frei ist, da sein Fuselöl durch die Holzkohle absorbiert wurde und alle Aldehyde, Äther und sonstige leicht flüchtige Verunreinigungen bei der Ozonisation zerstört und durch den kräftigen Luftstrom fortgeführt wurden.
Aber gerade bei der mit so vielen Vorteilen angewendeten Filtra- tion durch Holzkohle werden durch den in den Poren der Kohle kon- densiert enthaltenen, die Oxydation des Alkohols veranlassenden Sauer- stoff Aldehyde gebildet, und diesen Fehler vermeidet ein an R. Eisen- mann und Joseph Bendix erteiltes Patent, nach welchem diese so not- wendige und nützliche Filtration des Spiritus durch Holzkohle unter Ausschluß der atmosphärischen Luft bewirkt werden kann.
Die Verwendung des Alkohols zu technischen Zwecken ist eine außerordentlich vielseitige, wie z. B. in der Parfümerie, zum Auflösen fetter und ätherischer Öle, bei der Lack- und Firnisfabrikation, als Brenn- spiritus, zum Verschneiden sehr schwerer Weine, wo, wie wir bereits vorher erwähnt, gerade der deutsche, so gut gereinigte Sprit eine hervor- ragende Rolle spielt etc. etc. Leider wird aber auch ein großer Teil des Spiritus -- häufig nur recht mangelhaft gereinigt -- als Schnaps getrunken. Der Alkohol ist nämlich als Genußmittel nur dann zu empfehlen, wenn er -- nächst dem Maßhalten darin -- in ganz ver- dünnter Form genossen wird, wie z. B. im Biere, welches 2 bis 8 %, oder im Weine, der, wenn er leicht ist, ca. 8 % enthält, während der Alkoholgehalt sehr schwerer Weine bis 20 % steigt. Die Schnäpse aber, welche 30 bis 70 % Alkohol enthalten, sind nur zulässig, wenn sie sehr selten und nur nach sehr schwer verdaulichen Speisen genommen werden. In solchen Fällen unterstützen sie unsern Verdauungsapparat dadurch wesent- lich, daß sie die inneren Magenwände zur möglichst großen Absonderung von Verdauungssäften reizen. Gewöhnt der Mensch sich aber be- sonders bei ungenügender Ernährung an den regelmäßigen Alkohol- genuß, so begiebt er sich auf eine so stark abschüssige Bahn, daß er bald keinen Halt mehr finden kann, sondern physisch und moralisch elend zu Grunde gehen muß. Ein dem Menschen ganz unwürdiges Dasein führend, verfällt er der chronischen Alkoholvergiftung, die mit dem Säuferwahnsinn -- delirium tremens genannt -- und auf dem Kirch- hofe endet, wohin nicht selten der Weg durch das Irrenhaus oder gar durch das Zuchthaus führt. Auch eine akute Alkoholvergiftung ist be- kannt und tritt dann ein, wenn zu große Mengen auf einmal genommen werden. Der Rausch ist das kleinste Stadium derselben, nicht selten endet sie aber bei größeren Mengen mit dem plötzlichem Tode des Vergifteten, wie derselbe leider schon häufig genug durch leicht- sinnige Wetten veranlaßt wurde und schon manches blühende, zu Hoffnungen berechtigende Menschenleben vernichtet hat.
Nun muß besonders hervorgehoben werden, daß gerade die un- genügende Ernährung eine besondere Veranlassung ist, der chronischen Alkoholvergiftung zu verfallen. Der Kohlenstoff und der Wasserstoff
Nahrungs- und Genußmittel.
frei iſt, da ſein Fuſelöl durch die Holzkohle abſorbiert wurde und alle Aldehyde, Äther und ſonſtige leicht flüchtige Verunreinigungen bei der Ozoniſation zerſtört und durch den kräftigen Luftſtrom fortgeführt wurden.
Aber gerade bei der mit ſo vielen Vorteilen angewendeten Filtra- tion durch Holzkohle werden durch den in den Poren der Kohle kon- denſiert enthaltenen, die Oxydation des Alkohols veranlaſſenden Sauer- ſtoff Aldehyde gebildet, und dieſen Fehler vermeidet ein an R. Eiſen- mann und Joſeph Bendix erteiltes Patent, nach welchem dieſe ſo not- wendige und nützliche Filtration des Spiritus durch Holzkohle unter Ausſchluß der atmoſphäriſchen Luft bewirkt werden kann.
Die Verwendung des Alkohols zu techniſchen Zwecken iſt eine außerordentlich vielſeitige, wie z. B. in der Parfümerie, zum Auflöſen fetter und ätheriſcher Öle, bei der Lack- und Firnisfabrikation, als Brenn- ſpiritus, zum Verſchneiden ſehr ſchwerer Weine, wo, wie wir bereits vorher erwähnt, gerade der deutſche, ſo gut gereinigte Sprit eine hervor- ragende Rolle ſpielt ꝛc. ꝛc. Leider wird aber auch ein großer Teil des Spiritus — häufig nur recht mangelhaft gereinigt — als Schnaps getrunken. Der Alkohol iſt nämlich als Genußmittel nur dann zu empfehlen, wenn er — nächſt dem Maßhalten darin — in ganz ver- dünnter Form genoſſen wird, wie z. B. im Biere, welches 2 bis 8 %, oder im Weine, der, wenn er leicht iſt, ca. 8 % enthält, während der Alkoholgehalt ſehr ſchwerer Weine bis 20 % ſteigt. Die Schnäpſe aber, welche 30 bis 70 % Alkohol enthalten, ſind nur zuläſſig, wenn ſie ſehr ſelten und nur nach ſehr ſchwer verdaulichen Speiſen genommen werden. In ſolchen Fällen unterſtützen ſie unſern Verdauungsapparat dadurch weſent- lich, daß ſie die inneren Magenwände zur möglichſt großen Abſonderung von Verdauungsſäften reizen. Gewöhnt der Menſch ſich aber be- ſonders bei ungenügender Ernährung an den regelmäßigen Alkohol- genuß, ſo begiebt er ſich auf eine ſo ſtark abſchüſſige Bahn, daß er bald keinen Halt mehr finden kann, ſondern phyſiſch und moraliſch elend zu Grunde gehen muß. Ein dem Menſchen ganz unwürdiges Daſein führend, verfällt er der chroniſchen Alkoholvergiftung, die mit dem Säuferwahnſinn — delirium tremens genannt — und auf dem Kirch- hofe endet, wohin nicht ſelten der Weg durch das Irrenhaus oder gar durch das Zuchthaus führt. Auch eine akute Alkoholvergiftung iſt be- kannt und tritt dann ein, wenn zu große Mengen auf einmal genommen werden. Der Rauſch iſt das kleinſte Stadium derſelben, nicht ſelten endet ſie aber bei größeren Mengen mit dem plötzlichem Tode des Vergifteten, wie derſelbe leider ſchon häufig genug durch leicht- ſinnige Wetten veranlaßt wurde und ſchon manches blühende, zu Hoffnungen berechtigende Menſchenleben vernichtet hat.
Nun muß beſonders hervorgehoben werden, daß gerade die un- genügende Ernährung eine beſondere Veranlaſſung iſt, der chroniſchen Alkoholvergiftung zu verfallen. Der Kohlenſtoff und der Waſſerſtoff
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Nahrungs- und Genußmittel.
frei iſt, da ſein Fuſelöl durch die Holzkohle abſorbiert wurde und alle
Aldehyde, Äther und ſonſtige leicht flüchtige Verunreinigungen bei der
Ozoniſation zerſtört und durch den kräftigen Luftſtrom fortgeführt
wurden.
Aber gerade bei der mit ſo vielen Vorteilen angewendeten Filtra-
tion durch Holzkohle werden durch den in den Poren der Kohle kon-
denſiert enthaltenen, die Oxydation des Alkohols veranlaſſenden Sauer-
ſtoff Aldehyde gebildet, und dieſen Fehler vermeidet ein an R. Eiſen-
mann und Joſeph Bendix erteiltes Patent, nach welchem dieſe ſo not-
wendige und nützliche Filtration des Spiritus durch Holzkohle unter
Ausſchluß der atmoſphäriſchen Luft bewirkt werden kann.
Die Verwendung des Alkohols zu techniſchen Zwecken iſt eine
außerordentlich vielſeitige, wie z. B. in der Parfümerie, zum Auflöſen
fetter und ätheriſcher Öle, bei der Lack- und Firnisfabrikation, als Brenn-
ſpiritus, zum Verſchneiden ſehr ſchwerer Weine, wo, wie wir bereits vorher
erwähnt, gerade der deutſche, ſo gut gereinigte Sprit eine hervor-
ragende Rolle ſpielt ꝛc. ꝛc. Leider wird aber auch ein großer Teil
des Spiritus — häufig nur recht mangelhaft gereinigt — als Schnaps
getrunken. Der Alkohol iſt nämlich als Genußmittel nur dann zu
empfehlen, wenn er — nächſt dem Maßhalten darin — in ganz ver-
dünnter Form genoſſen wird, wie z. B. im Biere, welches 2 bis 8 %,
oder im Weine, der, wenn er leicht iſt, ca. 8 % enthält, während der
Alkoholgehalt ſehr ſchwerer Weine bis 20 % ſteigt. Die Schnäpſe aber,
welche 30 bis 70 % Alkohol enthalten, ſind nur zuläſſig, wenn ſie ſehr ſelten
und nur nach ſehr ſchwer verdaulichen Speiſen genommen werden. In
ſolchen Fällen unterſtützen ſie unſern Verdauungsapparat dadurch weſent-
lich, daß ſie die inneren Magenwände zur möglichſt großen Abſonderung
von Verdauungsſäften reizen. Gewöhnt der Menſch ſich aber be-
ſonders bei ungenügender Ernährung an den regelmäßigen Alkohol-
genuß, ſo begiebt er ſich auf eine ſo ſtark abſchüſſige Bahn, daß er
bald keinen Halt mehr finden kann, ſondern phyſiſch und moraliſch
elend zu Grunde gehen muß. Ein dem Menſchen ganz unwürdiges
Daſein führend, verfällt er der chroniſchen Alkoholvergiftung, die mit
dem Säuferwahnſinn — delirium tremens genannt — und auf dem Kirch-
hofe endet, wohin nicht ſelten der Weg durch das Irrenhaus oder gar
durch das Zuchthaus führt. Auch eine akute Alkoholvergiftung iſt be-
kannt und tritt dann ein, wenn zu große Mengen auf einmal genommen
werden. Der Rauſch iſt das kleinſte Stadium derſelben, nicht ſelten
endet ſie aber bei größeren Mengen mit dem plötzlichem Tode des
Vergifteten, wie derſelbe leider ſchon häufig genug durch leicht-
ſinnige Wetten veranlaßt wurde und ſchon manches blühende, zu
Hoffnungen berechtigende Menſchenleben vernichtet hat.
Nun muß beſonders hervorgehoben werden, daß gerade die un-
genügende Ernährung eine beſondere Veranlaſſung iſt, der chroniſchen
Alkoholvergiftung zu verfallen. Der Kohlenſtoff und der Waſſerſtoff
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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