Die Bibliothek, welche ich ebenfals besuchte, be- komt wenig Zuwachs in den neuern Zeiten. Im theo- logischen Fach sind einige alte Bibeln da, aber keine Hauptwerke. Medicinische, physische und naturhistori- sche Bücher stehn noch beisammen, und haben auch wohl Platz. Von neuern Schriften ist gar nichts da, nicht ein- mahl Hallers grosse Physiologie, nicht einmahl Reau- mur Histoire des Insectes etc. Aristoteles mit allen seinen Kommentatoren, Theophrastus, Hippocra- tes, Galenus, Avicenna etc. sind da, aber keine neue Schriften. Aus Engelland ist fast gar nichts vorhanden, Parson of Hermaphrodites fand ich indes doch hier.
D.Corvinus Kabinet vergaß ich auch nicht zu besehen. In der Mineralogie ists am stärksten. Man findet da viele Quecksilberstufen aus Spanien, Oester- reich, auch eine sehr schöne aus Indien. Ferner Sil- ber- Blei-Erzstufen aus dem Würtembergischen von Alpisspach her, hübsche Stücke von gewachsenem Silber aus dem Würtembergischen und Fürstenbergischen, Kupfer, viele Terrae sigillatae, mit den Präparaten davon, die in die materia medica einschlagen. Moose sezt der Besitzer nur so, wie sie sind, nach Wegnehmung aller erdichten Theile, in eine Schublade, sie werden hart und konserviren sich gut. Alles ist in Schubladen, die in Fächer abgetheilt sind. Viel grosse Stücke Quarz, sonderlich amethystfärbige von der Mosel; Blutsteine die ungemein glatt sind, wie polirter Stahl; schöne ame- thystfärbige Quarzdrusen; wenig besondre Muscheln; eine Spina dorsi und Häute vom Crotalus horridus, aber noch sehr jung und klein; Incrustata; viel sogenanntes versteinertes Holz; Zähne und Kieferstücke aus d[e]m Rhein etc. Ein Stück Bernstein, worin eine Musca
Linn.
Die Bibliothek, welche ich ebenfals beſuchte, be- komt wenig Zuwachs in den neuern Zeiten. Im theo- logiſchen Fach ſind einige alte Bibeln da, aber keine Hauptwerke. Mediciniſche, phyſiſche und naturhiſtori- ſche Buͤcher ſtehn noch beiſammen, und haben auch wohl Platz. Von neuern Schriften iſt gar nichts da, nicht ein- mahl Hallers groſſe Phyſiologie, nicht einmahl Reau- mur Hiſtoire des Inſectes etc. Ariſtoteles mit allen ſeinen Kommentatoren, Theophraſtus, Hippocra- tes, Galenus, Avicenna etc. ſind da, aber keine neue Schriften. Aus Engelland iſt faſt gar nichts vorhanden, Parſon of Hermaphrodites fand ich indes doch hier.
D.Corvinus Kabinet vergaß ich auch nicht zu beſehen. In der Mineralogie iſts am ſtaͤrkſten. Man findet da viele Queckſilberſtufen aus Spanien, Oeſter- reich, auch eine ſehr ſchoͤne aus Indien. Ferner Sil- ber- Blei-Erzſtufen aus dem Wuͤrtembergiſchen von Alpisſpach her, huͤbſche Stuͤcke von gewachſenem Silber aus dem Wuͤrtembergiſchen und Fuͤrſtenbergiſchen, Kupfer, viele Terrae ſigillatae, mit den Praͤparaten davon, die in die materia medica einſchlagen. Mooſe ſezt der Beſitzer nur ſo, wie ſie ſind, nach Wegnehmung aller erdichten Theile, in eine Schublade, ſie werden hart und konſerviren ſich gut. Alles iſt in Schubladen, die in Faͤcher abgetheilt ſind. Viel groſſe Stuͤcke Quarz, ſonderlich amethyſtfaͤrbige von der Moſel; Blutſteine die ungemein glatt ſind, wie polirter Stahl; ſchoͤne ame- thyſtfaͤrbige Quarzdruſen; wenig beſondre Muſcheln; eine Spina dorſi und Haͤute vom Crotalus horridus, aber noch ſehr jung und klein; Incruſtata; viel ſogenanntes verſteinertes Holz; Zaͤhne und Kieferſtuͤcke aus d[e]m Rhein ꝛc. Ein Stuͤck Bernſtein, worin eine Muſca
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Die Bibliothek, welche ich ebenfals beſuchte, be-
komt wenig Zuwachs in den neuern Zeiten. Im theo-
logiſchen Fach ſind einige alte Bibeln da, aber keine
Hauptwerke. Mediciniſche, phyſiſche und naturhiſtori-
ſche Buͤcher ſtehn noch beiſammen, und haben auch wohl
Platz. Von neuern Schriften iſt gar nichts da, nicht ein-
mahl Hallers groſſe Phyſiologie, nicht einmahl Reau-
mur Hiſtoire des Inſectes etc. Ariſtoteles mit
allen ſeinen Kommentatoren, Theophraſtus, Hippocra-
tes, Galenus, Avicenna etc. ſind da, aber keine neue
Schriften. Aus Engelland iſt faſt gar nichts vorhanden,
Parſon of Hermaphrodites fand ich indes doch hier.
D. Corvinus Kabinet vergaß ich auch nicht zu
beſehen. In der Mineralogie iſts am ſtaͤrkſten. Man
findet da viele Queckſilberſtufen aus Spanien, Oeſter-
reich, auch eine ſehr ſchoͤne aus Indien. Ferner Sil-
ber- Blei-Erzſtufen aus dem Wuͤrtembergiſchen von
Alpisſpach her, huͤbſche Stuͤcke von gewachſenem Silber
aus dem Wuͤrtembergiſchen und Fuͤrſtenbergiſchen,
Kupfer, viele Terrae ſigillatae, mit den Praͤparaten
davon, die in die materia medica einſchlagen. Mooſe
ſezt der Beſitzer nur ſo, wie ſie ſind, nach Wegnehmung
aller erdichten Theile, in eine Schublade, ſie werden hart
und konſerviren ſich gut. Alles iſt in Schubladen, die
in Faͤcher abgetheilt ſind. Viel groſſe Stuͤcke Quarz,
ſonderlich amethyſtfaͤrbige von der Moſel; Blutſteine
die ungemein glatt ſind, wie polirter Stahl; ſchoͤne ame-
thyſtfaͤrbige Quarzdruſen; wenig beſondre Muſcheln; eine
Spina dorſi und Haͤute vom Crotalus horridus, aber
noch ſehr jung und klein; Incruſtata; viel ſogenanntes
verſteinertes Holz; Zaͤhne und Kieferſtuͤcke aus dem
Rhein ꝛc. Ein Stuͤck Bernſtein, worin eine Muſca
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/34>, abgerufen am 22.11.2024.
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