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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Walzen.
Automaten oben den Nickel einwirft, und unten kommt die Schokolade
an. Aber das Walzen hat so seine Schikanen. Ist das Gußstück von
vornherein, oder wird es durch den Walzendruck breiter als das
Kaliber, so dringt das Metall zwischen den Ringen an den Seiten
durch, es entstehen Bärte, Nähte, Grate. Zur Sicherheit schließen
daher auch die Ringe niemals ganz dicht auf einander, denn wenn
man auch durch die Praxis gewitzigt, die Seitenausdehnung ziemlich
kennt, läßt sie sich doch nicht ganz genau berechnen und hat das Metall
keinen Ausweg, so drückt es eben die Walzen auseinander. Ferner
aber kann man das Metall nicht zwingen, sofort die verlangte Gestalt
anzunehmen, man müßte denn einen ungeheuren Druck anwenden: ein
Gußstück von 25 cm Dicke läßt sich nicht mit einem Male zu einem
Bleche von 1 mm Dicke auswalzen, oder zu einer Schiene umformen,
sondern erst nach und nach kann man es durch verschiedene andere
Formen hindurch bis zu dem verlangten Querschnitte bringen. Man
benutzt daher zunächst Vorwalzen und bringt dann erst das vor-
gearbeitete Stück zu den Fertigwalzen. Beim Fertigwalzen tritt
übrigens dieselbe Erscheinung ein, wie beim Gießen, das heiße Metall
schrumpft noch nachträglich beim Erkalten zusammen, also müssen auch
hier die Kaliber um das Schwindmaß größer sein, als das Werkstück
werden soll.

Walzen wendet man in den verschiedensten Abmessungen an. Bet
den kleinsten Walzwerken haben sie einen Durchmesser von 40 bis
50 mm bei einer Länge von 75 mm; solche gebrauchen die Goldarbeiter
zum Herstellen ihrer feinen Bleche; bei der Herstellung der gewaltigen
Panzerplatten sind die Walzen natürlich etwas größer, sie haben einen
Durchmesser von fast 1 m bei einer Länge von 3 m; das sind aber
die größten.

Der erste, der Kaliberwalzen zum Schweißen und Strecken von
Stäben in Anwendung brachte, war Henry Cort in Lancaster im
Jahre 1783, derselbe, der auch auf dem Gebiete des Eisenbereitens durch
die Einführung des Puddelns sich einen Namen erworben hat. In
Frankreich gewannen die Walzwerke zu Ende des 18ten Jahrhunderts,
in Deutschland und Österreichs erst am Anfange dieses Jahrhunderts
Verbreitung.

Das Vorwärmen des Metalls.

Wie fürs Gießen, so muß auch fürs Schmieden und Walzen in
vielen Fällen das Metall vorgewärmt werden. Es kommt aber nicht
darauf an, eine so hohe Temperatur zu erzielen, daß das Metall in
den flüssigen Zustand übergeht, es soll nur weich und dehnbar werden,
ohne jedoch den Zusammenhang zu verlieren, ferner soll es die durch
Hämmern, Pressen oder Walzen erhaltene Härte und Sprödigkeit durch
Glühen verlieren, damit es zu weiterer Verarbeitung tauglich werde.

Das Buch der Erfindungen. 42

Das Walzen.
Automaten oben den Nickel einwirft, und unten kommt die Schokolade
an. Aber das Walzen hat ſo ſeine Schikanen. Iſt das Gußſtück von
vornherein, oder wird es durch den Walzendruck breiter als das
Kaliber, ſo dringt das Metall zwiſchen den Ringen an den Seiten
durch, es entſtehen Bärte, Nähte, Grate. Zur Sicherheit ſchließen
daher auch die Ringe niemals ganz dicht auf einander, denn wenn
man auch durch die Praxis gewitzigt, die Seitenausdehnung ziemlich
kennt, läßt ſie ſich doch nicht ganz genau berechnen und hat das Metall
keinen Ausweg, ſo drückt es eben die Walzen auseinander. Ferner
aber kann man das Metall nicht zwingen, ſofort die verlangte Geſtalt
anzunehmen, man müßte denn einen ungeheuren Druck anwenden: ein
Gußſtück von 25 cm Dicke läßt ſich nicht mit einem Male zu einem
Bleche von 1 mm Dicke auswalzen, oder zu einer Schiene umformen,
ſondern erſt nach und nach kann man es durch verſchiedene andere
Formen hindurch bis zu dem verlangten Querſchnitte bringen. Man
benutzt daher zunächſt Vorwalzen und bringt dann erſt das vor-
gearbeitete Stück zu den Fertigwalzen. Beim Fertigwalzen tritt
übrigens dieſelbe Erſcheinung ein, wie beim Gießen, das heiße Metall
ſchrumpft noch nachträglich beim Erkalten zuſammen, alſo müſſen auch
hier die Kaliber um das Schwindmaß größer ſein, als das Werkſtück
werden ſoll.

Walzen wendet man in den verſchiedenſten Abmeſſungen an. Bet
den kleinſten Walzwerken haben ſie einen Durchmeſſer von 40 bis
50 mm bei einer Länge von 75 mm; ſolche gebrauchen die Goldarbeiter
zum Herſtellen ihrer feinen Bleche; bei der Herſtellung der gewaltigen
Panzerplatten ſind die Walzen natürlich etwas größer, ſie haben einen
Durchmeſſer von faſt 1 m bei einer Länge von 3 m; das ſind aber
die größten.

Der erſte, der Kaliberwalzen zum Schweißen und Strecken von
Stäben in Anwendung brachte, war Henry Cort in Lancaſter im
Jahre 1783, derſelbe, der auch auf dem Gebiete des Eiſenbereitens durch
die Einführung des Puddelns ſich einen Namen erworben hat. In
Frankreich gewannen die Walzwerke zu Ende des 18ten Jahrhunderts,
in Deutſchland und Öſterreichs erſt am Anfange dieſes Jahrhunderts
Verbreitung.

Das Vorwärmen des Metalls.

Wie fürs Gießen, ſo muß auch fürs Schmieden und Walzen in
vielen Fällen das Metall vorgewärmt werden. Es kommt aber nicht
darauf an, eine ſo hohe Temperatur zu erzielen, daß das Metall in
den flüſſigen Zuſtand übergeht, es ſoll nur weich und dehnbar werden,
ohne jedoch den Zuſammenhang zu verlieren, ferner ſoll es die durch
Hämmern, Preſſen oder Walzen erhaltene Härte und Sprödigkeit durch
Glühen verlieren, damit es zu weiterer Verarbeitung tauglich werde.

Das Buch der Erfindungen. 42
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[657/0675] Das Walzen. Automaten oben den Nickel einwirft, und unten kommt die Schokolade an. Aber das Walzen hat ſo ſeine Schikanen. Iſt das Gußſtück von vornherein, oder wird es durch den Walzendruck breiter als das Kaliber, ſo dringt das Metall zwiſchen den Ringen an den Seiten durch, es entſtehen Bärte, Nähte, Grate. Zur Sicherheit ſchließen daher auch die Ringe niemals ganz dicht auf einander, denn wenn man auch durch die Praxis gewitzigt, die Seitenausdehnung ziemlich kennt, läßt ſie ſich doch nicht ganz genau berechnen und hat das Metall keinen Ausweg, ſo drückt es eben die Walzen auseinander. Ferner aber kann man das Metall nicht zwingen, ſofort die verlangte Geſtalt anzunehmen, man müßte denn einen ungeheuren Druck anwenden: ein Gußſtück von 25 cm Dicke läßt ſich nicht mit einem Male zu einem Bleche von 1 mm Dicke auswalzen, oder zu einer Schiene umformen, ſondern erſt nach und nach kann man es durch verſchiedene andere Formen hindurch bis zu dem verlangten Querſchnitte bringen. Man benutzt daher zunächſt Vorwalzen und bringt dann erſt das vor- gearbeitete Stück zu den Fertigwalzen. Beim Fertigwalzen tritt übrigens dieſelbe Erſcheinung ein, wie beim Gießen, das heiße Metall ſchrumpft noch nachträglich beim Erkalten zuſammen, alſo müſſen auch hier die Kaliber um das Schwindmaß größer ſein, als das Werkſtück werden ſoll. Walzen wendet man in den verſchiedenſten Abmeſſungen an. Bet den kleinſten Walzwerken haben ſie einen Durchmeſſer von 40 bis 50 mm bei einer Länge von 75 mm; ſolche gebrauchen die Goldarbeiter zum Herſtellen ihrer feinen Bleche; bei der Herſtellung der gewaltigen Panzerplatten ſind die Walzen natürlich etwas größer, ſie haben einen Durchmeſſer von faſt 1 m bei einer Länge von 3 m; das ſind aber die größten. Der erſte, der Kaliberwalzen zum Schweißen und Strecken von Stäben in Anwendung brachte, war Henry Cort in Lancaſter im Jahre 1783, derſelbe, der auch auf dem Gebiete des Eiſenbereitens durch die Einführung des Puddelns ſich einen Namen erworben hat. In Frankreich gewannen die Walzwerke zu Ende des 18ten Jahrhunderts, in Deutſchland und Öſterreichs erſt am Anfange dieſes Jahrhunderts Verbreitung. Das Vorwärmen des Metalls. Wie fürs Gießen, ſo muß auch fürs Schmieden und Walzen in vielen Fällen das Metall vorgewärmt werden. Es kommt aber nicht darauf an, eine ſo hohe Temperatur zu erzielen, daß das Metall in den flüſſigen Zuſtand übergeht, es ſoll nur weich und dehnbar werden, ohne jedoch den Zuſammenhang zu verlieren, ferner ſoll es die durch Hämmern, Preſſen oder Walzen erhaltene Härte und Sprödigkeit durch Glühen verlieren, damit es zu weiterer Verarbeitung tauglich werde. Das Buch der Erfindungen. 42

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/675>, abgerufen am 21.11.2024.