Ein wesentlich verbesserter Ofen zur Röstung der Kupfererze ist der Kupfererz-Doppelofen. Vom Rost aus streicht die Flamme über den unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber- liegenden Herd und von hieraus zur Esse. Die Erze werden durch die Decke des oberen Herdes eingeschüttet und durch eine Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge- wendet. Bei einem ähnlich konstruierten Ofen ist die Krählvorrichtung hohl und dient dazu, Wasserdampf einströmen zu lassen. Dieser Wasser- dampf zersetzt sich in Wasserstoff und Sauerstoff, welche mit dem Arsen und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von diesen beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf mechanisch, indem er das geschmolzene Metall in Wallung erhält und so alle Teile desselben leichter oxydierbar macht.
H. Schliephacke empfiehlt zur Darstellung von Kupfer aus Schwefel- kupfer, in das schmelzende Schwefelkupfer überhitzten Wasserdampf zu leiten. Hierbei wird dasselbe unter Bildung von schwefliger Säure in metallisches Kupfer übergeführt, welches noch einen Rest Kupferoxydul enthält. Durch Rühren des geschmolzenen Kupfers mit Birkenholz wird auch dieser Rest Kupferoxydul zu metallischem Kupfer reduziert. Die Beendigung des Prozesses ist am Verschwinden der charakteristischen Wasserstoffflamme erkennbar, da die Zersetzung des Wasserdampfes aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metallisches Kupfer verwandelt ist. Nach W. Gentles wird das Arsen aus dem Kupfer entfernt, indem man zu dem geschmolzenen Metall ein Gemisch von Manganoxyd und einem Alkali oder einem Alkalisalz fügt. Als ein solches Gemisch werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen. Nach F. Garnier soll zum Raffinieren von Kupfer dasselbe in einem basisch gefütterten Ofen mit Kohle und einer basischen Schlacke, bestehend aus 70 % Base und 30 % Kieselsäure, sowie Flußspat geschmelzt werden.
Die Gewinnung des Kupfers auf nassem Wege wird hauptsächlich dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg nicht lohnend erscheint. Die Cementation, welche das sog. Cement- kupfer liefert, besteht darin, daß das Kupfer aus seinen Lösungen durch
Das Kupfer.
[Abbildung]
Fig. 350.
Garherd.
[Abbildung]
Fig. 351.
Spleißofen.
Ein weſentlich verbeſſerter Ofen zur Röſtung der Kupfererze iſt der Kupfererz-Doppelofen. Vom Roſt aus ſtreicht die Flamme über den unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber- liegenden Herd und von hieraus zur Eſſe. Die Erze werden durch die Decke des oberen Herdes eingeſchüttet und durch eine Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge- wendet. Bei einem ähnlich konſtruierten Ofen iſt die Krählvorrichtung hohl und dient dazu, Waſſerdampf einſtrömen zu laſſen. Dieſer Waſſer- dampf zerſetzt ſich in Waſſerſtoff und Sauerſtoff, welche mit dem Arſen und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von dieſen beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf mechaniſch, indem er das geſchmolzene Metall in Wallung erhält und ſo alle Teile desſelben leichter oxydierbar macht.
H. Schliephacke empfiehlt zur Darſtellung von Kupfer aus Schwefel- kupfer, in das ſchmelzende Schwefelkupfer überhitzten Waſſerdampf zu leiten. Hierbei wird dasſelbe unter Bildung von ſchwefliger Säure in metalliſches Kupfer übergeführt, welches noch einen Reſt Kupferoxydul enthält. Durch Rühren des geſchmolzenen Kupfers mit Birkenholz wird auch dieſer Reſt Kupferoxydul zu metalliſchem Kupfer reduziert. Die Beendigung des Prozeſſes iſt am Verſchwinden der charakteriſtiſchen Waſſerſtoffflamme erkennbar, da die Zerſetzung des Waſſerdampfes aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metalliſches Kupfer verwandelt iſt. Nach W. Gentles wird das Arſen aus dem Kupfer entfernt, indem man zu dem geſchmolzenen Metall ein Gemiſch von Manganoxyd und einem Alkali oder einem Alkaliſalz fügt. Als ein ſolches Gemiſch werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen. Nach F. Garnier ſoll zum Raffinieren von Kupfer dasſelbe in einem baſiſch gefütterten Ofen mit Kohle und einer baſiſchen Schlacke, beſtehend aus 70 % Baſe und 30 % Kieſelſäure, ſowie Flußſpat geſchmelzt werden.
Die Gewinnung des Kupfers auf naſſem Wege wird hauptſächlich dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg nicht lohnend erſcheint. Die Cementation, welche das ſog. Cement- kupfer liefert, beſteht darin, daß das Kupfer aus ſeinen Löſungen durch
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Das Kupfer.
[Abbildung Fig. 350. Garherd.]
[Abbildung Fig. 351. Spleißofen.]
Ein weſentlich verbeſſerter Ofen zur Röſtung der Kupfererze iſt
der Kupfererz-Doppelofen. Vom Roſt aus ſtreicht die Flamme über den
unteren Herd, geht in einem vertikalen Kanal nach einem darüber-
liegenden Herd und von hieraus zur Eſſe. Die Erze werden
durch die Decke des oberen Herdes eingeſchüttet und durch eine
Krählvorrichtung, welche ihren Antrieb unter dem Herde hat, ge-
wendet. Bei einem ähnlich konſtruierten Ofen iſt die Krählvorrichtung
hohl und dient dazu, Waſſerdampf einſtrömen zu laſſen. Dieſer Waſſer-
dampf zerſetzt ſich in Waſſerſtoff und Sauerſtoff, welche mit dem Arſen
und Antimon flüchtige Verbindungen bilden, wodurch das Kupfer von
dieſen beiden Metallen gereinigt wird. Zugleich wirkt der Dampf
mechaniſch, indem er das geſchmolzene Metall in Wallung erhält und
ſo alle Teile desſelben leichter oxydierbar macht.
H. Schliephacke empfiehlt zur Darſtellung von Kupfer aus Schwefel-
kupfer, in das ſchmelzende Schwefelkupfer überhitzten Waſſerdampf zu
leiten. Hierbei wird dasſelbe unter Bildung von ſchwefliger Säure in
metalliſches Kupfer übergeführt, welches noch einen Reſt Kupferoxydul
enthält. Durch Rühren des geſchmolzenen Kupfers mit Birkenholz
wird auch dieſer Reſt Kupferoxydul zu metalliſchem Kupfer reduziert.
Die Beendigung des Prozeſſes iſt am Verſchwinden der charakteriſtiſchen
Waſſerſtoffflamme erkennbar, da die Zerſetzung des Waſſerdampfes
aufhört, wenn alles Schwefelkupfer in metalliſches Kupfer verwandelt iſt.
Nach W. Gentles wird das Arſen aus dem Kupfer entfernt, indem
man zu dem geſchmolzenen Metall ein Gemiſch von Manganoxyd und
einem Alkali oder einem Alkaliſalz fügt. Als ein ſolches Gemiſch
werden gleiche Teile Mangandioxyd und Natriumkarbonat empfohlen.
Nach F. Garnier ſoll zum Raffinieren von Kupfer dasſelbe in einem
baſiſch gefütterten Ofen mit Kohle und einer baſiſchen Schlacke, beſtehend
aus 70 % Baſe und 30 % Kieſelſäure, ſowie Flußſpat geſchmelzt werden.
Die Gewinnung des Kupfers auf naſſem Wege wird hauptſächlich
dort angewendet, wo wegen Kupferarmut der Erze der trockene Weg
nicht lohnend erſcheint. Die Cementation, welche das ſog. Cement-
kupfer liefert, beſteht darin, daß das Kupfer aus ſeinen Löſungen durch
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/607>, abgerufen am 22.11.2024.
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