die Kugel A einbringen zu können, ist bei B ein durch einen Hahn E zu verschließendes Rohr mit Trichter D angebracht. Außerdem tritt noch ein Rohr CF von außen bis unterhalb des Wasserspiegels in das Innere der Hohlkugel hinein. Die Wirkungs- weise des Heronsballes ist, wenn derselbe durch Feuer erhitzt wird, zunächst die, daß in dem- selben sich Wasserdampf bildet. Da dieser nirgends einen Ausgang findet, so nimmt dessen Spannung mit wachsender Erhitzung mehr und mehr zu. Dieses währt so lange, bis der Dampfdruck so angewachsen ist, daß derselbe den Wasserspiegel niederdrückt und das Wasser durch das Rohr FC wie einen Spring- brunnen nach außen schleudert. Wenngleich hier ein direkter Beweis vorliegt, daß Heron die Spannkraft des Dampfes erkannt und ausge- nutzt hat, so kann man ihn um deswillen doch noch bei Weitem nicht als den Erfinder der Dampfmaschine bezeichnen, denn seine Versuche gingen über das Experimentelle in keiner Weise
[Abbildung]
Fig. 61.
Heronsball.
hinaus und trugen den Stempel der Spielerei an der Stirne. Den gleichen Wert haben die mannigfachen angeblichen Erfindungen der Dampfmaschine, von welchen während des Mittelalters und der folgenden Jahrhunderte berichtet wird.
Wir wollen uns darauf beschränken, nur zwei derselben hier kurz zu erwähnen. Es war im Jahre 1825, als Gonzales in Simancoh mit der Behauptung hervortrat, daß im Jahre 1543 der Spanier Blasco de Garay nicht nur eine Dampfmaschine gebaut, sondern auch bereits zur Fortbewegung von Schiffen benutzt habe. Es ist das Verdienst des spanischen Geschichtsschreibers Lafuente und des Professors Gelcich zu Lussinpiccolo, diese Behauptung des Gonzales auf das richtige Maß zurückgeführt zu haben. Letzterer fand im 81. Bande der "Colleccion de documentos ineditos para la historia de Espanna" einige Dokumente, aus denen hervorgeht, daß Blasco de Garay dem Kaiser Karl V. die Mitteilung machte, daß er folgende Erfindungen gemacht habe:
1. Er will die Ruderer auf den Schiffen beseitigen; nur ein Mann solle genügen, um jedem Schiffe einer beliebigen Tragfähigkeit, eine gewisse Geschwindigkeit zu geben.
2. Ein gesunkenes Schiff will er mit zwei Mann auf die Ober- fläche heben, wenn nicht die Tiefe des Grundes über 100 Faden beträgt.
3. Ferner will er Mittel angeben, um beliebig lange Zeit unter Wasser verweilen zu können, um bei geringerer Tiefe auch in trübem Wasser alle Gegenstände, die auf dem Grunde sich befinden, ganz deutlich aufzunehmen, um das Salzwasser trinkbar zu machen. Endlich
Die Dampfmaſchinen.
die Kugel A einbringen zu können, iſt bei B ein durch einen Hahn E zu verſchließendes Rohr mit Trichter D angebracht. Außerdem tritt noch ein Rohr CF von außen bis unterhalb des Waſſerſpiegels in das Innere der Hohlkugel hinein. Die Wirkungs- weiſe des Heronsballes iſt, wenn derſelbe durch Feuer erhitzt wird, zunächſt die, daß in dem- ſelben ſich Waſſerdampf bildet. Da dieſer nirgends einen Ausgang findet, ſo nimmt deſſen Spannung mit wachſender Erhitzung mehr und mehr zu. Dieſes währt ſo lange, bis der Dampfdruck ſo angewachſen iſt, daß derſelbe den Waſſerſpiegel niederdrückt und das Waſſer durch das Rohr FC wie einen Spring- brunnen nach außen ſchleudert. Wenngleich hier ein direkter Beweis vorliegt, daß Heron die Spannkraft des Dampfes erkannt und ausge- nutzt hat, ſo kann man ihn um deswillen doch noch bei Weitem nicht als den Erfinder der Dampfmaſchine bezeichnen, denn ſeine Verſuche gingen über das Experimentelle in keiner Weiſe
[Abbildung]
Fig. 61.
Heronsball.
hinaus und trugen den Stempel der Spielerei an der Stirne. Den gleichen Wert haben die mannigfachen angeblichen Erfindungen der Dampfmaſchine, von welchen während des Mittelalters und der folgenden Jahrhunderte berichtet wird.
Wir wollen uns darauf beſchränken, nur zwei derſelben hier kurz zu erwähnen. Es war im Jahre 1825, als Gonzales in Simancoh mit der Behauptung hervortrat, daß im Jahre 1543 der Spanier Blasco de Garay nicht nur eine Dampfmaſchine gebaut, ſondern auch bereits zur Fortbewegung von Schiffen benutzt habe. Es iſt das Verdienſt des ſpaniſchen Geſchichtsſchreibers Lafuente und des Profeſſors Gelcich zu Luſſinpiccolo, dieſe Behauptung des Gonzales auf das richtige Maß zurückgeführt zu haben. Letzterer fand im 81. Bande der „Colleccion de documentos inéditos para la historia de España“ einige Dokumente, aus denen hervorgeht, daß Blasco de Garay dem Kaiſer Karl V. die Mitteilung machte, daß er folgende Erfindungen gemacht habe:
1. Er will die Ruderer auf den Schiffen beſeitigen; nur ein Mann ſolle genügen, um jedem Schiffe einer beliebigen Tragfähigkeit, eine gewiſſe Geſchwindigkeit zu geben.
2. Ein geſunkenes Schiff will er mit zwei Mann auf die Ober- fläche heben, wenn nicht die Tiefe des Grundes über 100 Faden beträgt.
3. Ferner will er Mittel angeben, um beliebig lange Zeit unter Waſſer verweilen zu können, um bei geringerer Tiefe auch in trübem Waſſer alle Gegenſtände, die auf dem Grunde ſich befinden, ganz deutlich aufzunehmen, um das Salzwaſſer trinkbar zu machen. Endlich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0103"n="85"/><fwplace="top"type="header">Die Dampfmaſchinen.</fw><lb/>
die Kugel <hirendition="#aq">A</hi> einbringen zu können, iſt bei <hirendition="#aq">B</hi> ein durch einen Hahn <hirendition="#aq">E</hi><lb/>
zu verſchließendes Rohr mit Trichter <hirendition="#aq">D</hi> angebracht. Außerdem tritt<lb/>
noch ein Rohr <hirendition="#aq">CF</hi> von außen bis unterhalb des Waſſerſpiegels in das<lb/>
Innere der Hohlkugel hinein. Die Wirkungs-<lb/>
weiſe des Heronsballes iſt, wenn derſelbe durch<lb/>
Feuer erhitzt wird, zunächſt die, daß in dem-<lb/>ſelben ſich Waſſerdampf bildet. Da dieſer<lb/>
nirgends einen Ausgang findet, ſo nimmt<lb/>
deſſen Spannung mit wachſender Erhitzung<lb/>
mehr und mehr zu. Dieſes währt ſo lange,<lb/>
bis der Dampfdruck ſo angewachſen iſt, daß<lb/>
derſelbe den Waſſerſpiegel niederdrückt und das<lb/>
Waſſer durch das Rohr <hirendition="#aq">FC</hi> wie einen Spring-<lb/>
brunnen nach außen ſchleudert. Wenngleich hier<lb/>
ein direkter Beweis vorliegt, daß Heron die<lb/>
Spannkraft des Dampfes erkannt und ausge-<lb/>
nutzt hat, ſo kann man ihn um deswillen doch<lb/>
noch bei Weitem nicht als den Erfinder der<lb/>
Dampfmaſchine bezeichnen, denn ſeine Verſuche<lb/>
gingen über das Experimentelle in keiner Weiſe<lb/><figure><head>Fig. 61.</head><lb/><p>Heronsball.</p></figure><lb/>
hinaus und trugen den Stempel der Spielerei an der Stirne. Den<lb/>
gleichen Wert haben die mannigfachen angeblichen Erfindungen der<lb/>
Dampfmaſchine, von welchen während des Mittelalters und der folgenden<lb/>
Jahrhunderte berichtet wird.</p><lb/><p>Wir wollen uns darauf beſchränken, nur zwei derſelben hier kurz<lb/>
zu erwähnen. Es war im Jahre 1825, als <hirendition="#g">Gonzales</hi> in Simancoh<lb/>
mit der Behauptung hervortrat, daß im Jahre 1543 der Spanier<lb/>
Blasco de Garay nicht nur eine Dampfmaſchine gebaut, ſondern auch<lb/>
bereits zur Fortbewegung von Schiffen benutzt habe. Es iſt das<lb/>
Verdienſt des ſpaniſchen Geſchichtsſchreibers Lafuente und des Profeſſors<lb/>
Gelcich zu Luſſinpiccolo, dieſe Behauptung des Gonzales auf das<lb/>
richtige Maß zurückgeführt zu haben. Letzterer fand im 81. Bande der<lb/><hirendition="#aq">„Colleccion de documentos inéditos para la historia de España“</hi><lb/>
einige Dokumente, aus denen hervorgeht, daß Blasco de Garay dem<lb/>
Kaiſer Karl <hirendition="#aq">V.</hi> die Mitteilung machte, daß er folgende Erfindungen<lb/>
gemacht habe:</p><lb/><p>1. Er will die Ruderer auf den Schiffen beſeitigen; nur ein Mann<lb/>ſolle genügen, um jedem Schiffe einer beliebigen Tragfähigkeit, eine gewiſſe<lb/>
Geſchwindigkeit zu geben.</p><lb/><p>2. Ein geſunkenes Schiff will er mit zwei Mann auf die Ober-<lb/>
fläche heben, wenn nicht die Tiefe des Grundes über 100 Faden beträgt.</p><lb/><p>3. Ferner will er Mittel angeben, um beliebig lange Zeit unter<lb/>
Waſſer verweilen zu können, um bei geringerer Tiefe auch in trübem<lb/>
Waſſer alle Gegenſtände, die auf dem Grunde ſich befinden, ganz<lb/>
deutlich aufzunehmen, um das Salzwaſſer trinkbar zu machen. Endlich<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[85/0103]
Die Dampfmaſchinen.
die Kugel A einbringen zu können, iſt bei B ein durch einen Hahn E
zu verſchließendes Rohr mit Trichter D angebracht. Außerdem tritt
noch ein Rohr CF von außen bis unterhalb des Waſſerſpiegels in das
Innere der Hohlkugel hinein. Die Wirkungs-
weiſe des Heronsballes iſt, wenn derſelbe durch
Feuer erhitzt wird, zunächſt die, daß in dem-
ſelben ſich Waſſerdampf bildet. Da dieſer
nirgends einen Ausgang findet, ſo nimmt
deſſen Spannung mit wachſender Erhitzung
mehr und mehr zu. Dieſes währt ſo lange,
bis der Dampfdruck ſo angewachſen iſt, daß
derſelbe den Waſſerſpiegel niederdrückt und das
Waſſer durch das Rohr FC wie einen Spring-
brunnen nach außen ſchleudert. Wenngleich hier
ein direkter Beweis vorliegt, daß Heron die
Spannkraft des Dampfes erkannt und ausge-
nutzt hat, ſo kann man ihn um deswillen doch
noch bei Weitem nicht als den Erfinder der
Dampfmaſchine bezeichnen, denn ſeine Verſuche
gingen über das Experimentelle in keiner Weiſe
[Abbildung Fig. 61.
Heronsball.]
hinaus und trugen den Stempel der Spielerei an der Stirne. Den
gleichen Wert haben die mannigfachen angeblichen Erfindungen der
Dampfmaſchine, von welchen während des Mittelalters und der folgenden
Jahrhunderte berichtet wird.
Wir wollen uns darauf beſchränken, nur zwei derſelben hier kurz
zu erwähnen. Es war im Jahre 1825, als Gonzales in Simancoh
mit der Behauptung hervortrat, daß im Jahre 1543 der Spanier
Blasco de Garay nicht nur eine Dampfmaſchine gebaut, ſondern auch
bereits zur Fortbewegung von Schiffen benutzt habe. Es iſt das
Verdienſt des ſpaniſchen Geſchichtsſchreibers Lafuente und des Profeſſors
Gelcich zu Luſſinpiccolo, dieſe Behauptung des Gonzales auf das
richtige Maß zurückgeführt zu haben. Letzterer fand im 81. Bande der
„Colleccion de documentos inéditos para la historia de España“
einige Dokumente, aus denen hervorgeht, daß Blasco de Garay dem
Kaiſer Karl V. die Mitteilung machte, daß er folgende Erfindungen
gemacht habe:
1. Er will die Ruderer auf den Schiffen beſeitigen; nur ein Mann
ſolle genügen, um jedem Schiffe einer beliebigen Tragfähigkeit, eine gewiſſe
Geſchwindigkeit zu geben.
2. Ein geſunkenes Schiff will er mit zwei Mann auf die Ober-
fläche heben, wenn nicht die Tiefe des Grundes über 100 Faden beträgt.
3. Ferner will er Mittel angeben, um beliebig lange Zeit unter
Waſſer verweilen zu können, um bei geringerer Tiefe auch in trübem
Waſſer alle Gegenſtände, die auf dem Grunde ſich befinden, ganz
deutlich aufzunehmen, um das Salzwaſſer trinkbar zu machen. Endlich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/103>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.