beim Abdampfen der Rohsodalauge sich ausscheidenden Verunreinigungen, wie Kieselsäure und Thonerde, entfernt man schon vor dem Soggen durch Dekantieren. Die endlich zurückbleibende Mutterlauge wird auf Ätznatron verarbeitet.
Da in einem rationellen chemischen Fabrikbetrieb womöglich alle Rückstände verwertet werden müssen, so geschieht dies auch mit den in der Fabrik sich zu Bergen anhäufenden, durch Schwefelwasserstoff- entwicklung die Luft verpestenden Auslaugerückständen der Rohsoda, welche in der That den wertvollen, aus der Schwefelsäure herstammenden Schwefel enthalten. Um ihn, wenigstens zum großen Teil, wieder- zugewinnen, werden die Rückstände in Kästen durchlüftet und von neuem ausgelaugt. Die Lauge enthält nun verschiedene Verbindungen des Schwefels mit Calcium, welche durch Zusatz von Salzsäure zersetzt werden. Der Schwefel scheidet sich als Bodensatz aus, wird unter Kalkwasser geschmolzen und zu Stangen geformt.
Das Leblancsche Verfahren ist wesentlich gefördert worden durch die zuerst in England erfolgte Einführung eines Sodaofens mit rotierendem Herd. Zwischen der Feuerung und dem Abzug ist ein mit feuerfesten Steinen ausgefütterter Cylinderherd eingesetzt, der durch ein Maschinenwerk mit beliebiger Geschwindigkeit gedreht werden kann. Man umgeht hierdurch das Rühren des Gemenges bei bedeutend beschleunigter Arbeit. Der Cylinderofen hat dazu beigetragen, das Leblancverfahren dem konkurrierenden Ammoniakverfahren gegenüber zu stützen.
2. Darstellung der Soda nach dem Ammoniakverfahren.
Eine größere Anzahl von Chemikern hat versucht, den Umstand, daß Kochsalz durch doppelt kohlensaures Ammonium, unter gleichzeitiger Abscheidung von Salmiak, in doppelt kohlensaures Natrium umgewandelt wird, für die Sodafabrikation auszubeuten. Unter den zahlreichen Arten, dieses Prinzip praktisch zu verwerten, hat aber nur eine wirk- lichen und großen Erfolg gehabt, nämlich das dem Belgier Solvay im Jahre 1863 patentierte Verfahren, welches heute in so großem Umfange ausgeübt wird, daß z. B. in Deutschland heute vier Fünftel aller erzeugten Soda nach dem Solvayschen Verfahren dargestellt werden; nur in England hat sich die Leblancsche Methode noch in größerem Maße behauptet.
Das Ammoniakverfahren beginnt mit der Herstellung einer Koch- salzlösung durch Auflösen von rohem Steinsalz im Wasser; in Gegenden, wo Salzwerke vorhanden sind, ist es sehr lohnend, gleich die rohe Salzsole anzuwenden. Die geklärte Salzlösung leitet man in Gefäße mit durchlöchertem Boden, durch welchen Ammoniakgas von unten her zugeleitet wird. Die Lösung absorbiert das Gas unter nicht unbeträcht- licher Erwärmung und wird deshalb vor der weiteren Verarbeitung ab-
Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
beim Abdampfen der Rohſodalauge ſich ausſcheidenden Verunreinigungen, wie Kieſelſäure und Thonerde, entfernt man ſchon vor dem Soggen durch Dekantieren. Die endlich zurückbleibende Mutterlauge wird auf Ätznatron verarbeitet.
Da in einem rationellen chemiſchen Fabrikbetrieb womöglich alle Rückſtände verwertet werden müſſen, ſo geſchieht dies auch mit den in der Fabrik ſich zu Bergen anhäufenden, durch Schwefelwaſſerſtoff- entwicklung die Luft verpeſtenden Auslaugerückſtänden der Rohſoda, welche in der That den wertvollen, aus der Schwefelſäure herſtammenden Schwefel enthalten. Um ihn, wenigſtens zum großen Teil, wieder- zugewinnen, werden die Rückſtände in Käſten durchlüftet und von neuem ausgelaugt. Die Lauge enthält nun verſchiedene Verbindungen des Schwefels mit Calcium, welche durch Zuſatz von Salzſäure zerſetzt werden. Der Schwefel ſcheidet ſich als Bodenſatz aus, wird unter Kalkwaſſer geſchmolzen und zu Stangen geformt.
Das Leblancſche Verfahren iſt weſentlich gefördert worden durch die zuerſt in England erfolgte Einführung eines Sodaofens mit rotierendem Herd. Zwiſchen der Feuerung und dem Abzug iſt ein mit feuerfeſten Steinen ausgefütterter Cylinderherd eingeſetzt, der durch ein Maſchinenwerk mit beliebiger Geſchwindigkeit gedreht werden kann. Man umgeht hierdurch das Rühren des Gemenges bei bedeutend beſchleunigter Arbeit. Der Cylinderofen hat dazu beigetragen, das Leblancverfahren dem konkurrierenden Ammoniakverfahren gegenüber zu ſtützen.
2. Darſtellung der Soda nach dem Ammoniakverfahren.
Eine größere Anzahl von Chemikern hat verſucht, den Umſtand, daß Kochſalz durch doppelt kohlenſaures Ammonium, unter gleichzeitiger Abſcheidung von Salmiak, in doppelt kohlenſaures Natrium umgewandelt wird, für die Sodafabrikation auszubeuten. Unter den zahlreichen Arten, dieſes Prinzip praktiſch zu verwerten, hat aber nur eine wirk- lichen und großen Erfolg gehabt, nämlich das dem Belgier Solvay im Jahre 1863 patentierte Verfahren, welches heute in ſo großem Umfange ausgeübt wird, daß z. B. in Deutſchland heute vier Fünftel aller erzeugten Soda nach dem Solvayſchen Verfahren dargeſtellt werden; nur in England hat ſich die Leblancſche Methode noch in größerem Maße behauptet.
Das Ammoniakverfahren beginnt mit der Herſtellung einer Koch- ſalzlöſung durch Auflöſen von rohem Steinſalz im Waſſer; in Gegenden, wo Salzwerke vorhanden ſind, iſt es ſehr lohnend, gleich die rohe Salzſole anzuwenden. Die geklärte Salzlöſung leitet man in Gefäße mit durchlöchertem Boden, durch welchen Ammoniakgas von unten her zugeleitet wird. Die Löſung abſorbiert das Gas unter nicht unbeträcht- licher Erwärmung und wird deshalb vor der weiteren Verarbeitung ab-
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Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
beim Abdampfen der Rohſodalauge ſich ausſcheidenden Verunreinigungen,
wie Kieſelſäure und Thonerde, entfernt man ſchon vor dem Soggen
durch Dekantieren. Die endlich zurückbleibende Mutterlauge wird auf
Ätznatron verarbeitet.
Da in einem rationellen chemiſchen Fabrikbetrieb womöglich alle
Rückſtände verwertet werden müſſen, ſo geſchieht dies auch mit den in
der Fabrik ſich zu Bergen anhäufenden, durch Schwefelwaſſerſtoff-
entwicklung die Luft verpeſtenden Auslaugerückſtänden der Rohſoda,
welche in der That den wertvollen, aus der Schwefelſäure herſtammenden
Schwefel enthalten. Um ihn, wenigſtens zum großen Teil, wieder-
zugewinnen, werden die Rückſtände in Käſten durchlüftet und von
neuem ausgelaugt. Die Lauge enthält nun verſchiedene Verbindungen
des Schwefels mit Calcium, welche durch Zuſatz von Salzſäure zerſetzt
werden. Der Schwefel ſcheidet ſich als Bodenſatz aus, wird unter
Kalkwaſſer geſchmolzen und zu Stangen geformt.
Das Leblancſche Verfahren iſt weſentlich gefördert worden durch
die zuerſt in England erfolgte Einführung eines Sodaofens mit
rotierendem Herd. Zwiſchen der Feuerung und dem Abzug iſt ein mit
feuerfeſten Steinen ausgefütterter Cylinderherd eingeſetzt, der durch ein
Maſchinenwerk mit beliebiger Geſchwindigkeit gedreht werden kann.
Man umgeht hierdurch das Rühren des Gemenges bei bedeutend
beſchleunigter Arbeit. Der Cylinderofen hat dazu beigetragen, das
Leblancverfahren dem konkurrierenden Ammoniakverfahren gegenüber
zu ſtützen.
2. Darſtellung der Soda nach dem Ammoniakverfahren.
Eine größere Anzahl von Chemikern hat verſucht, den Umſtand,
daß Kochſalz durch doppelt kohlenſaures Ammonium, unter gleichzeitiger
Abſcheidung von Salmiak, in doppelt kohlenſaures Natrium umgewandelt
wird, für die Sodafabrikation auszubeuten. Unter den zahlreichen
Arten, dieſes Prinzip praktiſch zu verwerten, hat aber nur eine wirk-
lichen und großen Erfolg gehabt, nämlich das dem Belgier Solvay
im Jahre 1863 patentierte Verfahren, welches heute in ſo großem
Umfange ausgeübt wird, daß z. B. in Deutſchland heute vier Fünftel
aller erzeugten Soda nach dem Solvayſchen Verfahren dargeſtellt werden;
nur in England hat ſich die Leblancſche Methode noch in größerem
Maße behauptet.
Das Ammoniakverfahren beginnt mit der Herſtellung einer Koch-
ſalzlöſung durch Auflöſen von rohem Steinſalz im Waſſer; in Gegenden,
wo Salzwerke vorhanden ſind, iſt es ſehr lohnend, gleich die rohe
Salzſole anzuwenden. Die geklärte Salzlöſung leitet man in Gefäße
mit durchlöchertem Boden, durch welchen Ammoniakgas von unten her
zugeleitet wird. Die Löſung abſorbiert das Gas unter nicht unbeträcht-
licher Erwärmung und wird deshalb vor der weiteren Verarbeitung ab-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/856>, abgerufen am 23.11.2024.
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