Ventile die Richtung des Windes und der Gichtgase so regulieren lassen, daß sie abwechselnd bald die eine, bald die andere der Kammern durchstreichen. Man läßt nun erst die Gichtgase die eine der Kammern heizen, führt dann die Gebläseluft durch dieselbe, während welcher Zeit durch Umstellung der Ventile die Gichtgase die zweite Kammer heizen. Ist diese nun heiß und die erste durch die durchstreichenden Luftmengen wieder abgekühlt, so werden die Ventile wieder umgestellt, so fort und fort stets heiße Luft dem Hochofen etc. zuführend. Um die Hitze des Gicht- gases möglichst rationell auszunutzen, werden möglichst viele Wände in die Kammern so eingebaut, daß die Gase an allen vorbeistreichen müssen, und zeigt Fig. 345 Vertikalschnitt und Ansicht einer solchen Gebläsekammer. Die Gichtgase treten bei b in die Kammer ein und werden unter Luftzutritt hier verbrannt, um, nachdem sie die Kammer bei a in der Richtung der Pfeile durchstrichen haben, bei e
[Abbildung]
Fig. 345.
Gebläsekammer.
in den Schornstein zu gelangen. Ist die Kammer genügend heiß ge- worden, so tritt nach Umstellung der Ventile die Gebläseluft bei e ein, durchstreicht die Kammer in entgegengesetzter Richtung, um bei d aus- tretend ca. 700° C. heiß in die Hochöfen etc. zu strömen.
Die neueren Hochöfen haben anstatt der vorher beschriebenen Rauh- mauern jetzt Eisenmäntel und stehen auf gußeisernen Säulen. Mehrere solcher Hochöfen werden nebeneinander errichtet, und zeigt Fig. 346 acht solcher Hochöfen, welche in der Grafschaft Cumberland in Eng- land auf dem Furneßwerk stehen und täglich 14000 Zentner Roh- eisen produzieren. Die hierbei sichtbaren, schiefen Ebenen dienen zum Aufziehen der Beschickung, denn auch diese Aufzüge haben mit der Zu- nahme der Höhe der Hochöfen bis zu 25 m manche Veränderung er- fahren. Büttgenbach läßt auch noch den eisernen Mantel der Hoch- öfen fort, um besser den Schacht an jedem Punkte des Gestelles kon- trollieren zu können und legt das Gichtplateau auf hohle eiserne Säulen, welche gleichzeitig als Ableitungsröhren für die Gichtgase
Die Rohgewinnung der Metalle.
Ventile die Richtung des Windes und der Gichtgaſe ſo regulieren laſſen, daß ſie abwechſelnd bald die eine, bald die andere der Kammern durchſtreichen. Man läßt nun erſt die Gichtgaſe die eine der Kammern heizen, führt dann die Gebläſeluft durch dieſelbe, während welcher Zeit durch Umſtellung der Ventile die Gichtgaſe die zweite Kammer heizen. Iſt dieſe nun heiß und die erſte durch die durchſtreichenden Luftmengen wieder abgekühlt, ſo werden die Ventile wieder umgeſtellt, ſo fort und fort ſtets heiße Luft dem Hochofen ꝛc. zuführend. Um die Hitze des Gicht- gaſes möglichſt rationell auszunutzen, werden möglichſt viele Wände in die Kammern ſo eingebaut, daß die Gaſe an allen vorbeiſtreichen müſſen, und zeigt Fig. 345 Vertikalſchnitt und Anſicht einer ſolchen Gebläſekammer. Die Gichtgaſe treten bei b in die Kammer ein und werden unter Luftzutritt hier verbrannt, um, nachdem ſie die Kammer bei a in der Richtung der Pfeile durchſtrichen haben, bei e
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Fig. 345.
Gebläſekammer.
in den Schornſtein zu gelangen. Iſt die Kammer genügend heiß ge- worden, ſo tritt nach Umſtellung der Ventile die Gebläſeluft bei e ein, durchſtreicht die Kammer in entgegengeſetzter Richtung, um bei d aus- tretend ca. 700° C. heiß in die Hochöfen ꝛc. zu ſtrömen.
Die neueren Hochöfen haben anſtatt der vorher beſchriebenen Rauh- mauern jetzt Eiſenmäntel und ſtehen auf gußeiſernen Säulen. Mehrere ſolcher Hochöfen werden nebeneinander errichtet, und zeigt Fig. 346 acht ſolcher Hochöfen, welche in der Grafſchaft Cumberland in Eng- land auf dem Furneßwerk ſtehen und täglich 14000 Zentner Roh- eiſen produzieren. Die hierbei ſichtbaren, ſchiefen Ebenen dienen zum Aufziehen der Beſchickung, denn auch dieſe Aufzüge haben mit der Zu- nahme der Höhe der Hochöfen bis zu 25 m manche Veränderung er- fahren. Büttgenbach läßt auch noch den eiſernen Mantel der Hoch- öfen fort, um beſſer den Schacht an jedem Punkte des Geſtelles kon- trollieren zu können und legt das Gichtplateau auf hohle eiſerne Säulen, welche gleichzeitig als Ableitungsröhren für die Gichtgaſe
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Die Rohgewinnung der Metalle.
Ventile die Richtung des Windes und der Gichtgaſe ſo regulieren
laſſen, daß ſie abwechſelnd bald die eine, bald die andere der Kammern
durchſtreichen. Man läßt nun erſt die Gichtgaſe die eine der Kammern
heizen, führt dann die Gebläſeluft durch dieſelbe, während welcher Zeit
durch Umſtellung der Ventile die Gichtgaſe die zweite Kammer heizen.
Iſt dieſe nun heiß und die erſte durch die durchſtreichenden Luftmengen
wieder abgekühlt, ſo werden die Ventile wieder umgeſtellt, ſo fort und fort
ſtets heiße Luft dem Hochofen ꝛc. zuführend. Um die Hitze des Gicht-
gaſes möglichſt rationell auszunutzen, werden möglichſt viele Wände in
die Kammern ſo eingebaut, daß die Gaſe an allen vorbeiſtreichen
müſſen, und zeigt Fig. 345 Vertikalſchnitt und Anſicht einer ſolchen
Gebläſekammer. Die Gichtgaſe treten bei b in die Kammer ein
und werden unter Luftzutritt hier verbrannt, um, nachdem ſie die
Kammer bei a in der Richtung der Pfeile durchſtrichen haben, bei e
[Abbildung Fig. 345. Gebläſekammer.]
in den Schornſtein zu gelangen. Iſt die Kammer genügend heiß ge-
worden, ſo tritt nach Umſtellung der Ventile die Gebläſeluft bei e ein,
durchſtreicht die Kammer in entgegengeſetzter Richtung, um bei d aus-
tretend ca. 700° C. heiß in die Hochöfen ꝛc. zu ſtrömen.
Die neueren Hochöfen haben anſtatt der vorher beſchriebenen Rauh-
mauern jetzt Eiſenmäntel und ſtehen auf gußeiſernen Säulen. Mehrere
ſolcher Hochöfen werden nebeneinander errichtet, und zeigt Fig. 346
acht ſolcher Hochöfen, welche in der Grafſchaft Cumberland in Eng-
land auf dem Furneßwerk ſtehen und täglich 14000 Zentner Roh-
eiſen produzieren. Die hierbei ſichtbaren, ſchiefen Ebenen dienen zum
Aufziehen der Beſchickung, denn auch dieſe Aufzüge haben mit der Zu-
nahme der Höhe der Hochöfen bis zu 25 m manche Veränderung er-
fahren. Büttgenbach läßt auch noch den eiſernen Mantel der Hoch-
öfen fort, um beſſer den Schacht an jedem Punkte des Geſtelles kon-
trollieren zu können und legt das Gichtplateau auf hohle eiſerne
Säulen, welche gleichzeitig als Ableitungsröhren für die Gichtgaſe
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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