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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Thee.
pflanze gedeiht am besten in den weniger heißen Gegenden der tropi-
schen Zone, kommt aber auch in der gemäßigten Zone selbst bis zum
40sten Grad nördlicher Breite vor. Fig. 307 zeigt einen Zweig mit
Blatt und Blüte des chinesischen Thee-
strauches (Thea chinensis) [in der Hälfte
der natürlichen Größe], dessen Blätter vom
vierten bis zwölften Jahre zur Bereitung
des Thees dienen, und zwar werden sie
in jedem Jahre durch Pflücken mit der
Hand einmal eingesammelt. Von diesen
Blättern sind die jüngsten die begehrtesten,
da sie den besten Thee geben, während die
älteren holziger und bitterer sind. Auch
der Abfall von schlechten und verwelkten
Blättern wird in Formen gepreßt als
Ziegelthee, oder nach Zusatz von Blut
als Bindemittel als sog. Backsteinthee in
den Handel gebracht. Die grünen Blätter
haben noch nichts von dem uns bekannten
angenehmen Geschmack und lieblichen Saft
des Thees, sondern diese entwickeln sich
erst -- gerade wie beim Kaffee -- während
des Röstens derselben.

Die Behandlung der Theeblätter ist
bei dem grünen und schwarzen Thee eine

[Abbildung] Fig. 307.

Zweig, Blatt und Blüte des
Theestrauches.

wesentlich verschiedene und wird von dem englischen Reisenden Fortune
wie folgt beschrieben. Bei dem grünen Thee werden die Blätter
in dünnen Schichten auf flachen oder schräg stehenden Bambushorden
ausgebreitet, um die ihnen anhängende Feuchtigkeit zu trocknen; hier
bleiben sie aber nur sehr kurze Zeit, nämlich je nach dem Wetter, ein
bis zwei Stunden liegen. Von diesen Horden aus kommen sie in
Röstpfannen, welche mit schnell brennendem Holzfeuer geheizt werden, und
worin sie rasch herumbewegt und aufgelockert werden. Nach vier bis fünf
Minuten werden sie auf einem Tisch mit den Händen zusammengerollt,
um hierauf von neuem in denselben Pfannen, aber über einem gleich-
mäßigen Holzkohlenfeuer gerührt und gewendet zu werden. Nachdem
diese Behandlung ungefähr eine Stunde oder auch etwas länger ge-
dauert hat, ist die Farbe des Thees fixiert, d. h. es ist keine Gefahr
mehr vorhanden, daß seine dunkelgrüne Farbe, welche später noch
etwas heller wird, in eine schwarze übergehe. Nach dieser Be-
handlung schwingt man den Thee, um ihn von Staub und anderen
Unreinlichkeiten zu befreien, und scheidet ihn mittels engerer und
weiterer Siebe in verschiedene Sorten, welche unter den Namen
Twankay, Hyson, Hysonskin, Young Hyson, Gunpowder etc. in den
Handel kommen.

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Der Thee.
pflanze gedeiht am beſten in den weniger heißen Gegenden der tropi-
ſchen Zone, kommt aber auch in der gemäßigten Zone ſelbſt bis zum
40ſten Grad nördlicher Breite vor. Fig. 307 zeigt einen Zweig mit
Blatt und Blüte des chineſiſchen Thee-
ſtrauches (Thea chinensis) [in der Hälfte
der natürlichen Größe], deſſen Blätter vom
vierten bis zwölften Jahre zur Bereitung
des Thees dienen, und zwar werden ſie
in jedem Jahre durch Pflücken mit der
Hand einmal eingeſammelt. Von dieſen
Blättern ſind die jüngſten die begehrteſten,
da ſie den beſten Thee geben, während die
älteren holziger und bitterer ſind. Auch
der Abfall von ſchlechten und verwelkten
Blättern wird in Formen gepreßt als
Ziegelthee, oder nach Zuſatz von Blut
als Bindemittel als ſog. Backſteinthee in
den Handel gebracht. Die grünen Blätter
haben noch nichts von dem uns bekannten
angenehmen Geſchmack und lieblichen Saft
des Thees, ſondern dieſe entwickeln ſich
erſt — gerade wie beim Kaffee — während
des Röſtens derſelben.

Die Behandlung der Theeblätter iſt
bei dem grünen und ſchwarzen Thee eine

[Abbildung] Fig. 307.

Zweig, Blatt und Blüte des
Theeſtrauches.

weſentlich verſchiedene und wird von dem engliſchen Reiſenden Fortune
wie folgt beſchrieben. Bei dem grünen Thee werden die Blätter
in dünnen Schichten auf flachen oder ſchräg ſtehenden Bambushorden
ausgebreitet, um die ihnen anhängende Feuchtigkeit zu trocknen; hier
bleiben ſie aber nur ſehr kurze Zeit, nämlich je nach dem Wetter, ein
bis zwei Stunden liegen. Von dieſen Horden aus kommen ſie in
Röſtpfannen, welche mit ſchnell brennendem Holzfeuer geheizt werden, und
worin ſie raſch herumbewegt und aufgelockert werden. Nach vier bis fünf
Minuten werden ſie auf einem Tiſch mit den Händen zuſammengerollt,
um hierauf von neuem in denſelben Pfannen, aber über einem gleich-
mäßigen Holzkohlenfeuer gerührt und gewendet zu werden. Nachdem
dieſe Behandlung ungefähr eine Stunde oder auch etwas länger ge-
dauert hat, iſt die Farbe des Thees fixiert, d. h. es iſt keine Gefahr
mehr vorhanden, daß ſeine dunkelgrüne Farbe, welche ſpäter noch
etwas heller wird, in eine ſchwarze übergehe. Nach dieſer Be-
handlung ſchwingt man den Thee, um ihn von Staub und anderen
Unreinlichkeiten zu befreien, und ſcheidet ihn mittels engerer und
weiterer Siebe in verſchiedene Sorten, welche unter den Namen
Twankay, Hyſon, Hyſonskin, Young Hyſon, Gunpowder ꝛc. in den
Handel kommen.

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[531/0549] Der Thee. pflanze gedeiht am beſten in den weniger heißen Gegenden der tropi- ſchen Zone, kommt aber auch in der gemäßigten Zone ſelbſt bis zum 40ſten Grad nördlicher Breite vor. Fig. 307 zeigt einen Zweig mit Blatt und Blüte des chineſiſchen Thee- ſtrauches (Thea chinensis) [in der Hälfte der natürlichen Größe], deſſen Blätter vom vierten bis zwölften Jahre zur Bereitung des Thees dienen, und zwar werden ſie in jedem Jahre durch Pflücken mit der Hand einmal eingeſammelt. Von dieſen Blättern ſind die jüngſten die begehrteſten, da ſie den beſten Thee geben, während die älteren holziger und bitterer ſind. Auch der Abfall von ſchlechten und verwelkten Blättern wird in Formen gepreßt als Ziegelthee, oder nach Zuſatz von Blut als Bindemittel als ſog. Backſteinthee in den Handel gebracht. Die grünen Blätter haben noch nichts von dem uns bekannten angenehmen Geſchmack und lieblichen Saft des Thees, ſondern dieſe entwickeln ſich erſt — gerade wie beim Kaffee — während des Röſtens derſelben. Die Behandlung der Theeblätter iſt bei dem grünen und ſchwarzen Thee eine [Abbildung Fig. 307. Zweig, Blatt und Blüte des Theeſtrauches.] weſentlich verſchiedene und wird von dem engliſchen Reiſenden Fortune wie folgt beſchrieben. Bei dem grünen Thee werden die Blätter in dünnen Schichten auf flachen oder ſchräg ſtehenden Bambushorden ausgebreitet, um die ihnen anhängende Feuchtigkeit zu trocknen; hier bleiben ſie aber nur ſehr kurze Zeit, nämlich je nach dem Wetter, ein bis zwei Stunden liegen. Von dieſen Horden aus kommen ſie in Röſtpfannen, welche mit ſchnell brennendem Holzfeuer geheizt werden, und worin ſie raſch herumbewegt und aufgelockert werden. Nach vier bis fünf Minuten werden ſie auf einem Tiſch mit den Händen zuſammengerollt, um hierauf von neuem in denſelben Pfannen, aber über einem gleich- mäßigen Holzkohlenfeuer gerührt und gewendet zu werden. Nachdem dieſe Behandlung ungefähr eine Stunde oder auch etwas länger ge- dauert hat, iſt die Farbe des Thees fixiert, d. h. es iſt keine Gefahr mehr vorhanden, daß ſeine dunkelgrüne Farbe, welche ſpäter noch etwas heller wird, in eine ſchwarze übergehe. Nach dieſer Be- handlung ſchwingt man den Thee, um ihn von Staub und anderen Unreinlichkeiten zu befreien, und ſcheidet ihn mittels engerer und weiterer Siebe in verſchiedene Sorten, welche unter den Namen Twankay, Hyſon, Hyſonskin, Young Hyſon, Gunpowder ꝛc. in den Handel kommen. 34*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/549>, abgerufen am 22.11.2024.