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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Erfindung der Zeitmeßapparate.
wir nur zwei erwähnen. Die eine betrifft das Pendel. Wir erfuhren,
daß dieses immer eine bestimmte Schwingungszeit besitze, daß diese
aber für kürzere Pendel auch kürzer sei. Will man z. B. eine Uhr
haben, welche halbe Sekunden schlägt, so muß man ein Pendel von
1/4 m Länge haben, während das Sekundenpendel etwa 1 m lang ist.
Es ist nun bei den verschiedenen Zwecken, denen die Uhr dienen soll,
bei der Verschiedenheit des Raumes, den man ihnen anweisen kann,
zwar die Länge des Pendels eine sehr mannigfaltige und alle sind an
ihrem Platze brauchbar, aber behält denn das Pendel wirklich überall
und immer die Länge bei, die man ihm gegeben hat? Wir erfuhren
doch bereits im vorigen Kapitel, daß die Wärme die Ausdehnung der
Körper sehr wesentlich verändert, also müssen wir schon hieraus schließen,
daß die Pendellänge bei bedeutender Wärme größer sein wird, als
wenn es kalt ist. Im Sommer werden sich die Pendel verlängern,
im Winter verkürzen. Freilich, wo es auf keine so große Genauigkeit
ankommt, wie im gewöhnlichen Berufsleben, wo man nur den Gang
der Uhr bis auf eine Minute am Tage sicher festhalten möchte, da
wird man diese Längenänderung nicht zu berücksichtigen nötig haben.
Aber wo es auf große Genauigkeit ankommt, wo man -- wie bei den
astronomischen Uhren -- den Gang bis auf Bruchteile der Sekunde
sichern muß, da wird man auch dieser Eigentümlichkeit Rechnung tragen
müssen. Das kann auf zweierlei Weisen geschehen. Entweder man
stellt die Uhr an einem Orte auf, an dem die Temperatur nur höchstens
ganz schwache Änderungen erfährt. So sind in der That die Haupt-
uhren der Sternwarten in Kellern aufgestellt, wo sich die Temperatur
etwa innerhalb eines Grades konstant erhält. Oder man sorgt dafür,
daß diese Längenänderung des Pendels irgendwie wieder aufgehoben
wird. Man wird bei der Verfolgung dieses Gedankens in höchst glück-
licher Weise von der Natur unterstützt. Die verschiedenen Körper dehnen
sich nämlich bei Erhöhung ihrer Temperatur keineswegs in gleichem
Maße aus, sondern einmal sind die flüssigen Körper einer weit be-
trächtlicheren Ausdehnung fähig als die starren, und dann sind selbst
die starren Körper unter sich noch recht verschieden an Ausdehnbarkeit.
Man kann also z. B. sehr leicht die Wirkungen der Wärme aufheben,
wenn man etwa die Pendelstange von Eisen macht, als pendelnden
schweren Körper aber ein Glasgefäß mit Quecksilber wählt, und beide
gegen einander so abpaßt, daß während die Stange sich ausdehnt,
der Quecksilberspiegel sich gerade so hoch hebt, daß die wirksame Länge
des Pendels ungeändert bleibt. Man erhält so die Quecksilberkompen-
sation. Aber diese hat Nachteile, und zwar vor allem den, daß der
Pendelkörper für diesen Zweck eine Gestalt erhält, die ihn im Hinblick
auf andere Zwecke ungeeignet erscheinen läßt. Zur leichteren Über-
windung des Luftwiderstandes ist es nämlich am vorteilhaftesten, jenem
die Gestalt einer Linse zu geben. Das kann bei dem Quecksilbergefäß
nicht geschehen. Verfertigt man die Linse aus einem starren Metall,

Erfindung der Zeitmeßapparate.
wir nur zwei erwähnen. Die eine betrifft das Pendel. Wir erfuhren,
daß dieſes immer eine beſtimmte Schwingungszeit beſitze, daß dieſe
aber für kürzere Pendel auch kürzer ſei. Will man z. B. eine Uhr
haben, welche halbe Sekunden ſchlägt, ſo muß man ein Pendel von
¼ m Länge haben, während das Sekundenpendel etwa 1 m lang iſt.
Es iſt nun bei den verſchiedenen Zwecken, denen die Uhr dienen ſoll,
bei der Verſchiedenheit des Raumes, den man ihnen anweiſen kann,
zwar die Länge des Pendels eine ſehr mannigfaltige und alle ſind an
ihrem Platze brauchbar, aber behält denn das Pendel wirklich überall
und immer die Länge bei, die man ihm gegeben hat? Wir erfuhren
doch bereits im vorigen Kapitel, daß die Wärme die Ausdehnung der
Körper ſehr weſentlich verändert, alſo müſſen wir ſchon hieraus ſchließen,
daß die Pendellänge bei bedeutender Wärme größer ſein wird, als
wenn es kalt iſt. Im Sommer werden ſich die Pendel verlängern,
im Winter verkürzen. Freilich, wo es auf keine ſo große Genauigkeit
ankommt, wie im gewöhnlichen Berufsleben, wo man nur den Gang
der Uhr bis auf eine Minute am Tage ſicher feſthalten möchte, da
wird man dieſe Längenänderung nicht zu berückſichtigen nötig haben.
Aber wo es auf große Genauigkeit ankommt, wo man — wie bei den
aſtronomiſchen Uhren — den Gang bis auf Bruchteile der Sekunde
ſichern muß, da wird man auch dieſer Eigentümlichkeit Rechnung tragen
müſſen. Das kann auf zweierlei Weiſen geſchehen. Entweder man
ſtellt die Uhr an einem Orte auf, an dem die Temperatur nur höchſtens
ganz ſchwache Änderungen erfährt. So ſind in der That die Haupt-
uhren der Sternwarten in Kellern aufgeſtellt, wo ſich die Temperatur
etwa innerhalb eines Grades konſtant erhält. Oder man ſorgt dafür,
daß dieſe Längenänderung des Pendels irgendwie wieder aufgehoben
wird. Man wird bei der Verfolgung dieſes Gedankens in höchſt glück-
licher Weiſe von der Natur unterſtützt. Die verſchiedenen Körper dehnen
ſich nämlich bei Erhöhung ihrer Temperatur keineswegs in gleichem
Maße aus, ſondern einmal ſind die flüſſigen Körper einer weit be-
trächtlicheren Ausdehnung fähig als die ſtarren, und dann ſind ſelbſt
die ſtarren Körper unter ſich noch recht verſchieden an Ausdehnbarkeit.
Man kann alſo z. B. ſehr leicht die Wirkungen der Wärme aufheben,
wenn man etwa die Pendelſtange von Eiſen macht, als pendelnden
ſchweren Körper aber ein Glasgefäß mit Queckſilber wählt, und beide
gegen einander ſo abpaßt, daß während die Stange ſich ausdehnt,
der Queckſilberſpiegel ſich gerade ſo hoch hebt, daß die wirkſame Länge
des Pendels ungeändert bleibt. Man erhält ſo die Queckſilberkompen-
ſation. Aber dieſe hat Nachteile, und zwar vor allem den, daß der
Pendelkörper für dieſen Zweck eine Geſtalt erhält, die ihn im Hinblick
auf andere Zwecke ungeeignet erſcheinen läßt. Zur leichteren Über-
windung des Luftwiderſtandes iſt es nämlich am vorteilhafteſten, jenem
die Geſtalt einer Linſe zu geben. Das kann bei dem Queckſilbergefäß
nicht geſchehen. Verfertigt man die Linſe aus einem ſtarren Metall,

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[40/0058] Erfindung der Zeitmeßapparate. wir nur zwei erwähnen. Die eine betrifft das Pendel. Wir erfuhren, daß dieſes immer eine beſtimmte Schwingungszeit beſitze, daß dieſe aber für kürzere Pendel auch kürzer ſei. Will man z. B. eine Uhr haben, welche halbe Sekunden ſchlägt, ſo muß man ein Pendel von ¼ m Länge haben, während das Sekundenpendel etwa 1 m lang iſt. Es iſt nun bei den verſchiedenen Zwecken, denen die Uhr dienen ſoll, bei der Verſchiedenheit des Raumes, den man ihnen anweiſen kann, zwar die Länge des Pendels eine ſehr mannigfaltige und alle ſind an ihrem Platze brauchbar, aber behält denn das Pendel wirklich überall und immer die Länge bei, die man ihm gegeben hat? Wir erfuhren doch bereits im vorigen Kapitel, daß die Wärme die Ausdehnung der Körper ſehr weſentlich verändert, alſo müſſen wir ſchon hieraus ſchließen, daß die Pendellänge bei bedeutender Wärme größer ſein wird, als wenn es kalt iſt. Im Sommer werden ſich die Pendel verlängern, im Winter verkürzen. Freilich, wo es auf keine ſo große Genauigkeit ankommt, wie im gewöhnlichen Berufsleben, wo man nur den Gang der Uhr bis auf eine Minute am Tage ſicher feſthalten möchte, da wird man dieſe Längenänderung nicht zu berückſichtigen nötig haben. Aber wo es auf große Genauigkeit ankommt, wo man — wie bei den aſtronomiſchen Uhren — den Gang bis auf Bruchteile der Sekunde ſichern muß, da wird man auch dieſer Eigentümlichkeit Rechnung tragen müſſen. Das kann auf zweierlei Weiſen geſchehen. Entweder man ſtellt die Uhr an einem Orte auf, an dem die Temperatur nur höchſtens ganz ſchwache Änderungen erfährt. So ſind in der That die Haupt- uhren der Sternwarten in Kellern aufgeſtellt, wo ſich die Temperatur etwa innerhalb eines Grades konſtant erhält. Oder man ſorgt dafür, daß dieſe Längenänderung des Pendels irgendwie wieder aufgehoben wird. Man wird bei der Verfolgung dieſes Gedankens in höchſt glück- licher Weiſe von der Natur unterſtützt. Die verſchiedenen Körper dehnen ſich nämlich bei Erhöhung ihrer Temperatur keineswegs in gleichem Maße aus, ſondern einmal ſind die flüſſigen Körper einer weit be- trächtlicheren Ausdehnung fähig als die ſtarren, und dann ſind ſelbſt die ſtarren Körper unter ſich noch recht verſchieden an Ausdehnbarkeit. Man kann alſo z. B. ſehr leicht die Wirkungen der Wärme aufheben, wenn man etwa die Pendelſtange von Eiſen macht, als pendelnden ſchweren Körper aber ein Glasgefäß mit Queckſilber wählt, und beide gegen einander ſo abpaßt, daß während die Stange ſich ausdehnt, der Queckſilberſpiegel ſich gerade ſo hoch hebt, daß die wirkſame Länge des Pendels ungeändert bleibt. Man erhält ſo die Queckſilberkompen- ſation. Aber dieſe hat Nachteile, und zwar vor allem den, daß der Pendelkörper für dieſen Zweck eine Geſtalt erhält, die ihn im Hinblick auf andere Zwecke ungeeignet erſcheinen läßt. Zur leichteren Über- windung des Luftwiderſtandes iſt es nämlich am vorteilhafteſten, jenem die Geſtalt einer Linſe zu geben. Das kann bei dem Queckſilbergefäß nicht geſchehen. Verfertigt man die Linſe aus einem ſtarren Metall,

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/58>, abgerufen am 22.11.2024.