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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Verkehr zu Wasser.
während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben
ist. Der Betrieb geschieht nun in folgender Weise: Das zu hebende
Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers H in das an seiner ent-
gegengesetzten Stirnseite durch einen anderen Schieber geschlossene
Bassin F hinein; nun wird der Schieber H heruntergelassen, so daß
[Abbildung] Fig. 431.

Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.

der Behälter F von allen Seiten fest geschlossen ist. Hierauf wird das
Bassin F samt dem Schiffe mittels des Treibcylinders D in Führungen,
welche an den gemauerten Türmen F angebracht sind, bis zur Höhe
der oberen Kanalhaltung AB gehoben, während gleichzeitig das andere
Bassin hinabsinkt. Ist das Bassin F oben angelangt, so wird der
dasselbe gegen B abschließende Schieber H geöffnet, und das Schiff
kann nun ohne weiteres seinen Kurs in der höher gelegenen Kanal-
strecke AB fortsetzen.

Eine durchweg in Eisenkonstruktion ausgeführte Schiffshebevor-
richtung stellt Fig. 432 dar; dieselbe liegt bei Houdeng-Goegnies in
Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau-
unterschied von 15,397 m zu überwinden. Außer dem dargestellten
gelangen noch drei derartige Ascenseure, wie man dieselben auch wohl
nennt, von je 16,993 m Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt
dadurch, daß der Wasserspiegel des obenstehenden beweglichen Behälters
um 0,30 m erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen
zur Folge hat. Der Durchmesser der Treibcylinder beträgt 2,06 m; der
Druck in demselben beträgt gegen 14 Atmosphären; die Abmessungen der
Cylinder etc. sind für 80 Atmosphären berechnet. Die Hebung eines
Schiffes erfolgt in 21/2 Minuten bei einem Wasserverbrauche von
74 Tonnen. Die Ausführung dieses Hebewerkes erfolgte durch die
bekannte Societe Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben
der Herren Standfield und Clark.

Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal-
bauten nimmt der Nord-Ostsee-Kanal ein besonderes Interesse für sich
in Anspruch, dessen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen ist.

Der Verkehr zu Waſſer.
während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben
iſt. Der Betrieb geſchieht nun in folgender Weiſe: Das zu hebende
Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers H in das an ſeiner ent-
gegengeſetzten Stirnſeite durch einen anderen Schieber geſchloſſene
Baſſin F hinein; nun wird der Schieber H heruntergelaſſen, ſo daß
[Abbildung] Fig. 431.

Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.

der Behälter F von allen Seiten feſt geſchloſſen iſt. Hierauf wird das
Baſſin F ſamt dem Schiffe mittels des Treibcylinders D in Führungen,
welche an den gemauerten Türmen F angebracht ſind, bis zur Höhe
der oberen Kanalhaltung AB gehoben, während gleichzeitig das andere
Baſſin hinabſinkt. Iſt das Baſſin F oben angelangt, ſo wird der
dasſelbe gegen B abſchließende Schieber H geöffnet, und das Schiff
kann nun ohne weiteres ſeinen Kurs in der höher gelegenen Kanal-
ſtrecke AB fortſetzen.

Eine durchweg in Eiſenkonſtruktion ausgeführte Schiffshebevor-
richtung ſtellt Fig. 432 dar; dieſelbe liegt bei Houdeng-Goegnies in
Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau-
unterſchied von 15,397 m zu überwinden. Außer dem dargeſtellten
gelangen noch drei derartige Aſcenſeure, wie man dieſelben auch wohl
nennt, von je 16,993 m Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt
dadurch, daß der Waſſerſpiegel des obenſtehenden beweglichen Behälters
um 0,30 m erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen
zur Folge hat. Der Durchmeſſer der Treibcylinder beträgt 2,06 m; der
Druck in demſelben beträgt gegen 14 Atmoſphären; die Abmeſſungen der
Cylinder ꝛc. ſind für 80 Atmoſphären berechnet. Die Hebung eines
Schiffes erfolgt in 2½ Minuten bei einem Waſſerverbrauche von
74 Tonnen. Die Ausführung dieſes Hebewerkes erfolgte durch die
bekannte Société Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben
der Herren Standfield und Clark.

Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal-
bauten nimmt der Nord-Oſtſee-Kanal ein beſonderes Intereſſe für ſich
in Anſpruch, deſſen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen iſt.

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[778/0796] Der Verkehr zu Waſſer. während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben iſt. Der Betrieb geſchieht nun in folgender Weiſe: Das zu hebende Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers H in das an ſeiner ent- gegengeſetzten Stirnſeite durch einen anderen Schieber geſchloſſene Baſſin F hinein; nun wird der Schieber H heruntergelaſſen, ſo daß [Abbildung Fig. 431. Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.] der Behälter F von allen Seiten feſt geſchloſſen iſt. Hierauf wird das Baſſin F ſamt dem Schiffe mittels des Treibcylinders D in Führungen, welche an den gemauerten Türmen F angebracht ſind, bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung AB gehoben, während gleichzeitig das andere Baſſin hinabſinkt. Iſt das Baſſin F oben angelangt, ſo wird der dasſelbe gegen B abſchließende Schieber H geöffnet, und das Schiff kann nun ohne weiteres ſeinen Kurs in der höher gelegenen Kanal- ſtrecke AB fortſetzen. Eine durchweg in Eiſenkonſtruktion ausgeführte Schiffshebevor- richtung ſtellt Fig. 432 dar; dieſelbe liegt bei Houdeng-Goegnies in Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau- unterſchied von 15,397 m zu überwinden. Außer dem dargeſtellten gelangen noch drei derartige Aſcenſeure, wie man dieſelben auch wohl nennt, von je 16,993 m Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt dadurch, daß der Waſſerſpiegel des obenſtehenden beweglichen Behälters um 0,30 m erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen zur Folge hat. Der Durchmeſſer der Treibcylinder beträgt 2,06 m; der Druck in demſelben beträgt gegen 14 Atmoſphären; die Abmeſſungen der Cylinder ꝛc. ſind für 80 Atmoſphären berechnet. Die Hebung eines Schiffes erfolgt in 2½ Minuten bei einem Waſſerverbrauche von 74 Tonnen. Die Ausführung dieſes Hebewerkes erfolgte durch die bekannte Société Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben der Herren Standfield und Clark. Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal- bauten nimmt der Nord-Oſtſee-Kanal ein beſonderes Intereſſe für ſich in Anſpruch, deſſen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen iſt.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/796>, abgerufen am 23.11.2024.