die Lichtstärke der Sonne nur noch um die Hälfte zurücksteht. Die andere wohlbekannte Art, das Glühlicht, mit seiner gelben, die Augen nicht blendenden Farbe, ist uns im Innern der Wohnräume sym- pathischer; für die Beleuchtung großer Räume und der Straßen erscheint das weiße Bogenlicht geeigneter. Kaum hat wohl eine Erfindung sich mit dieser erstaunlichen Geschwindigkeit eingeführt und verbreitet, wie diese beiden Lichtarten. Wo ist es vor 15 Jahren dauernd eingeführt gewesen? und am 1. Januar 1890 waren in Deutschland 2590 Anlagen für elektrische Beleuchtung mit 339000 Glühlampen und 21000 Bogen- lampen vorhanden, Berlin allein zählte Ende März 1890 5000 Bogen- lampen neben 81000 Glühlampen, welche zusammen den Leuchtwert von mehr als 110000 Gasflammen repräsentieren, wenn man eine Glühlampe als gleichwertig mit einer Gasflamme ansieht, der Bogenlampe aber den sechsfachen Leuchtwert zuschreibt. Neben der Leuchtkraft ist es jedenfalls auch die bequeme Bedienung, welche elektrische Lichtapparate gestatten, und welche durch eine Menge geistreicher Erfindungen garantiert ist, die diese Verbreitung herbeiführte. Sehen wir uns beide Arten der Leucht- apparate etwas näher an!
Die Glühlampe besteht aus einer luftleeren Glasglocke, in welcher ein dünner Faden von einem verkohlten Stoffe sitzt. Dieser wird zu heller Glut entflammt, und damit er nicht verbrenne, muß die Glocke jedes meßbaren Luftgehaltes bar sein. In die heiße Glut versetzt wird der Kohlenfaden beim Durchgange eines elektrischen Stromes. Wir wissen ja bereits, daß dieser, wo er Widerstand findet, sich in Wärme umsetzt. Die Kohle aber ist an sich ein ziemlich schlechter Leiter der Elektrizität und wird einen immer größeren Widerstand leisten, je mehr man ihren Querschnitt verkleinert. Also wird der dünne verkohlte Körper sich schon deshalb für die elektrische Beleuchtung geeignet machen. Er ist es noch aus einem anderen Grunde. Es giebt zwar noch andere weniger gute Leiter, die beim Durchgange des Stromes in Glut ge- raten, wie z. B. das Platin, das in dünnen Drähten schon durch einen ziemlich schwachen Strom glühend gemacht wird, aber diese Körper werden alle viel leichter durch die entwickelte Hitze zum Schmelzen gebracht, als gerade die Kohle, die bei den höchsten Wärmegraden, die wir zu erzeugen fähig sind, nicht schmilzt. Und schließlich lassen gerade verkohlte Stoffe sich in die passende Form von dünnen und dabei gleichmäßigen Querschnitt besitzenden Fäden bringen. Wenigstens kann man das heute, nachdem man lange und mühevolle Versuche gemacht hat. Früher mußte man sich mit Platin behelfen. So hat William Grove schon 1845 eine elektrische Lampe gebaut, die sich besonders für Berg- werke eignen sollte, weil der glühende Platindraht in einem abgeschlossenen Gefäß saß und also die gefährlichen Grubengase nicht entzünden konnte. Sein Apparat war einfach ein Glas, das nach Art der Taucherglocke in ein Gefäß mit Wasser gestülpt war. Innerhalb desselben glühte der Platindraht, der durch zwei isolierte Kupferdrähte mit Strom aus
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Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.
die Lichtſtärke der Sonne nur noch um die Hälfte zurückſteht. Die andere wohlbekannte Art, das Glühlicht, mit ſeiner gelben, die Augen nicht blendenden Farbe, iſt uns im Innern der Wohnräume ſym- pathiſcher; für die Beleuchtung großer Räume und der Straßen erſcheint das weiße Bogenlicht geeigneter. Kaum hat wohl eine Erfindung ſich mit dieſer erſtaunlichen Geſchwindigkeit eingeführt und verbreitet, wie dieſe beiden Lichtarten. Wo iſt es vor 15 Jahren dauernd eingeführt geweſen? und am 1. Januar 1890 waren in Deutſchland 2590 Anlagen für elektriſche Beleuchtung mit 339000 Glühlampen und 21000 Bogen- lampen vorhanden, Berlin allein zählte Ende März 1890 5000 Bogen- lampen neben 81000 Glühlampen, welche zuſammen den Leuchtwert von mehr als 110000 Gasflammen repräſentieren, wenn man eine Glühlampe als gleichwertig mit einer Gasflamme anſieht, der Bogenlampe aber den ſechsfachen Leuchtwert zuſchreibt. Neben der Leuchtkraft iſt es jedenfalls auch die bequeme Bedienung, welche elektriſche Lichtapparate geſtatten, und welche durch eine Menge geiſtreicher Erfindungen garantiert iſt, die dieſe Verbreitung herbeiführte. Sehen wir uns beide Arten der Leucht- apparate etwas näher an!
Die Glühlampe beſteht aus einer luftleeren Glasglocke, in welcher ein dünner Faden von einem verkohlten Stoffe ſitzt. Dieſer wird zu heller Glut entflammt, und damit er nicht verbrenne, muß die Glocke jedes meßbaren Luftgehaltes bar ſein. In die heiße Glut verſetzt wird der Kohlenfaden beim Durchgange eines elektriſchen Stromes. Wir wiſſen ja bereits, daß dieſer, wo er Widerſtand findet, ſich in Wärme umſetzt. Die Kohle aber iſt an ſich ein ziemlich ſchlechter Leiter der Elektrizität und wird einen immer größeren Widerſtand leiſten, je mehr man ihren Querſchnitt verkleinert. Alſo wird der dünne verkohlte Körper ſich ſchon deshalb für die elektriſche Beleuchtung geeignet machen. Er iſt es noch aus einem anderen Grunde. Es giebt zwar noch andere weniger gute Leiter, die beim Durchgange des Stromes in Glut ge- raten, wie z. B. das Platin, das in dünnen Drähten ſchon durch einen ziemlich ſchwachen Strom glühend gemacht wird, aber dieſe Körper werden alle viel leichter durch die entwickelte Hitze zum Schmelzen gebracht, als gerade die Kohle, die bei den höchſten Wärmegraden, die wir zu erzeugen fähig ſind, nicht ſchmilzt. Und ſchließlich laſſen gerade verkohlte Stoffe ſich in die paſſende Form von dünnen und dabei gleichmäßigen Querſchnitt beſitzenden Fäden bringen. Wenigſtens kann man das heute, nachdem man lange und mühevolle Verſuche gemacht hat. Früher mußte man ſich mit Platin behelfen. So hat William Grove ſchon 1845 eine elektriſche Lampe gebaut, die ſich beſonders für Berg- werke eignen ſollte, weil der glühende Platindraht in einem abgeſchloſſenen Gefäß ſaß und alſo die gefährlichen Grubengaſe nicht entzünden konnte. Sein Apparat war einfach ein Glas, das nach Art der Taucherglocke in ein Gefäß mit Waſſer geſtülpt war. Innerhalb deſſelben glühte der Platindraht, der durch zwei iſolierte Kupferdrähte mit Strom aus
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Die Erfindung des elektriſchen Lichtes.
die Lichtſtärke der Sonne nur noch um die Hälfte zurückſteht. Die
andere wohlbekannte Art, das Glühlicht, mit ſeiner gelben, die Augen
nicht blendenden Farbe, iſt uns im Innern der Wohnräume ſym-
pathiſcher; für die Beleuchtung großer Räume und der Straßen erſcheint
das weiße Bogenlicht geeigneter. Kaum hat wohl eine Erfindung ſich
mit dieſer erſtaunlichen Geſchwindigkeit eingeführt und verbreitet, wie
dieſe beiden Lichtarten. Wo iſt es vor 15 Jahren dauernd eingeführt
geweſen? und am 1. Januar 1890 waren in Deutſchland 2590 Anlagen
für elektriſche Beleuchtung mit 339000 Glühlampen und 21000 Bogen-
lampen vorhanden, Berlin allein zählte Ende März 1890 5000 Bogen-
lampen neben 81000 Glühlampen, welche zuſammen den Leuchtwert von
mehr als 110000 Gasflammen repräſentieren, wenn man eine Glühlampe
als gleichwertig mit einer Gasflamme anſieht, der Bogenlampe aber den
ſechsfachen Leuchtwert zuſchreibt. Neben der Leuchtkraft iſt es jedenfalls
auch die bequeme Bedienung, welche elektriſche Lichtapparate geſtatten,
und welche durch eine Menge geiſtreicher Erfindungen garantiert iſt, die
dieſe Verbreitung herbeiführte. Sehen wir uns beide Arten der Leucht-
apparate etwas näher an!
Die Glühlampe beſteht aus einer luftleeren Glasglocke, in welcher
ein dünner Faden von einem verkohlten Stoffe ſitzt. Dieſer wird zu
heller Glut entflammt, und damit er nicht verbrenne, muß die
Glocke jedes meßbaren Luftgehaltes bar ſein. In die heiße Glut
verſetzt wird der Kohlenfaden beim Durchgange eines elektriſchen Stromes.
Wir wiſſen ja bereits, daß dieſer, wo er Widerſtand findet, ſich in Wärme
umſetzt. Die Kohle aber iſt an ſich ein ziemlich ſchlechter Leiter der
Elektrizität und wird einen immer größeren Widerſtand leiſten, je mehr
man ihren Querſchnitt verkleinert. Alſo wird der dünne verkohlte Körper
ſich ſchon deshalb für die elektriſche Beleuchtung geeignet machen. Er iſt
es noch aus einem anderen Grunde. Es giebt zwar noch andere
weniger gute Leiter, die beim Durchgange des Stromes in Glut ge-
raten, wie z. B. das Platin, das in dünnen Drähten ſchon durch einen
ziemlich ſchwachen Strom glühend gemacht wird, aber dieſe Körper
werden alle viel leichter durch die entwickelte Hitze zum Schmelzen
gebracht, als gerade die Kohle, die bei den höchſten Wärmegraden,
die wir zu erzeugen fähig ſind, nicht ſchmilzt. Und ſchließlich laſſen
gerade verkohlte Stoffe ſich in die paſſende Form von dünnen und dabei
gleichmäßigen Querſchnitt beſitzenden Fäden bringen. Wenigſtens kann
man das heute, nachdem man lange und mühevolle Verſuche gemacht hat.
Früher mußte man ſich mit Platin behelfen. So hat William Grove
ſchon 1845 eine elektriſche Lampe gebaut, die ſich beſonders für Berg-
werke eignen ſollte, weil der glühende Platindraht in einem abgeſchloſſenen
Gefäß ſaß und alſo die gefährlichen Grubengaſe nicht entzünden konnte.
Sein Apparat war einfach ein Glas, das nach Art der Taucherglocke
in ein Gefäß mit Waſſer geſtülpt war. Innerhalb deſſelben glühte
der Platindraht, der durch zwei iſolierte Kupferdrähte mit Strom aus
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/197>, abgerufen am 21.11.2024.
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