durch die freien Alkalien des letzteren mit Heftigkeit angegriffen und schnell zerfressen werden. Um dies zu verhindern, werden die Häfen zuvörderst mit Glasbrocken beschickt; die geschmolzene Masse dringt einige Millimeter tief in den Thon ein und bildet mit ihm eine dünne Schicht sehr schwer schmelzbaren Glases, welches nun weiterhin die Hafenmasse wie eine Glasur vor den freien Alkalien schützt. Diese Operation nennen die Glasmacher das Einglasieren der Häfen. Bei der bedeutenden Größe der Glashäfen ist es aber außerdem nötig, den starken Temperatur- wechsel, welchem dieselben beim Eintragen von mehreren Centnern kalten Glassatzes unterliegen würden, zu umgehen, um ein Reißen der Thon- masse zu verhindern. Man erhitzt daher den Satz vorgängig in einem anderen seitlichen Ofen und trägt ihn erst rotglühend in die Häfen ein. -- Gute Glashäfen können längere Zeit gebraucht werden; die Dauer hängt von der Beschaffenheit des Thons und der Güte der Arbeit ab. Die deutschen Häfen halten in der Regel bis zu sechs Wochen; einige englische Sorten sollen ein Alter von gegen sechs Monaten erreichen.
Die Glasöfen haben nicht nur den Zweck, die Teile des Glas- satzes durch starke Erhitzung chemisch zu verbinden, sondern sie sollen auch genügende Hitze liefern, um das fertige Glas bei seiner weiteren Verarbeitung auf der nötigen hohen Temperatur zu erhalten. Schon der letztere Zweck allein würde notwendig einen Flammofen erheischen; aber auch der Umstand, daß eine unmittelbare Berührung der Glas- häfen mit dem Brennmaterial Verunreinigungen der Glasmasse hervor- rufen würde, bedingt eine solche Konstruktion. Der Feuerungsraum und der Arbeitsraum der Gasöfen sind deshalb von einander getrennt. Um Verluste an Hitze möglichst zu vermeiden, sind die Öfen gewöhn- lich mit niedriger, kuppelförmiger Decke konstruiert und die Häfen stehen in symmetrisch geordneten Gruppen auf Bänken, unterhalb deren die Flamme der Feuerung Zutritt hat. Bei der hohen Temperatur, welche die Öfen auszuhalten haben, ist ihre Herstellung mit Schwierigkeiten verknüpft. Der Hauptgrund des Zerfalls der Öfen liegt aber in dem Umstande, daß sich erhebliche Mengen von Alkalien während des Schmelzprozesses verflüchtigen und die Wände des Ofens rasch zerfressen; das gebildete Thonsilikat trieft fortwährend herunter, so daß man bei feineren Glas- sorten auf die fallenden zähen Tropfen durch besondere Konstruktion der Ofen- wand und geeignete Stellung der Häfen Rücksicht nehmen muß (s. Fig. 455, in welcher die Tropfen des Thonglases nur den Rand, nicht aber das Innere des Hafens treffen können). Der schnelle Zer- fall der Wände bewirkt, daß die Glasöfen
[Abbildung]
Fig. 455.
Stellung eines Glashafens im Ofen.
54*
Allgemeines.
durch die freien Alkalien des letzteren mit Heftigkeit angegriffen und ſchnell zerfreſſen werden. Um dies zu verhindern, werden die Häfen zuvörderſt mit Glasbrocken beſchickt; die geſchmolzene Maſſe dringt einige Millimeter tief in den Thon ein und bildet mit ihm eine dünne Schicht ſehr ſchwer ſchmelzbaren Glaſes, welches nun weiterhin die Hafenmaſſe wie eine Glaſur vor den freien Alkalien ſchützt. Dieſe Operation nennen die Glasmacher das Einglaſieren der Häfen. Bei der bedeutenden Größe der Glashäfen iſt es aber außerdem nötig, den ſtarken Temperatur- wechſel, welchem dieſelben beim Eintragen von mehreren Centnern kalten Glasſatzes unterliegen würden, zu umgehen, um ein Reißen der Thon- maſſe zu verhindern. Man erhitzt daher den Satz vorgängig in einem anderen ſeitlichen Ofen und trägt ihn erſt rotglühend in die Häfen ein. — Gute Glashäfen können längere Zeit gebraucht werden; die Dauer hängt von der Beſchaffenheit des Thons und der Güte der Arbeit ab. Die deutſchen Häfen halten in der Regel bis zu ſechs Wochen; einige engliſche Sorten ſollen ein Alter von gegen ſechs Monaten erreichen.
Die Glasöfen haben nicht nur den Zweck, die Teile des Glas- ſatzes durch ſtarke Erhitzung chemiſch zu verbinden, ſondern ſie ſollen auch genügende Hitze liefern, um das fertige Glas bei ſeiner weiteren Verarbeitung auf der nötigen hohen Temperatur zu erhalten. Schon der letztere Zweck allein würde notwendig einen Flammofen erheiſchen; aber auch der Umſtand, daß eine unmittelbare Berührung der Glas- häfen mit dem Brennmaterial Verunreinigungen der Glasmaſſe hervor- rufen würde, bedingt eine ſolche Konſtruktion. Der Feuerungsraum und der Arbeitsraum der Gasöfen ſind deshalb von einander getrennt. Um Verluſte an Hitze möglichſt zu vermeiden, ſind die Öfen gewöhn- lich mit niedriger, kuppelförmiger Decke konſtruiert und die Häfen ſtehen in ſymmetriſch geordneten Gruppen auf Bänken, unterhalb deren die Flamme der Feuerung Zutritt hat. Bei der hohen Temperatur, welche die Öfen auszuhalten haben, iſt ihre Herſtellung mit Schwierigkeiten verknüpft. Der Hauptgrund des Zerfalls der Öfen liegt aber in dem Umſtande, daß ſich erhebliche Mengen von Alkalien während des Schmelzprozeſſes verflüchtigen und die Wände des Ofens raſch zerfreſſen; das gebildete Thonſilikat trieft fortwährend herunter, ſo daß man bei feineren Glas- ſorten auf die fallenden zähen Tropfen durch beſondere Konſtruktion der Ofen- wand und geeignete Stellung der Häfen Rückſicht nehmen muß (ſ. Fig. 455, in welcher die Tropfen des Thonglaſes nur den Rand, nicht aber das Innere des Hafens treffen können). Der ſchnelle Zer- fall der Wände bewirkt, daß die Glasöfen
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Fig. 455.
Stellung eines Glashafens im Ofen.
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durch die freien Alkalien des letzteren mit Heftigkeit angegriffen und
ſchnell zerfreſſen werden. Um dies zu verhindern, werden die Häfen
zuvörderſt mit Glasbrocken beſchickt; die geſchmolzene Maſſe dringt einige
Millimeter tief in den Thon ein und bildet mit ihm eine dünne Schicht
ſehr ſchwer ſchmelzbaren Glaſes, welches nun weiterhin die Hafenmaſſe
wie eine Glaſur vor den freien Alkalien ſchützt. Dieſe Operation nennen
die Glasmacher das Einglaſieren der Häfen. Bei der bedeutenden
Größe der Glashäfen iſt es aber außerdem nötig, den ſtarken Temperatur-
wechſel, welchem dieſelben beim Eintragen von mehreren Centnern kalten
Glasſatzes unterliegen würden, zu umgehen, um ein Reißen der Thon-
maſſe zu verhindern. Man erhitzt daher den Satz vorgängig in einem
anderen ſeitlichen Ofen und trägt ihn erſt rotglühend in die Häfen
ein. — Gute Glashäfen können längere Zeit gebraucht werden; die
Dauer hängt von der Beſchaffenheit des Thons und der Güte der
Arbeit ab. Die deutſchen Häfen halten in der Regel bis zu ſechs
Wochen; einige engliſche Sorten ſollen ein Alter von gegen ſechs
Monaten erreichen.
Die Glasöfen haben nicht nur den Zweck, die Teile des Glas-
ſatzes durch ſtarke Erhitzung chemiſch zu verbinden, ſondern ſie ſollen
auch genügende Hitze liefern, um das fertige Glas bei ſeiner weiteren
Verarbeitung auf der nötigen hohen Temperatur zu erhalten. Schon
der letztere Zweck allein würde notwendig einen Flammofen erheiſchen;
aber auch der Umſtand, daß eine unmittelbare Berührung der Glas-
häfen mit dem Brennmaterial Verunreinigungen der Glasmaſſe hervor-
rufen würde, bedingt eine ſolche Konſtruktion. Der Feuerungsraum
und der Arbeitsraum der Gasöfen ſind deshalb von einander getrennt.
Um Verluſte an Hitze möglichſt zu vermeiden, ſind die Öfen gewöhn-
lich mit niedriger, kuppelförmiger Decke konſtruiert und die Häfen ſtehen
in ſymmetriſch geordneten Gruppen auf Bänken, unterhalb deren die
Flamme der Feuerung Zutritt hat. Bei der hohen Temperatur, welche
die Öfen auszuhalten haben, iſt ihre Herſtellung mit Schwierigkeiten
verknüpft. Der Hauptgrund des Zerfalls der Öfen liegt aber in dem
Umſtande, daß ſich erhebliche Mengen von Alkalien während des
Schmelzprozeſſes verflüchtigen und die
Wände des Ofens raſch zerfreſſen; das
gebildete Thonſilikat trieft fortwährend
herunter, ſo daß man bei feineren Glas-
ſorten auf die fallenden zähen Tropfen
durch beſondere Konſtruktion der Ofen-
wand und geeignete Stellung der Häfen
Rückſicht nehmen muß (ſ. Fig. 455, in
welcher die Tropfen des Thonglaſes nur
den Rand, nicht aber das Innere des
Hafens treffen können). Der ſchnelle Zer-
fall der Wände bewirkt, daß die Glasöfen
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Stellung eines Glashafens im Ofen.]
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/869>, abgerufen am 28.11.2024.
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