entwickeln, ziehen nach oben und entweichen durch die Gicht, während gleichzeitig Brennmaterialien und Metall nach unten sinken. Die Schmelzmaterialien werden also durch die glühenden Gichtgase schon sehr stark vorgewärmt, ehe sie zur Flamme kommen. So lange das Schmelzen dauern soll, wird oben fortgesetzt Material nachgefüllt. Das geschmolzene Metall sammelt sich entweder auf der Sohle des Ofens, dem Herde, oder in einem mit dem Ofen durch einen besonderen Kanal verbundenen Sammelraum, dem Vorherde, und wird durch ein am tiefsten Punkte des Herdes bez. Vorherdes angebrachtes Stichloch ab- gelassen. Im Kupolofen wird fast ausschließlich Gußeisen geschmolzen. Zum Einführen der Brennluft dienen eigene Gebläse.
Flammöfen sind in England schon seit 1612 bekannt, Kupol- öfen, die mit erhitztem Wind bedient werden, kennt man in England seit 1834.
Das Schmieden.
Die Kunst des Schmiedens ist uralt, wohl so alt wie die Kennt- nis der Erze überhaupt. Eine wie große Wichtigkeit dieser Kunst bei- gelegt wurde, ersieht man daraus, daß eines von den drei Kindern, die Juno ihrem Gemahle, dem Götterkönige Jupiter, schenkte, als Gott der Schmiedekunst verehrt wurde; so hatten die Griechen ihren Hephästos, die Römer ihren Vulkan. Auch bei den Deutschen war der Schmiede- hammer das Symbol der Kraft, das der gewaltige Gott Thor als Attribut führte. Im Altertum freilich kannte man nur eine Art des Schmiedens, nämlich das Bearbeiten der Metalle mit dem Hammer. Neuerdings vermag man die Erze aber auch durch langsam wirkenden Druck um- zugestalten und bezeichnet diese Formveränderung ebenfalls als Schmieden, mit alleiniger Ausnahme des Walzens. Beim Schmieden bedarf man nur weniger Werkzeuge von größter Einfachheit, und lediglich dadurch, daß man die Möglichkeit hat, die Schläge des Hammers nach seinem Willen ungleich auf verschiedene Teile des Metalles einwirken zu lassen, ist man imstande die mannigfaltigsten Formen herzustellen, während umgekehrt beim Walzen wie beim Gießen für jedes Werkstück besonderer Gestalt auch eine Walze besonderer Gestalt nötig ist. Walzwerke be- dingen größere maschinelle Einrichtungen, das Schmieden kann mit der Hand geschehen. Was beim Gießen mit der Form, wird beim Schmieden mit dem Hammer, beim Walzen mit der Walze hervor- gebracht. Wie man beim Gießen zur Hervorbringung verschiedener Gestalten verschiedener Formen bedurfte, so sind auch beim Schmieden je nach dem Zwecke, den man mit den Hammerschlägen erreichen will, verschiedene Hämmer nötig. Neben dem Hammer ist der Am- boß ein unerläßliches Werkzeug. Hammer und Amboß müssen im allgemeinen beide in ihren wirksamen Teilen härter als das zu ver- arbeitende Metall sein, damit sie nicht von dem Werkstücke Eindrücke empfangen.
Die Metallverarbeitung.
entwickeln, ziehen nach oben und entweichen durch die Gicht, während gleichzeitig Brennmaterialien und Metall nach unten ſinken. Die Schmelzmaterialien werden alſo durch die glühenden Gichtgaſe ſchon ſehr ſtark vorgewärmt, ehe ſie zur Flamme kommen. So lange das Schmelzen dauern ſoll, wird oben fortgeſetzt Material nachgefüllt. Das geſchmolzene Metall ſammelt ſich entweder auf der Sohle des Ofens, dem Herde, oder in einem mit dem Ofen durch einen beſonderen Kanal verbundenen Sammelraum, dem Vorherde, und wird durch ein am tiefſten Punkte des Herdes bez. Vorherdes angebrachtes Stichloch ab- gelaſſen. Im Kupolofen wird faſt ausſchließlich Gußeiſen geſchmolzen. Zum Einführen der Brennluft dienen eigene Gebläſe.
Flammöfen ſind in England ſchon ſeit 1612 bekannt, Kupol- öfen, die mit erhitztem Wind bedient werden, kennt man in England ſeit 1834.
Das Schmieden.
Die Kunſt des Schmiedens iſt uralt, wohl ſo alt wie die Kennt- nis der Erze überhaupt. Eine wie große Wichtigkeit dieſer Kunſt bei- gelegt wurde, erſieht man daraus, daß eines von den drei Kindern, die Juno ihrem Gemahle, dem Götterkönige Jupiter, ſchenkte, als Gott der Schmiedekunſt verehrt wurde; ſo hatten die Griechen ihren Hephäſtos, die Römer ihren Vulkan. Auch bei den Deutſchen war der Schmiede- hammer das Symbol der Kraft, das der gewaltige Gott Thor als Attribut führte. Im Altertum freilich kannte man nur eine Art des Schmiedens, nämlich das Bearbeiten der Metalle mit dem Hammer. Neuerdings vermag man die Erze aber auch durch langſam wirkenden Druck um- zugeſtalten und bezeichnet dieſe Formveränderung ebenfalls als Schmieden, mit alleiniger Ausnahme des Walzens. Beim Schmieden bedarf man nur weniger Werkzeuge von größter Einfachheit, und lediglich dadurch, daß man die Möglichkeit hat, die Schläge des Hammers nach ſeinem Willen ungleich auf verſchiedene Teile des Metalles einwirken zu laſſen, iſt man imſtande die mannigfaltigſten Formen herzuſtellen, während umgekehrt beim Walzen wie beim Gießen für jedes Werkſtück beſonderer Geſtalt auch eine Walze beſonderer Geſtalt nötig iſt. Walzwerke be- dingen größere maſchinelle Einrichtungen, das Schmieden kann mit der Hand geſchehen. Was beim Gießen mit der Form, wird beim Schmieden mit dem Hammer, beim Walzen mit der Walze hervor- gebracht. Wie man beim Gießen zur Hervorbringung verſchiedener Geſtalten verſchiedener Formen bedurfte, ſo ſind auch beim Schmieden je nach dem Zwecke, den man mit den Hammerſchlägen erreichen will, verſchiedene Hämmer nötig. Neben dem Hammer iſt der Am- boß ein unerläßliches Werkzeug. Hammer und Amboß müſſen im allgemeinen beide in ihren wirkſamen Teilen härter als das zu ver- arbeitende Metall ſein, damit ſie nicht von dem Werkſtücke Eindrücke empfangen.
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[646/0664]
Die Metallverarbeitung.
entwickeln, ziehen nach oben und entweichen durch die Gicht, während
gleichzeitig Brennmaterialien und Metall nach unten ſinken. Die
Schmelzmaterialien werden alſo durch die glühenden Gichtgaſe ſchon
ſehr ſtark vorgewärmt, ehe ſie zur Flamme kommen. So lange das
Schmelzen dauern ſoll, wird oben fortgeſetzt Material nachgefüllt. Das
geſchmolzene Metall ſammelt ſich entweder auf der Sohle des Ofens,
dem Herde, oder in einem mit dem Ofen durch einen beſonderen Kanal
verbundenen Sammelraum, dem Vorherde, und wird durch ein am
tiefſten Punkte des Herdes bez. Vorherdes angebrachtes Stichloch ab-
gelaſſen. Im Kupolofen wird faſt ausſchließlich Gußeiſen geſchmolzen.
Zum Einführen der Brennluft dienen eigene Gebläſe.
Flammöfen ſind in England ſchon ſeit 1612 bekannt, Kupol-
öfen, die mit erhitztem Wind bedient werden, kennt man in England
ſeit 1834.
Das Schmieden.
Die Kunſt des Schmiedens iſt uralt, wohl ſo alt wie die Kennt-
nis der Erze überhaupt. Eine wie große Wichtigkeit dieſer Kunſt bei-
gelegt wurde, erſieht man daraus, daß eines von den drei Kindern, die
Juno ihrem Gemahle, dem Götterkönige Jupiter, ſchenkte, als Gott der
Schmiedekunſt verehrt wurde; ſo hatten die Griechen ihren Hephäſtos,
die Römer ihren Vulkan. Auch bei den Deutſchen war der Schmiede-
hammer das Symbol der Kraft, das der gewaltige Gott Thor als Attribut
führte. Im Altertum freilich kannte man nur eine Art des Schmiedens,
nämlich das Bearbeiten der Metalle mit dem Hammer. Neuerdings
vermag man die Erze aber auch durch langſam wirkenden Druck um-
zugeſtalten und bezeichnet dieſe Formveränderung ebenfalls als Schmieden,
mit alleiniger Ausnahme des Walzens. Beim Schmieden bedarf man
nur weniger Werkzeuge von größter Einfachheit, und lediglich dadurch,
daß man die Möglichkeit hat, die Schläge des Hammers nach ſeinem
Willen ungleich auf verſchiedene Teile des Metalles einwirken zu laſſen,
iſt man imſtande die mannigfaltigſten Formen herzuſtellen, während
umgekehrt beim Walzen wie beim Gießen für jedes Werkſtück beſonderer
Geſtalt auch eine Walze beſonderer Geſtalt nötig iſt. Walzwerke be-
dingen größere maſchinelle Einrichtungen, das Schmieden kann mit der
Hand geſchehen. Was beim Gießen mit der Form, wird beim
Schmieden mit dem Hammer, beim Walzen mit der Walze hervor-
gebracht. Wie man beim Gießen zur Hervorbringung verſchiedener
Geſtalten verſchiedener Formen bedurfte, ſo ſind auch beim Schmieden
je nach dem Zwecke, den man mit den Hammerſchlägen erreichen
will, verſchiedene Hämmer nötig. Neben dem Hammer iſt der Am-
boß ein unerläßliches Werkzeug. Hammer und Amboß müſſen im
allgemeinen beide in ihren wirkſamen Teilen härter als das zu ver-
arbeitende Metall ſein, damit ſie nicht von dem Werkſtücke Eindrücke
empfangen.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/664>, abgerufen am 23.11.2024.
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