La Sale a Compagnie. Die eingelegte Arbeit am Fußboden -- die Spiegel an der einen Seite, -- man kan nichts schöners sehen. Ein Zimmer mit den Bildnissen der ganzen Kaiserlichen Familie. Ma- ria Theresia und Joseph in der Mitte, nebst allen Herrn Schwägern des Kaisers mit ihren Gemahlinnen. Das Zimmer, wo der Erzherzog Maximilian logirte, im höchsten Geschmack. Eine ganze Gallerie von Ge- mälden. Man erstaunt über die unzählbare Menge. Mit den Tapeten aus der hiesigen Manufaktur sind, wie billig, fast alle Zimmer ausgeschlagen. Sie sind auch hier weit schöner als jene aufm Rathhause, und es ist kein Stolz, wenn man sie den Parisern an die Seite setzt. Sie stellen meist das Landleben vor. Ein Bauer, der Toback raucht, mit einem Schlapphute, und dem kurzen Pfeifchen, ist so natürlich, als er nur seyn kan, und so sind viele hundert Stücke da. Drauf ging ich, um
Die Federzeichnungen der Demoiselles Rid- derbosch zu besehen. Ich besuchte 3. Jungfern, Rue d'Hopital wohnhaft, auf die mich Hr. Needham auf- merksam gemacht hatte. Ich sah in seinem Zimmer einige ganz vortrefliche Federzeichnungen, welche diese Frauenzimmer gemacht hatten. Kein Kupferstich, kei- ne Tuschirung kan feiner seyn. Ein Stück, das er hat- te, die säugende Mutter, war so herrlich, als man's nur sehen konnte. Sie zeigten mir noch viele andre, die Jahrszeiten, Jagdstücke, Landschaften, einen nackten Menschenkörper etc. ein kleines Stück, wo 10. Menschen- köpfe drauf waren. -- Ich fand 3. Schwestern, die sich davon nähren, und in der Jugend, wie sie mir sagten, nur im Crayonniren Unterricht bekommen haben. Man
lästert,
La Sale à Compagnie. Die eingelegte Arbeit am Fußboden — die Spiegel an der einen Seite, — man kan nichts ſchoͤners ſehen. Ein Zimmer mit den Bildniſſen der ganzen Kaiſerlichen Familie. Ma- ria Thereſia und Joſeph in der Mitte, nebſt allen Herrn Schwaͤgern des Kaiſers mit ihren Gemahlinnen. Das Zimmer, wo der Erzherzog Maximilian logirte, im hoͤchſten Geſchmack. Eine ganze Gallerie von Ge- maͤlden. Man erſtaunt uͤber die unzaͤhlbare Menge. Mit den Tapeten aus der hieſigen Manufaktur ſind, wie billig, faſt alle Zimmer ausgeſchlagen. Sie ſind auch hier weit ſchoͤner als jene aufm Rathhauſe, und es iſt kein Stolz, wenn man ſie den Pariſern an die Seite ſetzt. Sie ſtellen meiſt das Landleben vor. Ein Bauer, der Toback raucht, mit einem Schlapphute, und dem kurzen Pfeifchen, iſt ſo natuͤrlich, als er nur ſeyn kan, und ſo ſind viele hundert Stuͤcke da. Drauf ging ich, um
Die Federzeichnungen der Demoiſelles Rid- derboſch zu beſehen. Ich beſuchte 3. Jungfern, Rue d’Hôpital wohnhaft, auf die mich Hr. Needham auf- merkſam gemacht hatte. Ich ſah in ſeinem Zimmer einige ganz vortrefliche Federzeichnungen, welche dieſe Frauenzimmer gemacht hatten. Kein Kupferſtich, kei- ne Tuſchirung kan feiner ſeyn. Ein Stuͤck, das er hat- te, die ſaͤugende Mutter, war ſo herrlich, als man’s nur ſehen konnte. Sie zeigten mir noch viele andre, die Jahrszeiten, Jagdſtuͤcke, Landſchaften, einen nackten Menſchenkoͤrper ꝛc. ein kleines Stuͤck, wo 10. Menſchen- koͤpfe drauf waren. — Ich fand 3. Schweſtern, die ſich davon naͤhren, und in der Jugend, wie ſie mir ſagten, nur im Crayonniren Unterricht bekommen haben. Man
laͤſtert,
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La Sale à Compagnie. Die eingelegte Arbeit
am Fußboden — die Spiegel an der einen Seite, —
man kan nichts ſchoͤners ſehen. Ein Zimmer mit den
Bildniſſen der ganzen Kaiſerlichen Familie. Ma-
ria Thereſia und Joſeph in der Mitte, nebſt allen
Herrn Schwaͤgern des Kaiſers mit ihren Gemahlinnen.
Das Zimmer, wo der Erzherzog Maximilian logirte,
im hoͤchſten Geſchmack. Eine ganze Gallerie von Ge-
maͤlden. Man erſtaunt uͤber die unzaͤhlbare Menge.
Mit den Tapeten aus der hieſigen Manufaktur ſind, wie
billig, faſt alle Zimmer ausgeſchlagen. Sie ſind auch
hier weit ſchoͤner als jene aufm Rathhauſe, und es iſt
kein Stolz, wenn man ſie den Pariſern an die Seite
ſetzt. Sie ſtellen meiſt das Landleben vor. Ein Bauer,
der Toback raucht, mit einem Schlapphute, und dem
kurzen Pfeifchen, iſt ſo natuͤrlich, als er nur ſeyn kan,
und ſo ſind viele hundert Stuͤcke da. Drauf ging ich,
um
Die Federzeichnungen der Demoiſelles Rid-
derboſch zu beſehen. Ich beſuchte 3. Jungfern, Rue
d’Hôpital wohnhaft, auf die mich Hr. Needham auf-
merkſam gemacht hatte. Ich ſah in ſeinem Zimmer
einige ganz vortrefliche Federzeichnungen, welche dieſe
Frauenzimmer gemacht hatten. Kein Kupferſtich, kei-
ne Tuſchirung kan feiner ſeyn. Ein Stuͤck, das er hat-
te, die ſaͤugende Mutter, war ſo herrlich, als man’s
nur ſehen konnte. Sie zeigten mir noch viele andre, die
Jahrszeiten, Jagdſtuͤcke, Landſchaften, einen nackten
Menſchenkoͤrper ꝛc. ein kleines Stuͤck, wo 10. Menſchen-
koͤpfe drauf waren. — Ich fand 3. Schweſtern, die ſich
davon naͤhren, und in der Jugend, wie ſie mir ſagten,
nur im Crayonniren Unterricht bekommen haben. Man
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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