Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Flüssige Beleuchtungsstoffe; Beleuchtung mit Lampen.
dicht über den Brenner emporsteigt. Da das obere Ende des Rohres
bedeutend stärker erhitzt wird, als das untere, so wird hierdurch ein
sehr lebhafter Luftstrom emporgesaugt, welcher direkt in die Flamme
geleitet wird. Der Kosmosbrenner erzielt daher eine glänzend weiße
Flamme und leidet weniger als andere Brenner an kohlendem Docht,
da auch dieser durch den aufsteigenden Luftstrom gekühlt wird, also
nur wenig kohlt und seine Saugekraft beibehält.

Ein anderes Prinzip liegt der Reichslampe von Schuster & Bär
zu Grunde. Bei dieser liegt die innere Luftzuführung unter dem
metallenen Bassin der Lampe; das Zuführungsrohr geht senkrecht durch
das Bassin hindurch. Da die Energie des aufsteigenden Luftstroms
von der Differenz der Temperaturen am oberen und unteren Ende
des Rohres abhängt, welche in diesem Falle eine sehr beträchtliche ist,
so wird die Leistung der Lampe in dieser Beziehung eine besonders
hohe sein. Auch der äußere Zug wird durch eine die Flamme ein-
schnürende Metallkappe dicht unter der Brennscheibe nicht unbedeutend
verstärkt. Die Gesamtleistung der Patentreichslampe ist die höchste
bisher erreichte.

Statt eines ringförmigen Flachdochtes hat man auch durch kreis-
förmige Zusammenstellung von zahlreichen massiven Runddochten, die sich
naturgemäß durch ganz besondere Saugekraft auszeichnen, recht leistungs-
fähige Brenner konstruiert, welche unter dem Namen Mitrailleusen-
brenner bekannt geworden sind. Dieselben geben eine sehr helle
Flamme, verbrauchen aber auch bedeutend mehr Öl.

Die Explosionen, welche bei den Mineralöllampen vorkommen
und deren Gebrauch immerhin nicht ganz ungefährlich machen, können
allerdings von schlechter Qualität des Petroleums herrühren, sind aber
meistenteils der schlechten Bedienung und Reinigung der Lampen zu-
zuschreiben. Selbst gutes Öl enthält immer noch wenige leichter flüchtige
Bestandteile, welche beim Brennen allmählich verdampfen und sich mit
der im Bassin befindlichen Luft vermischen. Somit sind, nach den
früher entwickelten Prinzipien (S. 283), wohl in jeder Lampe die Be-
dingungen zu einer Explosion mehr oder weniger erfüllt. Es kommt
daher im wesentlichen darauf an, daß die Entzündungsgefahr ver-
mieden wird.

Nun ist diese letztere besonders hoch bei mangelhaft gereinigten
Brennern, bei welchen sich die verkohlenden, glimmenden Dochtteilchen
beim Herunterschrauben der Lampe loslösen und herabfallend die Ent-
zündung des explosiven Gemisches im Bassin bewirken können. Wenn
also die Lampe nicht geradezu fehlerhaft oder feuergefährlich konstruiert
ist, was heute nur noch selten vorkommt, so wird eine sorgfältige
Reinhaltung -- gutes Petroleum vorausgesetzt -- eine genügende
Sicherheit gegen Explosionen bieten.

Für sehr flüchtige Mineralöle, besonders Ligroin, Gasolin und
andere, sind die gewöhnlichen Lampen ganz unbrauchbar, weil sie bei

Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen.
dicht über den Brenner emporſteigt. Da das obere Ende des Rohres
bedeutend ſtärker erhitzt wird, als das untere, ſo wird hierdurch ein
ſehr lebhafter Luftſtrom emporgeſaugt, welcher direkt in die Flamme
geleitet wird. Der Kosmosbrenner erzielt daher eine glänzend weiße
Flamme und leidet weniger als andere Brenner an kohlendem Docht,
da auch dieſer durch den aufſteigenden Luftſtrom gekühlt wird, alſo
nur wenig kohlt und ſeine Saugekraft beibehält.

Ein anderes Prinzip liegt der Reichslampe von Schuſter & Bär
zu Grunde. Bei dieſer liegt die innere Luftzuführung unter dem
metallenen Baſſin der Lampe; das Zuführungsrohr geht ſenkrecht durch
das Baſſin hindurch. Da die Energie des aufſteigenden Luftſtroms
von der Differenz der Temperaturen am oberen und unteren Ende
des Rohres abhängt, welche in dieſem Falle eine ſehr beträchtliche iſt,
ſo wird die Leiſtung der Lampe in dieſer Beziehung eine beſonders
hohe ſein. Auch der äußere Zug wird durch eine die Flamme ein-
ſchnürende Metallkappe dicht unter der Brennſcheibe nicht unbedeutend
verſtärkt. Die Geſamtleiſtung der Patentreichslampe iſt die höchſte
bisher erreichte.

Statt eines ringförmigen Flachdochtes hat man auch durch kreis-
förmige Zuſammenſtellung von zahlreichen maſſiven Runddochten, die ſich
naturgemäß durch ganz beſondere Saugekraft auszeichnen, recht leiſtungs-
fähige Brenner konſtruiert, welche unter dem Namen Mitrailleuſen-
brenner bekannt geworden ſind. Dieſelben geben eine ſehr helle
Flamme, verbrauchen aber auch bedeutend mehr Öl.

Die Exploſionen, welche bei den Mineralöllampen vorkommen
und deren Gebrauch immerhin nicht ganz ungefährlich machen, können
allerdings von ſchlechter Qualität des Petroleums herrühren, ſind aber
meiſtenteils der ſchlechten Bedienung und Reinigung der Lampen zu-
zuſchreiben. Selbſt gutes Öl enthält immer noch wenige leichter flüchtige
Beſtandteile, welche beim Brennen allmählich verdampfen und ſich mit
der im Baſſin befindlichen Luft vermiſchen. Somit ſind, nach den
früher entwickelten Prinzipien (S. 283), wohl in jeder Lampe die Be-
dingungen zu einer Exploſion mehr oder weniger erfüllt. Es kommt
daher im weſentlichen darauf an, daß die Entzündungsgefahr ver-
mieden wird.

Nun iſt dieſe letztere beſonders hoch bei mangelhaft gereinigten
Brennern, bei welchen ſich die verkohlenden, glimmenden Dochtteilchen
beim Herunterſchrauben der Lampe loslöſen und herabfallend die Ent-
zündung des exploſiven Gemiſches im Baſſin bewirken können. Wenn
alſo die Lampe nicht geradezu fehlerhaft oder feuergefährlich konſtruiert
iſt, was heute nur noch ſelten vorkommt, ſo wird eine ſorgfältige
Reinhaltung — gutes Petroleum vorausgeſetzt — eine genügende
Sicherheit gegen Exploſionen bieten.

Für ſehr flüchtige Mineralöle, beſonders Ligroin, Gaſolin und
andere, ſind die gewöhnlichen Lampen ganz unbrauchbar, weil ſie bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0313" n="295"/><fw place="top" type="header">Flü&#x017F;&#x017F;ige Beleuchtungs&#x017F;toffe; Beleuchtung mit Lampen.</fw><lb/>
dicht über den Brenner empor&#x017F;teigt. Da das obere Ende des Rohres<lb/>
bedeutend &#x017F;tärker erhitzt wird, als das untere, &#x017F;o wird hierdurch ein<lb/>
&#x017F;ehr lebhafter Luft&#x017F;trom emporge&#x017F;augt, welcher direkt in die Flamme<lb/>
geleitet wird. Der Kosmosbrenner erzielt daher eine glänzend weiße<lb/>
Flamme und leidet weniger als andere Brenner an kohlendem Docht,<lb/>
da auch die&#x017F;er durch den auf&#x017F;teigenden Luft&#x017F;trom gekühlt wird, al&#x017F;o<lb/>
nur wenig kohlt und &#x017F;eine Saugekraft beibehält.</p><lb/>
              <p>Ein anderes Prinzip liegt der Reichslampe von Schu&#x017F;ter &amp; Bär<lb/>
zu Grunde. Bei die&#x017F;er liegt die innere Luftzuführung unter dem<lb/>
metallenen Ba&#x017F;&#x017F;in der Lampe; das Zuführungsrohr geht &#x017F;enkrecht durch<lb/>
das Ba&#x017F;&#x017F;in hindurch. Da die Energie des auf&#x017F;teigenden Luft&#x017F;troms<lb/>
von der Differenz der Temperaturen am oberen und unteren Ende<lb/>
des Rohres abhängt, welche in die&#x017F;em Falle eine &#x017F;ehr beträchtliche i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o wird die Lei&#x017F;tung der Lampe in die&#x017F;er Beziehung eine be&#x017F;onders<lb/>
hohe &#x017F;ein. Auch der äußere Zug wird durch eine die Flamme ein-<lb/>
&#x017F;chnürende Metallkappe dicht unter der Brenn&#x017F;cheibe nicht unbedeutend<lb/>
ver&#x017F;tärkt. Die Ge&#x017F;amtlei&#x017F;tung der Patentreichslampe i&#x017F;t die höch&#x017F;te<lb/>
bisher erreichte.</p><lb/>
              <p>Statt eines ringförmigen Flachdochtes hat man auch durch kreis-<lb/>
förmige Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung von zahlreichen ma&#x017F;&#x017F;iven Runddochten, die &#x017F;ich<lb/>
naturgemäß durch ganz be&#x017F;ondere Saugekraft auszeichnen, recht lei&#x017F;tungs-<lb/>
fähige Brenner kon&#x017F;truiert, welche unter dem Namen Mitrailleu&#x017F;en-<lb/>
brenner bekannt geworden &#x017F;ind. Die&#x017F;elben geben eine &#x017F;ehr helle<lb/>
Flamme, verbrauchen aber auch bedeutend mehr Öl.</p><lb/>
              <p>Die Explo&#x017F;ionen, welche bei den Mineralöllampen vorkommen<lb/>
und deren Gebrauch immerhin nicht ganz ungefährlich machen, können<lb/>
allerdings von &#x017F;chlechter Qualität des Petroleums herrühren, &#x017F;ind aber<lb/>
mei&#x017F;tenteils der &#x017F;chlechten Bedienung und Reinigung der Lampen zu-<lb/>
zu&#x017F;chreiben. Selb&#x017F;t gutes Öl enthält immer noch wenige leichter flüchtige<lb/>
Be&#x017F;tandteile, welche beim Brennen allmählich verdampfen und &#x017F;ich mit<lb/>
der im Ba&#x017F;&#x017F;in befindlichen Luft vermi&#x017F;chen. Somit &#x017F;ind, nach den<lb/>
früher entwickelten Prinzipien (S. 283), wohl in jeder Lampe die Be-<lb/>
dingungen zu einer Explo&#x017F;ion mehr oder weniger erfüllt. Es kommt<lb/>
daher im we&#x017F;entlichen darauf an, daß die Entzündungsgefahr ver-<lb/>
mieden wird.</p><lb/>
              <p>Nun i&#x017F;t die&#x017F;e letztere be&#x017F;onders hoch bei mangelhaft gereinigten<lb/>
Brennern, bei welchen &#x017F;ich die verkohlenden, glimmenden Dochtteilchen<lb/>
beim Herunter&#x017F;chrauben der Lampe loslö&#x017F;en und herabfallend die Ent-<lb/>
zündung des explo&#x017F;iven Gemi&#x017F;ches im Ba&#x017F;&#x017F;in bewirken können. Wenn<lb/>
al&#x017F;o die Lampe nicht geradezu fehlerhaft oder feuergefährlich kon&#x017F;truiert<lb/>
i&#x017F;t, was heute nur noch &#x017F;elten vorkommt, &#x017F;o wird eine &#x017F;orgfältige<lb/>
Reinhaltung &#x2014; gutes Petroleum vorausge&#x017F;etzt &#x2014; eine genügende<lb/>
Sicherheit gegen Explo&#x017F;ionen bieten.</p><lb/>
              <p>Für &#x017F;ehr flüchtige Mineralöle, be&#x017F;onders Ligroin, Ga&#x017F;olin und<lb/>
andere, &#x017F;ind die gewöhnlichen Lampen ganz unbrauchbar, weil &#x017F;ie bei<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0313] Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen. dicht über den Brenner emporſteigt. Da das obere Ende des Rohres bedeutend ſtärker erhitzt wird, als das untere, ſo wird hierdurch ein ſehr lebhafter Luftſtrom emporgeſaugt, welcher direkt in die Flamme geleitet wird. Der Kosmosbrenner erzielt daher eine glänzend weiße Flamme und leidet weniger als andere Brenner an kohlendem Docht, da auch dieſer durch den aufſteigenden Luftſtrom gekühlt wird, alſo nur wenig kohlt und ſeine Saugekraft beibehält. Ein anderes Prinzip liegt der Reichslampe von Schuſter & Bär zu Grunde. Bei dieſer liegt die innere Luftzuführung unter dem metallenen Baſſin der Lampe; das Zuführungsrohr geht ſenkrecht durch das Baſſin hindurch. Da die Energie des aufſteigenden Luftſtroms von der Differenz der Temperaturen am oberen und unteren Ende des Rohres abhängt, welche in dieſem Falle eine ſehr beträchtliche iſt, ſo wird die Leiſtung der Lampe in dieſer Beziehung eine beſonders hohe ſein. Auch der äußere Zug wird durch eine die Flamme ein- ſchnürende Metallkappe dicht unter der Brennſcheibe nicht unbedeutend verſtärkt. Die Geſamtleiſtung der Patentreichslampe iſt die höchſte bisher erreichte. Statt eines ringförmigen Flachdochtes hat man auch durch kreis- förmige Zuſammenſtellung von zahlreichen maſſiven Runddochten, die ſich naturgemäß durch ganz beſondere Saugekraft auszeichnen, recht leiſtungs- fähige Brenner konſtruiert, welche unter dem Namen Mitrailleuſen- brenner bekannt geworden ſind. Dieſelben geben eine ſehr helle Flamme, verbrauchen aber auch bedeutend mehr Öl. Die Exploſionen, welche bei den Mineralöllampen vorkommen und deren Gebrauch immerhin nicht ganz ungefährlich machen, können allerdings von ſchlechter Qualität des Petroleums herrühren, ſind aber meiſtenteils der ſchlechten Bedienung und Reinigung der Lampen zu- zuſchreiben. Selbſt gutes Öl enthält immer noch wenige leichter flüchtige Beſtandteile, welche beim Brennen allmählich verdampfen und ſich mit der im Baſſin befindlichen Luft vermiſchen. Somit ſind, nach den früher entwickelten Prinzipien (S. 283), wohl in jeder Lampe die Be- dingungen zu einer Exploſion mehr oder weniger erfüllt. Es kommt daher im weſentlichen darauf an, daß die Entzündungsgefahr ver- mieden wird. Nun iſt dieſe letztere beſonders hoch bei mangelhaft gereinigten Brennern, bei welchen ſich die verkohlenden, glimmenden Dochtteilchen beim Herunterſchrauben der Lampe loslöſen und herabfallend die Ent- zündung des exploſiven Gemiſches im Baſſin bewirken können. Wenn alſo die Lampe nicht geradezu fehlerhaft oder feuergefährlich konſtruiert iſt, was heute nur noch ſelten vorkommt, ſo wird eine ſorgfältige Reinhaltung — gutes Petroleum vorausgeſetzt — eine genügende Sicherheit gegen Exploſionen bieten. Für ſehr flüchtige Mineralöle, beſonders Ligroin, Gaſolin und andere, ſind die gewöhnlichen Lampen ganz unbrauchbar, weil ſie bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/313
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/313>, abgerufen am 22.11.2024.