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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Im französischen Hospital hat man ganz neuerlich ein
wohlfeiles Mittel entdeckt, Plumacons und Charpie
zu bekommen. Man läßt von den Stühlen, auf denen
man leinene Bänder macht, die Flocken und Abfälle,
die an den Seiten des Stuhls hängen, sammeln, und
legt diese in die Wunde. Es sieht aus, wie die fein-
ste Baumwolle, und saugt die Feuchtigkeiten der Wunde
viel besser ein, als die sonst gezupften Plumacons. Die
Engelländer zupfen auch die Leinwand nicht, sondern scha-
ben mit dem Messer die kleinen Fäschen ab und bekom-
men sie auf diese Art ungemein fein. Im vorigen
Jahre sollen die Chirurg[j]ens-Majors ganze Kasten
und Kisten voll schon gemachter Plumacons bei sich
gehabt haben.

Unter dem Bürgerstande ist das Kaffeetrinken noch
nicht so allgemein. Man macht sich Visiten des Nach-
mittags, ohne daß Kaffee vorgesetzt wird.

Die Feuerarbeiter in der Stadt brauchen Stein-
kohlen.
Man gräbt sie bei Lach, nicht weit von Wei-
ler,
einem Städtchen im obern Elsaß, 4. Stunden
von Strasburg. Die Steinkohlengruben liegen auf
einem gräflichen Gebiet. Kaufleute aus der Stadt neh-
men sie in Bestand; man bringt die Kohlen zu Wasser.
Sie lassen nach dem Verbrennen mehr Schlacken zurück,
als Asche, und sind auch sehr reichhaltig zum Theil an
Bleierz, zum Theil an Kupfer.

Beim Bad Niederbrunn, 9. Stunden von
Strasburg, gibts rothe Sandsteine mit dendriti-
schen Zeichnungen,
die sehr schön sind. Sie sind dort
so häufig, daß man damit mauert. Man ver-

sicherte
B

Im franzoͤſiſchen Hoſpital hat man ganz neuerlich ein
wohlfeiles Mittel entdeckt, Plumaçons und Charpie
zu bekommen. Man laͤßt von den Stuͤhlen, auf denen
man leinene Baͤnder macht, die Flocken und Abfaͤlle,
die an den Seiten des Stuhls haͤngen, ſammeln, und
legt dieſe in die Wunde. Es ſieht aus, wie die fein-
ſte Baumwolle, und ſaugt die Feuchtigkeiten der Wunde
viel beſſer ein, als die ſonſt gezupften Plumaçons. Die
Engellaͤnder zupfen auch die Leinwand nicht, ſondern ſcha-
ben mit dem Meſſer die kleinen Faͤschen ab und bekom-
men ſie auf dieſe Art ungemein fein. Im vorigen
Jahre ſollen die Chirurg[j]ens-Majors ganze Kaſten
und Kiſten voll ſchon gemachter Plumaçons bei ſich
gehabt haben.

Unter dem Buͤrgerſtande iſt das Kaffeetrinken noch
nicht ſo allgemein. Man macht ſich Viſiten des Nach-
mittags, ohne daß Kaffee vorgeſetzt wird.

Die Feuerarbeiter in der Stadt brauchen Stein-
kohlen.
Man graͤbt ſie bei Lach, nicht weit von Wei-
ler,
einem Staͤdtchen im obern Elſaß, 4. Stunden
von Strasburg. Die Steinkohlengruben liegen auf
einem graͤflichen Gebiet. Kaufleute aus der Stadt neh-
men ſie in Beſtand; man bringt die Kohlen zu Waſſer.
Sie laſſen nach dem Verbrennen mehr Schlacken zuruͤck,
als Aſche, und ſind auch ſehr reichhaltig zum Theil an
Bleierz, zum Theil an Kupfer.

Beim Bad Niederbrunn, 9. Stunden von
Strasburg, gibts rothe Sandſteine mit dendriti-
ſchen Zeichnungen,
die ſehr ſchoͤn ſind. Sie ſind dort
ſo haͤufig, daß man damit mauert. Man ver-

ſicherte
B
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[17/0041] Im franzoͤſiſchen Hoſpital hat man ganz neuerlich ein wohlfeiles Mittel entdeckt, Plumaçons und Charpie zu bekommen. Man laͤßt von den Stuͤhlen, auf denen man leinene Baͤnder macht, die Flocken und Abfaͤlle, die an den Seiten des Stuhls haͤngen, ſammeln, und legt dieſe in die Wunde. Es ſieht aus, wie die fein- ſte Baumwolle, und ſaugt die Feuchtigkeiten der Wunde viel beſſer ein, als die ſonſt gezupften Plumaçons. Die Engellaͤnder zupfen auch die Leinwand nicht, ſondern ſcha- ben mit dem Meſſer die kleinen Faͤschen ab und bekom- men ſie auf dieſe Art ungemein fein. Im vorigen Jahre ſollen die Chirurgjens-Majors ganze Kaſten und Kiſten voll ſchon gemachter Plumaçons bei ſich gehabt haben. Unter dem Buͤrgerſtande iſt das Kaffeetrinken noch nicht ſo allgemein. Man macht ſich Viſiten des Nach- mittags, ohne daß Kaffee vorgeſetzt wird. Die Feuerarbeiter in der Stadt brauchen Stein- kohlen. Man graͤbt ſie bei Lach, nicht weit von Wei- ler, einem Staͤdtchen im obern Elſaß, 4. Stunden von Strasburg. Die Steinkohlengruben liegen auf einem graͤflichen Gebiet. Kaufleute aus der Stadt neh- men ſie in Beſtand; man bringt die Kohlen zu Waſſer. Sie laſſen nach dem Verbrennen mehr Schlacken zuruͤck, als Aſche, und ſind auch ſehr reichhaltig zum Theil an Bleierz, zum Theil an Kupfer. Beim Bad Niederbrunn, 9. Stunden von Strasburg, gibts rothe Sandſteine mit dendriti- ſchen Zeichnungen, die ſehr ſchoͤn ſind. Sie ſind dort ſo haͤufig, daß man damit mauert. Man ver- ſicherte B

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/41>, abgerufen am 29.03.2024.