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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Dynamomaschinen.
Prinzip begründet. In ihnen haben wir jetzt jene billigen und kräftig
fließenden Quellen der Elektrizität, die man seit Anfang des Jahrhunderts
gesucht hatte. Faraday hatte bei seinem ersten Versuch dieses Wachstum
unserer Kraft vorausgesehen, als er ahnungsvoll die Behauptung
aufstellte, daß die Zukunft jene ersten Induktionswirkungen ins Un-
begrenzte vermehren würde. Diese Entdeckung von Siemens zusamt
den Erfindungen der wirksamen Trommel- und Ringanker haben der
Benutzung der Elektrizität als Kraftquelle in den beiden letzten Jahr-
zehnten einen ungeheuren Aufschwung gegeben. Durch fortwährende
Steigerungen der Größe der Maschinen, die nun nicht mehr mit der
Hand betrieben werden, sondern im großen durch Dampfmaschinen,
Turbinen oder anderen Motoren in Bewegung gesetzt werden müssen,
erzielt man heute Wirkungen, die vor einigen Jahrzehnten nicht einmal
geahnt wurden. Was diese Maschinen für den Gebrauch noch besonders
vorteilhaft macht, das ist ein Umstand, den einer der bedeutendsten
Physiker Englands, Clerk Maxwell, als unter die größten Entdeckungen
dieses Jahrhunderts gehörig bezeichnete. Jede Dynamomaschine kann,
wie sie uns aus mechanischer Arbeit elektrische Kraft entbindet, unmittelbar
auch benutzt werden, um Arbeit zu leisten, wenn ihr von außen ein
elektrischer Strom zugeführt wird. Man schickt diesen durch das Gewinde
von Draht, welches um Anker und Feldmagnete gewickelt ist und man
erzeugt eine Drehung des vorher unbewegten Ankers, eine langsame,
wenn der Strom nur schwach ist, eine immer schnellere, je mehr man
die Zufuhr der Elektrizität steigert. Jede solche Drehung um eine feste
Achse läßt sich aber durch Transmissionen auf Arbeitsmaschinen und
andere Apparate übertragen. Jede Dynamomaschine läßt sich dem-
nach auch als Motor verwenden, um, wenn ihr der Strom eines weit
entfernten ähnlichen Apparates zugesendet wird, diejenigen Arbeiten zu
vollbringen, die man ihr aufträgt.*) Damit zeigt sie sich für den
Zweck der Übertragung weit entfernter Kräfte einzig geeignet, denn die
früher beschriebenen Motoren ließen eine solche eben nur auf geringe
Weglängen zu. Wir wollen uns jetzt der Beschreibung einiger Typen

*) Die Arbeit, deren eine Dynamomaschine fähig ist, muß natürlich auch
gemessen werden können. Man mißt diese Arbeitsfähigkeit bei den Motoren, wie
S. 59 gesagt worden ist, mit Pferdestärken. Diese Einheit muß auch zur Ver-
gleichung der elektrischen Maschinen anwendbar sein. Dasjenige, wodurch diese
Arbeit geleistet wird, der elektrische Strom ist in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit
bekannt, wenn man seine Spannung in Volts und seine Stromstärke in Amperes
kennt. Wenn wir z. B. einen Strom von 736 Volt Spannung und 1 Ampere
Stärke haben, so leistet er gerade dieselbe Arbeit, wie ein Motor von einer Pferde-
stärke. Dieselbe Arbeitsfähigkeit aber hat auch ein Strom von 73,6 Volt und
10 Ampere oder ein solcher von 1 Volt und 736 Ampere, es kommt nur auf das
Produkt von Stromstärke und Spannung an. Man nennt dieses Produkt von
1 Volt und 1 Ampere auch 1 Watt und man kann also eine einpferdige Dynamo-
maschine eine solche nennen, die einen Strom von 736 Watt liefert, eine 500 pferdige
wird einen Strom von 36800 Watt oder 36,8 Kilowatt aussenden, d. h. einen solchen,
der z. B. eine Spannung von 100 Volt und eine Stärke von 368 Ampere besitzen kann.

Die Dynamomaſchinen.
Prinzip begründet. In ihnen haben wir jetzt jene billigen und kräftig
fließenden Quellen der Elektrizität, die man ſeit Anfang des Jahrhunderts
geſucht hatte. Faraday hatte bei ſeinem erſten Verſuch dieſes Wachstum
unſerer Kraft vorausgeſehen, als er ahnungsvoll die Behauptung
aufſtellte, daß die Zukunft jene erſten Induktionswirkungen ins Un-
begrenzte vermehren würde. Dieſe Entdeckung von Siemens zuſamt
den Erfindungen der wirkſamen Trommel- und Ringanker haben der
Benutzung der Elektrizität als Kraftquelle in den beiden letzten Jahr-
zehnten einen ungeheuren Aufſchwung gegeben. Durch fortwährende
Steigerungen der Größe der Maſchinen, die nun nicht mehr mit der
Hand betrieben werden, ſondern im großen durch Dampfmaſchinen,
Turbinen oder anderen Motoren in Bewegung geſetzt werden müſſen,
erzielt man heute Wirkungen, die vor einigen Jahrzehnten nicht einmal
geahnt wurden. Was dieſe Maſchinen für den Gebrauch noch beſonders
vorteilhaft macht, das iſt ein Umſtand, den einer der bedeutendſten
Phyſiker Englands, Clerk Maxwell, als unter die größten Entdeckungen
dieſes Jahrhunderts gehörig bezeichnete. Jede Dynamomaſchine kann,
wie ſie uns aus mechaniſcher Arbeit elektriſche Kraft entbindet, unmittelbar
auch benutzt werden, um Arbeit zu leiſten, wenn ihr von außen ein
elektriſcher Strom zugeführt wird. Man ſchickt dieſen durch das Gewinde
von Draht, welches um Anker und Feldmagnete gewickelt iſt und man
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wenn der Strom nur ſchwach iſt, eine immer ſchnellere, je mehr man
die Zufuhr der Elektrizität ſteigert. Jede ſolche Drehung um eine feſte
Achſe läßt ſich aber durch Transmiſſionen auf Arbeitsmaſchinen und
andere Apparate übertragen. Jede Dynamomaſchine läßt ſich dem-
nach auch als Motor verwenden, um, wenn ihr der Strom eines weit
entfernten ähnlichen Apparates zugeſendet wird, diejenigen Arbeiten zu
vollbringen, die man ihr aufträgt.*) Damit zeigt ſie ſich für den
Zweck der Übertragung weit entfernter Kräfte einzig geeignet, denn die
früher beſchriebenen Motoren ließen eine ſolche eben nur auf geringe
Weglängen zu. Wir wollen uns jetzt der Beſchreibung einiger Typen

*) Die Arbeit, deren eine Dynamomaſchine fähig iſt, muß natürlich auch
gemeſſen werden können. Man mißt dieſe Arbeitsfähigkeit bei den Motoren, wie
S. 59 geſagt worden iſt, mit Pferdeſtärken. Dieſe Einheit muß auch zur Ver-
gleichung der elektriſchen Maſchinen anwendbar ſein. Dasjenige, wodurch dieſe
Arbeit geleiſtet wird, der elektriſche Strom iſt in Bezug auf ſeine Leiſtungsfähigkeit
bekannt, wenn man ſeine Spannung in Volts und ſeine Stromſtärke in Ampères
kennt. Wenn wir z. B. einen Strom von 736 Volt Spannung und 1 Ampère
Stärke haben, ſo leiſtet er gerade dieſelbe Arbeit, wie ein Motor von einer Pferde-
ſtärke. Dieſelbe Arbeitsfähigkeit aber hat auch ein Strom von 73,6 Volt und
10 Ampère oder ein ſolcher von 1 Volt und 736 Ampère, es kommt nur auf das
Produkt von Stromſtärke und Spannung an. Man nennt dieſes Produkt von
1 Volt und 1 Ampère auch 1 Watt und man kann alſo eine einpferdige Dynamo-
maſchine eine ſolche nennen, die einen Strom von 736 Watt liefert, eine 500 pferdige
wird einen Strom von 36800 Watt oder 36,8 Kilowatt ausſenden, d. h. einen ſolchen,
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[165/0183] Die Dynamomaſchinen. Prinzip begründet. In ihnen haben wir jetzt jene billigen und kräftig fließenden Quellen der Elektrizität, die man ſeit Anfang des Jahrhunderts geſucht hatte. Faraday hatte bei ſeinem erſten Verſuch dieſes Wachstum unſerer Kraft vorausgeſehen, als er ahnungsvoll die Behauptung aufſtellte, daß die Zukunft jene erſten Induktionswirkungen ins Un- begrenzte vermehren würde. Dieſe Entdeckung von Siemens zuſamt den Erfindungen der wirkſamen Trommel- und Ringanker haben der Benutzung der Elektrizität als Kraftquelle in den beiden letzten Jahr- zehnten einen ungeheuren Aufſchwung gegeben. Durch fortwährende Steigerungen der Größe der Maſchinen, die nun nicht mehr mit der Hand betrieben werden, ſondern im großen durch Dampfmaſchinen, Turbinen oder anderen Motoren in Bewegung geſetzt werden müſſen, erzielt man heute Wirkungen, die vor einigen Jahrzehnten nicht einmal geahnt wurden. Was dieſe Maſchinen für den Gebrauch noch beſonders vorteilhaft macht, das iſt ein Umſtand, den einer der bedeutendſten Phyſiker Englands, Clerk Maxwell, als unter die größten Entdeckungen dieſes Jahrhunderts gehörig bezeichnete. Jede Dynamomaſchine kann, wie ſie uns aus mechaniſcher Arbeit elektriſche Kraft entbindet, unmittelbar auch benutzt werden, um Arbeit zu leiſten, wenn ihr von außen ein elektriſcher Strom zugeführt wird. Man ſchickt dieſen durch das Gewinde von Draht, welches um Anker und Feldmagnete gewickelt iſt und man erzeugt eine Drehung des vorher unbewegten Ankers, eine langſame, wenn der Strom nur ſchwach iſt, eine immer ſchnellere, je mehr man die Zufuhr der Elektrizität ſteigert. Jede ſolche Drehung um eine feſte Achſe läßt ſich aber durch Transmiſſionen auf Arbeitsmaſchinen und andere Apparate übertragen. Jede Dynamomaſchine läßt ſich dem- nach auch als Motor verwenden, um, wenn ihr der Strom eines weit entfernten ähnlichen Apparates zugeſendet wird, diejenigen Arbeiten zu vollbringen, die man ihr aufträgt. *) Damit zeigt ſie ſich für den Zweck der Übertragung weit entfernter Kräfte einzig geeignet, denn die früher beſchriebenen Motoren ließen eine ſolche eben nur auf geringe Weglängen zu. Wir wollen uns jetzt der Beſchreibung einiger Typen *) Die Arbeit, deren eine Dynamomaſchine fähig iſt, muß natürlich auch gemeſſen werden können. Man mißt dieſe Arbeitsfähigkeit bei den Motoren, wie S. 59 geſagt worden iſt, mit Pferdeſtärken. Dieſe Einheit muß auch zur Ver- gleichung der elektriſchen Maſchinen anwendbar ſein. Dasjenige, wodurch dieſe Arbeit geleiſtet wird, der elektriſche Strom iſt in Bezug auf ſeine Leiſtungsfähigkeit bekannt, wenn man ſeine Spannung in Volts und ſeine Stromſtärke in Ampères kennt. Wenn wir z. B. einen Strom von 736 Volt Spannung und 1 Ampère Stärke haben, ſo leiſtet er gerade dieſelbe Arbeit, wie ein Motor von einer Pferde- ſtärke. Dieſelbe Arbeitsfähigkeit aber hat auch ein Strom von 73,6 Volt und 10 Ampère oder ein ſolcher von 1 Volt und 736 Ampère, es kommt nur auf das Produkt von Stromſtärke und Spannung an. Man nennt dieſes Produkt von 1 Volt und 1 Ampère auch 1 Watt und man kann alſo eine einpferdige Dynamo- maſchine eine ſolche nennen, die einen Strom von 736 Watt liefert, eine 500 pferdige wird einen Strom von 36800 Watt oder 36,8 Kilowatt ausſenden, d. h. einen ſolchen, der z. B. eine Spannung von 100 Volt und eine Stärke von 368 Ampère beſitzen kann.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/183>, abgerufen am 24.11.2024.