blickt. Da kan man recht sehen, wie sich die geringste Pflanze, wenn sie Platz hat, ausbreitet. Fällt das Seil, an dem das Pferd zieht, einmahl hinein, so wird es schwer von den vielen Pflanzenfäden die sich anhängen. Von Rotterdam geht der Weg über
Delft. Diese Stadt ist 2. Stunden von erstrer, und so, wie alle holländische Städte, nett, sauber, an- genehm, mit Kanälen durchschnitten, aus Backsteinen gebaut, hat viele schöne grosse Häuser, z. B. die Maga- zine der ostindischen Kompagnie von Delft, die Burger- meistershäuser, das Rathhaus etc. Man reist gemei- niglich nur durch, ich blieb aber über Mittag, einige Stunden in dem Wirthshause, die Stadt Rotterdam genannt, und besah
Den Marktplatz; er wird immer so sauber gehal- ten, daß eigne Weiber dazu bestellt sind, die das Bis- chen Gras, das zwischen den Steinen hervorwächst, be- ständig ausrupfen und in Schubkärren fortschaffen müs- sen.
Das Rathhaus. Zwischen den rothen Backstei- nen machen die Fenstergestelle, die gelb sind, mit den Säulen und Vergoldungen daran einen herrlichen An- blick *).
Die
*) Es ist von Heinrich de Keizer, einem guten Bild- hauer und geschickten Architekten, -- der zu Amster- dam 1565. gebohren ward und auch daselbst 1621. starb, -- angegeben. Er hat in seinem Vaterlande viele Beweise seiner Geschicklichkeit hinterlassen, wie denn auch des Erasmus Statue in Rotterdam von seiner Hand ist. Auf dem hiesigen Rathhause sieht
man
blickt. Da kan man recht ſehen, wie ſich die geringſte Pflanze, wenn ſie Platz hat, ausbreitet. Faͤllt das Seil, an dem das Pferd zieht, einmahl hinein, ſo wird es ſchwer von den vielen Pflanzenfaͤden die ſich anhaͤngen. Von Rotterdam geht der Weg uͤber
Delft. Dieſe Stadt iſt 2. Stunden von erſtrer, und ſo, wie alle hollaͤndiſche Staͤdte, nett, ſauber, an- genehm, mit Kanaͤlen durchſchnitten, aus Backſteinen gebaut, hat viele ſchoͤne groſſe Haͤuſer, z. B. die Maga- zine der oſtindiſchen Kompagnie von Delft, die Burger- meiſtershaͤuſer, das Rathhaus ꝛc. Man reiſt gemei- niglich nur durch, ich blieb aber uͤber Mittag, einige Stunden in dem Wirthshauſe, die Stadt Rotterdam genannt, und beſah
Den Marktplatz; er wird immer ſo ſauber gehal- ten, daß eigne Weiber dazu beſtellt ſind, die das Bis- chen Gras, das zwiſchen den Steinen hervorwaͤchſt, be- ſtaͤndig ausrupfen und in Schubkaͤrren fortſchaffen muͤſ- ſen.
Das Rathhaus. Zwiſchen den rothen Backſtei- nen machen die Fenſtergeſtelle, die gelb ſind, mit den Saͤulen und Vergoldungen daran einen herrlichen An- blick *).
Die
*) Es iſt von Heinrich de Keizer, einem guten Bild- hauer und geſchickten Architekten, — der zu Amſter- dam 1565. gebohren ward und auch daſelbſt 1621. ſtarb, — angegeben. Er hat in ſeinem Vaterlande viele Beweiſe ſeiner Geſchicklichkeit hinterlaſſen, wie denn auch des Erasmus Statue in Rotterdam von ſeiner Hand iſt. Auf dem hieſigen Rathhauſe ſieht
man
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0504"n="480"/>
blickt. Da kan man recht ſehen, wie ſich die geringſte<lb/>
Pflanze, wenn ſie Platz hat, ausbreitet. Faͤllt das Seil,<lb/>
an dem das Pferd zieht, einmahl hinein, ſo wird es<lb/>ſchwer von den vielen Pflanzenfaͤden die ſich anhaͤngen.<lb/>
Von <hirendition="#fr">Rotterdam</hi> geht der Weg uͤber</p><lb/><p><hirendition="#fr">Delft.</hi> Dieſe Stadt iſt 2. Stunden von erſtrer,<lb/>
und ſo, wie alle hollaͤndiſche Staͤdte, nett, ſauber, an-<lb/>
genehm, mit Kanaͤlen durchſchnitten, aus Backſteinen<lb/>
gebaut, hat viele ſchoͤne groſſe Haͤuſer, z. B. die Maga-<lb/>
zine der oſtindiſchen Kompagnie von <hirendition="#fr">Delft,</hi> die Burger-<lb/>
meiſtershaͤuſer, das Rathhaus ꝛc. Man reiſt gemei-<lb/>
niglich nur durch, ich blieb aber uͤber Mittag, einige<lb/>
Stunden in dem Wirthshauſe, die Stadt <hirendition="#fr">Rotterdam</hi><lb/>
genannt, und beſah</p><lb/><p><hirendition="#fr">Den Marktplatz;</hi> er wird immer ſo ſauber gehal-<lb/>
ten, daß eigne Weiber dazu beſtellt ſind, die das Bis-<lb/>
chen Gras, das zwiſchen den Steinen hervorwaͤchſt, be-<lb/>ſtaͤndig ausrupfen und in Schubkaͤrren fortſchaffen muͤſ-<lb/>ſen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Das Rathhaus.</hi> Zwiſchen den rothen Backſtei-<lb/>
nen machen die Fenſtergeſtelle, die gelb ſind, mit den<lb/>
Saͤulen und Vergoldungen daran einen herrlichen An-<lb/>
blick <notexml:id="fn10"next="#nfn10"place="foot"n="*)">Es iſt von <hirendition="#fr">Heinrich de Keizer,</hi> einem guten Bild-<lb/>
hauer und geſchickten Architekten, — der zu <hirendition="#fr">Amſter-<lb/>
dam</hi> 1565. gebohren ward und auch daſelbſt 1621.<lb/>ſtarb, — angegeben. Er hat in ſeinem Vaterlande<lb/>
viele Beweiſe ſeiner Geſchicklichkeit hinterlaſſen, wie<lb/>
denn auch des <hirendition="#fr">Erasmus</hi> Statue in <hirendition="#fr">Rotterdam</hi> von<lb/>ſeiner Hand iſt. Auf dem hieſigen Rathhauſe ſieht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">man</fw></note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[480/0504]
blickt. Da kan man recht ſehen, wie ſich die geringſte
Pflanze, wenn ſie Platz hat, ausbreitet. Faͤllt das Seil,
an dem das Pferd zieht, einmahl hinein, ſo wird es
ſchwer von den vielen Pflanzenfaͤden die ſich anhaͤngen.
Von Rotterdam geht der Weg uͤber
Delft. Dieſe Stadt iſt 2. Stunden von erſtrer,
und ſo, wie alle hollaͤndiſche Staͤdte, nett, ſauber, an-
genehm, mit Kanaͤlen durchſchnitten, aus Backſteinen
gebaut, hat viele ſchoͤne groſſe Haͤuſer, z. B. die Maga-
zine der oſtindiſchen Kompagnie von Delft, die Burger-
meiſtershaͤuſer, das Rathhaus ꝛc. Man reiſt gemei-
niglich nur durch, ich blieb aber uͤber Mittag, einige
Stunden in dem Wirthshauſe, die Stadt Rotterdam
genannt, und beſah
Den Marktplatz; er wird immer ſo ſauber gehal-
ten, daß eigne Weiber dazu beſtellt ſind, die das Bis-
chen Gras, das zwiſchen den Steinen hervorwaͤchſt, be-
ſtaͤndig ausrupfen und in Schubkaͤrren fortſchaffen muͤſ-
ſen.
Das Rathhaus. Zwiſchen den rothen Backſtei-
nen machen die Fenſtergeſtelle, die gelb ſind, mit den
Saͤulen und Vergoldungen daran einen herrlichen An-
blick *).
Die
*) Es iſt von Heinrich de Keizer, einem guten Bild-
hauer und geſchickten Architekten, — der zu Amſter-
dam 1565. gebohren ward und auch daſelbſt 1621.
ſtarb, — angegeben. Er hat in ſeinem Vaterlande
viele Beweiſe ſeiner Geſchicklichkeit hinterlaſſen, wie
denn auch des Erasmus Statue in Rotterdam von
ſeiner Hand iſt. Auf dem hieſigen Rathhauſe ſieht
man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/504>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.