und liegt auf einem Kopfküssen, und mit dem übrigen Leibe auf einer doppelten Matratze, die ganz herrlich ist, und grade aussieht, wie geflochtene Arbeit. Alles ist Stein und Bildhauerarbeit. So was herrliches ist in Frankreich nicht. 2) Des Tromp. Mit Erschütte- rung sah ich den grossen Mann auf dem steinernen Bette der Ehren. Der Kopf und das Gesicht eines denkenden Geistes ist, so wie der ganze Leib im Harnisch, ein wah- res Meisterstück. Der Kopf ruht auf einer Kanone, und der Körper auf einem Steuerruder. Orden und mi- litärische Ehrenzeichen liegen an und um ihm. Vor ihm halten Engel sein und der Staaten Wappen. An den Seiten sind Helme, Segel, Waffen etc. angebracht. Unten ist am Fußgestelle das tausendfache Schlachtge- wühl, in dem Tromp (1653.) blieb, selbst der Rauch und die Wellen, alles in weissem Marmor vorgestellt. Das ganze Stück ist königlich. 3) Nahe beim Aus- gang aus dieser Kirche steht Leuwenhoecks Büste aus weissem Marmor, mit einer Bandschleife an einem Obe- lisk von grauem Marmor. Es ist ihm von seiner Toch- ter 1739. errichtet worden. Die Inschrift rühmt seine mikroskopischen Entdeckungen. Er war hier den 14ten Oct. 1632. gebohren und starb auch hier den 26. Aug. 1723. *)
Die Porzellanfabrik. Es ist nur Fayence, aber eine feine, und die nicht schwer ist. Man macht darin
auch
*) Es ist in dieser Kirche noch ein vortrefliches Monu- ment der Aufmerksamkeit des Reisenden würdig, nem- lich der Elisabeth von Marnix, einer Tochter des Hrn. von St. Aldegonde. Herausgeber.
und liegt auf einem Kopfkuͤſſen, und mit dem uͤbrigen Leibe auf einer doppelten Matratze, die ganz herrlich iſt, und grade ausſieht, wie geflochtene Arbeit. Alles iſt Stein und Bildhauerarbeit. So was herrliches iſt in Frankreich nicht. 2) Des Tromp. Mit Erſchuͤtte- rung ſah ich den groſſen Mann auf dem ſteinernen Bette der Ehren. Der Kopf und das Geſicht eines denkenden Geiſtes iſt, ſo wie der ganze Leib im Harniſch, ein wah- res Meiſterſtuͤck. Der Kopf ruht auf einer Kanone, und der Koͤrper auf einem Steuerruder. Orden und mi- litaͤriſche Ehrenzeichen liegen an und um ihm. Vor ihm halten Engel ſein und der Staaten Wappen. An den Seiten ſind Helme, Segel, Waffen ꝛc. angebracht. Unten iſt am Fußgeſtelle das tauſendfache Schlachtge- wuͤhl, in dem Tromp (1653.) blieb, ſelbſt der Rauch und die Wellen, alles in weiſſem Marmor vorgeſtellt. Das ganze Stuͤck iſt koͤniglich. 3) Nahe beim Aus- gang aus dieſer Kirche ſteht Leuwenhoecks Buͤſte aus weiſſem Marmor, mit einer Bandſchleife an einem Obe- lisk von grauem Marmor. Es iſt ihm von ſeiner Toch- ter 1739. errichtet worden. Die Inſchrift ruͤhmt ſeine mikroſkopiſchen Entdeckungen. Er war hier den 14ten Oct. 1632. gebohren und ſtarb auch hier den 26. Aug. 1723. *)
Die Porzellanfabrik. Es iſt nur Fayence, aber eine feine, und die nicht ſchwer iſt. Man macht darin
auch
*) Es iſt in dieſer Kirche noch ein vortrefliches Monu- ment der Aufmerkſamkeit des Reiſenden wuͤrdig, nem- lich der Eliſabeth von Marnix, einer Tochter des Hrn. von St. Aldegonde. Herausgeber.
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und liegt auf einem Kopfkuͤſſen, und mit dem uͤbrigen
Leibe auf einer doppelten Matratze, die ganz herrlich iſt,
und grade ausſieht, wie geflochtene Arbeit. Alles iſt
Stein und Bildhauerarbeit. So was herrliches iſt in
Frankreich nicht. 2) Des Tromp. Mit Erſchuͤtte-
rung ſah ich den groſſen Mann auf dem ſteinernen Bette
der Ehren. Der Kopf und das Geſicht eines denkenden
Geiſtes iſt, ſo wie der ganze Leib im Harniſch, ein wah-
res Meiſterſtuͤck. Der Kopf ruht auf einer Kanone,
und der Koͤrper auf einem Steuerruder. Orden und mi-
litaͤriſche Ehrenzeichen liegen an und um ihm. Vor ihm
halten Engel ſein und der Staaten Wappen. An den
Seiten ſind Helme, Segel, Waffen ꝛc. angebracht.
Unten iſt am Fußgeſtelle das tauſendfache Schlachtge-
wuͤhl, in dem Tromp (1653.) blieb, ſelbſt der Rauch
und die Wellen, alles in weiſſem Marmor vorgeſtellt.
Das ganze Stuͤck iſt koͤniglich. 3) Nahe beim Aus-
gang aus dieſer Kirche ſteht Leuwenhoecks Buͤſte aus
weiſſem Marmor, mit einer Bandſchleife an einem Obe-
lisk von grauem Marmor. Es iſt ihm von ſeiner Toch-
ter 1739. errichtet worden. Die Inſchrift ruͤhmt ſeine
mikroſkopiſchen Entdeckungen. Er war hier den 14ten
Oct. 1632. gebohren und ſtarb auch hier den 26. Aug.
1723. *)
Die Porzellanfabrik. Es iſt nur Fayence, aber
eine feine, und die nicht ſchwer iſt. Man macht darin
auch
*) Es iſt in dieſer Kirche noch ein vortrefliches Monu-
ment der Aufmerkſamkeit des Reiſenden wuͤrdig, nem-
lich der Eliſabeth von Marnix, einer Tochter des
Hrn. von St. Aldegonde.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/506>, abgerufen am 23.11.2024.
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