ist la Chapelle, wo die Herzoge von Lothringen bei- gesetzt sind. Kaiser JosephII. hörte hier, über der Asche seiner Voreltern im April 1777. bei der Durch- reise nach Frankreich eine Messe.
Zwischen Nancy und Vilaine, der nächsten Sta- tion, zeigt man den Reisenden zwei Plätze, wo König Stanislaus im Walde durch Ausfüllung ungeheurer Tiefen zwei Berge vereinigen wollte. Die Strasse geht wirklich drüberweg.
Toul hat nichts besonders, der bischöfliche Pallast auch nicht. La Dauphine heißt der Platz, der vier- eckicht, gros, und mit Bäumen und steinernen Bänken eingefaßt ist.
Bar le Duc. Ist der letzte Ort in Lothringen. Es sind grosse und gute Aubergen da, weil verschiedene Diligencen darin zusammen kommen.
Saint Dizier. Der erste beträchtliche Ort im eigentlichen Frankreich, in der Provinz Champagne. Aussen vor dem Städtchen ist die Douane, wo unter einem Schuppen mit allem grossen und kleinen Gepäcke der Reisenden die genaueste Visitirung vorgenommen wird; sogar die Nachtsäcke müssen aufgemacht werden. Kar- ten, Toback und alles Neue ist Kontrebande. Nur die Taschen der Reisenden werden nicht visitirt. Wer sei- nen Koffer, ohne daß er dabei ist, auf eine Messagerie gibt, muß auf dem Bureau in Strasburg die Schlüs- sel dazu lassen, die daran gebunden werden, sonst wird er aufgeschlagen. Nach Büchern fragt man nicht. Versiegelte Briefe dürfen der Post nicht entzogen werden. Und gleichwohl wird in Paris beim Bureau, wo man
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iſt la Chapelle, wo die Herzoge von Lothringen bei- geſetzt ſind. Kaiſer JoſephII. hoͤrte hier, uͤber der Aſche ſeiner Voreltern im April 1777. bei der Durch- reiſe nach Frankreich eine Meſſe.
Zwiſchen Nancy und Vilaine, der naͤchſten Sta- tion, zeigt man den Reiſenden zwei Plaͤtze, wo Koͤnig Stanislaus im Walde durch Ausfuͤllung ungeheurer Tiefen zwei Berge vereinigen wollte. Die Straſſe geht wirklich druͤberweg.
Toul hat nichts beſonders, der biſchoͤfliche Pallaſt auch nicht. La Dauphine heißt der Platz, der vier- eckicht, gros, und mit Baͤumen und ſteinernen Baͤnken eingefaßt iſt.
Bar le Duc. Iſt der letzte Ort in Lothringen. Es ſind groſſe und gute Aubergen da, weil verſchiedene Diligencen darin zuſammen kommen.
Saint Dizier. Der erſte betraͤchtliche Ort im eigentlichen Frankreich, in der Provinz Champagne. Auſſen vor dem Staͤdtchen iſt die Douane, wo unter einem Schuppen mit allem groſſen und kleinen Gepaͤcke der Reiſenden die genaueſte Viſitirung vorgenommen wird; ſogar die Nachtſaͤcke muͤſſen aufgemacht werden. Kar- ten, Toback und alles Neue iſt Kontrebande. Nur die Taſchen der Reiſenden werden nicht viſitirt. Wer ſei- nen Koffer, ohne daß er dabei iſt, auf eine Meſſagerie gibt, muß auf dem Bureau in Strasburg die Schluͤſ- ſel dazu laſſen, die daran gebunden werden, ſonſt wird er aufgeſchlagen. Nach Buͤchern fragt man nicht. Verſiegelte Briefe duͤrfen der Poſt nicht entzogen werden. Und gleichwohl wird in Paris beim Bureau, wo man
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iſt la Chapelle, wo die Herzoge von Lothringen bei-
geſetzt ſind. Kaiſer Joſeph II. hoͤrte hier, uͤber der
Aſche ſeiner Voreltern im April 1777. bei der Durch-
reiſe nach Frankreich eine Meſſe.
Zwiſchen Nancy und Vilaine, der naͤchſten Sta-
tion, zeigt man den Reiſenden zwei Plaͤtze, wo Koͤnig
Stanislaus im Walde durch Ausfuͤllung ungeheurer
Tiefen zwei Berge vereinigen wollte. Die Straſſe geht
wirklich druͤberweg.
Toul hat nichts beſonders, der biſchoͤfliche Pallaſt
auch nicht. La Dauphine heißt der Platz, der vier-
eckicht, gros, und mit Baͤumen und ſteinernen Baͤnken
eingefaßt iſt.
Bar le Duc. Iſt der letzte Ort in Lothringen.
Es ſind groſſe und gute Aubergen da, weil verſchiedene
Diligencen darin zuſammen kommen.
Saint Dizier. Der erſte betraͤchtliche Ort im
eigentlichen Frankreich, in der Provinz Champagne.
Auſſen vor dem Staͤdtchen iſt die Douane, wo unter
einem Schuppen mit allem groſſen und kleinen Gepaͤcke
der Reiſenden die genaueſte Viſitirung vorgenommen wird;
ſogar die Nachtſaͤcke muͤſſen aufgemacht werden. Kar-
ten, Toback und alles Neue iſt Kontrebande. Nur die
Taſchen der Reiſenden werden nicht viſitirt. Wer ſei-
nen Koffer, ohne daß er dabei iſt, auf eine Meſſagerie
gibt, muß auf dem Bureau in Strasburg die Schluͤſ-
ſel dazu laſſen, die daran gebunden werden, ſonſt wird
er aufgeſchlagen. Nach Buͤchern fragt man nicht.
Verſiegelte Briefe duͤrfen der Poſt nicht entzogen werden.
Und gleichwohl wird in Paris beim Bureau, wo man
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/47>, abgerufen am 24.11.2024.
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