einen zweiten kleinen Maßstab CD, den Nonius, bei dem dieselbe Strecke 0 bis 9 in 10 Teile geteilt ist, so ist, wenn die 0-Striche zu- sammenfallen, die Entfernung 1 bis I gleich 1/10, 2 bis II gleich 2/10 u. s. w., 9 bis IX gleich 9/10 eines Teiles von AB, Strich 9 trifft dann wieder mit Strich X zusammen. Beim direkten Messen wird der Nonius weniger verwandt, um so mehr beim Über- tragen von Längen. Habe ich beispiels- weise eine Entfernung in den Zirkel ge- nommen, dann setze
[Abbildung]
Fig. 4.
Nonius oder Vernier.
ich die eine Spitze auf den Strich 0 des Stabes AB ein und verschiebe den Nonius so lange, bis sein Strich 0 mit der zweiten Zirkelspitze zusammenfällt. Dies möge zutreffen, wenn der Nonius die Stellung hat, daß Strich 6 mit Strich VI zusammenfällt, die gemessene Entfernung 0 bis 0 beträgt dann 6 Zehntel der Entfernung von 0 bis 1. Stände 0 am Nonius zwischen 8 und 9 und Strich VII fiele wieder mit einem Strich des Maßstabes zusammen, so wäre die gemessene Länge 8,7. Würde man den Nonius so teilen, daß 20 Teile desselben gleich 19 Teilen des Maßstabes sind, so könnte man direkt Zwanzigstel ablesen. Die häufigsten Verhältnisse sind Zehntel und Fünfundzwanzigstel.
Die größten Genauigkeiten liefert indessen der Vernier noch nicht, sondern viel weiter kommt man mit der Mikrometerschraube. Im weiteren Sinne des Wortes versteht man unter Mikrometerschrauben alle sehr feingeschnittenen Schrauben, damit an Instrumenten kurze, gleichmäßige Bewegungen ausgeführt werden. Eine Schraube besteht aus einem festen Cylinder, der Spindel, in welche das Gewinde ein- geschnitten ist. Den Abstand zweier Windungen nennt man die Gang- höhe. Ein Ende der Schraube endigt in einen Cylinder, dessen Durchmesser mehrmals größer ist, als der der Spindel, den Schrauben- kopf. Der Mantel dieses größeren Cylinders trägt meist auf der gekrümmten Fläche eine gleichmäßige Teilung, am häufigsten in 100 Teile, in diesem Falle bezeichnet man den Kopf als Schrauben- trommel. Die Schraube bewegt sich in einem Hohlcylinder, in welchen innen ein genau gleiches Gewinde eingeschnitten ist, so daß die Windungen der Schraube genau in die Windungen dieser Schrauben- mutter eingreifen. Entweder ist nun die Schraube festgelegt, dann bewegt sich die Mutter bei einer Drehung derselben, oder wenn die Mutter festsitzt, bewegt sich die Schraube vorwärts und rückwärts. Wenn die Schraube mit einer Ablesungsvorrichtung -- Lupe, Mikroskop- Fernrohr -- verbunden ist, so ist die Mutter beweglich angeordnet und führt einen viereckigen Rahmen, den Schlitten, der ein Faden,
Längenmeſſungen und Längenmaßvergleichungen.
einen zweiten kleinen Maßſtab CD, den Nonius, bei dem dieſelbe Strecke 0 bis 9 in 10 Teile geteilt iſt, ſo iſt, wenn die 0-Striche zu- ſammenfallen, die Entfernung 1 bis I gleich 1/10, 2 bis II gleich 2/10 u. ſ. w., 9 bis IX gleich 9/10 eines Teiles von AB, Strich 9 trifft dann wieder mit Strich X zuſammen. Beim direkten Meſſen wird der Nonius weniger verwandt, um ſo mehr beim Über- tragen von Längen. Habe ich beiſpiels- weiſe eine Entfernung in den Zirkel ge- nommen, dann ſetze
[Abbildung]
Fig. 4.
Nonius oder Vernier.
ich die eine Spitze auf den Strich 0 des Stabes AB ein und verſchiebe den Nonius ſo lange, bis ſein Strich 0 mit der zweiten Zirkelſpitze zuſammenfällt. Dies möge zutreffen, wenn der Nonius die Stellung hat, daß Strich 6 mit Strich VI zuſammenfällt, die gemeſſene Entfernung 0 bis 0 beträgt dann 6 Zehntel der Entfernung von 0 bis 1. Stände 0 am Nonius zwiſchen 8 und 9 und Strich VII fiele wieder mit einem Strich des Maßſtabes zuſammen, ſo wäre die gemeſſene Länge 8,7. Würde man den Nonius ſo teilen, daß 20 Teile deſſelben gleich 19 Teilen des Maßſtabes ſind, ſo könnte man direkt Zwanzigſtel ableſen. Die häufigſten Verhältniſſe ſind Zehntel und Fünfundzwanzigſtel.
Die größten Genauigkeiten liefert indeſſen der Vernier noch nicht, ſondern viel weiter kommt man mit der Mikrometerſchraube. Im weiteren Sinne des Wortes verſteht man unter Mikrometerſchrauben alle ſehr feingeſchnittenen Schrauben, damit an Inſtrumenten kurze, gleichmäßige Bewegungen ausgeführt werden. Eine Schraube beſteht aus einem feſten Cylinder, der Spindel, in welche das Gewinde ein- geſchnitten iſt. Den Abſtand zweier Windungen nennt man die Gang- höhe. Ein Ende der Schraube endigt in einen Cylinder, deſſen Durchmeſſer mehrmals größer iſt, als der der Spindel, den Schrauben- kopf. Der Mantel dieſes größeren Cylinders trägt meiſt auf der gekrümmten Fläche eine gleichmäßige Teilung, am häufigſten in 100 Teile, in dieſem Falle bezeichnet man den Kopf als Schrauben- trommel. Die Schraube bewegt ſich in einem Hohlcylinder, in welchen innen ein genau gleiches Gewinde eingeſchnitten iſt, ſo daß die Windungen der Schraube genau in die Windungen dieſer Schrauben- mutter eingreifen. Entweder iſt nun die Schraube feſtgelegt, dann bewegt ſich die Mutter bei einer Drehung derſelben, oder wenn die Mutter feſtſitzt, bewegt ſich die Schraube vorwärts und rückwärts. Wenn die Schraube mit einer Ableſungsvorrichtung — Lupe, Mikroſkop- Fernrohr — verbunden iſt, ſo iſt die Mutter beweglich angeordnet und führt einen viereckigen Rahmen, den Schlitten, der ein Faden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0025"n="7"/><fwplace="top"type="header">Längenmeſſungen und Längenmaßvergleichungen.</fw><lb/>
einen zweiten kleinen Maßſtab <hirendition="#aq">CD</hi>, den Nonius, bei dem dieſelbe<lb/>
Strecke 0 bis 9 in 10 Teile geteilt iſt, ſo iſt, wenn die 0-Striche zu-<lb/>ſammenfallen, die Entfernung 1 bis <hirendition="#aq">I</hi> gleich 1/10, 2 bis <hirendition="#aq">II</hi> gleich 2/10 u. ſ. w.,<lb/>
9 bis <hirendition="#aq">IX</hi> gleich 9/10 eines Teiles von <hirendition="#aq">AB</hi>, Strich 9 trifft dann wieder mit<lb/>
Strich <hirendition="#aq">X</hi> zuſammen.<lb/>
Beim direkten Meſſen<lb/>
wird der Nonius<lb/>
weniger verwandt, um<lb/>ſo mehr beim Über-<lb/>
tragen von Längen.<lb/>
Habe ich beiſpiels-<lb/>
weiſe eine Entfernung<lb/>
in den Zirkel ge-<lb/>
nommen, dann ſetze<lb/><figure><head>Fig. 4.</head><lb/><p>Nonius oder Vernier.</p></figure><lb/>
ich die eine Spitze auf den Strich 0 des Stabes <hirendition="#aq">AB</hi> ein und verſchiebe<lb/>
den Nonius ſo lange, bis ſein Strich 0 mit der zweiten Zirkelſpitze<lb/>
zuſammenfällt. Dies möge zutreffen, wenn der Nonius die Stellung hat,<lb/>
daß Strich 6 mit Strich <hirendition="#aq">VI</hi> zuſammenfällt, die gemeſſene Entfernung 0 bis 0<lb/>
beträgt dann 6 Zehntel der Entfernung von 0 bis 1. Stände 0 am<lb/>
Nonius zwiſchen 8 und 9 und Strich <hirendition="#aq">VII</hi> fiele wieder mit einem Strich<lb/>
des Maßſtabes zuſammen, ſo wäre die gemeſſene Länge 8,7. Würde<lb/>
man den Nonius ſo teilen, daß 20 Teile deſſelben gleich 19 Teilen des<lb/>
Maßſtabes ſind, ſo könnte man direkt Zwanzigſtel ableſen. Die<lb/>
häufigſten Verhältniſſe ſind Zehntel und Fünfundzwanzigſtel.</p><lb/><p>Die größten Genauigkeiten liefert indeſſen der Vernier noch nicht,<lb/>ſondern viel weiter kommt man mit der Mikrometerſchraube. Im<lb/>
weiteren Sinne des Wortes verſteht man unter Mikrometerſchrauben<lb/>
alle ſehr feingeſchnittenen Schrauben, damit an Inſtrumenten kurze,<lb/>
gleichmäßige Bewegungen ausgeführt werden. Eine Schraube beſteht<lb/>
aus einem feſten Cylinder, der Spindel, in welche das Gewinde ein-<lb/>
geſchnitten iſt. Den Abſtand zweier Windungen nennt man die Gang-<lb/>
höhe. Ein Ende der Schraube endigt in einen Cylinder, deſſen<lb/>
Durchmeſſer mehrmals größer iſt, als der der Spindel, den Schrauben-<lb/>
kopf. Der Mantel dieſes größeren Cylinders trägt meiſt auf der<lb/>
gekrümmten Fläche eine gleichmäßige Teilung, am häufigſten in<lb/>
100 Teile, in dieſem Falle bezeichnet man den Kopf als Schrauben-<lb/>
trommel. Die Schraube bewegt ſich in einem Hohlcylinder, in welchen<lb/>
innen ein genau gleiches Gewinde eingeſchnitten iſt, ſo daß die<lb/>
Windungen der Schraube genau in die Windungen dieſer Schrauben-<lb/>
mutter eingreifen. Entweder iſt nun die Schraube feſtgelegt, dann<lb/>
bewegt ſich die Mutter bei einer Drehung derſelben, oder wenn die<lb/>
Mutter feſtſitzt, bewegt ſich die Schraube vorwärts und rückwärts. Wenn<lb/>
die Schraube mit einer Ableſungsvorrichtung — Lupe, Mikroſkop-<lb/>
Fernrohr — verbunden iſt, ſo iſt die Mutter beweglich angeordnet<lb/>
und führt einen viereckigen Rahmen, den Schlitten, der ein Faden,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[7/0025]
Längenmeſſungen und Längenmaßvergleichungen.
einen zweiten kleinen Maßſtab CD, den Nonius, bei dem dieſelbe
Strecke 0 bis 9 in 10 Teile geteilt iſt, ſo iſt, wenn die 0-Striche zu-
ſammenfallen, die Entfernung 1 bis I gleich 1/10, 2 bis II gleich 2/10 u. ſ. w.,
9 bis IX gleich 9/10 eines Teiles von AB, Strich 9 trifft dann wieder mit
Strich X zuſammen.
Beim direkten Meſſen
wird der Nonius
weniger verwandt, um
ſo mehr beim Über-
tragen von Längen.
Habe ich beiſpiels-
weiſe eine Entfernung
in den Zirkel ge-
nommen, dann ſetze
[Abbildung Fig. 4.
Nonius oder Vernier.]
ich die eine Spitze auf den Strich 0 des Stabes AB ein und verſchiebe
den Nonius ſo lange, bis ſein Strich 0 mit der zweiten Zirkelſpitze
zuſammenfällt. Dies möge zutreffen, wenn der Nonius die Stellung hat,
daß Strich 6 mit Strich VI zuſammenfällt, die gemeſſene Entfernung 0 bis 0
beträgt dann 6 Zehntel der Entfernung von 0 bis 1. Stände 0 am
Nonius zwiſchen 8 und 9 und Strich VII fiele wieder mit einem Strich
des Maßſtabes zuſammen, ſo wäre die gemeſſene Länge 8,7. Würde
man den Nonius ſo teilen, daß 20 Teile deſſelben gleich 19 Teilen des
Maßſtabes ſind, ſo könnte man direkt Zwanzigſtel ableſen. Die
häufigſten Verhältniſſe ſind Zehntel und Fünfundzwanzigſtel.
Die größten Genauigkeiten liefert indeſſen der Vernier noch nicht,
ſondern viel weiter kommt man mit der Mikrometerſchraube. Im
weiteren Sinne des Wortes verſteht man unter Mikrometerſchrauben
alle ſehr feingeſchnittenen Schrauben, damit an Inſtrumenten kurze,
gleichmäßige Bewegungen ausgeführt werden. Eine Schraube beſteht
aus einem feſten Cylinder, der Spindel, in welche das Gewinde ein-
geſchnitten iſt. Den Abſtand zweier Windungen nennt man die Gang-
höhe. Ein Ende der Schraube endigt in einen Cylinder, deſſen
Durchmeſſer mehrmals größer iſt, als der der Spindel, den Schrauben-
kopf. Der Mantel dieſes größeren Cylinders trägt meiſt auf der
gekrümmten Fläche eine gleichmäßige Teilung, am häufigſten in
100 Teile, in dieſem Falle bezeichnet man den Kopf als Schrauben-
trommel. Die Schraube bewegt ſich in einem Hohlcylinder, in welchen
innen ein genau gleiches Gewinde eingeſchnitten iſt, ſo daß die
Windungen der Schraube genau in die Windungen dieſer Schrauben-
mutter eingreifen. Entweder iſt nun die Schraube feſtgelegt, dann
bewegt ſich die Mutter bei einer Drehung derſelben, oder wenn die
Mutter feſtſitzt, bewegt ſich die Schraube vorwärts und rückwärts. Wenn
die Schraube mit einer Ableſungsvorrichtung — Lupe, Mikroſkop-
Fernrohr — verbunden iſt, ſo iſt die Mutter beweglich angeordnet
und führt einen viereckigen Rahmen, den Schlitten, der ein Faden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/25>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.