des Wassers eine höhere oder tiefere Lage einnimmt. Die Henschel- Turbine zeichnet sich durch einen sehr hohen Nutzeffekt aus und zählt zu den verbreitetsten Wassermotoren.
3. Die Wassersäulenmaschinen.
Bei den Wassersäulenmaschinen wird das Wasser dazu verwendet, einen in einem Hohlcylinder beweglichen Kolben hin und her zu treiben. Die hier durch das Wasser bewirkte Bewegung ist also keine drehende, sondern eine hin- und hergehende, welche im Bedarfsfalle erst durch Einschaltung einer Kurbel in eine drehende verwandelt wird. Je nachdem die drückende Wassersäule dem Kolben nur die eine Bewegungsrichtung giebt oder auch den Rückgang desselben veranlaßt, unterscheidet man einfach und doppelt wirkende Wassersäulenmaschinen. Das Verdienst, den Wassersäulenmaschinen zuerst eine lebensfähige Gestalt gegeben zu haben, gebührt dem Bayerischen Salinenrat von Reichenbach, welcher im Jahre 1809 eine großartige Leitung zum Transport von Soole von Traunstein nach Rosenheim am Inn baute und die zur Speisung derselben dienenden Pumpen mittelst Wassersäulenmaschinen eigener Konstruktion betrieb. Bei dieser Reichenbach'schen Maschine war der Pumpenkolben direkt an die Kolbenstange der Wassersäulenmaschine gekuppelt. In neuerer Zeit sind die Wassersäulenmaschinen durch ver- schiedene hervorragende Konstrukteure derartig vervollkommnet, daß man dieselben namentlich als Kleinmotoren in zahlreichen Exemplaren im Betriebe findet. Hier ist zunächst zu nennen der Schmid'sche Wasser- motor; derselbe hat genau die Anordnung einer Dampfmaschine und unterscheidet sich von dieser im Wesentlichen nur dadurch, daß er nicht mit Dampf, sondern mit gepreßtem Wasser, also beispielsweise mit dem Wasser einer Hochdruck-Wasserleitung betrieben wird.
Eine originelle Wassersäulenmaschine ist der in Fig. 46 und 47 dar- gestellte Wasserdruckmotor von Hoppe in Berlin. Derselbe besitzt drei um 120° gegen einander versetzte, an ihrem einen Ende offene Druck- cylinder, deren Kolben mittelst kurzer Stangen an einem gemeinsamen Zapfen der Schwungradwelle angreifen. Die in Fig. 46 links sichtbaren Röhren dienen zur Zu- bezw. Ableitung des Wassers. Die Verteilung des Betriebswassers auf die drei Cylinder erfolgt durch einen Dreh- schieber.
Fig. 48 stellt die Ansicht eines ebenfalls von Hoppe in Berlin gebauten Wassermotors mit zwei Cylindern dar, deren Kolben gemeinsam eine Schwungradwelle bewegen.
Schließlich bringen wir noch in Fig. 49 (Seite 75) einen Zwerg aus dem Geschlechte der Wassermotoren. Derselbe wird von Möller & Blum in Berlin geliefert und dient, indem er direkt an die Hauswasserleitung geschraubt wird, zum Betriebe von Nähmaschinen.
Im Anschluß an die durch gepreßtes Wasser betriebenen Wasser- säulenmaschinen sind hier noch die durch Preßluft betriebenen Motoren
Die Waſſerſäulenmaſchinen.
des Waſſers eine höhere oder tiefere Lage einnimmt. Die Henſchel- Turbine zeichnet ſich durch einen ſehr hohen Nutzeffekt aus und zählt zu den verbreitetſten Waſſermotoren.
3. Die Waſſerſäulenmaſchinen.
Bei den Waſſerſäulenmaſchinen wird das Waſſer dazu verwendet, einen in einem Hohlcylinder beweglichen Kolben hin und her zu treiben. Die hier durch das Waſſer bewirkte Bewegung iſt alſo keine drehende, ſondern eine hin- und hergehende, welche im Bedarfsfalle erſt durch Einſchaltung einer Kurbel in eine drehende verwandelt wird. Je nachdem die drückende Waſſerſäule dem Kolben nur die eine Bewegungsrichtung giebt oder auch den Rückgang desſelben veranlaßt, unterſcheidet man einfach und doppelt wirkende Waſſerſäulenmaſchinen. Das Verdienſt, den Waſſerſäulenmaſchinen zuerſt eine lebensfähige Geſtalt gegeben zu haben, gebührt dem Bayeriſchen Salinenrat von Reichenbach, welcher im Jahre 1809 eine großartige Leitung zum Transport von Soole von Traunſtein nach Roſenheim am Inn baute und die zur Speiſung derſelben dienenden Pumpen mittelſt Waſſerſäulenmaſchinen eigener Konſtruktion betrieb. Bei dieſer Reichenbach’ſchen Maſchine war der Pumpenkolben direkt an die Kolbenſtange der Waſſerſäulenmaſchine gekuppelt. In neuerer Zeit ſind die Waſſerſäulenmaſchinen durch ver- ſchiedene hervorragende Konſtrukteure derartig vervollkommnet, daß man dieſelben namentlich als Kleinmotoren in zahlreichen Exemplaren im Betriebe findet. Hier iſt zunächſt zu nennen der Schmid’ſche Waſſer- motor; derſelbe hat genau die Anordnung einer Dampfmaſchine und unterſcheidet ſich von dieſer im Weſentlichen nur dadurch, daß er nicht mit Dampf, ſondern mit gepreßtem Waſſer, alſo beiſpielsweiſe mit dem Waſſer einer Hochdruck-Waſſerleitung betrieben wird.
Eine originelle Waſſerſäulenmaſchine iſt der in Fig. 46 und 47 dar- geſtellte Waſſerdruckmotor von Hoppe in Berlin. Derſelbe beſitzt drei um 120° gegen einander verſetzte, an ihrem einen Ende offene Druck- cylinder, deren Kolben mittelſt kurzer Stangen an einem gemeinſamen Zapfen der Schwungradwelle angreifen. Die in Fig. 46 links ſichtbaren Röhren dienen zur Zu- bezw. Ableitung des Waſſers. Die Verteilung des Betriebswaſſers auf die drei Cylinder erfolgt durch einen Dreh- ſchieber.
Fig. 48 ſtellt die Anſicht eines ebenfalls von Hoppe in Berlin gebauten Waſſermotors mit zwei Cylindern dar, deren Kolben gemeinſam eine Schwungradwelle bewegen.
Schließlich bringen wir noch in Fig. 49 (Seite 75) einen Zwerg aus dem Geſchlechte der Waſſermotoren. Derſelbe wird von Möller & Blum in Berlin geliefert und dient, indem er direkt an die Hauswaſſerleitung geſchraubt wird, zum Betriebe von Nähmaſchinen.
Im Anſchluß an die durch gepreßtes Waſſer betriebenen Waſſer- ſäulenmaſchinen ſind hier noch die durch Preßluft betriebenen Motoren
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Die Waſſerſäulenmaſchinen.
des Waſſers eine höhere oder tiefere Lage einnimmt. Die Henſchel-
Turbine zeichnet ſich durch einen ſehr hohen Nutzeffekt aus und zählt
zu den verbreitetſten Waſſermotoren.
3. Die Waſſerſäulenmaſchinen.
Bei den Waſſerſäulenmaſchinen wird das Waſſer dazu verwendet,
einen in einem Hohlcylinder beweglichen Kolben hin und her zu treiben.
Die hier durch das Waſſer bewirkte Bewegung iſt alſo keine drehende,
ſondern eine hin- und hergehende, welche im Bedarfsfalle erſt durch
Einſchaltung einer Kurbel in eine drehende verwandelt wird. Je nachdem
die drückende Waſſerſäule dem Kolben nur die eine Bewegungsrichtung
giebt oder auch den Rückgang desſelben veranlaßt, unterſcheidet man
einfach und doppelt wirkende Waſſerſäulenmaſchinen. Das Verdienſt,
den Waſſerſäulenmaſchinen zuerſt eine lebensfähige Geſtalt gegeben zu
haben, gebührt dem Bayeriſchen Salinenrat von Reichenbach, welcher
im Jahre 1809 eine großartige Leitung zum Transport von Soole
von Traunſtein nach Roſenheim am Inn baute und die zur Speiſung
derſelben dienenden Pumpen mittelſt Waſſerſäulenmaſchinen eigener
Konſtruktion betrieb. Bei dieſer Reichenbach’ſchen Maſchine war der
Pumpenkolben direkt an die Kolbenſtange der Waſſerſäulenmaſchine
gekuppelt. In neuerer Zeit ſind die Waſſerſäulenmaſchinen durch ver-
ſchiedene hervorragende Konſtrukteure derartig vervollkommnet, daß
man dieſelben namentlich als Kleinmotoren in zahlreichen Exemplaren
im Betriebe findet. Hier iſt zunächſt zu nennen der Schmid’ſche Waſſer-
motor; derſelbe hat genau die Anordnung einer Dampfmaſchine und
unterſcheidet ſich von dieſer im Weſentlichen nur dadurch, daß er nicht
mit Dampf, ſondern mit gepreßtem Waſſer, alſo beiſpielsweiſe mit dem
Waſſer einer Hochdruck-Waſſerleitung betrieben wird.
Eine originelle Waſſerſäulenmaſchine iſt der in Fig. 46 und 47 dar-
geſtellte Waſſerdruckmotor von Hoppe in Berlin. Derſelbe beſitzt drei
um 120° gegen einander verſetzte, an ihrem einen Ende offene Druck-
cylinder, deren Kolben mittelſt kurzer Stangen an einem gemeinſamen
Zapfen der Schwungradwelle angreifen. Die in Fig. 46 links ſichtbaren
Röhren dienen zur Zu- bezw. Ableitung des Waſſers. Die Verteilung
des Betriebswaſſers auf die drei Cylinder erfolgt durch einen Dreh-
ſchieber.
Fig. 48 ſtellt die Anſicht eines ebenfalls von Hoppe in Berlin
gebauten Waſſermotors mit zwei Cylindern dar, deren Kolben gemeinſam
eine Schwungradwelle bewegen.
Schließlich bringen wir noch in Fig. 49 (Seite 75) einen Zwerg aus
dem Geſchlechte der Waſſermotoren. Derſelbe wird von Möller & Blum
in Berlin geliefert und dient, indem er direkt an die Hauswaſſerleitung
geſchraubt wird, zum Betriebe von Nähmaſchinen.
Im Anſchluß an die durch gepreßtes Waſſer betriebenen Waſſer-
ſäulenmaſchinen ſind hier noch die durch Preßluft betriebenen Motoren
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/89>, abgerufen am 23.11.2024.
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