ren natürlichen Krümmungen angebracht, hatte sogar dem linken Herzen eine röthere Farbe gegeben, als dem rech- ten, um nur nichts zu vergessen. Sie zeigte uns einen langen Darmkanal, den sie am Mesenterio, grade, wie die Natur es macht, angebracht hatte, eine Leber, die in zwei Hälften zerschnitten war, wo man den wunderba- ren Lauf der Pfortader in diesem Laboratorium sehen konte. Eben so hatte sie die Nieren in der Mitte zerschnitten, um uns die arter. secern., die papillul., die infundib. das pelvis ren., die ureter. zu zeigen, und man kon- te nichts schöners sehen. Sie zeigte uns den ductum Pequet. und seine Insertion mit 2. orific. in die venam subclav. sinistr. der war ganz weis und unvergleichlich. Sie hatte einen Uterus, der recht sanguine turgidus war, darin sas ein Kind in 7--8ten Monat, daran Kopf und Lage ein wahres Meisterstück waren; Nabelschnur und Mutterkuchen waren aufs schön- ste nachgeahmt. Davon hatte sie 2. Exemplare, ein grösseres und ein kleineres. Sie hatte einen Mutterku- chen, den sie in der Mitte durchschneiden konte, um das Verschlingen der Gefässe zu zeigen, sie hatte ihn nach ei- nem nachgemacht, der ihr in der Stunde, wo er geboh- ren wurde, gebracht ward. Sie besaß kleine Foetus von den ersten Tagen nach der Schwängerung an, die an Stecknadeln in Gläsern hängen. Sie hatte Kinnladen mit Zähnen von allen 3 Gattungen, nahm sie heraus, und zeigte die Verschiedenheit in den Wurzeln daran. Den nemlichen Kinnbacken hatte sie in der Mitte gespal- ten, und wie er in 2. Hälften zerfiel, sah man mit Er- staunen die feinsten Arterien, Venen und Nerven unter- einander laufen. Sie hatte das Auge mit seinen Häuten, die Crystalllinse war von Glas, die gläserne
Feuch-
ren natuͤrlichen Kruͤmmungen angebracht, hatte ſogar dem linken Herzen eine roͤthere Farbe gegeben, als dem rech- ten, um nur nichts zu vergeſſen. Sie zeigte uns einen langen Darmkanal, den ſie am Meſenterio, grade, wie die Natur es macht, angebracht hatte, eine Leber, die in zwei Haͤlften zerſchnitten war, wo man den wunderba- ren Lauf der Pfortader in dieſem Laboratorium ſehen konte. Eben ſo hatte ſie die Nieren in der Mitte zerſchnitten, um uns die arter. ſecern., die papillul., die infundib. das pelvis ren., die ureter. zu zeigen, und man kon- te nichts ſchoͤners ſehen. Sie zeigte uns den ductum Pequet. und ſeine Inſertion mit 2. orific. in die venam ſubclav. ſiniſtr. der war ganz weis und unvergleichlich. Sie hatte einen Uterus, der recht ſanguine turgidus war, darin ſas ein Kind in 7—8ten Monat, daran Kopf und Lage ein wahres Meiſterſtuͤck waren; Nabelſchnur und Mutterkuchen waren aufs ſchoͤn- ſte nachgeahmt. Davon hatte ſie 2. Exemplare, ein groͤſſeres und ein kleineres. Sie hatte einen Mutterku- chen, den ſie in der Mitte durchſchneiden konte, um das Verſchlingen der Gefaͤſſe zu zeigen, ſie hatte ihn nach ei- nem nachgemacht, der ihr in der Stunde, wo er geboh- ren wurde, gebracht ward. Sie beſaß kleine Foetus von den erſten Tagen nach der Schwaͤngerung an, die an Stecknadeln in Glaͤſern haͤngen. Sie hatte Kinnladen mit Zaͤhnen von allen 3 Gattungen, nahm ſie heraus, und zeigte die Verſchiedenheit in den Wurzeln daran. Den nemlichen Kinnbacken hatte ſie in der Mitte geſpal- ten, und wie er in 2. Haͤlften zerfiel, ſah man mit Er- ſtaunen die feinſten Arterien, Venen und Nerven unter- einander laufen. Sie hatte das Auge mit ſeinen Haͤuten, die Cryſtalllinſe war von Glas, die glaͤſerne
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ren natuͤrlichen Kruͤmmungen angebracht, hatte ſogar dem
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langen Darmkanal, den ſie am Meſenterio, grade,
wie die Natur es macht, angebracht hatte, eine Leber, die
in zwei Haͤlften zerſchnitten war, wo man den wunderba-
ren Lauf der Pfortader in dieſem Laboratorium ſehen konte.
Eben ſo hatte ſie die Nieren in der Mitte zerſchnitten, um
uns die arter. ſecern., die papillul., die infundib.
das pelvis ren., die ureter. zu zeigen, und man kon-
te nichts ſchoͤners ſehen. Sie zeigte uns den ductum
Pequet. und ſeine Inſertion mit 2. orific. in
die venam ſubclav. ſiniſtr. der war ganz weis und
unvergleichlich. Sie hatte einen Uterus, der recht
ſanguine turgidus war, darin ſas ein Kind in 7—8ten
Monat, daran Kopf und Lage ein wahres Meiſterſtuͤck
waren; Nabelſchnur und Mutterkuchen waren aufs ſchoͤn-
ſte nachgeahmt. Davon hatte ſie 2. Exemplare, ein
groͤſſeres und ein kleineres. Sie hatte einen Mutterku-
chen, den ſie in der Mitte durchſchneiden konte, um das
Verſchlingen der Gefaͤſſe zu zeigen, ſie hatte ihn nach ei-
nem nachgemacht, der ihr in der Stunde, wo er geboh-
ren wurde, gebracht ward. Sie beſaß kleine Foetus von
den erſten Tagen nach der Schwaͤngerung an, die an
Stecknadeln in Glaͤſern haͤngen. Sie hatte Kinnladen
mit Zaͤhnen von allen 3 Gattungen, nahm ſie heraus,
und zeigte die Verſchiedenheit in den Wurzeln daran.
Den nemlichen Kinnbacken hatte ſie in der Mitte geſpal-
ten, und wie er in 2. Haͤlften zerfiel, ſah man mit Er-
ſtaunen die feinſten Arterien, Venen und Nerven unter-
einander laufen. Sie hatte das Auge mit ſeinen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/118>, abgerufen am 22.11.2024.
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