Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Astronomie, Vergoldungen, Betten, Chymische Gefäs-
se etc. kurz alles was schön und geschmackvoll seyn kan,
war da beisammen. Schade, daß kein grösserer Platz
da war, die Sachen besser auseinander zu stellen. Ich
habe kein Wort geredet, nur gesehen, nur mich immer
umgedreht, aber wenn ich wieder kam, sah ich allemahl
wieder was anders. Alles war prächtig aufgestellt, fast
alles hatte sein Glaskästchen, sein Gestelle etc. Man
mußte Degen und Stock zurücklassen, wenn man keinen
Schaden anrichten wollte. Was mir am merkwürdig-
sten war, -- aber unter der Menge hab' ich gewis vie-
les übersehen -- war: 1) Eine der grösten Elektrisir-
Maschinen,
die in Europa ist. Die Glasscheibe dar-
an hatte 5. Schuh im Durchmesser. 2) Das Cuffi-
sche Microscop
aus London. Es hatte 10. Louisd'or
gekostet. Das Auge ward von der Politur, auch im Glas-
kästchen geblendet. Das Herz wurde mir schwer, wie
ich so was herrliches für einen Naturforscher sah. Bei
dem einzigen Stück dacht' ich: ach wenn du das hättest!
Wie vergnügt könnten dich 10. Louisd'or machen? woltest
sie gleich nach London schicken. 3) Glasplatten mit
den Rauten
zu allerlei elektrischen Illuminationen.
Man konnte sehr leicht die Desseins auf hunderterlei Art
verändern. 4) Ein Seeigel mit seinen Stacheln.
Einige waren Fingerslang und Fingersdick. Ob nicht
welche, wenn sie abfallen angeklebt worden waren, konn-
te man nicht sehen. Doch das wäre auch keine Verfäl-
schung der Natur. 5) Eine Kugel aus Elfenbein,
mit unzählbar vielen andern Sachen inwendig, aufs fein-
ste gearbeitet. 6) Eine chymische Werkstätte, der
Studirstube und dem Bibliothekzimmer gerade gegen
über; hell, gros, mit allem möglichen versehen, viele

Oefen,

Aſtronomie, Vergoldungen, Betten, Chymiſche Gefaͤſ-
ſe ꝛc. kurz alles was ſchoͤn und geſchmackvoll ſeyn kan,
war da beiſammen. Schade, daß kein groͤſſerer Platz
da war, die Sachen beſſer auseinander zu ſtellen. Ich
habe kein Wort geredet, nur geſehen, nur mich immer
umgedreht, aber wenn ich wieder kam, ſah ich allemahl
wieder was anders. Alles war praͤchtig aufgeſtellt, faſt
alles hatte ſein Glaskaͤſtchen, ſein Geſtelle ꝛc. Man
mußte Degen und Stock zuruͤcklaſſen, wenn man keinen
Schaden anrichten wollte. Was mir am merkwuͤrdig-
ſten war, — aber unter der Menge hab’ ich gewis vie-
les uͤberſehen — war: 1) Eine der groͤſten Elektriſir-
Maſchinen,
die in Europa iſt. Die Glasſcheibe dar-
an hatte 5. Schuh im Durchmeſſer. 2) Das Cuffi-
ſche Microſcop
aus London. Es hatte 10. Louisd’or
gekoſtet. Das Auge ward von der Politur, auch im Glas-
kaͤſtchen geblendet. Das Herz wurde mir ſchwer, wie
ich ſo was herrliches fuͤr einen Naturforſcher ſah. Bei
dem einzigen Stuͤck dacht’ ich: ach wenn du das haͤtteſt!
Wie vergnuͤgt koͤnnten dich 10. Louisd’or machen? wolteſt
ſie gleich nach London ſchicken. 3) Glasplatten mit
den Rauten
zu allerlei elektriſchen Illuminationen.
Man konnte ſehr leicht die Deſſeins auf hunderterlei Art
veraͤndern. 4) Ein Seeigel mit ſeinen Stacheln.
Einige waren Fingerslang und Fingersdick. Ob nicht
welche, wenn ſie abfallen angeklebt worden waren, konn-
te man nicht ſehen. Doch das waͤre auch keine Verfaͤl-
ſchung der Natur. 5) Eine Kugel aus Elfenbein,
mit unzaͤhlbar vielen andern Sachen inwendig, aufs fein-
ſte gearbeitet. 6) Eine chymiſche Werkſtaͤtte, der
Studirſtube und dem Bibliothekzimmer gerade gegen
uͤber; hell, gros, mit allem moͤglichen verſehen, viele

Oefen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0311" n="287"/>
A&#x017F;tronomie, Vergoldungen, Betten, Chymi&#x017F;che Gefa&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e &#xA75B;c. kurz alles was &#x017F;cho&#x0364;n und ge&#x017F;chmackvoll &#x017F;eyn kan,<lb/>
war da bei&#x017F;ammen. Schade, daß kein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Platz<lb/>
da war, die Sachen be&#x017F;&#x017F;er auseinander zu &#x017F;tellen. Ich<lb/>
habe kein Wort geredet, nur ge&#x017F;ehen, nur mich immer<lb/>
umgedreht, aber wenn ich wieder kam, &#x017F;ah ich allemahl<lb/>
wieder was anders. Alles war pra&#x0364;chtig aufge&#x017F;tellt, fa&#x017F;t<lb/>
alles hatte &#x017F;ein Glaska&#x0364;&#x017F;tchen, &#x017F;ein Ge&#x017F;telle &#xA75B;c. Man<lb/>
mußte Degen und Stock zuru&#x0364;ckla&#x017F;&#x017F;en, wenn man keinen<lb/>
Schaden anrichten wollte. Was mir am merkwu&#x0364;rdig-<lb/>
&#x017F;ten war, &#x2014; aber unter der Menge hab&#x2019; ich gewis vie-<lb/>
les u&#x0364;ber&#x017F;ehen &#x2014; war: 1) Eine der gro&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Elektri&#x017F;ir-<lb/>
Ma&#x017F;chinen,</hi> die in <hi rendition="#fr">Europa</hi> i&#x017F;t. Die Glas&#x017F;cheibe dar-<lb/>
an hatte 5. Schuh im Durchme&#x017F;&#x017F;er. 2) Das <hi rendition="#fr">Cuffi-<lb/>
&#x017F;che Micro&#x017F;cop</hi> aus <hi rendition="#fr">London.</hi> Es hatte 10. Louisd&#x2019;or<lb/>
geko&#x017F;tet. Das Auge ward von der Politur, auch im Glas-<lb/>
ka&#x0364;&#x017F;tchen geblendet. Das Herz wurde mir &#x017F;chwer, wie<lb/>
ich &#x017F;o was herrliches fu&#x0364;r einen Naturfor&#x017F;cher &#x017F;ah. Bei<lb/>
dem einzigen Stu&#x0364;ck dacht&#x2019; ich: ach wenn du das ha&#x0364;tte&#x017F;t!<lb/>
Wie vergnu&#x0364;gt ko&#x0364;nnten dich 10. Louisd&#x2019;or machen? wolte&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie gleich nach <hi rendition="#fr">London</hi> &#x017F;chicken. 3) <hi rendition="#fr">Glasplatten mit<lb/>
den Rauten</hi> zu allerlei elektri&#x017F;chen Illuminationen.<lb/>
Man konnte &#x017F;ehr leicht die De&#x017F;&#x017F;eins auf hunderterlei Art<lb/>
vera&#x0364;ndern. 4) <hi rendition="#fr">Ein Seeigel mit &#x017F;einen Stacheln.</hi><lb/>
Einige waren Fingerslang und Fingersdick. Ob nicht<lb/>
welche, wenn &#x017F;ie abfallen angeklebt worden waren, konn-<lb/>
te man nicht &#x017F;ehen. Doch das wa&#x0364;re auch keine Verfa&#x0364;l-<lb/>
&#x017F;chung der Natur. 5) Eine <hi rendition="#fr">Kugel aus Elfenbein,</hi><lb/>
mit unza&#x0364;hlbar vielen andern Sachen inwendig, aufs fein-<lb/>
&#x017F;te gearbeitet. 6) Eine <hi rendition="#fr">chymi&#x017F;che Werk&#x017F;ta&#x0364;tte,</hi> der<lb/>
Studir&#x017F;tube und dem Bibliothekzimmer gerade gegen<lb/>
u&#x0364;ber; hell, gros, mit allem mo&#x0364;glichen ver&#x017F;ehen, viele<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Oefen,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0311] Aſtronomie, Vergoldungen, Betten, Chymiſche Gefaͤſ- ſe ꝛc. kurz alles was ſchoͤn und geſchmackvoll ſeyn kan, war da beiſammen. Schade, daß kein groͤſſerer Platz da war, die Sachen beſſer auseinander zu ſtellen. Ich habe kein Wort geredet, nur geſehen, nur mich immer umgedreht, aber wenn ich wieder kam, ſah ich allemahl wieder was anders. Alles war praͤchtig aufgeſtellt, faſt alles hatte ſein Glaskaͤſtchen, ſein Geſtelle ꝛc. Man mußte Degen und Stock zuruͤcklaſſen, wenn man keinen Schaden anrichten wollte. Was mir am merkwuͤrdig- ſten war, — aber unter der Menge hab’ ich gewis vie- les uͤberſehen — war: 1) Eine der groͤſten Elektriſir- Maſchinen, die in Europa iſt. Die Glasſcheibe dar- an hatte 5. Schuh im Durchmeſſer. 2) Das Cuffi- ſche Microſcop aus London. Es hatte 10. Louisd’or gekoſtet. Das Auge ward von der Politur, auch im Glas- kaͤſtchen geblendet. Das Herz wurde mir ſchwer, wie ich ſo was herrliches fuͤr einen Naturforſcher ſah. Bei dem einzigen Stuͤck dacht’ ich: ach wenn du das haͤtteſt! Wie vergnuͤgt koͤnnten dich 10. Louisd’or machen? wolteſt ſie gleich nach London ſchicken. 3) Glasplatten mit den Rauten zu allerlei elektriſchen Illuminationen. Man konnte ſehr leicht die Deſſeins auf hunderterlei Art veraͤndern. 4) Ein Seeigel mit ſeinen Stacheln. Einige waren Fingerslang und Fingersdick. Ob nicht welche, wenn ſie abfallen angeklebt worden waren, konn- te man nicht ſehen. Doch das waͤre auch keine Verfaͤl- ſchung der Natur. 5) Eine Kugel aus Elfenbein, mit unzaͤhlbar vielen andern Sachen inwendig, aufs fein- ſte gearbeitet. 6) Eine chymiſche Werkſtaͤtte, der Studirſtube und dem Bibliothekzimmer gerade gegen uͤber; hell, gros, mit allem moͤglichen verſehen, viele Oefen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/311
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/311>, abgerufen am 18.12.2024.