gepreßt. Dieses Band wird von den beiden Walzen W, welche sich mit gleicher Geschwindigkeit in der Richtung der Pfeile gegeneinander be- wegen, erfaßt, noch breiter gedrückt und das Anhaften an den Walzen durch geeignet angebrachte Abstreicher verhindert. Von hier aus gleitet dieses sehr breite und dünne Butterband auf der geneigten Fläche F in den Kasten G, wird aber auf diesem Wege von zahlreichen Wasser- strahlen, welche aus dem mit durchlöchertem Verschluß versehenen Wasser- rohre R unter starkem Drucke strömen, hart getroffen und gründlich aus- gewaschen. Nach dem Ablassen des Wassers aus dem Kasten G, wird die Butter entweder direkt, oder nach nochmaligem Waschen geknetet und in die kloßartige Form gebracht, in welcher sie im Handel bekannt ist.
Eine so dargestellte Kunstbutter ist ein durchaus empfehlenswertes, sehr wertvolles und billiges Nahrungsmittel, und nur der Produzent der natürlichen Butter, für dessen Fabrikat ja nach Erfindung dieses Surrogats eine weitere Preissteigerung ausgeschlossen erscheint, versucht es zu diskreditieren. Sehr leicht kann aber der unreelle Fabrikant die Kunstbutter in Verruf bringen, wenn er aus Gewinnsucht oder Nachlässigkeit nicht die größte Sorgfalt auf die Herstellung seines Fabrikates verwendet. Dr. Max Weitz.
e) Die Brotbäckerei.
Als Rohmaterial für die Brotbereitung dient das aus den Cerealien gewonnene Mehl, nebst Wasser, Gährungsmitteln und Salz, ev. unter Zufügung gewisser Gewürze. Das Weißbrot wird aus Weizen- mehl und Hefe, das Schwarzbrot aus einem Gemisch von Roggenmehl, Weizenmehl und Sauerteig hergestellt. Die Bereitung selbst hat den Zweck, das Mehl physikalisch und chemisch so zu verändern, daß unsere für die Zerkleinerung und Verdauung der Speisen bestimmten Organe ihre Aufgabe möglichst vollkommen zu lösen imstande sind. Gleich- zeitig soll aber auch der dem mit Wasser angerührten Mehl anhaftende fade Geschmack beseitigt und in einen solchen verwandelt werden, der den menschlichen Organismus zur Aufnahme dieser Speise reizt, und endlich soll auch eine gewisse Haltbarkeit des Gebäckes erzielt werden. Das Backen löst also im wesentlichen folgende Aufgaben: Durch Erhitzen geht das Stärkemehl in den aufgeschlossenen Zustand, den wir Kleister nennen, über; der Teig wird gehindert, sich in eine spröde oder wässerige Masse zu verwandeln, dahingegen durch Zusatz von Hefe oder gewisser, später näher zu besprechender Surrogate dafür gezwungen, sich aufzu- blähen und eine lockere, schwammige Beschaffenheit anzunehmen. Endlich wird die Oberfläche des Brotes geröstet und dadurch die Rinde oder Kruste gebildet, welche den Wohlgeschmack des Brotes nicht nur ganz wesentlich erhöht, sondern auch den inneren Teil nicht so leicht austrocknen läßt und somit seine Haltbarkeit für eine gewisse Zeit bedingt.
Nahrungs- und Genußmittel.
gepreßt. Dieſes Band wird von den beiden Walzen W, welche ſich mit gleicher Geſchwindigkeit in der Richtung der Pfeile gegeneinander be- wegen, erfaßt, noch breiter gedrückt und das Anhaften an den Walzen durch geeignet angebrachte Abſtreicher verhindert. Von hier aus gleitet dieſes ſehr breite und dünne Butterband auf der geneigten Fläche F in den Kaſten G, wird aber auf dieſem Wege von zahlreichen Waſſer- ſtrahlen, welche aus dem mit durchlöchertem Verſchluß verſehenen Waſſer- rohre R unter ſtarkem Drucke ſtrömen, hart getroffen und gründlich aus- gewaſchen. Nach dem Ablaſſen des Waſſers aus dem Kaſten G, wird die Butter entweder direkt, oder nach nochmaligem Waſchen geknetet und in die kloßartige Form gebracht, in welcher ſie im Handel bekannt iſt.
Eine ſo dargeſtellte Kunſtbutter iſt ein durchaus empfehlenswertes, ſehr wertvolles und billiges Nahrungsmittel, und nur der Produzent der natürlichen Butter, für deſſen Fabrikat ja nach Erfindung dieſes Surrogats eine weitere Preisſteigerung ausgeſchloſſen erſcheint, verſucht es zu diskreditieren. Sehr leicht kann aber der unreelle Fabrikant die Kunſtbutter in Verruf bringen, wenn er aus Gewinnſucht oder Nachläſſigkeit nicht die größte Sorgfalt auf die Herſtellung ſeines Fabrikates verwendet. Dr. Max Weitz.
e) Die Brotbäckerei.
Als Rohmaterial für die Brotbereitung dient das aus den Cerealien gewonnene Mehl, nebſt Waſſer, Gährungsmitteln und Salz, ev. unter Zufügung gewiſſer Gewürze. Das Weißbrot wird aus Weizen- mehl und Hefe, das Schwarzbrot aus einem Gemiſch von Roggenmehl, Weizenmehl und Sauerteig hergeſtellt. Die Bereitung ſelbſt hat den Zweck, das Mehl phyſikaliſch und chemiſch ſo zu verändern, daß unſere für die Zerkleinerung und Verdauung der Speiſen beſtimmten Organe ihre Aufgabe möglichſt vollkommen zu löſen imſtande ſind. Gleich- zeitig ſoll aber auch der dem mit Waſſer angerührten Mehl anhaftende fade Geſchmack beſeitigt und in einen ſolchen verwandelt werden, der den menſchlichen Organismus zur Aufnahme dieſer Speiſe reizt, und endlich ſoll auch eine gewiſſe Haltbarkeit des Gebäckes erzielt werden. Das Backen löſt alſo im weſentlichen folgende Aufgaben: Durch Erhitzen geht das Stärkemehl in den aufgeſchloſſenen Zuſtand, den wir Kleiſter nennen, über; der Teig wird gehindert, ſich in eine ſpröde oder wäſſerige Maſſe zu verwandeln, dahingegen durch Zuſatz von Hefe oder gewiſſer, ſpäter näher zu beſprechender Surrogate dafür gezwungen, ſich aufzu- blähen und eine lockere, ſchwammige Beſchaffenheit anzunehmen. Endlich wird die Oberfläche des Brotes geröſtet und dadurch die Rinde oder Kruſte gebildet, welche den Wohlgeſchmack des Brotes nicht nur ganz weſentlich erhöht, ſondern auch den inneren Teil nicht ſo leicht austrocknen läßt und ſomit ſeine Haltbarkeit für eine gewiſſe Zeit bedingt.
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[554/0572]
Nahrungs- und Genußmittel.
gepreßt. Dieſes Band wird von den beiden Walzen W, welche ſich mit
gleicher Geſchwindigkeit in der Richtung der Pfeile gegeneinander be-
wegen, erfaßt, noch breiter gedrückt und das Anhaften an den Walzen
durch geeignet angebrachte Abſtreicher verhindert. Von hier aus gleitet
dieſes ſehr breite und dünne Butterband auf der geneigten Fläche F
in den Kaſten G, wird aber auf dieſem Wege von zahlreichen Waſſer-
ſtrahlen, welche aus dem mit durchlöchertem Verſchluß verſehenen Waſſer-
rohre R unter ſtarkem Drucke ſtrömen, hart getroffen und gründlich aus-
gewaſchen. Nach dem Ablaſſen des Waſſers aus dem Kaſten G, wird
die Butter entweder direkt, oder nach nochmaligem Waſchen geknetet und
in die kloßartige Form gebracht, in welcher ſie im Handel bekannt iſt.
Eine ſo dargeſtellte Kunſtbutter iſt ein durchaus empfehlenswertes,
ſehr wertvolles und billiges Nahrungsmittel, und nur der Produzent
der natürlichen Butter, für deſſen Fabrikat ja nach Erfindung dieſes
Surrogats eine weitere Preisſteigerung ausgeſchloſſen erſcheint, verſucht
es zu diskreditieren. Sehr leicht kann aber der unreelle Fabrikant
die Kunſtbutter in Verruf bringen, wenn er aus Gewinnſucht oder
Nachläſſigkeit nicht die größte Sorgfalt auf die Herſtellung ſeines
Fabrikates verwendet. Dr. Max Weitz.
e) Die Brotbäckerei.
Als Rohmaterial für die Brotbereitung dient das aus den Cerealien
gewonnene Mehl, nebſt Waſſer, Gährungsmitteln und Salz, ev.
unter Zufügung gewiſſer Gewürze. Das Weißbrot wird aus Weizen-
mehl und Hefe, das Schwarzbrot aus einem Gemiſch von Roggenmehl,
Weizenmehl und Sauerteig hergeſtellt. Die Bereitung ſelbſt hat den
Zweck, das Mehl phyſikaliſch und chemiſch ſo zu verändern, daß unſere
für die Zerkleinerung und Verdauung der Speiſen beſtimmten Organe
ihre Aufgabe möglichſt vollkommen zu löſen imſtande ſind. Gleich-
zeitig ſoll aber auch der dem mit Waſſer angerührten Mehl anhaftende
fade Geſchmack beſeitigt und in einen ſolchen verwandelt werden, der
den menſchlichen Organismus zur Aufnahme dieſer Speiſe reizt, und
endlich ſoll auch eine gewiſſe Haltbarkeit des Gebäckes erzielt werden. Das
Backen löſt alſo im weſentlichen folgende Aufgaben: Durch Erhitzen
geht das Stärkemehl in den aufgeſchloſſenen Zuſtand, den wir Kleiſter
nennen, über; der Teig wird gehindert, ſich in eine ſpröde oder wäſſerige
Maſſe zu verwandeln, dahingegen durch Zuſatz von Hefe oder gewiſſer,
ſpäter näher zu beſprechender Surrogate dafür gezwungen, ſich aufzu-
blähen und eine lockere, ſchwammige Beſchaffenheit anzunehmen. Endlich
wird die Oberfläche des Brotes geröſtet und dadurch die Rinde oder
Kruſte gebildet, welche den Wohlgeſchmack des Brotes nicht nur ganz
weſentlich erhöht, ſondern auch den inneren Teil nicht ſo leicht
austrocknen läßt und ſomit ſeine Haltbarkeit für eine gewiſſe Zeit bedingt.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/572>, abgerufen am 22.11.2024.
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