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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Erfindung der Maße und Gewichte.
Röhre fest mit einander zu verbinden und hinter der Röhre eine feste
Skala anzubringen, welche die Röhre hält und eine Ablesung der Höhe
der Quecksilbersäule ermöglicht. Der Nullpunkt der Skala muß natürlich
mit dem Niveau des Quecksilbers im Gefäß zusammenfallen, denn die
[Abbildung] Fig. 23.

Heberbarometer.

Höhe der Säule über diesem Niveau ist es ja, die ge-
messen wird. Barometer dieser einfachsten Konstruktion
werden noch jetzt jährlich zu vielen Tausenden angefertigt
und verkauft, sie haben nur einen Fehler. Wenn -- beim
Herannahen schönen Wetters -- der Luftdruck sich ver-
größert, so steigt Quecksilber aus dem Gefäße in die Röhre,
dadurch muß bei steigendem Barometer das Niveau im
Gefäße fallen, der Nullpunkt der Skala liegt dann über
dem Niveau und da ja an der Skala nur Abstände von
dem Nullstriche gemessen werden können, so erhält man
einen zu geringen Barometerstand. Das Umgekehrte findet
bei fallendem Barometer statt. Nun sucht man freilich
diesem Übelstande zu begegnen dadurch, daß man das
Gefäß möglichst groß wählt, denn wenn der horizontale
Querschnitt des Gefäßes 10 mal so groß ist, wie der der
Röhre, so werden auch die Höhenschwankungen im Gefäß
nur 1/10 von denjenigen in der Röhre sein. Man macht
auch die Skale beweglich und verschiebt sie vor der Ab-
lesung so lange bis der Nullpunkt derselben wieder mit
dem Niveau im Gefäß zusammenfällt; die beste Konstruktion
ist indessen die von Fortin benutzte, wie sie Fig. 24 zeigt.
Der Boden des Barometergefäßes ist hier durch einen
Ledersack gebildet, gegen welchen von unten her der abge-
rundete Kopf der Schraube s drückt. Je nachdem man
die Schraube s rechts oder links dreht, wird der Leder-
beutel und das Niveau im Gefäß gehoben oder gesenkt.
Am Deckel des Gefäßes ist ein unten zugespitzter Elfen-
beinstift r angebracht, dessen Spitze genau im Nullpunkt der
Skala liegt. Vor jeder Einstellung wird durch Drehen der
Schraube die Oberfläche des Quecksilbers so lange ge-
hoben oder gesenkt, bis die Spitze eben den Quecksilber-
spiegel berührt. Das Rohr dieser Fortinschen Barometer
ist rings von einer vernickelten Messinghülse umgeben, in
welche oben, einander gegenüber liegend zwei Schlitze ein-
geschnitten sind, durch welche man die Kuppe sehen kann.
Die Messinghülse trägt eine Skala, deren Nullpunkt eben
mit der Spitze zusammenfällt. Zum besseren Ablesen ist auf
dem geteilten Messingrohr noch eine Hülse aus gleichem Metall aufge-
schoben, ebenfalls mit zwei Schlitzen, die aber so breit sind, daß neben
der Kuppe auch die Teilung noch sichtbar wird. Beim Beobachten schiebt
man diese Hülse so, daß die beiden oberen genau in gleicher Höhe liegen-

Die Erfindung der Maße und Gewichte.
Röhre feſt mit einander zu verbinden und hinter der Röhre eine feſte
Skala anzubringen, welche die Röhre hält und eine Ableſung der Höhe
der Queckſilberſäule ermöglicht. Der Nullpunkt der Skala muß natürlich
mit dem Niveau des Queckſilbers im Gefäß zuſammenfallen, denn die
[Abbildung] Fig. 23.

Heberbarometer.

Höhe der Säule über dieſem Niveau iſt es ja, die ge-
meſſen wird. Barometer dieſer einfachſten Konſtruktion
werden noch jetzt jährlich zu vielen Tauſenden angefertigt
und verkauft, ſie haben nur einen Fehler. Wenn — beim
Herannahen ſchönen Wetters — der Luftdruck ſich ver-
größert, ſo ſteigt Queckſilber aus dem Gefäße in die Röhre,
dadurch muß bei ſteigendem Barometer das Niveau im
Gefäße fallen, der Nullpunkt der Skala liegt dann über
dem Niveau und da ja an der Skala nur Abſtände von
dem Nullſtriche gemeſſen werden können, ſo erhält man
einen zu geringen Barometerſtand. Das Umgekehrte findet
bei fallendem Barometer ſtatt. Nun ſucht man freilich
dieſem Übelſtande zu begegnen dadurch, daß man das
Gefäß möglichſt groß wählt, denn wenn der horizontale
Querſchnitt des Gefäßes 10 mal ſo groß iſt, wie der der
Röhre, ſo werden auch die Höhenſchwankungen im Gefäß
nur 1/10 von denjenigen in der Röhre ſein. Man macht
auch die Skale beweglich und verſchiebt ſie vor der Ab-
leſung ſo lange bis der Nullpunkt derſelben wieder mit
dem Niveau im Gefäß zuſammenfällt; die beſte Konſtruktion
iſt indeſſen die von Fortin benutzte, wie ſie Fig. 24 zeigt.
Der Boden des Barometergefäßes iſt hier durch einen
Lederſack gebildet, gegen welchen von unten her der abge-
rundete Kopf der Schraube s drückt. Je nachdem man
die Schraube s rechts oder links dreht, wird der Leder-
beutel und das Niveau im Gefäß gehoben oder geſenkt.
Am Deckel des Gefäßes iſt ein unten zugeſpitzter Elfen-
beinſtift r angebracht, deſſen Spitze genau im Nullpunkt der
Skala liegt. Vor jeder Einſtellung wird durch Drehen der
Schraube die Oberfläche des Queckſilbers ſo lange ge-
hoben oder geſenkt, bis die Spitze eben den Queckſilber-
ſpiegel berührt. Das Rohr dieſer Fortinſchen Barometer
iſt rings von einer vernickelten Meſſinghülſe umgeben, in
welche oben, einander gegenüber liegend zwei Schlitze ein-
geſchnitten ſind, durch welche man die Kuppe ſehen kann.
Die Meſſinghülſe trägt eine Skala, deren Nullpunkt eben
mit der Spitze zuſammenfällt. Zum beſſeren Ableſen iſt auf
dem geteilten Meſſingrohr noch eine Hülſe aus gleichem Metall aufge-
ſchoben, ebenfalls mit zwei Schlitzen, die aber ſo breit ſind, daß neben
der Kuppe auch die Teilung noch ſichtbar wird. Beim Beobachten ſchiebt
man dieſe Hülſe ſo, daß die beiden oberen genau in gleicher Höhe liegen-

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[30/0048] Die Erfindung der Maße und Gewichte. Röhre feſt mit einander zu verbinden und hinter der Röhre eine feſte Skala anzubringen, welche die Röhre hält und eine Ableſung der Höhe der Queckſilberſäule ermöglicht. Der Nullpunkt der Skala muß natürlich mit dem Niveau des Queckſilbers im Gefäß zuſammenfallen, denn die [Abbildung Fig. 23. Heberbarometer.] Höhe der Säule über dieſem Niveau iſt es ja, die ge- meſſen wird. Barometer dieſer einfachſten Konſtruktion werden noch jetzt jährlich zu vielen Tauſenden angefertigt und verkauft, ſie haben nur einen Fehler. Wenn — beim Herannahen ſchönen Wetters — der Luftdruck ſich ver- größert, ſo ſteigt Queckſilber aus dem Gefäße in die Röhre, dadurch muß bei ſteigendem Barometer das Niveau im Gefäße fallen, der Nullpunkt der Skala liegt dann über dem Niveau und da ja an der Skala nur Abſtände von dem Nullſtriche gemeſſen werden können, ſo erhält man einen zu geringen Barometerſtand. Das Umgekehrte findet bei fallendem Barometer ſtatt. Nun ſucht man freilich dieſem Übelſtande zu begegnen dadurch, daß man das Gefäß möglichſt groß wählt, denn wenn der horizontale Querſchnitt des Gefäßes 10 mal ſo groß iſt, wie der der Röhre, ſo werden auch die Höhenſchwankungen im Gefäß nur 1/10 von denjenigen in der Röhre ſein. Man macht auch die Skale beweglich und verſchiebt ſie vor der Ab- leſung ſo lange bis der Nullpunkt derſelben wieder mit dem Niveau im Gefäß zuſammenfällt; die beſte Konſtruktion iſt indeſſen die von Fortin benutzte, wie ſie Fig. 24 zeigt. Der Boden des Barometergefäßes iſt hier durch einen Lederſack gebildet, gegen welchen von unten her der abge- rundete Kopf der Schraube s drückt. Je nachdem man die Schraube s rechts oder links dreht, wird der Leder- beutel und das Niveau im Gefäß gehoben oder geſenkt. Am Deckel des Gefäßes iſt ein unten zugeſpitzter Elfen- beinſtift r angebracht, deſſen Spitze genau im Nullpunkt der Skala liegt. Vor jeder Einſtellung wird durch Drehen der Schraube die Oberfläche des Queckſilbers ſo lange ge- hoben oder geſenkt, bis die Spitze eben den Queckſilber- ſpiegel berührt. Das Rohr dieſer Fortinſchen Barometer iſt rings von einer vernickelten Meſſinghülſe umgeben, in welche oben, einander gegenüber liegend zwei Schlitze ein- geſchnitten ſind, durch welche man die Kuppe ſehen kann. Die Meſſinghülſe trägt eine Skala, deren Nullpunkt eben mit der Spitze zuſammenfällt. Zum beſſeren Ableſen iſt auf dem geteilten Meſſingrohr noch eine Hülſe aus gleichem Metall aufge- ſchoben, ebenfalls mit zwei Schlitzen, die aber ſo breit ſind, daß neben der Kuppe auch die Teilung noch ſichtbar wird. Beim Beobachten ſchiebt man dieſe Hülſe ſo, daß die beiden oberen genau in gleicher Höhe liegen-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/48>, abgerufen am 22.11.2024.