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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die elektrischen Erfindungen.
Sekunde überschreitet. Der Preis und die Betriebskosten dieses so
sicher arbeitenden Aufzugs sind äußerst gering.

Auch im Dienste der Eisenbahnen ist die Elektrizität berufen, eine große
Rolle zu spielen. Welche Mühe macht das Drehen der Wagen, besonders
der Lokomotiven, welche Fülle von Kraft wird verschlungen beim Ausladen
der Lastwagen, was für Arbeit erfordert das Verschieben der Wagen!
Hier ist die Elektrizität die berufene Retterin aus allen Mühsalen. Sie ist
bereits an zwei Stellen mit Erfolg für den Bahnhofsbetrieb heran-
gezogen worden. Einmal besitzt der größte Bahnhof Deutschlands,
derjenige in Frankfurt am Main, eine elektrische Anlage, welche früher
mit einer Druckwasserleitung zusammen den beschriebenen Dienst ver-
sah, während jetzt die letztere außer Thätigkeit tritt und auch durch
ein elektrisches Werk ersetzt wird. Andererseits hat die französische
Nordbahn auf ihrem Pariser Bahnhofe Akkumulatoren in Dienst
genommen, welche ihren Strom an Elektromotoren abliefern und damit
die schwerbelasteten Scheiben drehen. Ebenso versorgen die Sammler
einen Laufkrahn mit Kraft, welcher hauptsächlich Säcke aus den Wagen
oder in die Wagen schaffen soll. Mit ihm vermag man in 20 Minuten
hundert Säcke aufeinander zu stapeln oder in 35 Sekunden eine Last
von 140 kg 32 m fort zu schleppen, worauf der Laufkrahn nach seinem
Ausgangspunkte umkehrt. In einigen amerikanischen Städten wird das
Aufziehen der Zugbrücken jetzt durch Elektromotoren besorgt. So war in
Chicago auf der im Zuge von Brush-Street gelegenen Brücke bisher
eine Dampfmaschine in einem besonderen Hause mit zusammen 40 Tonnen
Gewicht aufgestellt; heute besorgt dies ein unterhalb der Brücke an-
gebrachter und von einem nahen Werke mit Strom gespeister Elektromotor
leicht und viel wohlfeiler, als die Dampfkraft. In derselben Stadt
wird das Eis des Flusses und des seenartigen Hafens jetzt auf eine
höchst sonderbare Art zu Blöcken zerschnitten. Schon früher nahm
man dazu Kreissägen, die auf einem Wagen saßen. Jetzt benutzt
Kinsmann einen elektrischen Eispflug, d. h. ein Dreirad, an dem die
Sägen und auf dem der Motor angebracht ist. Derselbe bewegt das
Dreirad vorwärts und setzt zugleich die Sägen in Thätigkeit; er wird
natürlich durch eine Leitung aus einem Elektrizitätswerke mit Strom
versorgt, und diese wickelt sich allmählich von einer Trommel ab.
Wie viel menschliche und tierische Kraft wird hier nicht durch die Hilfe
des elektrischen Stromes gespart! Bedarf es der Erwähnung, daß
auch der Schnee der Straßen bereits durch elektrische Schneepflüge bei-
seite gefegt wird? Freilich sind diejenigen, welche die Firma Thomson-
Houston bis jetzt gebaut hat, nur für den Gebrauch der elektrischen
Bahnen bestimmt und erhalten für ihre Elektromotoren den Strom
aus der Station der Eisenbahn, aber es werden sich vielleicht auch
Einrichtungen treffen lassen, die ihnen eine allgemeine Einführung
sichern. Sie erinnern in ihrem Baue an die Kehrmaschinen der Berliner
Straßenreinigung. Nur besitzen sie neben den Bürsten, welche den

Die elektriſchen Erfindungen.
Sekunde überſchreitet. Der Preis und die Betriebskoſten dieſes ſo
ſicher arbeitenden Aufzugs ſind äußerſt gering.

Auch im Dienſte der Eiſenbahnen iſt die Elektrizität berufen, eine große
Rolle zu ſpielen. Welche Mühe macht das Drehen der Wagen, beſonders
der Lokomotiven, welche Fülle von Kraft wird verſchlungen beim Ausladen
der Laſtwagen, was für Arbeit erfordert das Verſchieben der Wagen!
Hier iſt die Elektrizität die berufene Retterin aus allen Mühſalen. Sie iſt
bereits an zwei Stellen mit Erfolg für den Bahnhofsbetrieb heran-
gezogen worden. Einmal beſitzt der größte Bahnhof Deutſchlands,
derjenige in Frankfurt am Main, eine elektriſche Anlage, welche früher
mit einer Druckwaſſerleitung zuſammen den beſchriebenen Dienſt ver-
ſah, während jetzt die letztere außer Thätigkeit tritt und auch durch
ein elektriſches Werk erſetzt wird. Andererſeits hat die franzöſiſche
Nordbahn auf ihrem Pariſer Bahnhofe Akkumulatoren in Dienſt
genommen, welche ihren Strom an Elektromotoren abliefern und damit
die ſchwerbelaſteten Scheiben drehen. Ebenſo verſorgen die Sammler
einen Laufkrahn mit Kraft, welcher hauptſächlich Säcke aus den Wagen
oder in die Wagen ſchaffen ſoll. Mit ihm vermag man in 20 Minuten
hundert Säcke aufeinander zu ſtapeln oder in 35 Sekunden eine Laſt
von 140 kg 32 m fort zu ſchleppen, worauf der Laufkrahn nach ſeinem
Ausgangspunkte umkehrt. In einigen amerikaniſchen Städten wird das
Aufziehen der Zugbrücken jetzt durch Elektromotoren beſorgt. So war in
Chicago auf der im Zuge von Bruſh-Street gelegenen Brücke bisher
eine Dampfmaſchine in einem beſonderen Hauſe mit zuſammen 40 Tonnen
Gewicht aufgeſtellt; heute beſorgt dies ein unterhalb der Brücke an-
gebrachter und von einem nahen Werke mit Strom geſpeiſter Elektromotor
leicht und viel wohlfeiler, als die Dampfkraft. In derſelben Stadt
wird das Eis des Fluſſes und des ſeenartigen Hafens jetzt auf eine
höchſt ſonderbare Art zu Blöcken zerſchnitten. Schon früher nahm
man dazu Kreisſägen, die auf einem Wagen ſaßen. Jetzt benutzt
Kinsmann einen elektriſchen Eispflug, d. h. ein Dreirad, an dem die
Sägen und auf dem der Motor angebracht iſt. Derſelbe bewegt das
Dreirad vorwärts und ſetzt zugleich die Sägen in Thätigkeit; er wird
natürlich durch eine Leitung aus einem Elektrizitätswerke mit Strom
verſorgt, und dieſe wickelt ſich allmählich von einer Trommel ab.
Wie viel menſchliche und tieriſche Kraft wird hier nicht durch die Hilfe
des elektriſchen Stromes geſpart! Bedarf es der Erwähnung, daß
auch der Schnee der Straßen bereits durch elektriſche Schneepflüge bei-
ſeite gefegt wird? Freilich ſind diejenigen, welche die Firma Thomſon-
Houſton bis jetzt gebaut hat, nur für den Gebrauch der elektriſchen
Bahnen beſtimmt und erhalten für ihre Elektromotoren den Strom
aus der Station der Eiſenbahn, aber es werden ſich vielleicht auch
Einrichtungen treffen laſſen, die ihnen eine allgemeine Einführung
ſichern. Sie erinnern in ihrem Baue an die Kehrmaſchinen der Berliner
Straßenreinigung. Nur beſitzen ſie neben den Bürſten, welche den

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[214/0232] Die elektriſchen Erfindungen. Sekunde überſchreitet. Der Preis und die Betriebskoſten dieſes ſo ſicher arbeitenden Aufzugs ſind äußerſt gering. Auch im Dienſte der Eiſenbahnen iſt die Elektrizität berufen, eine große Rolle zu ſpielen. Welche Mühe macht das Drehen der Wagen, beſonders der Lokomotiven, welche Fülle von Kraft wird verſchlungen beim Ausladen der Laſtwagen, was für Arbeit erfordert das Verſchieben der Wagen! Hier iſt die Elektrizität die berufene Retterin aus allen Mühſalen. Sie iſt bereits an zwei Stellen mit Erfolg für den Bahnhofsbetrieb heran- gezogen worden. Einmal beſitzt der größte Bahnhof Deutſchlands, derjenige in Frankfurt am Main, eine elektriſche Anlage, welche früher mit einer Druckwaſſerleitung zuſammen den beſchriebenen Dienſt ver- ſah, während jetzt die letztere außer Thätigkeit tritt und auch durch ein elektriſches Werk erſetzt wird. Andererſeits hat die franzöſiſche Nordbahn auf ihrem Pariſer Bahnhofe Akkumulatoren in Dienſt genommen, welche ihren Strom an Elektromotoren abliefern und damit die ſchwerbelaſteten Scheiben drehen. Ebenſo verſorgen die Sammler einen Laufkrahn mit Kraft, welcher hauptſächlich Säcke aus den Wagen oder in die Wagen ſchaffen ſoll. Mit ihm vermag man in 20 Minuten hundert Säcke aufeinander zu ſtapeln oder in 35 Sekunden eine Laſt von 140 kg 32 m fort zu ſchleppen, worauf der Laufkrahn nach ſeinem Ausgangspunkte umkehrt. In einigen amerikaniſchen Städten wird das Aufziehen der Zugbrücken jetzt durch Elektromotoren beſorgt. So war in Chicago auf der im Zuge von Bruſh-Street gelegenen Brücke bisher eine Dampfmaſchine in einem beſonderen Hauſe mit zuſammen 40 Tonnen Gewicht aufgeſtellt; heute beſorgt dies ein unterhalb der Brücke an- gebrachter und von einem nahen Werke mit Strom geſpeiſter Elektromotor leicht und viel wohlfeiler, als die Dampfkraft. In derſelben Stadt wird das Eis des Fluſſes und des ſeenartigen Hafens jetzt auf eine höchſt ſonderbare Art zu Blöcken zerſchnitten. Schon früher nahm man dazu Kreisſägen, die auf einem Wagen ſaßen. Jetzt benutzt Kinsmann einen elektriſchen Eispflug, d. h. ein Dreirad, an dem die Sägen und auf dem der Motor angebracht iſt. Derſelbe bewegt das Dreirad vorwärts und ſetzt zugleich die Sägen in Thätigkeit; er wird natürlich durch eine Leitung aus einem Elektrizitätswerke mit Strom verſorgt, und dieſe wickelt ſich allmählich von einer Trommel ab. Wie viel menſchliche und tieriſche Kraft wird hier nicht durch die Hilfe des elektriſchen Stromes geſpart! Bedarf es der Erwähnung, daß auch der Schnee der Straßen bereits durch elektriſche Schneepflüge bei- ſeite gefegt wird? Freilich ſind diejenigen, welche die Firma Thomſon- Houſton bis jetzt gebaut hat, nur für den Gebrauch der elektriſchen Bahnen beſtimmt und erhalten für ihre Elektromotoren den Strom aus der Station der Eiſenbahn, aber es werden ſich vielleicht auch Einrichtungen treffen laſſen, die ihnen eine allgemeine Einführung ſichern. Sie erinnern in ihrem Baue an die Kehrmaſchinen der Berliner Straßenreinigung. Nur beſitzen ſie neben den Bürſten, welche den

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/232>, abgerufen am 27.11.2024.