Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die horizontalen Wasserräder.
Drehung versetzt. Die weitere Einrichtung dieses hochwichtigen Wasser-
motors ist aus Fig. 43 zu entnehmen. Das Wasser tritt bei W
hinzu, sinkt durch den Raum E abwärts und füllt das feststehende
Leitrad F an, um von hier
in das Laufrad A überzu-
treten. Dieses wird durch
den seitens des Wassers aus-
geübten Druck in Drehung ver-
setzt und teilt diese seine Bewe-
gung der Welle D mit, welche
ihrerseits wiederum mit Hilfe
eines Räder- und Riemen-
Triebes die zu betreiben-
den Maschinen in Bewegung
setzt. Damit das Betriebs-
wasser W nicht durch sein er-
hebliches Gewicht das Lauf-
rad A belaste und hemme, ist
die Welle D mit einer Schutz-
hülse H umgeben, welche unten
in einem das Rad A über-
deckenden Teller F endigt,
[Abbildung] Fig. 44.

Fourneyron-Turbine (Obere Ansicht des Leit- und Laufrades).

welcher mit Leitschaufeln versehen ist und so das Leitrad bildet. Die
Regulierung der aus dem Leitrade F in das Laufrad übertretenden
Wassermenge kann auf zweierlei Weise erfolgen; erstens durch das mittels
der Stangen MM auf- und abschiebbare ringförmige Schütz K, ferner
aber noch dadurch, daß das Laufrad A mittelst des Hebels O R und
der Zugstange S gehoben oder gesenkt wird.

Noch wichtiger und verbreiteter als die Fourneyron-Turbine ist
die in der Fig. 45 dargestellte Turbine von Henschel. Der Erfinder
derselben ist der Oberbergrat Henschel in Cassel; derselbe nahm im
Jahre 1837 auf seinen neuen Motor ein hessisches Patent. Jedoch es
währte einige Zeit, bis zum Jahre 1840, daß die erste praktische Aus-
führung, und zwar auf der herzoglichen Steinschleiferei zu Holzminden
a. d. Weser, erfolgte. Alsbald wurde die Henschel'sche Konstruktion
durch Jonval in Mühlhausen im Elsaß nachgeahmt und man findet
daher für diese Art von Turbinen häufig den Namen Henschel-Jonval-
Turbine.

Die Henschel-Turbine unterscheidet sich von der Fourneyron'schen
im Wesentlichen dadurch, daß bei derselben Leit- und Laufrad nicht
ineinander liegen, sondern übereinander. Diese Anordnung ist aus
Fig. 45 Seite 70, zu ersehen. Aus dem Mühlgraben E tritt das Betriebs-
wasser zunächst in den Leitschaufelapparat B; die spezielle Anordnung
der Schaufeln ist aus Fig. 45 III des Näheren zu entnehmen. Aus
dem Leitapparat B tritt das Aufschlagwasser in das Laufrad A über

Die horizontalen Waſſerräder.
Drehung verſetzt. Die weitere Einrichtung dieſes hochwichtigen Waſſer-
motors iſt aus Fig. 43 zu entnehmen. Das Waſſer tritt bei W
hinzu, ſinkt durch den Raum E abwärts und füllt das feſtſtehende
Leitrad F an, um von hier
in das Laufrad A überzu-
treten. Dieſes wird durch
den ſeitens des Waſſers aus-
geübten Druck in Drehung ver-
ſetzt und teilt dieſe ſeine Bewe-
gung der Welle D mit, welche
ihrerſeits wiederum mit Hilfe
eines Räder- und Riemen-
Triebes die zu betreiben-
den Maſchinen in Bewegung
ſetzt. Damit das Betriebs-
waſſer W nicht durch ſein er-
hebliches Gewicht das Lauf-
rad A belaſte und hemme, iſt
die Welle D mit einer Schutz-
hülſe H umgeben, welche unten
in einem das Rad A über-
deckenden Teller F endigt,
[Abbildung] Fig. 44.

Fourneyron-Turbine (Obere Anſicht des Leit- und Laufrades).

welcher mit Leitſchaufeln verſehen iſt und ſo das Leitrad bildet. Die
Regulierung der aus dem Leitrade F in das Laufrad übertretenden
Waſſermenge kann auf zweierlei Weiſe erfolgen; erſtens durch das mittels
der Stangen MM auf- und abſchiebbare ringförmige Schütz K, ferner
aber noch dadurch, daß das Laufrad A mittelſt des Hebels O R und
der Zugſtange S gehoben oder geſenkt wird.

Noch wichtiger und verbreiteter als die Fourneyron-Turbine iſt
die in der Fig. 45 dargeſtellte Turbine von Henſchel. Der Erfinder
derſelben iſt der Oberbergrat Henſchel in Caſſel; derſelbe nahm im
Jahre 1837 auf ſeinen neuen Motor ein heſſiſches Patent. Jedoch es
währte einige Zeit, bis zum Jahre 1840, daß die erſte praktiſche Aus-
führung, und zwar auf der herzoglichen Steinſchleiferei zu Holzminden
a. d. Weſer, erfolgte. Alsbald wurde die Henſchel’ſche Konſtruktion
durch Jonval in Mühlhauſen im Elſaß nachgeahmt und man findet
daher für dieſe Art von Turbinen häufig den Namen Henſchel-Jonval-
Turbine.

Die Henſchel-Turbine unterſcheidet ſich von der Fourneyron’ſchen
im Weſentlichen dadurch, daß bei derſelben Leit- und Laufrad nicht
ineinander liegen, ſondern übereinander. Dieſe Anordnung iſt aus
Fig. 45 Seite 70, zu erſehen. Aus dem Mühlgraben E tritt das Betriebs-
waſſer zunächſt in den Leitſchaufelapparat B; die ſpezielle Anordnung
der Schaufeln iſt aus Fig. 45 III des Näheren zu entnehmen. Aus
dem Leitapparat B tritt das Aufſchlagwaſſer in das Laufrad A über

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0087" n="69"/><fw place="top" type="header">Die horizontalen Wa&#x017F;&#x017F;erräder.</fw><lb/>
Drehung ver&#x017F;etzt. Die weitere Einrichtung die&#x017F;es hochwichtigen Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
motors i&#x017F;t aus Fig. 43 zu entnehmen. Das Wa&#x017F;&#x017F;er tritt bei <hi rendition="#aq">W</hi><lb/>
hinzu, &#x017F;inkt durch den Raum <hi rendition="#aq">E</hi> abwärts und füllt das fe&#x017F;t&#x017F;tehende<lb/>
Leitrad <hi rendition="#aq">F</hi> an, um von hier<lb/>
in das Laufrad <hi rendition="#aq">A</hi> überzu-<lb/>
treten. Die&#x017F;es wird durch<lb/>
den &#x017F;eitens des Wa&#x017F;&#x017F;ers aus-<lb/>
geübten Druck in Drehung ver-<lb/>
&#x017F;etzt und teilt die&#x017F;e &#x017F;eine Bewe-<lb/>
gung der Welle <hi rendition="#aq">D</hi> mit, welche<lb/>
ihrer&#x017F;eits wiederum mit Hilfe<lb/>
eines Räder- und Riemen-<lb/>
Triebes die zu betreiben-<lb/>
den Ma&#x017F;chinen in Bewegung<lb/>
&#x017F;etzt. Damit das Betriebs-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">W</hi> nicht durch &#x017F;ein er-<lb/>
hebliches Gewicht das Lauf-<lb/>
rad <hi rendition="#aq">A</hi> bela&#x017F;te und hemme, i&#x017F;t<lb/>
die Welle <hi rendition="#aq">D</hi> mit einer Schutz-<lb/>
hül&#x017F;e <hi rendition="#aq">H</hi> umgeben, welche unten<lb/>
in einem das Rad <hi rendition="#aq">A</hi> über-<lb/>
deckenden Teller <hi rendition="#aq">F</hi> endigt,<lb/><figure><head>Fig. 44.</head><lb/><p>Fourneyron-Turbine (Obere An&#x017F;icht des Leit- und Laufrades).</p></figure><lb/>
welcher mit Leit&#x017F;chaufeln ver&#x017F;ehen i&#x017F;t und &#x017F;o das Leitrad bildet. Die<lb/>
Regulierung der aus dem Leitrade <hi rendition="#aq">F</hi> in das Laufrad übertretenden<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ermenge kann auf zweierlei Wei&#x017F;e erfolgen; er&#x017F;tens durch das mittels<lb/>
der Stangen <hi rendition="#aq">MM</hi> auf- und ab&#x017F;chiebbare ringförmige Schütz <hi rendition="#aq">K,</hi> ferner<lb/>
aber noch dadurch, daß das Laufrad <hi rendition="#aq">A</hi> mittel&#x017F;t des Hebels <hi rendition="#aq">O R</hi> und<lb/>
der Zug&#x017F;tange <hi rendition="#aq">S</hi> gehoben oder ge&#x017F;enkt wird.</p><lb/>
              <p>Noch wichtiger und verbreiteter als die Fourneyron-Turbine i&#x017F;t<lb/>
die in der Fig. 45 darge&#x017F;tellte Turbine von Hen&#x017F;chel. Der Erfinder<lb/>
der&#x017F;elben i&#x017F;t der Oberbergrat Hen&#x017F;chel in Ca&#x017F;&#x017F;el; der&#x017F;elbe nahm im<lb/>
Jahre 1837 auf &#x017F;einen neuen Motor ein he&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ches Patent. Jedoch es<lb/>
währte einige Zeit, bis zum Jahre 1840, daß die er&#x017F;te prakti&#x017F;che Aus-<lb/>
führung, und zwar auf der herzoglichen Stein&#x017F;chleiferei zu Holzminden<lb/>
a. d. We&#x017F;er, erfolgte. Alsbald wurde die Hen&#x017F;chel&#x2019;&#x017F;che Kon&#x017F;truktion<lb/>
durch Jonval in Mühlhau&#x017F;en im El&#x017F;aß nachgeahmt und man findet<lb/>
daher für die&#x017F;e Art von Turbinen häufig den Namen Hen&#x017F;chel-Jonval-<lb/>
Turbine.</p><lb/>
              <p>Die Hen&#x017F;chel-Turbine unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von der Fourneyron&#x2019;&#x017F;chen<lb/>
im We&#x017F;entlichen dadurch, daß bei der&#x017F;elben Leit- und Laufrad nicht<lb/>
ineinander liegen, &#x017F;ondern <hi rendition="#g">übereinander</hi>. Die&#x017F;e Anordnung i&#x017F;t aus<lb/>
Fig. 45 Seite 70, zu er&#x017F;ehen. Aus dem Mühlgraben <hi rendition="#aq">E</hi> tritt das Betriebs-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er zunäch&#x017F;t in den Leit&#x017F;chaufelapparat <hi rendition="#aq">B;</hi> die &#x017F;pezielle Anordnung<lb/>
der Schaufeln i&#x017F;t aus Fig. 45 <hi rendition="#aq">III</hi> des Näheren zu entnehmen. Aus<lb/>
dem Leitapparat <hi rendition="#aq">B</hi> tritt das Auf&#x017F;chlagwa&#x017F;&#x017F;er in das Laufrad <hi rendition="#aq">A</hi> über<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0087] Die horizontalen Waſſerräder. Drehung verſetzt. Die weitere Einrichtung dieſes hochwichtigen Waſſer- motors iſt aus Fig. 43 zu entnehmen. Das Waſſer tritt bei W hinzu, ſinkt durch den Raum E abwärts und füllt das feſtſtehende Leitrad F an, um von hier in das Laufrad A überzu- treten. Dieſes wird durch den ſeitens des Waſſers aus- geübten Druck in Drehung ver- ſetzt und teilt dieſe ſeine Bewe- gung der Welle D mit, welche ihrerſeits wiederum mit Hilfe eines Räder- und Riemen- Triebes die zu betreiben- den Maſchinen in Bewegung ſetzt. Damit das Betriebs- waſſer W nicht durch ſein er- hebliches Gewicht das Lauf- rad A belaſte und hemme, iſt die Welle D mit einer Schutz- hülſe H umgeben, welche unten in einem das Rad A über- deckenden Teller F endigt, [Abbildung Fig. 44. Fourneyron-Turbine (Obere Anſicht des Leit- und Laufrades).] welcher mit Leitſchaufeln verſehen iſt und ſo das Leitrad bildet. Die Regulierung der aus dem Leitrade F in das Laufrad übertretenden Waſſermenge kann auf zweierlei Weiſe erfolgen; erſtens durch das mittels der Stangen MM auf- und abſchiebbare ringförmige Schütz K, ferner aber noch dadurch, daß das Laufrad A mittelſt des Hebels O R und der Zugſtange S gehoben oder geſenkt wird. Noch wichtiger und verbreiteter als die Fourneyron-Turbine iſt die in der Fig. 45 dargeſtellte Turbine von Henſchel. Der Erfinder derſelben iſt der Oberbergrat Henſchel in Caſſel; derſelbe nahm im Jahre 1837 auf ſeinen neuen Motor ein heſſiſches Patent. Jedoch es währte einige Zeit, bis zum Jahre 1840, daß die erſte praktiſche Aus- führung, und zwar auf der herzoglichen Steinſchleiferei zu Holzminden a. d. Weſer, erfolgte. Alsbald wurde die Henſchel’ſche Konſtruktion durch Jonval in Mühlhauſen im Elſaß nachgeahmt und man findet daher für dieſe Art von Turbinen häufig den Namen Henſchel-Jonval- Turbine. Die Henſchel-Turbine unterſcheidet ſich von der Fourneyron’ſchen im Weſentlichen dadurch, daß bei derſelben Leit- und Laufrad nicht ineinander liegen, ſondern übereinander. Dieſe Anordnung iſt aus Fig. 45 Seite 70, zu erſehen. Aus dem Mühlgraben E tritt das Betriebs- waſſer zunächſt in den Leitſchaufelapparat B; die ſpezielle Anordnung der Schaufeln iſt aus Fig. 45 III des Näheren zu entnehmen. Aus dem Leitapparat B tritt das Aufſchlagwaſſer in das Laufrad A über

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/87
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/87>, abgerufen am 25.11.2024.