dieſem Waſſer haͤngt, und ebenfalls torfartig iſt, fiſcht
man mit groben Netzen, die an Stangen gebunden ſind,
auf, und dieſe Arbeit heiſt Backern. Die Torfbauern
machen aus dem Schlamm dicke breite Lagen auf den
Wieſen neben dem Waſſer, ebnen den Schlamm oben,
ſchneiden ihn mit dem Spaden gleich, der Laͤnge und der
Breite nach, in ſolche Parallelepipeda, wie man den
Torf haben will, laſſen ihn dann ſo lange liegen, bis der
Brei erhaͤrtet iſt, und ſich eben ſo in Pyramiden aufſetzen
laͤßt, wie der eigentliche Torf. Zuletzt faͤhrt man mit
kleinen Schuyten im Waſſer hin, und ſchneidet auch das
Stuͤcke Land in ſolche Torfſtuͤcke, auf welchem die ausge-
grabene gelegen haben, und dann iſt alles eine See, ein
Waſſer.

Dieſes Feld wird aber wieder vom Waſſer befreit.
Dazu gehoͤrt nichts als viel Geld, und einige Waſſer-
muͤhlen.
Man legt naͤmlich am Ende eines ſolchen
ausgehoͤhlten und uͤberſchwemmten Feldes einen kleinen
Graben an, in den ſich das Waſſer ziehen kan. An die-
ſen Graben baut man 2, 3, 4. Waſſermuͤhlen, die mit
Schoͤpfraͤdern das Waſſer aus dem Graben herausſchoͤ-
pfen, vom Winde getrieben werden, und alles Waſſer
hinaus in die groſſen Kanaͤle ſchaffen. Solche Muͤhlen
unterhaͤlt das Land, oder einige Partikuliers. Das Land
wird trocken, wird zu Wieſen und Weideplaͤtzen be-
ſtimmt, und man legt Bauerwohnungen mit groſſen Heerden

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[508/0532] Koͤmmt man in den Torfgruben auf das Ende des Torfs, ſo findet man eine Lage von Thon, die dicker ſeyn ſoll, als ein Haus, und dann fuͤllt das Waſſer die Gruben bis oben an. Daher die groſſen weiten Seen, die man uͤber- all mitten auf den Wieſen ſieht. Den Schlamm, der in dieſem Waſſer haͤngt, und ebenfalls torfartig iſt, fiſcht man mit groben Netzen, die an Stangen gebunden ſind, auf, und dieſe Arbeit heiſt Backern. Die Torfbauern machen aus dem Schlamm dicke breite Lagen auf den Wieſen neben dem Waſſer, ebnen den Schlamm oben, ſchneiden ihn mit dem Spaden gleich, der Laͤnge und der Breite nach, in ſolche Parallelepipeda, wie man den Torf haben will, laſſen ihn dann ſo lange liegen, bis der Brei erhaͤrtet iſt, und ſich eben ſo in Pyramiden aufſetzen laͤßt, wie der eigentliche Torf. Zuletzt faͤhrt man mit kleinen Schuyten im Waſſer hin, und ſchneidet auch das Stuͤcke Land in ſolche Torfſtuͤcke, auf welchem die ausge- grabene gelegen haben, und dann iſt alles eine See, ein Waſſer. Dieſes Feld wird aber wieder vom Waſſer befreit. Dazu gehoͤrt nichts als viel Geld, und einige Waſſer- muͤhlen. Man legt naͤmlich am Ende eines ſolchen ausgehoͤhlten und uͤberſchwemmten Feldes einen kleinen Graben an, in den ſich das Waſſer ziehen kan. An die- ſen Graben baut man 2, 3, 4. Waſſermuͤhlen, die mit Schoͤpfraͤdern das Waſſer aus dem Graben herausſchoͤ- pfen, vom Winde getrieben werden, und alles Waſſer hinaus in die groſſen Kanaͤle ſchaffen. Solche Muͤhlen unterhaͤlt das Land, oder einige Partikuliers. Das Land wird trocken, wird zu Wieſen und Weideplaͤtzen be- ſtimmt, und man legt Bauerwohnungen mit groſſen Heerden an.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/532>, abgerufen am 24.11.2024.