Hrn. Fried. Reinwille, einem alten, gelehrten und bedauernswürdigen Manne, mit dem mich der junge En- gelländer, Mr. Waltnush bekannt machte. Ehemals war er Lehrer der Botanick in Lyon, aber seine asthma- tischen Umstände und erschrecklichen Krämpfe im Unter- leibe, nöthigten ihn zu privatisiren. Ein Mann, der in der Botanik der Niederlande viel gethan, auch andre Theile der Naturgeschichte bearbeitet hat, aber durch sei- ne Krankheit abgehalten wurde, jemals etwas bekannt zu machen. Ich sah seine Grassammlung aus diesen Gegenden durch, worin viele neue, unbekannte Arten vor- kamen. Er hat Briefe von Hallern, Linne' und an- dern Kräuterkundigen, denen er viel geschickt hat. Er beklagt sich aber über manche Gelehrte, daß sie ihm nicht antworten und nichts wieder schicken. Von Banks in London, der ihn hier besuchte, hat er viele südländische Pflanzen bekommen. Sein Zimmer ist mit den schön- sten Kopien von Rösel's Insektenwerk tapeziert, die er alle selbst gemacht und illuminirt hat. Er besitzt auch eine Münzsammlung, worin viele seltene Stücke vor- kamen. Aber seit 12. Jahren leidet der gute Mann er- staunend viel, und hat, weil er täglich den Tod erwartet, bereits über seine Sachen disponirt. Indes, daß der Engelländer und ich die Sachen durchsahen, schrie er oft und winselte. Sobald ich zu ihm kam, und wir über hunderterlei Dinge in der Natur sprachen, vergas er alle
Schmer-
von Instrumenten, die der dortige geschickte Instru- mentverfertiger Klay verfertigt. Die von dieser Ge- sellschaft herausgegebenen Schriften sind betittelt: Verhandelingen van het Bataafseh Genootshap et cet.Herausgeber.
Hrn. Fried. Reinwille, einem alten, gelehrten und bedauernswuͤrdigen Manne, mit dem mich der junge En- gellaͤnder, Mr. Waltnuſh bekannt machte. Ehemals war er Lehrer der Botanick in Lyon, aber ſeine aſthma- tiſchen Umſtaͤnde und erſchrecklichen Kraͤmpfe im Unter- leibe, noͤthigten ihn zu privatiſiren. Ein Mann, der in der Botanik der Niederlande viel gethan, auch andre Theile der Naturgeſchichte bearbeitet hat, aber durch ſei- ne Krankheit abgehalten wurde, jemals etwas bekannt zu machen. Ich ſah ſeine Grasſammlung aus dieſen Gegenden durch, worin viele neue, unbekannte Arten vor- kamen. Er hat Briefe von Hallern, Linne’ und an- dern Kraͤuterkundigen, denen er viel geſchickt hat. Er beklagt ſich aber uͤber manche Gelehrte, daß ſie ihm nicht antworten und nichts wieder ſchicken. Von Banks in London, der ihn hier beſuchte, hat er viele ſuͤdlaͤndiſche Pflanzen bekommen. Sein Zimmer iſt mit den ſchoͤn- ſten Kopien von Roͤſel’s Inſektenwerk tapeziert, die er alle ſelbſt gemacht und illuminirt hat. Er beſitzt auch eine Muͤnzſammlung, worin viele ſeltene Stuͤcke vor- kamen. Aber ſeit 12. Jahren leidet der gute Mann er- ſtaunend viel, und hat, weil er taͤglich den Tod erwartet, bereits uͤber ſeine Sachen disponirt. Indes, daß der Engellaͤnder und ich die Sachen durchſahen, ſchrie er oft und winſelte. Sobald ich zu ihm kam, und wir uͤber hunderterlei Dinge in der Natur ſprachen, vergas er alle
Schmer-
von Inſtrumenten, die der dortige geſchickte Inſtru- mentverfertiger Klay verfertigt. Die von dieſer Ge- ſellſchaft herausgegebenen Schriften ſind betittelt: Verhandelingen van het Bataafſeh Genootſhap et cet.Herausgeber.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0494"n="470"/><p>Hrn. <hirendition="#fr">Fried. Reinwille,</hi> einem alten, gelehrten und<lb/>
bedauernswuͤrdigen Manne, mit dem mich der junge En-<lb/>
gellaͤnder, <hirendition="#aq">Mr. <hirendition="#i">Waltnuſh</hi></hi> bekannt machte. Ehemals<lb/>
war er Lehrer der Botanick in <hirendition="#fr">Lyon,</hi> aber ſeine aſthma-<lb/>
tiſchen Umſtaͤnde und erſchrecklichen Kraͤmpfe im Unter-<lb/>
leibe, noͤthigten ihn zu privatiſiren. Ein Mann, der in<lb/>
der Botanik der <hirendition="#fr">Niederlande</hi> viel gethan, auch andre<lb/>
Theile der Naturgeſchichte bearbeitet hat, aber durch ſei-<lb/>
ne Krankheit abgehalten wurde, jemals etwas bekannt<lb/>
zu machen. Ich ſah ſeine <hirendition="#fr">Grasſammlung</hi> aus dieſen<lb/>
Gegenden durch, worin viele neue, unbekannte Arten vor-<lb/>
kamen. Er hat Briefe von <hirendition="#fr">Hallern, Linne’</hi> und an-<lb/>
dern Kraͤuterkundigen, denen er viel geſchickt hat. Er<lb/>
beklagt ſich aber uͤber manche Gelehrte, daß ſie ihm nicht<lb/>
antworten und nichts wieder ſchicken. Von <hirendition="#fr">Banks</hi> in<lb/><hirendition="#fr">London,</hi> der ihn hier beſuchte, hat er viele ſuͤdlaͤndiſche<lb/>
Pflanzen bekommen. Sein Zimmer iſt mit den ſchoͤn-<lb/>ſten Kopien von <hirendition="#fr">Roͤſel’s</hi> Inſektenwerk tapeziert, die er<lb/>
alle ſelbſt gemacht und illuminirt hat. Er beſitzt auch<lb/>
eine <hirendition="#fr">Muͤnzſammlung,</hi> worin viele ſeltene Stuͤcke vor-<lb/>
kamen. Aber ſeit 12. Jahren leidet der gute Mann er-<lb/>ſtaunend viel, und hat, weil er taͤglich den Tod erwartet,<lb/>
bereits uͤber ſeine Sachen disponirt. Indes, daß der<lb/>
Engellaͤnder und ich die Sachen durchſahen, ſchrie er oft<lb/>
und winſelte. Sobald ich zu ihm kam, und wir uͤber<lb/>
hunderterlei Dinge in der Natur ſprachen, vergas er alle<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schmer-</fw><lb/><notexml:id="nfn6"prev="#fn6"place="foot"n="**)">von Inſtrumenten, die der dortige geſchickte Inſtru-<lb/>
mentverfertiger <hirendition="#fr">Klay</hi> verfertigt. Die von dieſer Ge-<lb/>ſellſchaft herausgegebenen Schriften ſind betittelt:<lb/><hirendition="#aq">Verhandelingen van het Bataafſeh Genootſhap<lb/>
et cet.</hi><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[470/0494]
Hrn. Fried. Reinwille, einem alten, gelehrten und
bedauernswuͤrdigen Manne, mit dem mich der junge En-
gellaͤnder, Mr. Waltnuſh bekannt machte. Ehemals
war er Lehrer der Botanick in Lyon, aber ſeine aſthma-
tiſchen Umſtaͤnde und erſchrecklichen Kraͤmpfe im Unter-
leibe, noͤthigten ihn zu privatiſiren. Ein Mann, der in
der Botanik der Niederlande viel gethan, auch andre
Theile der Naturgeſchichte bearbeitet hat, aber durch ſei-
ne Krankheit abgehalten wurde, jemals etwas bekannt
zu machen. Ich ſah ſeine Grasſammlung aus dieſen
Gegenden durch, worin viele neue, unbekannte Arten vor-
kamen. Er hat Briefe von Hallern, Linne’ und an-
dern Kraͤuterkundigen, denen er viel geſchickt hat. Er
beklagt ſich aber uͤber manche Gelehrte, daß ſie ihm nicht
antworten und nichts wieder ſchicken. Von Banks in
London, der ihn hier beſuchte, hat er viele ſuͤdlaͤndiſche
Pflanzen bekommen. Sein Zimmer iſt mit den ſchoͤn-
ſten Kopien von Roͤſel’s Inſektenwerk tapeziert, die er
alle ſelbſt gemacht und illuminirt hat. Er beſitzt auch
eine Muͤnzſammlung, worin viele ſeltene Stuͤcke vor-
kamen. Aber ſeit 12. Jahren leidet der gute Mann er-
ſtaunend viel, und hat, weil er taͤglich den Tod erwartet,
bereits uͤber ſeine Sachen disponirt. Indes, daß der
Engellaͤnder und ich die Sachen durchſahen, ſchrie er oft
und winſelte. Sobald ich zu ihm kam, und wir uͤber
hunderterlei Dinge in der Natur ſprachen, vergas er alle
Schmer-
**)
**) von Inſtrumenten, die der dortige geſchickte Inſtru-
mentverfertiger Klay verfertigt. Die von dieſer Ge-
ſellſchaft herausgegebenen Schriften ſind betittelt:
Verhandelingen van het Bataafſeh Genootſhap
et cet. Herausgeber.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/494>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.