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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Schreibmaschinen.
fallen und so die Schrifteindrücke hervorrufen. In dieser Weise lassen
sich, wenn mehrere Schichten Kopier- und Schreibpapier abwechselnd
übereinander gelegt sind, gleichzeitig mehrere Exemplare eines Schrift-
stücks herstellen.

Interessant ist eine Schreibmaschine, die nicht wie die bisher er-
wähnten das gewöhnliche Schreiben, also z. B. auch das Übertragen von
Stenogrammen in gewöhnliche Schrift erleichtern, sondern das Steno-
graphieren selbst ersetzen soll. Wir meinen nicht die Stenographier-
maschine von Michela, die mit einer Klaviatur-Schreibmaschine völlig
identisch ist, nur daß ihre ganze Einrichtung einem stenographischen
Schriftsystem angepaßt ist, auch nicht die von Isidor Mappi, die sogar
gleich die Worte in Zeichen gewöhnlicher Schrift wiedergiebt, sondern
den sinnreich erdachten Glossographen, den der Italiener Amadeo
Gentilli im Jahre 1881 praktisch brauchbar herstellte. Dieser Apparat
besteht aus einem System von Hebeln und Flügelchen, die durch die
menschliche Sprache selbst, wenn man den einen Teil des Mechanismus
in den Mund nimmt, in Bewegung gesetzt werden. Jeder gesprochene
Laut übt eine verschiedenartige Einwirkung auf diese Teilchen aus,
welche zum Ausdruck kommt, indem ihre Bewegung mechanisch und
durch Elektrizität auf Schreibstifte übertragen wird, die auf einer von

[Abbildung] Fig. 516.

Glossographische Zeichen.

sechs neben einander laufen-
den Linien (Fig. 516) jeden
Laut auf einem durch
Uhrwerk langsam abrollen-
den Papierstreifen, zum
deutlichen, bei einiger Übung
leicht zu entziffernden Ab-
druck bringt. Es dürfte
einem derartigen Apparate,
der im Grunde auf dem
Prinzip des Phonographen aufgebaut ist, wohl zweifellos eine große
Zukunft bevorstehen, da seine Anwendung ja große Vorteile vor dem
Stenographieren hat. Der Stenograph braucht nicht mehr zu schreiben
und durch Gebrauch von Abkürzungen mit Aufwendung starker geistiger
Kräfte einem schnellen Redner zu folgen, sondern er hat die bedeutend
leichtere Aufgabe, die Worte des Redners leise in den Apparat nach-
zusprechen (vgl. S. 226 ff.).

Es sei noch erwähnt, daß es auch nicht an Versuchen gefehlt
hat, das langwierige Notenschreiben durch einen mechanischen Apparat
zu ersetzen. Man nennt einen solchen Mechanismus einen "Melo-
graph".

Die Schreibmaſchinen.
fallen und ſo die Schrifteindrücke hervorrufen. In dieſer Weiſe laſſen
ſich, wenn mehrere Schichten Kopier- und Schreibpapier abwechſelnd
übereinander gelegt ſind, gleichzeitig mehrere Exemplare eines Schrift-
ſtücks herſtellen.

Intereſſant iſt eine Schreibmaſchine, die nicht wie die bisher er-
wähnten das gewöhnliche Schreiben, alſo z. B. auch das Übertragen von
Stenogrammen in gewöhnliche Schrift erleichtern, ſondern das Steno-
graphieren ſelbſt erſetzen ſoll. Wir meinen nicht die Stenographier-
maſchine von Michela, die mit einer Klaviatur-Schreibmaſchine völlig
identiſch iſt, nur daß ihre ganze Einrichtung einem ſtenographiſchen
Schriftſyſtem angepaßt iſt, auch nicht die von Iſidor Mappi, die ſogar
gleich die Worte in Zeichen gewöhnlicher Schrift wiedergiebt, ſondern
den ſinnreich erdachten Gloſſographen, den der Italiener Amadeo
Gentilli im Jahre 1881 praktiſch brauchbar herſtellte. Dieſer Apparat
beſteht aus einem Syſtem von Hebeln und Flügelchen, die durch die
menſchliche Sprache ſelbſt, wenn man den einen Teil des Mechanismus
in den Mund nimmt, in Bewegung geſetzt werden. Jeder geſprochene
Laut übt eine verſchiedenartige Einwirkung auf dieſe Teilchen aus,
welche zum Ausdruck kommt, indem ihre Bewegung mechaniſch und
durch Elektrizität auf Schreibſtifte übertragen wird, die auf einer von

[Abbildung] Fig. 516.

Gloſſographiſche Zeichen.

ſechs neben einander laufen-
den Linien (Fig. 516) jeden
Laut auf einem durch
Uhrwerk langſam abrollen-
den Papierſtreifen, zum
deutlichen, bei einiger Übung
leicht zu entziffernden Ab-
druck bringt. Es dürfte
einem derartigen Apparate,
der im Grunde auf dem
Prinzip des Phonographen aufgebaut iſt, wohl zweifellos eine große
Zukunft bevorſtehen, da ſeine Anwendung ja große Vorteile vor dem
Stenographieren hat. Der Stenograph braucht nicht mehr zu ſchreiben
und durch Gebrauch von Abkürzungen mit Aufwendung ſtarker geiſtiger
Kräfte einem ſchnellen Redner zu folgen, ſondern er hat die bedeutend
leichtere Aufgabe, die Worte des Redners leiſe in den Apparat nach-
zuſprechen (vgl. S. 226 ff.).

Es ſei noch erwähnt, daß es auch nicht an Verſuchen gefehlt
hat, das langwierige Notenſchreiben durch einen mechaniſchen Apparat
zu erſetzen. Man nennt einen ſolchen Mechanismus einen „Melo-
graph“.

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[965/0983] Die Schreibmaſchinen. fallen und ſo die Schrifteindrücke hervorrufen. In dieſer Weiſe laſſen ſich, wenn mehrere Schichten Kopier- und Schreibpapier abwechſelnd übereinander gelegt ſind, gleichzeitig mehrere Exemplare eines Schrift- ſtücks herſtellen. Intereſſant iſt eine Schreibmaſchine, die nicht wie die bisher er- wähnten das gewöhnliche Schreiben, alſo z. B. auch das Übertragen von Stenogrammen in gewöhnliche Schrift erleichtern, ſondern das Steno- graphieren ſelbſt erſetzen ſoll. Wir meinen nicht die Stenographier- maſchine von Michela, die mit einer Klaviatur-Schreibmaſchine völlig identiſch iſt, nur daß ihre ganze Einrichtung einem ſtenographiſchen Schriftſyſtem angepaßt iſt, auch nicht die von Iſidor Mappi, die ſogar gleich die Worte in Zeichen gewöhnlicher Schrift wiedergiebt, ſondern den ſinnreich erdachten Gloſſographen, den der Italiener Amadeo Gentilli im Jahre 1881 praktiſch brauchbar herſtellte. Dieſer Apparat beſteht aus einem Syſtem von Hebeln und Flügelchen, die durch die menſchliche Sprache ſelbſt, wenn man den einen Teil des Mechanismus in den Mund nimmt, in Bewegung geſetzt werden. Jeder geſprochene Laut übt eine verſchiedenartige Einwirkung auf dieſe Teilchen aus, welche zum Ausdruck kommt, indem ihre Bewegung mechaniſch und durch Elektrizität auf Schreibſtifte übertragen wird, die auf einer von [Abbildung Fig. 516. Gloſſographiſche Zeichen.] ſechs neben einander laufen- den Linien (Fig. 516) jeden Laut auf einem durch Uhrwerk langſam abrollen- den Papierſtreifen, zum deutlichen, bei einiger Übung leicht zu entziffernden Ab- druck bringt. Es dürfte einem derartigen Apparate, der im Grunde auf dem Prinzip des Phonographen aufgebaut iſt, wohl zweifellos eine große Zukunft bevorſtehen, da ſeine Anwendung ja große Vorteile vor dem Stenographieren hat. Der Stenograph braucht nicht mehr zu ſchreiben und durch Gebrauch von Abkürzungen mit Aufwendung ſtarker geiſtiger Kräfte einem ſchnellen Redner zu folgen, ſondern er hat die bedeutend leichtere Aufgabe, die Worte des Redners leiſe in den Apparat nach- zuſprechen (vgl. S. 226 ff.). Es ſei noch erwähnt, daß es auch nicht an Verſuchen gefehlt hat, das langwierige Notenſchreiben durch einen mechaniſchen Apparat zu erſetzen. Man nennt einen ſolchen Mechanismus einen „Melo- graph“.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 965. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/983>, abgerufen am 21.11.2024.