endete Kunstwerke herzustellen, wie auf Kupfer. Jetzt ist man aber allen diesen Schwierigkeiten überhoben, denn man braucht die Original- Kupferplatte nur noch, um davon eine Reihe von Abdrücken in Kupfer auf galvanischem Wege, sogenannte Galvanos herzustellen, die dann allein für den Druck verwendet werden. Damit sich der Ab- klatsch leichter vom Original abhebe, wird dieses zuvor auf galvanischem Wege schwach versilbert, so wie wir es bald lesen werden. Damit die Druckplatte sich weniger schnell abnutze, wird auch wohl zuerst ein Nickelniederschlag und darüber erst der kupferne erzeugt. Und ganz ebenso macht man es mit den Holzschnitten, das Original dient nur als Matrize, um die Kupferklichees herzustellen, welche viel dauerhafter als die Holzplatte sind. So sind die Abbildungen in diesem Buche ausschließlich mit solchen Galvanos hergestellt. Sie sind dadurch wesentlich schärfer, als wenn sie mit dem Holzstock direkt gedruckt worden wären. Auch für den Buchdruck selbst ist die Galvanoplastik nutzbar gemacht worden. Man stereotypiert die Platten jetzt auf nassem Wege. Nachdem von dem Satze ein Abdruck in Guttapercha hergestellt ist, läßt man in diesen sich Kupfer niederschlagen und hat so die Möglichkeit, zu jeder beliebigen Zeit, wenn der Satz längst auseinander genommen ist, immer neue Auflagen des Buches herzustellen.
Nicht genug, daß die Galvanoplastik so die Vervielfältigung von Originalen lehrte, die auf einem älteren, bekannten Wege hergestellt waren, sie hat auch noch den Anstoß zur Erfindung ganz neuer Zeichenmanieren und zur Verwendung alter, bisher wenig brauchbarer gegeben. Ein neues Verfahren ist z. B. die vom Kupferstecher Schöler in Kopenhagen erfundene Stilographie. Sie liefert die schönsten Radierungen auf die leichteste Weise. Der Grund, auf welchen die Zeichnung eingerissen wird, ist ungemein weich, da er aus Stearin und Schellack besteht. Man kann die Zeichnung leicht verfolgen, wenn man den Grund mit Kienruß schwarz färbt und oberflächlich mit weißem Silberpulver bedeckt. Ist die Zeichnung vollendet, so braucht man sie nur durch Graphit leitend zu machen, davon einen erhabenen und schließlich von diesem einen vertieften Abdruck zu nehmen, so ist die zum Druck bereite Platte geliefert.
Noch einfacher ist die bereits 1840 von Kobell in München empfohlene Galvanographie. Da wird auf einer versilberten Kupfer- platte die gewünschte Zeichnung mit Tusche entworfen, und zwar werden diejenigen Stellen, die später im Druck besonders dunkel erscheinen sollen, stärker aufgetragen, als die helleren. Man erhält so eine erhabene Platte, und wenn man dieselbe nach dem Trocknen durch Einreiben mit Graphitpulver leitend macht und davon einen galvanischen Abdruck nimmt, so erhält man die zum Druck fertige vertiefte Platte, welche hübsche Abdrücke in Tuschmanier liefert.
Im Jahre 1854 hat Pretsch in Wien ein Verfahren angegeben, um sogar Photographien durch die Galvanoplastik zu vervielfältigen.
Die elektriſchen Erfindungen.
endete Kunſtwerke herzuſtellen, wie auf Kupfer. Jetzt iſt man aber allen dieſen Schwierigkeiten überhoben, denn man braucht die Original- Kupferplatte nur noch, um davon eine Reihe von Abdrücken in Kupfer auf galvaniſchem Wege, ſogenannte Galvanos herzuſtellen, die dann allein für den Druck verwendet werden. Damit ſich der Ab- klatſch leichter vom Original abhebe, wird dieſes zuvor auf galvaniſchem Wege ſchwach verſilbert, ſo wie wir es bald leſen werden. Damit die Druckplatte ſich weniger ſchnell abnutze, wird auch wohl zuerſt ein Nickelniederſchlag und darüber erſt der kupferne erzeugt. Und ganz ebenſo macht man es mit den Holzſchnitten, das Original dient nur als Matrize, um die Kupferklichees herzuſtellen, welche viel dauerhafter als die Holzplatte ſind. So ſind die Abbildungen in dieſem Buche ausſchließlich mit ſolchen Galvanos hergeſtellt. Sie ſind dadurch weſentlich ſchärfer, als wenn ſie mit dem Holzſtock direkt gedruckt worden wären. Auch für den Buchdruck ſelbſt iſt die Galvanoplaſtik nutzbar gemacht worden. Man ſtereotypiert die Platten jetzt auf naſſem Wege. Nachdem von dem Satze ein Abdruck in Guttapercha hergeſtellt iſt, läßt man in dieſen ſich Kupfer niederſchlagen und hat ſo die Möglichkeit, zu jeder beliebigen Zeit, wenn der Satz längſt auseinander genommen iſt, immer neue Auflagen des Buches herzuſtellen.
Nicht genug, daß die Galvanoplaſtik ſo die Vervielfältigung von Originalen lehrte, die auf einem älteren, bekannten Wege hergeſtellt waren, ſie hat auch noch den Anſtoß zur Erfindung ganz neuer Zeichenmanieren und zur Verwendung alter, bisher wenig brauchbarer gegeben. Ein neues Verfahren iſt z. B. die vom Kupferſtecher Schöler in Kopenhagen erfundene Stilographie. Sie liefert die ſchönſten Radierungen auf die leichteſte Weiſe. Der Grund, auf welchen die Zeichnung eingeriſſen wird, iſt ungemein weich, da er aus Stearin und Schellack beſteht. Man kann die Zeichnung leicht verfolgen, wenn man den Grund mit Kienruß ſchwarz färbt und oberflächlich mit weißem Silberpulver bedeckt. Iſt die Zeichnung vollendet, ſo braucht man ſie nur durch Graphit leitend zu machen, davon einen erhabenen und ſchließlich von dieſem einen vertieften Abdruck zu nehmen, ſo iſt die zum Druck bereite Platte geliefert.
Noch einfacher iſt die bereits 1840 von Kobell in München empfohlene Galvanographie. Da wird auf einer verſilberten Kupfer- platte die gewünſchte Zeichnung mit Tuſche entworfen, und zwar werden diejenigen Stellen, die ſpäter im Druck beſonders dunkel erſcheinen ſollen, ſtärker aufgetragen, als die helleren. Man erhält ſo eine erhabene Platte, und wenn man dieſelbe nach dem Trocknen durch Einreiben mit Graphitpulver leitend macht und davon einen galvaniſchen Abdruck nimmt, ſo erhält man die zum Druck fertige vertiefte Platte, welche hübſche Abdrücke in Tuſchmanier liefert.
Im Jahre 1854 hat Pretſch in Wien ein Verfahren angegeben, um ſogar Photographien durch die Galvanoplaſtik zu vervielfältigen.
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Die elektriſchen Erfindungen.
endete Kunſtwerke herzuſtellen, wie auf Kupfer. Jetzt iſt man aber
allen dieſen Schwierigkeiten überhoben, denn man braucht die Original-
Kupferplatte nur noch, um davon eine Reihe von Abdrücken in
Kupfer auf galvaniſchem Wege, ſogenannte Galvanos herzuſtellen,
die dann allein für den Druck verwendet werden. Damit ſich der Ab-
klatſch leichter vom Original abhebe, wird dieſes zuvor auf galvaniſchem
Wege ſchwach verſilbert, ſo wie wir es bald leſen werden. Damit die
Druckplatte ſich weniger ſchnell abnutze, wird auch wohl zuerſt ein
Nickelniederſchlag und darüber erſt der kupferne erzeugt. Und ganz
ebenſo macht man es mit den Holzſchnitten, das Original dient nur
als Matrize, um die Kupferklichees herzuſtellen, welche viel dauerhafter
als die Holzplatte ſind. So ſind die Abbildungen in dieſem Buche
ausſchließlich mit ſolchen Galvanos hergeſtellt. Sie ſind dadurch
weſentlich ſchärfer, als wenn ſie mit dem Holzſtock direkt gedruckt
worden wären. Auch für den Buchdruck ſelbſt iſt die Galvanoplaſtik
nutzbar gemacht worden. Man ſtereotypiert die Platten jetzt auf naſſem
Wege. Nachdem von dem Satze ein Abdruck in Guttapercha hergeſtellt
iſt, läßt man in dieſen ſich Kupfer niederſchlagen und hat ſo die
Möglichkeit, zu jeder beliebigen Zeit, wenn der Satz längſt auseinander
genommen iſt, immer neue Auflagen des Buches herzuſtellen.
Nicht genug, daß die Galvanoplaſtik ſo die Vervielfältigung von
Originalen lehrte, die auf einem älteren, bekannten Wege hergeſtellt waren,
ſie hat auch noch den Anſtoß zur Erfindung ganz neuer Zeichenmanieren
und zur Verwendung alter, bisher wenig brauchbarer gegeben. Ein
neues Verfahren iſt z. B. die vom Kupferſtecher Schöler in Kopenhagen
erfundene Stilographie. Sie liefert die ſchönſten Radierungen auf
die leichteſte Weiſe. Der Grund, auf welchen die Zeichnung eingeriſſen
wird, iſt ungemein weich, da er aus Stearin und Schellack beſteht.
Man kann die Zeichnung leicht verfolgen, wenn man den Grund mit
Kienruß ſchwarz färbt und oberflächlich mit weißem Silberpulver bedeckt.
Iſt die Zeichnung vollendet, ſo braucht man ſie nur durch Graphit
leitend zu machen, davon einen erhabenen und ſchließlich von dieſem
einen vertieften Abdruck zu nehmen, ſo iſt die zum Druck bereite Platte
geliefert.
Noch einfacher iſt die bereits 1840 von Kobell in München
empfohlene Galvanographie. Da wird auf einer verſilberten Kupfer-
platte die gewünſchte Zeichnung mit Tuſche entworfen, und zwar werden
diejenigen Stellen, die ſpäter im Druck beſonders dunkel erſcheinen
ſollen, ſtärker aufgetragen, als die helleren. Man erhält ſo eine erhabene
Platte, und wenn man dieſelbe nach dem Trocknen durch Einreiben
mit Graphitpulver leitend macht und davon einen galvaniſchen Abdruck
nimmt, ſo erhält man die zum Druck fertige vertiefte Platte, welche
hübſche Abdrücke in Tuſchmanier liefert.
Im Jahre 1854 hat Pretſch in Wien ein Verfahren angegeben,
um ſogar Photographien durch die Galvanoplaſtik zu vervielfältigen.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/156>, abgerufen am 24.11.2024.
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