gegen Greenwich, die allerdings an Bord nur genähert durch die Bestecksrechnung ermittelt werden kann, erhält man aus der Angabe der Uhr unter Berücksichtigung der jeweiligen Korrektion, welche dieselbe wegen der Gangänderung erfordert, die mittlere Beobachtungszeit an dem betreffenden Orte. Direkte Höhenbeobachtungen eines Gestirnes nahe im Westen oder Osten ergeben ihrerseits die Korrektion oder den Stand der Uhrangabe gegen die mittlere Ortszeit mit aller wünschens- werten Genauigkeit und gestatten einen Schluß auf die mehr oder minder große Regelmäßigkeit des Ganges des Chronometers, welcher übrigens meist an Bord eine Beschleunigung gegen den am Lande beob- achteten Wert erfährt. Die bei diesem Verfahren vorauszusetzende Kenntnis der geographischen Breite wird innerhalb der erforderlichen Genauigkeits-Grenzen von der Bestecksrechnung geliefert.
Die Bestimmung der Länge auf See würde das denkbar ein- fachste Problem darbieten, wie S. 48 nachzulesen ist. Nun wird zwar durch fortgesetzte Zeitbestimmung die Erlangung einer absolut genauen Kenntnis des Uhrganges angestrebt; gleichwohl aber bedürfen die Resultate der einfachen Chronometerübertragung, einerseits wegen der Schwierigkeit und der begrenzten Genauigkeit der Beobachtung, anderer- seits wegen der manchmal recht beträchtlichen Unzuverlässigkeit der Chronometer in Bezug auf den Gang, infolge mangelhafter Kompen- sation oder heftiger Stöße, von Zeit zu Zeit einer sorgfältigen Kontrolle. Diese ergiebt sich aus der Beobachtung gewisser Phänomene, für welche in den astronomischen Jahrbüchern oder Ephemeridensammlungen genaue Vorausberechnungen gegeben sind. Übrigens wird sich der Seefahrer der meist sehr kompendiösen und recht teuren Hilfsmittel der Astronomie, auch weil dieselben vieles für ihn Überflüssige enthalten, nur selten bedienen, vielmehr den erheblich billigeren, vollkommen ausreichenden und eigens für die Zwecke der Seeschiffahrt bearbeiteten Sammlungen, welche überdies die zu nautischen Berechnungen erforderlichen Hilfstafeln und vieles andere für ihn Wissenswerte bieten, unzweifelhaft den Vorzug geben.
Eine verhältnismäßig zuverlässige Kontrolle gewähren in erster Linie die Monddistancen, also Messungen der Abstände des Mondes von der Sonne oder von hellen Fixsternen resp. Planeten, die wegen der schnellen Ortsveränderung des Mondes am Himmel für bestimmte Greenwicher Zeiten vorausberechnet sind, und deren Vergleichung mit den direkt beobachteten Werten den Längenunterschied annähernd ergiebt. Daß die für verschiedene Orte zu verschiedenen Zeiten eintretenden Sonnenfinsternisse und Sternbedeckungen durch den Mond ebenfalls Ver- gleichungen ermöglichen, bedarf kaum der Erwähnung. Leider sind aber die letzteren Phänomene, deren Beobachtung den Besitz eines leidlich guten Fernrohrs voraussetzt, für einen Ort verhältnismäßig selten und stehen namentlich auch bei den meist geringen optischen Hilfsmitteln des Seefahrers an Genauigkeit der Methode der Längenbestimmung durch Chronometer-
Die Ortsbeſtimmung zur See.
gegen Greenwich, die allerdings an Bord nur genähert durch die Beſtecksrechnung ermittelt werden kann, erhält man aus der Angabe der Uhr unter Berückſichtigung der jeweiligen Korrektion, welche dieſelbe wegen der Gangänderung erfordert, die mittlere Beobachtungszeit an dem betreffenden Orte. Direkte Höhenbeobachtungen eines Geſtirnes nahe im Weſten oder Oſten ergeben ihrerſeits die Korrektion oder den Stand der Uhrangabe gegen die mittlere Ortszeit mit aller wünſchens- werten Genauigkeit und geſtatten einen Schluß auf die mehr oder minder große Regelmäßigkeit des Ganges des Chronometers, welcher übrigens meiſt an Bord eine Beſchleunigung gegen den am Lande beob- achteten Wert erfährt. Die bei dieſem Verfahren vorauszuſetzende Kenntnis der geographiſchen Breite wird innerhalb der erforderlichen Genauigkeits-Grenzen von der Beſtecksrechnung geliefert.
Die Beſtimmung der Länge auf See würde das denkbar ein- fachſte Problem darbieten, wie S. 48 nachzuleſen iſt. Nun wird zwar durch fortgeſetzte Zeitbeſtimmung die Erlangung einer abſolut genauen Kenntnis des Uhrganges angeſtrebt; gleichwohl aber bedürfen die Reſultate der einfachen Chronometerübertragung, einerſeits wegen der Schwierigkeit und der begrenzten Genauigkeit der Beobachtung, anderer- ſeits wegen der manchmal recht beträchtlichen Unzuverläſſigkeit der Chronometer in Bezug auf den Gang, infolge mangelhafter Kompen- ſation oder heftiger Stöße, von Zeit zu Zeit einer ſorgfältigen Kontrolle. Dieſe ergiebt ſich aus der Beobachtung gewiſſer Phänomene, für welche in den aſtronomiſchen Jahrbüchern oder Ephemeridenſammlungen genaue Vorausberechnungen gegeben ſind. Übrigens wird ſich der Seefahrer der meiſt ſehr kompendiöſen und recht teuren Hilfsmittel der Aſtronomie, auch weil dieſelben vieles für ihn Überflüſſige enthalten, nur ſelten bedienen, vielmehr den erheblich billigeren, vollkommen ausreichenden und eigens für die Zwecke der Seeſchiffahrt bearbeiteten Sammlungen, welche überdies die zu nautiſchen Berechnungen erforderlichen Hilfstafeln und vieles andere für ihn Wiſſenswerte bieten, unzweifelhaft den Vorzug geben.
Eine verhältnismäßig zuverläſſige Kontrolle gewähren in erſter Linie die Monddiſtancen, alſo Meſſungen der Abſtände des Mondes von der Sonne oder von hellen Fixſternen reſp. Planeten, die wegen der ſchnellen Ortsveränderung des Mondes am Himmel für beſtimmte Greenwicher Zeiten vorausberechnet ſind, und deren Vergleichung mit den direkt beobachteten Werten den Längenunterſchied annähernd ergiebt. Daß die für verſchiedene Orte zu verſchiedenen Zeiten eintretenden Sonnenfinſterniſſe und Sternbedeckungen durch den Mond ebenfalls Ver- gleichungen ermöglichen, bedarf kaum der Erwähnung. Leider ſind aber die letzteren Phänomene, deren Beobachtung den Beſitz eines leidlich guten Fernrohrs vorausſetzt, für einen Ort verhältnismäßig ſelten und ſtehen namentlich auch bei den meiſt geringen optiſchen Hilfsmitteln des Seefahrers an Genauigkeit der Methode der Längenbeſtimmung durch Chronometer-
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[807/0825]
Die Ortsbeſtimmung zur See.
gegen Greenwich, die allerdings an Bord nur genähert durch die
Beſtecksrechnung ermittelt werden kann, erhält man aus der Angabe
der Uhr unter Berückſichtigung der jeweiligen Korrektion, welche dieſelbe
wegen der Gangänderung erfordert, die mittlere Beobachtungszeit an
dem betreffenden Orte. Direkte Höhenbeobachtungen eines Geſtirnes
nahe im Weſten oder Oſten ergeben ihrerſeits die Korrektion oder den
Stand der Uhrangabe gegen die mittlere Ortszeit mit aller wünſchens-
werten Genauigkeit und geſtatten einen Schluß auf die mehr oder
minder große Regelmäßigkeit des Ganges des Chronometers, welcher
übrigens meiſt an Bord eine Beſchleunigung gegen den am Lande beob-
achteten Wert erfährt. Die bei dieſem Verfahren vorauszuſetzende
Kenntnis der geographiſchen Breite wird innerhalb der erforderlichen
Genauigkeits-Grenzen von der Beſtecksrechnung geliefert.
Die Beſtimmung der Länge auf See würde das denkbar ein-
fachſte Problem darbieten, wie S. 48 nachzuleſen iſt. Nun wird zwar
durch fortgeſetzte Zeitbeſtimmung die Erlangung einer abſolut genauen
Kenntnis des Uhrganges angeſtrebt; gleichwohl aber bedürfen die
Reſultate der einfachen Chronometerübertragung, einerſeits wegen der
Schwierigkeit und der begrenzten Genauigkeit der Beobachtung, anderer-
ſeits wegen der manchmal recht beträchtlichen Unzuverläſſigkeit der
Chronometer in Bezug auf den Gang, infolge mangelhafter Kompen-
ſation oder heftiger Stöße, von Zeit zu Zeit einer ſorgfältigen Kontrolle.
Dieſe ergiebt ſich aus der Beobachtung gewiſſer Phänomene, für welche
in den aſtronomiſchen Jahrbüchern oder Ephemeridenſammlungen genaue
Vorausberechnungen gegeben ſind. Übrigens wird ſich der Seefahrer
der meiſt ſehr kompendiöſen und recht teuren Hilfsmittel der Aſtronomie,
auch weil dieſelben vieles für ihn Überflüſſige enthalten, nur ſelten
bedienen, vielmehr den erheblich billigeren, vollkommen ausreichenden
und eigens für die Zwecke der Seeſchiffahrt bearbeiteten Sammlungen,
welche überdies die zu nautiſchen Berechnungen erforderlichen Hilfstafeln
und vieles andere für ihn Wiſſenswerte bieten, unzweifelhaft den
Vorzug geben.
Eine verhältnismäßig zuverläſſige Kontrolle gewähren in erſter
Linie die Monddiſtancen, alſo Meſſungen der Abſtände des Mondes
von der Sonne oder von hellen Fixſternen reſp. Planeten, die wegen
der ſchnellen Ortsveränderung des Mondes am Himmel für beſtimmte
Greenwicher Zeiten vorausberechnet ſind, und deren Vergleichung mit
den direkt beobachteten Werten den Längenunterſchied annähernd ergiebt.
Daß die für verſchiedene Orte zu verſchiedenen Zeiten eintretenden
Sonnenfinſterniſſe und Sternbedeckungen durch den Mond ebenfalls Ver-
gleichungen ermöglichen, bedarf kaum der Erwähnung. Leider ſind aber
die letzteren Phänomene, deren Beobachtung den Beſitz eines leidlich guten
Fernrohrs vorausſetzt, für einen Ort verhältnismäßig ſelten und ſtehen
namentlich auch bei den meiſt geringen optiſchen Hilfsmitteln des Seefahrers
an Genauigkeit der Methode der Längenbeſtimmung durch Chronometer-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/825>, abgerufen am 21.11.2024.
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