messer oder als Dickenmesser -- in letzterem Fall ist es ein Hohlkeil -- verwertet werden. Die Meßkeile liefern recht genaue Resultate.
Von den Wägungen.
In innigem Zusammenhange mit den Längen stehen die Gewichte, die Gewichtseinheit ist unmittelbar aus der Längeneinheit hergeleitet. Ursprünglich war von der Kommission, wie schon erwähnt, vorgeschlagen, eine durch Teile der neuen Längeneinheit gemessene Menge destillierten Wassers von der Temperatur des schmelzenden Eises, im luftleeren Raume gewogen, als Gewichts- oder Masseneinheit zu betrachten; später wurde festgesetzt, daß ein Kilogramm gleich sein solle dem Gewichte eines Kubikdezimeters destillierten Wassers im Zustande seiner größten Dichte, gewogen im luftleeren Raum. Wasser erleidet wie jeder Körper durch die Wärme eine Ausdehnung, wenn man also ein Kubikdezimeter (Liter) mit Wasser von 10° Celsius füllt, und dann das Wasser erwärmt, so läuft es über, weil es jetzt einen größeren Raum einnimmt. Bei 15°C. z. B. ist also in demselben Raum eine geringere Gewichts- menge Wasser als vorher. Kühlt man andrerseits das Wasser ab, so zieht es sich zusammen, es nimmt weniger Raum ein, man muß demnach Wasser nachgießen, um das Maß wieder ganz zu füllen, es ist jetzt eine größere Gewichtsmenge in demselben Raum. Ein Kubik- dezimeter destillirten Wassers würde also kein bestimmtes Gewicht haben, es muß noch die Temperatur desselben angegeben sein. Wasser hat die Eigenschaft, bei 4°C. am dichtesten zu sein, wird es noch weiter abgekühlt, so fängt es wieder an sich auszudehnen.
Alle Körper in der Natur haben, wie die Erfahrung lehrt, das Bestreben zu fallen, -- sich nach dem Erdmittelpunkt zu bewegen, wenn sie an dieser Bewegung nicht verhindert werden. Man muß daher annehmen, daß dem Erdball eine Kraft innewohnt, die sich darin äußert, alle Körper nach dem Erdmittelpunkt anzuziehen und nennt diese Kraft die Schwerkraft. Die Eigenschaft der Körper, vermöge deren sie den Wirkungen der Schwerkraft ausgesetzt sind, ist ihre Schwere. Die Richtung, nach welcher hin die Schwerkraft zieht, heißt die vertikale oder lotrechte, rechtwinklig zu dieser steht die horizontale Richtung. -- Ruht der Körper auf einer horizontalen Unterlage, so wirkt zwar die Schwerkraft ebenfalls auf ihn, aber sie wird durch eine gleich große und entgegengesetzt gerichtete Einwirkung seitens der festen Teile der Unterlage aufgehoben, der Körper verharrt unter dem Einflusse der beiden gleich großen aber entgegengesetzt gerichteten Kräfte in Ruhe, er befindet sich im Gleichgewicht. Dieselben Verhältnisse treten ein, wenn der Körper an einem hinreichend festen Faden hängt. Die Größe des Druckes, welchen die Unterlage von dem auf ihr ruhenden, oder des Zuges, den der Faden von dem an ihm hängenden Körper erfährt, heißt sein Gewicht. Dieses ist abhängig erstens natürlich von der Größe der Schwerkraft, dann auch, da jedes einzelne Massen-
Die Erfindung der Maße und Gewichte.
meſſer oder als Dickenmeſſer — in letzterem Fall iſt es ein Hohlkeil — verwertet werden. Die Meßkeile liefern recht genaue Reſultate.
Von den Wägungen.
In innigem Zuſammenhange mit den Längen ſtehen die Gewichte, die Gewichtseinheit iſt unmittelbar aus der Längeneinheit hergeleitet. Urſprünglich war von der Kommiſſion, wie ſchon erwähnt, vorgeſchlagen, eine durch Teile der neuen Längeneinheit gemeſſene Menge deſtillierten Waſſers von der Temperatur des ſchmelzenden Eiſes, im luftleeren Raume gewogen, als Gewichts- oder Maſſeneinheit zu betrachten; ſpäter wurde feſtgeſetzt, daß ein Kilogramm gleich ſein ſolle dem Gewichte eines Kubikdezimeters deſtillierten Waſſers im Zuſtande ſeiner größten Dichte, gewogen im luftleeren Raum. Waſſer erleidet wie jeder Körper durch die Wärme eine Ausdehnung, wenn man alſo ein Kubikdezimeter (Liter) mit Waſſer von 10° Celſius füllt, und dann das Waſſer erwärmt, ſo läuft es über, weil es jetzt einen größeren Raum einnimmt. Bei 15°C. z. B. iſt alſo in demſelben Raum eine geringere Gewichts- menge Waſſer als vorher. Kühlt man andrerſeits das Waſſer ab, ſo zieht es ſich zuſammen, es nimmt weniger Raum ein, man muß demnach Waſſer nachgießen, um das Maß wieder ganz zu füllen, es iſt jetzt eine größere Gewichtsmenge in demſelben Raum. Ein Kubik- dezimeter deſtillirten Waſſers würde alſo kein beſtimmtes Gewicht haben, es muß noch die Temperatur deſſelben angegeben ſein. Waſſer hat die Eigenſchaft, bei 4°C. am dichteſten zu ſein, wird es noch weiter abgekühlt, ſo fängt es wieder an ſich auszudehnen.
Alle Körper in der Natur haben, wie die Erfahrung lehrt, das Beſtreben zu fallen, — ſich nach dem Erdmittelpunkt zu bewegen, wenn ſie an dieſer Bewegung nicht verhindert werden. Man muß daher annehmen, daß dem Erdball eine Kraft innewohnt, die ſich darin äußert, alle Körper nach dem Erdmittelpunkt anzuziehen und nennt dieſe Kraft die Schwerkraft. Die Eigenſchaft der Körper, vermöge deren ſie den Wirkungen der Schwerkraft ausgeſetzt ſind, iſt ihre Schwere. Die Richtung, nach welcher hin die Schwerkraft zieht, heißt die vertikale oder lotrechte, rechtwinklig zu dieſer ſteht die horizontale Richtung. — Ruht der Körper auf einer horizontalen Unterlage, ſo wirkt zwar die Schwerkraft ebenfalls auf ihn, aber ſie wird durch eine gleich große und entgegengeſetzt gerichtete Einwirkung ſeitens der feſten Teile der Unterlage aufgehoben, der Körper verharrt unter dem Einfluſſe der beiden gleich großen aber entgegengeſetzt gerichteten Kräfte in Ruhe, er befindet ſich im Gleichgewicht. Dieſelben Verhältniſſe treten ein, wenn der Körper an einem hinreichend feſten Faden hängt. Die Größe des Druckes, welchen die Unterlage von dem auf ihr ruhenden, oder des Zuges, den der Faden von dem an ihm hängenden Körper erfährt, heißt ſein Gewicht. Dieſes iſt abhängig erſtens natürlich von der Größe der Schwerkraft, dann auch, da jedes einzelne Maſſen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0030"n="12"/><fwplace="top"type="header">Die Erfindung der Maße und Gewichte.</fw><lb/>
meſſer oder als Dickenmeſſer — in letzterem Fall iſt es ein Hohlkeil —<lb/>
verwertet werden. Die Meßkeile liefern recht genaue Reſultate.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von den Wägungen.</hi></head><lb/><p>In innigem Zuſammenhange mit den Längen ſtehen die Gewichte,<lb/>
die Gewichtseinheit iſt unmittelbar aus der Längeneinheit hergeleitet.<lb/>
Urſprünglich war von der Kommiſſion, wie ſchon erwähnt, vorgeſchlagen,<lb/>
eine durch Teile der neuen Längeneinheit gemeſſene Menge deſtillierten<lb/>
Waſſers von der Temperatur des ſchmelzenden Eiſes, im luftleeren<lb/>
Raume gewogen, als Gewichts- oder Maſſeneinheit zu betrachten; ſpäter<lb/>
wurde feſtgeſetzt, daß ein Kilogramm gleich ſein ſolle dem Gewichte eines<lb/>
Kubikdezimeters deſtillierten Waſſers im Zuſtande ſeiner größten Dichte,<lb/>
gewogen im luftleeren Raum. Waſſer erleidet wie jeder Körper durch<lb/>
die Wärme eine Ausdehnung, wenn man alſo ein Kubikdezimeter<lb/>
(Liter) mit Waſſer von 10° Celſius füllt, und dann das Waſſer<lb/>
erwärmt, ſo läuft es über, weil es jetzt einen größeren Raum einnimmt.<lb/>
Bei 15°<hirendition="#aq">C.</hi> z. B. iſt alſo in demſelben Raum eine geringere Gewichts-<lb/>
menge Waſſer als vorher. Kühlt man andrerſeits das Waſſer ab, ſo<lb/>
zieht es ſich zuſammen, es nimmt weniger Raum ein, man muß<lb/>
demnach Waſſer nachgießen, um das Maß wieder ganz zu füllen, es<lb/>
iſt jetzt eine größere Gewichtsmenge in demſelben Raum. Ein Kubik-<lb/>
dezimeter deſtillirten Waſſers würde alſo kein beſtimmtes Gewicht haben,<lb/>
es muß noch die Temperatur deſſelben angegeben ſein. Waſſer hat<lb/>
die Eigenſchaft, bei 4°<hirendition="#aq">C.</hi> am dichteſten zu ſein, wird es noch weiter<lb/>
abgekühlt, ſo fängt es wieder an ſich auszudehnen.</p><lb/><p>Alle Körper in der Natur haben, wie die Erfahrung lehrt, das<lb/>
Beſtreben zu fallen, —ſich nach dem Erdmittelpunkt zu bewegen, wenn<lb/>ſie an dieſer Bewegung nicht verhindert werden. Man muß daher<lb/>
annehmen, daß dem Erdball eine Kraft innewohnt, die ſich darin<lb/>
äußert, alle Körper nach dem Erdmittelpunkt anzuziehen und nennt<lb/>
dieſe Kraft die Schwerkraft. Die Eigenſchaft der Körper, vermöge<lb/>
deren ſie den Wirkungen der Schwerkraft ausgeſetzt ſind, iſt ihre Schwere.<lb/>
Die Richtung, nach welcher hin die Schwerkraft zieht, heißt die vertikale<lb/>
oder lotrechte, rechtwinklig zu dieſer ſteht die horizontale Richtung. —<lb/>
Ruht der Körper auf einer horizontalen Unterlage, ſo wirkt zwar die<lb/>
Schwerkraft ebenfalls auf ihn, aber ſie wird durch eine gleich große<lb/>
und entgegengeſetzt gerichtete Einwirkung ſeitens der feſten Teile der<lb/>
Unterlage aufgehoben, der Körper verharrt unter dem Einfluſſe der<lb/>
beiden gleich großen aber entgegengeſetzt gerichteten Kräfte in Ruhe,<lb/>
er befindet ſich im Gleichgewicht. Dieſelben Verhältniſſe treten ein,<lb/>
wenn der Körper an einem hinreichend feſten Faden hängt. Die<lb/>
Größe des Druckes, welchen die Unterlage von dem auf ihr ruhenden,<lb/>
oder des Zuges, den der Faden von dem an ihm hängenden Körper<lb/>
erfährt, heißt ſein Gewicht. Dieſes iſt abhängig erſtens natürlich von<lb/>
der Größe der Schwerkraft, dann auch, da jedes einzelne Maſſen-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[12/0030]
Die Erfindung der Maße und Gewichte.
meſſer oder als Dickenmeſſer — in letzterem Fall iſt es ein Hohlkeil —
verwertet werden. Die Meßkeile liefern recht genaue Reſultate.
Von den Wägungen.
In innigem Zuſammenhange mit den Längen ſtehen die Gewichte,
die Gewichtseinheit iſt unmittelbar aus der Längeneinheit hergeleitet.
Urſprünglich war von der Kommiſſion, wie ſchon erwähnt, vorgeſchlagen,
eine durch Teile der neuen Längeneinheit gemeſſene Menge deſtillierten
Waſſers von der Temperatur des ſchmelzenden Eiſes, im luftleeren
Raume gewogen, als Gewichts- oder Maſſeneinheit zu betrachten; ſpäter
wurde feſtgeſetzt, daß ein Kilogramm gleich ſein ſolle dem Gewichte eines
Kubikdezimeters deſtillierten Waſſers im Zuſtande ſeiner größten Dichte,
gewogen im luftleeren Raum. Waſſer erleidet wie jeder Körper durch
die Wärme eine Ausdehnung, wenn man alſo ein Kubikdezimeter
(Liter) mit Waſſer von 10° Celſius füllt, und dann das Waſſer
erwärmt, ſo läuft es über, weil es jetzt einen größeren Raum einnimmt.
Bei 15°C. z. B. iſt alſo in demſelben Raum eine geringere Gewichts-
menge Waſſer als vorher. Kühlt man andrerſeits das Waſſer ab, ſo
zieht es ſich zuſammen, es nimmt weniger Raum ein, man muß
demnach Waſſer nachgießen, um das Maß wieder ganz zu füllen, es
iſt jetzt eine größere Gewichtsmenge in demſelben Raum. Ein Kubik-
dezimeter deſtillirten Waſſers würde alſo kein beſtimmtes Gewicht haben,
es muß noch die Temperatur deſſelben angegeben ſein. Waſſer hat
die Eigenſchaft, bei 4°C. am dichteſten zu ſein, wird es noch weiter
abgekühlt, ſo fängt es wieder an ſich auszudehnen.
Alle Körper in der Natur haben, wie die Erfahrung lehrt, das
Beſtreben zu fallen, — ſich nach dem Erdmittelpunkt zu bewegen, wenn
ſie an dieſer Bewegung nicht verhindert werden. Man muß daher
annehmen, daß dem Erdball eine Kraft innewohnt, die ſich darin
äußert, alle Körper nach dem Erdmittelpunkt anzuziehen und nennt
dieſe Kraft die Schwerkraft. Die Eigenſchaft der Körper, vermöge
deren ſie den Wirkungen der Schwerkraft ausgeſetzt ſind, iſt ihre Schwere.
Die Richtung, nach welcher hin die Schwerkraft zieht, heißt die vertikale
oder lotrechte, rechtwinklig zu dieſer ſteht die horizontale Richtung. —
Ruht der Körper auf einer horizontalen Unterlage, ſo wirkt zwar die
Schwerkraft ebenfalls auf ihn, aber ſie wird durch eine gleich große
und entgegengeſetzt gerichtete Einwirkung ſeitens der feſten Teile der
Unterlage aufgehoben, der Körper verharrt unter dem Einfluſſe der
beiden gleich großen aber entgegengeſetzt gerichteten Kräfte in Ruhe,
er befindet ſich im Gleichgewicht. Dieſelben Verhältniſſe treten ein,
wenn der Körper an einem hinreichend feſten Faden hängt. Die
Größe des Druckes, welchen die Unterlage von dem auf ihr ruhenden,
oder des Zuges, den der Faden von dem an ihm hängenden Körper
erfährt, heißt ſein Gewicht. Dieſes iſt abhängig erſtens natürlich von
der Größe der Schwerkraft, dann auch, da jedes einzelne Maſſen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/30>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.