bildungen von Medaillen und Münzen erhalten, freilich zunächst nur einseitige, wie ja die Form nur einseitig ist. Diese so einfache Erfindung hat nun große Industriezweige hervorgebracht, da durch sie die Nach- bildung aller möglichen Gegenstände und auch das Überziehen derselben mit dünnen Metallschichten ermöglicht ist. Wir wollen dieselben einzeln durchgehen, zuvor aber bemerken, daß die Ströme, welche die galvanischen Niederschläge liefern, heute nicht mehr alle durch galvanische Elemente geliefert werden, sondern auf einem von dem beschriebenen verschiedenen Wege, durch die später zu beschreibenden Dynamomaschinen, erzeugt werden. Man leitet diesen Strom, wie den der galvanischen Elemente, durch eine Flüssigkeit hindurch, welche das niederzuschlagende Metall in irgend einem Salze gelöst enthält. Man wird durch allmählichen Zusatz von Stücken dieses Salzes immer dafür sorgen können, daß die Lösung konzentriert bleibt.
Will man nicht blos die einseitigen Abdrücke einer Form haben, sondern eine vollständige Nachbildung eines Gegenstandes, so wird man das Original in Wachs oder Stearin abdrücken, und zwar beide Seiten desselben, dann die Abdrücke durch Einpinseln mit Graphitpulver leitend machen und zu einer Hohlform zusammensetzen. Man kann die nachzubildenden Körper beliebig groß wählen, immer gelingt das Verfahren. Wenn man eine Statue einer Form nachbilden will, so wird man entweder diese in mehrere Teile zerlegen und die auf ihnen gebildeten Niederschläge nachträglich an einanderpassen oder nach einem Verfahren des Pariser Galvanoplastikers Lenoir sich eine Hohlform aus mehreren Stücken Guttapercha zusammensetzen, dann einen viel- verzweigten Leiter in das Innere so hineinfügen, daß er die Wände nicht berührt, während die innere Fläche mit Graphit überzogen wird. In den Hohlraum kann die Kupfervitriollösung an zwei Stellen ein- treten und darin zirkulieren. Jetzt leitet man einen Strom durch die Flüssigkeit und es wird sich die Innenwand gleichmäßig mit Kupfer überziehen, während die sich bildende Säure den Leiter nicht angreift, wenn er, wie Lenoir ihn wählt, aus Platin besteht. Freilich gehört schon ein kräftiger galvanischer Strom dazu, und das Platin stellt sich nicht billig -- für ein Kilogramm Kupferniederschlag auf über 100 Mark. Das sind die Gründe, aus denen man für größere Kunst- werke jener Methode sich zuwandte, die wohl einst auch im Nilthale im Dienste einer entwickelten Industrie gestanden hat. Man überzieht eine Form aus Wachs oder Thon in einer Zersetzungszelle -- so nennt man das Gefäß, durch welches der Strom geleitet wird -- mit einem Kupferniederschlag, hört aber mit der Zersetzung auf, wenn derselbe noch sehr dünn ist und nur genügende Haltbarkeit hat, um nicht in sich zu zerfallen. Dann brennt man den Thon oder schmilzt das Wachs heraus, und man hat jetzt eines jener dünnwandigen Stand- bilder der Ägypter vor sich. Aber man hat die Fähigkeit, wenn man diese auswendig, etwa durch einen Überzug von Firnis, isoliert, nun
Die elektriſchen Erfindungen.
bildungen von Medaillen und Münzen erhalten, freilich zunächſt nur einſeitige, wie ja die Form nur einſeitig iſt. Dieſe ſo einfache Erfindung hat nun große Induſtriezweige hervorgebracht, da durch ſie die Nach- bildung aller möglichen Gegenſtände und auch das Überziehen derſelben mit dünnen Metallſchichten ermöglicht iſt. Wir wollen dieſelben einzeln durchgehen, zuvor aber bemerken, daß die Ströme, welche die galvaniſchen Niederſchläge liefern, heute nicht mehr alle durch galvaniſche Elemente geliefert werden, ſondern auf einem von dem beſchriebenen verſchiedenen Wege, durch die ſpäter zu beſchreibenden Dynamomaſchinen, erzeugt werden. Man leitet dieſen Strom, wie den der galvaniſchen Elemente, durch eine Flüſſigkeit hindurch, welche das niederzuſchlagende Metall in irgend einem Salze gelöſt enthält. Man wird durch allmählichen Zuſatz von Stücken dieſes Salzes immer dafür ſorgen können, daß die Löſung konzentriert bleibt.
Will man nicht blos die einſeitigen Abdrücke einer Form haben, ſondern eine vollſtändige Nachbildung eines Gegenſtandes, ſo wird man das Original in Wachs oder Stearin abdrücken, und zwar beide Seiten deſſelben, dann die Abdrücke durch Einpinſeln mit Graphitpulver leitend machen und zu einer Hohlform zuſammenſetzen. Man kann die nachzubildenden Körper beliebig groß wählen, immer gelingt das Verfahren. Wenn man eine Statue einer Form nachbilden will, ſo wird man entweder dieſe in mehrere Teile zerlegen und die auf ihnen gebildeten Niederſchläge nachträglich an einanderpaſſen oder nach einem Verfahren des Pariſer Galvanoplaſtikers Lenoir ſich eine Hohlform aus mehreren Stücken Guttapercha zuſammenſetzen, dann einen viel- verzweigten Leiter in das Innere ſo hineinfügen, daß er die Wände nicht berührt, während die innere Fläche mit Graphit überzogen wird. In den Hohlraum kann die Kupfervitriollöſung an zwei Stellen ein- treten und darin zirkulieren. Jetzt leitet man einen Strom durch die Flüſſigkeit und es wird ſich die Innenwand gleichmäßig mit Kupfer überziehen, während die ſich bildende Säure den Leiter nicht angreift, wenn er, wie Lenoir ihn wählt, aus Platin beſteht. Freilich gehört ſchon ein kräftiger galvaniſcher Strom dazu, und das Platin ſtellt ſich nicht billig — für ein Kilogramm Kupferniederſchlag auf über 100 Mark. Das ſind die Gründe, aus denen man für größere Kunſt- werke jener Methode ſich zuwandte, die wohl einſt auch im Nilthale im Dienſte einer entwickelten Induſtrie geſtanden hat. Man überzieht eine Form aus Wachs oder Thon in einer Zerſetzungszelle — ſo nennt man das Gefäß, durch welches der Strom geleitet wird — mit einem Kupferniederſchlag, hört aber mit der Zerſetzung auf, wenn derſelbe noch ſehr dünn iſt und nur genügende Haltbarkeit hat, um nicht in ſich zu zerfallen. Dann brennt man den Thon oder ſchmilzt das Wachs heraus, und man hat jetzt eines jener dünnwandigen Stand- bilder der Ägypter vor ſich. Aber man hat die Fähigkeit, wenn man dieſe auswendig, etwa durch einen Überzug von Firnis, iſoliert, nun
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Die elektriſchen Erfindungen.
bildungen von Medaillen und Münzen erhalten, freilich zunächſt nur
einſeitige, wie ja die Form nur einſeitig iſt. Dieſe ſo einfache Erfindung
hat nun große Induſtriezweige hervorgebracht, da durch ſie die Nach-
bildung aller möglichen Gegenſtände und auch das Überziehen derſelben
mit dünnen Metallſchichten ermöglicht iſt. Wir wollen dieſelben einzeln
durchgehen, zuvor aber bemerken, daß die Ströme, welche die galvaniſchen
Niederſchläge liefern, heute nicht mehr alle durch galvaniſche Elemente
geliefert werden, ſondern auf einem von dem beſchriebenen verſchiedenen
Wege, durch die ſpäter zu beſchreibenden Dynamomaſchinen, erzeugt
werden. Man leitet dieſen Strom, wie den der galvaniſchen Elemente,
durch eine Flüſſigkeit hindurch, welche das niederzuſchlagende Metall
in irgend einem Salze gelöſt enthält. Man wird durch allmählichen
Zuſatz von Stücken dieſes Salzes immer dafür ſorgen können, daß
die Löſung konzentriert bleibt.
Will man nicht blos die einſeitigen Abdrücke einer Form haben,
ſondern eine vollſtändige Nachbildung eines Gegenſtandes, ſo wird
man das Original in Wachs oder Stearin abdrücken, und zwar beide
Seiten deſſelben, dann die Abdrücke durch Einpinſeln mit Graphitpulver
leitend machen und zu einer Hohlform zuſammenſetzen. Man kann
die nachzubildenden Körper beliebig groß wählen, immer gelingt das
Verfahren. Wenn man eine Statue einer Form nachbilden will, ſo
wird man entweder dieſe in mehrere Teile zerlegen und die auf ihnen
gebildeten Niederſchläge nachträglich an einanderpaſſen oder nach einem
Verfahren des Pariſer Galvanoplaſtikers Lenoir ſich eine Hohlform
aus mehreren Stücken Guttapercha zuſammenſetzen, dann einen viel-
verzweigten Leiter in das Innere ſo hineinfügen, daß er die Wände
nicht berührt, während die innere Fläche mit Graphit überzogen wird.
In den Hohlraum kann die Kupfervitriollöſung an zwei Stellen ein-
treten und darin zirkulieren. Jetzt leitet man einen Strom durch
die Flüſſigkeit und es wird ſich die Innenwand gleichmäßig mit
Kupfer überziehen, während die ſich bildende Säure den Leiter nicht
angreift, wenn er, wie Lenoir ihn wählt, aus Platin beſteht. Freilich
gehört ſchon ein kräftiger galvaniſcher Strom dazu, und das Platin
ſtellt ſich nicht billig — für ein Kilogramm Kupferniederſchlag auf über
100 Mark. Das ſind die Gründe, aus denen man für größere Kunſt-
werke jener Methode ſich zuwandte, die wohl einſt auch im Nilthale
im Dienſte einer entwickelten Induſtrie geſtanden hat. Man überzieht
eine Form aus Wachs oder Thon in einer Zerſetzungszelle — ſo nennt
man das Gefäß, durch welches der Strom geleitet wird — mit einem
Kupferniederſchlag, hört aber mit der Zerſetzung auf, wenn derſelbe
noch ſehr dünn iſt und nur genügende Haltbarkeit hat, um nicht in
ſich zu zerfallen. Dann brennt man den Thon oder ſchmilzt das
Wachs heraus, und man hat jetzt eines jener dünnwandigen Stand-
bilder der Ägypter vor ſich. Aber man hat die Fähigkeit, wenn man
dieſe auswendig, etwa durch einen Überzug von Firnis, iſoliert, nun
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/154>, abgerufen am 24.11.2024.
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