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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Dampfmaschinen.
lagen dieser modernen Dampfmaschinen, welche wegen ihrer Anordnung
und Wirkung Compound- oder Verbundmaschinen genannt werden,
stammen bereits aus dem Jahre 1804 und rühren von dem Engländer
Woolf her, weswegen man auch wohl jetzt noch die moderne Mehr-
cylinder-Dampfmaschine als Woolfsche Maschine bezeichnet findet.
Woolf ließ den Dampf zuerst in einem kleineren Dampfcylinder expandieren
und ließ ihn alsdann, nachdem er hier seine Arbeit geleistet, in einen
zweiten größeren Cylinder übertreten, in welchem nun eine weitere Aus-
nutzung der Expansionskraft des Dampfes geschah. Bei dieser Woolf-
schen Maschine waren die Kurbeln beider Cylinder so zu einander
gestellt, daß beide zu gleicher Zeit ihre äußersten Stellungen, ihre toten
Punkte, erreichten; bei einer solchen Anordnung bietet das Ingangsetzen
der Maschine, wenn sie gerade in einem ihrer toten Punkte steht, be-
sondere Schwierigkeiten. Man vermeidet dieses in der neuesten Zeit
dadurch, daß man die Kurbeln so anordnet, daß die eine gerade im
toten Punkte liegt, wenn die andere auf der Mitte des Hubes steht;
es befindet sich somit stets eine der beiden Kurbeln in einer Stellung,
welche ein Vorwärtsgehen der Maschine ohne weiteres ermöglicht. Es
sind dieses die modernen Compound- oder Verbundmaschinen;
man findet für dieselben auch
des öfteren die Bezeichnung
Receivermaschinen, weil in
Folge ihrer eigenartigen Kur-
belstellung zwischen ihren Cy-
lindern ein Behälter (Receiver)
für den von dem kleinen zum
großen Cylinder übertretenden
Dampf angebracht sein muß.

Fig. 69 stellt eine solche
moderne Receiver-Maschine
von G. Hambruch in Berlin
dar. Bei derselben sieht man
als ferneres charakteristisches
Merkmal ihrer Gattung die
Cylinder obenliegend, während
die Kurbelwelle unten liegt.
Diese Anordnung findet sich
durchgängig bei den zahlreichen
Schiffsmaschinen der Schrau-
bendampfer; bei diesen greifen
die Kurbeln direkt an der die

[Abbildung] Fig. 69.

Receiver-Maschine von G. Hambruch.

Schiffsschraube tragenden Welle an. In ihrem äußeren Aussehen
erinnern diese Receivermaschinen lebhaft an die Dampfhämmer; man
findet daher dieselben häufig auch als "Hammermaschinen" be-
zeichnet.

Das Buch der Erfindungen. 7

Die Dampfmaſchinen.
lagen dieſer modernen Dampfmaſchinen, welche wegen ihrer Anordnung
und Wirkung Compound- oder Verbundmaſchinen genannt werden,
ſtammen bereits aus dem Jahre 1804 und rühren von dem Engländer
Woolf her, weswegen man auch wohl jetzt noch die moderne Mehr-
cylinder-Dampfmaſchine als Woolfſche Maſchine bezeichnet findet.
Woolf ließ den Dampf zuerſt in einem kleineren Dampfcylinder expandieren
und ließ ihn alsdann, nachdem er hier ſeine Arbeit geleiſtet, in einen
zweiten größeren Cylinder übertreten, in welchem nun eine weitere Aus-
nutzung der Expanſionskraft des Dampfes geſchah. Bei dieſer Woolf-
ſchen Maſchine waren die Kurbeln beider Cylinder ſo zu einander
geſtellt, daß beide zu gleicher Zeit ihre äußerſten Stellungen, ihre toten
Punkte, erreichten; bei einer ſolchen Anordnung bietet das Ingangſetzen
der Maſchine, wenn ſie gerade in einem ihrer toten Punkte ſteht, be-
ſondere Schwierigkeiten. Man vermeidet dieſes in der neueſten Zeit
dadurch, daß man die Kurbeln ſo anordnet, daß die eine gerade im
toten Punkte liegt, wenn die andere auf der Mitte des Hubes ſteht;
es befindet ſich ſomit ſtets eine der beiden Kurbeln in einer Stellung,
welche ein Vorwärtsgehen der Maſchine ohne weiteres ermöglicht. Es
ſind dieſes die modernen Compound- oder Verbundmaſchinen;
man findet für dieſelben auch
des öfteren die Bezeichnung
Receivermaſchinen, weil in
Folge ihrer eigenartigen Kur-
belſtellung zwiſchen ihren Cy-
lindern ein Behälter (Receiver)
für den von dem kleinen zum
großen Cylinder übertretenden
Dampf angebracht ſein muß.

Fig. 69 ſtellt eine ſolche
moderne Receiver-Maſchine
von G. Hambruch in Berlin
dar. Bei derſelben ſieht man
als ferneres charakteriſtiſches
Merkmal ihrer Gattung die
Cylinder obenliegend, während
die Kurbelwelle unten liegt.
Dieſe Anordnung findet ſich
durchgängig bei den zahlreichen
Schiffsmaſchinen der Schrau-
bendampfer; bei dieſen greifen
die Kurbeln direkt an der die

[Abbildung] Fig. 69.

Receiver-Maſchine von G. Hambruch.

Schiffsſchraube tragenden Welle an. In ihrem äußeren Ausſehen
erinnern dieſe Receivermaſchinen lebhaft an die Dampfhämmer; man
findet daher dieſelben häufig auch als „Hammermaſchinen“ be-
zeichnet.

Das Buch der Erfindungen. 7
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[97/0115] Die Dampfmaſchinen. lagen dieſer modernen Dampfmaſchinen, welche wegen ihrer Anordnung und Wirkung Compound- oder Verbundmaſchinen genannt werden, ſtammen bereits aus dem Jahre 1804 und rühren von dem Engländer Woolf her, weswegen man auch wohl jetzt noch die moderne Mehr- cylinder-Dampfmaſchine als Woolfſche Maſchine bezeichnet findet. Woolf ließ den Dampf zuerſt in einem kleineren Dampfcylinder expandieren und ließ ihn alsdann, nachdem er hier ſeine Arbeit geleiſtet, in einen zweiten größeren Cylinder übertreten, in welchem nun eine weitere Aus- nutzung der Expanſionskraft des Dampfes geſchah. Bei dieſer Woolf- ſchen Maſchine waren die Kurbeln beider Cylinder ſo zu einander geſtellt, daß beide zu gleicher Zeit ihre äußerſten Stellungen, ihre toten Punkte, erreichten; bei einer ſolchen Anordnung bietet das Ingangſetzen der Maſchine, wenn ſie gerade in einem ihrer toten Punkte ſteht, be- ſondere Schwierigkeiten. Man vermeidet dieſes in der neueſten Zeit dadurch, daß man die Kurbeln ſo anordnet, daß die eine gerade im toten Punkte liegt, wenn die andere auf der Mitte des Hubes ſteht; es befindet ſich ſomit ſtets eine der beiden Kurbeln in einer Stellung, welche ein Vorwärtsgehen der Maſchine ohne weiteres ermöglicht. Es ſind dieſes die modernen Compound- oder Verbundmaſchinen; man findet für dieſelben auch des öfteren die Bezeichnung Receivermaſchinen, weil in Folge ihrer eigenartigen Kur- belſtellung zwiſchen ihren Cy- lindern ein Behälter (Receiver) für den von dem kleinen zum großen Cylinder übertretenden Dampf angebracht ſein muß. Fig. 69 ſtellt eine ſolche moderne Receiver-Maſchine von G. Hambruch in Berlin dar. Bei derſelben ſieht man als ferneres charakteriſtiſches Merkmal ihrer Gattung die Cylinder obenliegend, während die Kurbelwelle unten liegt. Dieſe Anordnung findet ſich durchgängig bei den zahlreichen Schiffsmaſchinen der Schrau- bendampfer; bei dieſen greifen die Kurbeln direkt an der die [Abbildung Fig. 69. Receiver-Maſchine von G. Hambruch.] Schiffsſchraube tragenden Welle an. In ihrem äußeren Ausſehen erinnern dieſe Receivermaſchinen lebhaft an die Dampfhämmer; man findet daher dieſelben häufig auch als „Hammermaſchinen“ be- zeichnet. Das Buch der Erfindungen. 7

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/115>, abgerufen am 25.11.2024.