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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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men. 4) Ein orientalischer Topas, 12. Pfund schwer *).
Ein deutscher Jude, der ihn gestohlen, ist darüber gehan-
gen worden. 5) Eine herrliche Menge von Schlan-
gen,
wo ein andrer Gelehrter viel zu thun finden würde.
6) Paradiesvögel, gar vortrefliche, in doppeltgläser-
nen Kasten, für ihre langen Schwanzfedern. 7) Ein
Orangoutang. Er stand im letztern Zimmer aufm
Tisch unter Glas. Das Thier war hier noch vorm Jahr
lebendig, und der Prinz und Jedermann hatte eine grosse
Freude daran, weil es zutraulich war, alles durchsuch-
te, als z. B. den Damen die Bracelets u. s. m. Es
putzte sich die Zähne mit einem Strohhalm, umarmte die
Leute gern, kannte seinen Wärter genau, war über jedes
harte Wort empfindlich etc. Vosmaer hatte es aber
vernachlässigt, es starb, eh es hier ein Jahr erlebte.
Der Prinz lies Prof. Campern von Gröningen kom-
men, der sollte es zergliedern. Vosmaer wollte es aber
thun, verheimlichte den Tod, that die Eingeweide in
Weingeist und stopfte das Thier aus. So fands Cam-
per,
als er ankam; er ging zum Prinzen und sagte es
ihm. Da fehlte nicht viel, Vosmaer wäre kassirt
worden. Der Neid, der Stolz, der die Unwissenheit ge-
meiniglich begleitet, brachte also die Wissenschaften um
diese Entdeckungen. -- Dieser Orangoutang hat fast
gar keinen nasum externum, und bis zu den naribus
hinauf im Gesicht auch keine Haare, und eben so weit
unter dem Maul herab eben so wenig welche. Um die
orbitas herum macht die Haut einen rothen Kreis.
Sonst ist die Haut im Gesicht bläulich. Die Haare

sind
*) Man hat 6000. Gulden dafür bezahlt.
Herausgeber.
H h 5

men. 4) Ein orientaliſcher Topas, 12. Pfund ſchwer *).
Ein deutſcher Jude, der ihn geſtohlen, iſt daruͤber gehan-
gen worden. 5) Eine herrliche Menge von Schlan-
gen,
wo ein andrer Gelehrter viel zu thun finden wuͤrde.
6) Paradiesvoͤgel, gar vortrefliche, in doppeltglaͤſer-
nen Kaſten, fuͤr ihre langen Schwanzfedern. 7) Ein
Orangoutang. Er ſtand im letztern Zimmer aufm
Tiſch unter Glas. Das Thier war hier noch vorm Jahr
lebendig, und der Prinz und Jedermann hatte eine groſſe
Freude daran, weil es zutraulich war, alles durchſuch-
te, als z. B. den Damen die Bracelets u. ſ. m. Es
putzte ſich die Zaͤhne mit einem Strohhalm, umarmte die
Leute gern, kannte ſeinen Waͤrter genau, war uͤber jedes
harte Wort empfindlich ꝛc. Vosmaer hatte es aber
vernachlaͤſſigt, es ſtarb, eh es hier ein Jahr erlebte.
Der Prinz lies Prof. Campern von Groͤningen kom-
men, der ſollte es zergliedern. Vosmaer wollte es aber
thun, verheimlichte den Tod, that die Eingeweide in
Weingeiſt und ſtopfte das Thier aus. So fands Cam-
per,
als er ankam; er ging zum Prinzen und ſagte es
ihm. Da fehlte nicht viel, Vosmaer waͤre kaſſirt
worden. Der Neid, der Stolz, der die Unwiſſenheit ge-
meiniglich begleitet, brachte alſo die Wiſſenſchaften um
dieſe Entdeckungen. — Dieſer Orangoutang hat faſt
gar keinen naſum externum, und bis zu den naribus
hinauf im Geſicht auch keine Haare, und eben ſo weit
unter dem Maul herab eben ſo wenig welche. Um die
orbitas herum macht die Haut einen rothen Kreis.
Sonſt iſt die Haut im Geſicht blaͤulich. Die Haare

ſind
*) Man hat 6000. Gulden dafuͤr bezahlt.
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[489/0513] men. 4) Ein orientaliſcher Topas, 12. Pfund ſchwer *). Ein deutſcher Jude, der ihn geſtohlen, iſt daruͤber gehan- gen worden. 5) Eine herrliche Menge von Schlan- gen, wo ein andrer Gelehrter viel zu thun finden wuͤrde. 6) Paradiesvoͤgel, gar vortrefliche, in doppeltglaͤſer- nen Kaſten, fuͤr ihre langen Schwanzfedern. 7) Ein Orangoutang. Er ſtand im letztern Zimmer aufm Tiſch unter Glas. Das Thier war hier noch vorm Jahr lebendig, und der Prinz und Jedermann hatte eine groſſe Freude daran, weil es zutraulich war, alles durchſuch- te, als z. B. den Damen die Bracelets u. ſ. m. Es putzte ſich die Zaͤhne mit einem Strohhalm, umarmte die Leute gern, kannte ſeinen Waͤrter genau, war uͤber jedes harte Wort empfindlich ꝛc. Vosmaer hatte es aber vernachlaͤſſigt, es ſtarb, eh es hier ein Jahr erlebte. Der Prinz lies Prof. Campern von Groͤningen kom- men, der ſollte es zergliedern. Vosmaer wollte es aber thun, verheimlichte den Tod, that die Eingeweide in Weingeiſt und ſtopfte das Thier aus. So fands Cam- per, als er ankam; er ging zum Prinzen und ſagte es ihm. Da fehlte nicht viel, Vosmaer waͤre kaſſirt worden. Der Neid, der Stolz, der die Unwiſſenheit ge- meiniglich begleitet, brachte alſo die Wiſſenſchaften um dieſe Entdeckungen. — Dieſer Orangoutang hat faſt gar keinen naſum externum, und bis zu den naribus hinauf im Geſicht auch keine Haare, und eben ſo weit unter dem Maul herab eben ſo wenig welche. Um die orbitas herum macht die Haut einen rothen Kreis. Sonſt iſt die Haut im Geſicht blaͤulich. Die Haare ſind *) Man hat 6000. Gulden dafuͤr bezahlt. Herausgeber. H h 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/513>, abgerufen am 24.11.2024.