Sie werden vom Spiegel reflektiert und entwerfen das Bild F auf der an der andern Seite der Camera eingeschobenen photographischen Platte B. Praktische Anwendung haben solche Objekive aber nur für Spezialfälle gefunden.
Das Stativ ist gewöhnlich ein dreibeiniges Gestell, auf das die Camera aufgeschraubt wird. Während es für Atelierzwecke massiv gearbeitet werden kann, muß es für die Zwecke eines reisenden oder Landschafts-Photographen möglichste Leichtigkeit mit der nötigen Festigkeit verbinden. Man muß das Stativ hoch und niedrig und auch so stellen können, daß die Camera, wenn sie auf das Stativ auf- geschraubt ist, nicht horizontal, sondern schräg steht. Man hat be- sonders in neuester Zeit Stative für Liebhaber der Photographie kon- struiert, die mit außerordentlicher Kompendiösität und Leichtigkeit eine große Festigkeit der Aufstellung verbinden.
Wie photographiert man denn nun eigentlich? Nehmen wir an, er habe den eben beschriebenen Apparat zusammengesetzt und aufgestellt und auch lichtempfindliche Trocken-Gelatine-Platten, die er fertig gekauft hat, in Kassetten, wohlverwahrt gegen neugierige Licht- strahlen, zur Hand. Er nimmt nun die Kappe, die gewöhnlich das Objektiv bedeckt, ab und verstellt dann den hinteren Teil der Camera, sowie auch das Stativ in Höhe und Entfernung so lange, bis er auf der oben erwähnten Glasplatte das Bild des zu photographierenden Gegenstandes in gewünschter Größe deutlich und scharf sieht. Weder darf das Licht direkt in den Apparat hineinscheinen, noch im all- gemeinen voll auf das Objekt, das photographiert werden soll, fallen. Ist die Einstellung erfolgt, wobei der Photograph, um das Bild auf der Glasplatte besser sehen zu können, seinen Kopf und den hinteren Teil der Camera mit einem schwarzen Tuche bedeckt, so setzt er die Kappe wieder aufs Objektiv, klappt die matte Glasplatte hoch, schiebt an ihrer Stelle die Kassette ans Ende der Camera, zieht die eine Seite derselben, die die lichtempfindliche Schicht der Platte bedeckt, auf und nimmt dann, je nach den äußeren Verhältnissen, die Klappe eine längere oder kürzere Zeit vom Objektiv fort. Es wird in dieser Zeit, da die Schiebevorrichtung so eingerichtet ist, daß die lichtempfindliche Schicht genau an die Stelle kommt, wo vorher auf dem matten Glas das Bild entworfen wurde, auf der photographischen Platte ein negatives, vorläufig noch unsichtbares Bild hervorgerufen. Der Photograph schiebt nun die Kassette, während sie noch in der Camera ist, wieder zu, nimmt sie heraus und geht mit ihr in die Dunkelkammer. Mit einer oder mehreren der oben erwähnten Substanzen übergießt er nun die in eine Schale gelegte Platte und läßt die Flüssigkeit so lange über die Platte hin- und herfließen, bis er bei dem matten Scheine seiner Lampe das Bild völlig entwickelt sieht. Darauf wird die Platte mit Wasser tüchtig abgespült und z. B. in eine unterschwefligsaure Natron- lösung gelegt, d. h. fixiert. Hat sie nur kurze Zeit darin gelegen, so
Die moderne Photographie.
Sie werden vom Spiegel reflektiert und entwerfen das Bild F auf der an der andern Seite der Camera eingeſchobenen photographiſchen Platte B. Praktiſche Anwendung haben ſolche Objekive aber nur für Spezialfälle gefunden.
Das Stativ iſt gewöhnlich ein dreibeiniges Geſtell, auf das die Camera aufgeſchraubt wird. Während es für Atelierzwecke maſſiv gearbeitet werden kann, muß es für die Zwecke eines reiſenden oder Landſchafts-Photographen möglichſte Leichtigkeit mit der nötigen Feſtigkeit verbinden. Man muß das Stativ hoch und niedrig und auch ſo ſtellen können, daß die Camera, wenn ſie auf das Stativ auf- geſchraubt iſt, nicht horizontal, ſondern ſchräg ſteht. Man hat be- ſonders in neueſter Zeit Stative für Liebhaber der Photographie kon- ſtruiert, die mit außerordentlicher Kompendiöſität und Leichtigkeit eine große Feſtigkeit der Aufſtellung verbinden.
Wie photographiert man denn nun eigentlich? Nehmen wir an, er habe den eben beſchriebenen Apparat zuſammengeſetzt und aufgeſtellt und auch lichtempfindliche Trocken-Gelatine-Platten, die er fertig gekauft hat, in Kaſſetten, wohlverwahrt gegen neugierige Licht- ſtrahlen, zur Hand. Er nimmt nun die Kappe, die gewöhnlich das Objektiv bedeckt, ab und verſtellt dann den hinteren Teil der Camera, ſowie auch das Stativ in Höhe und Entfernung ſo lange, bis er auf der oben erwähnten Glasplatte das Bild des zu photographierenden Gegenſtandes in gewünſchter Größe deutlich und ſcharf ſieht. Weder darf das Licht direkt in den Apparat hineinſcheinen, noch im all- gemeinen voll auf das Objekt, das photographiert werden ſoll, fallen. Iſt die Einſtellung erfolgt, wobei der Photograph, um das Bild auf der Glasplatte beſſer ſehen zu können, ſeinen Kopf und den hinteren Teil der Camera mit einem ſchwarzen Tuche bedeckt, ſo ſetzt er die Kappe wieder aufs Objektiv, klappt die matte Glasplatte hoch, ſchiebt an ihrer Stelle die Kaſſette ans Ende der Camera, zieht die eine Seite derſelben, die die lichtempfindliche Schicht der Platte bedeckt, auf und nimmt dann, je nach den äußeren Verhältniſſen, die Klappe eine längere oder kürzere Zeit vom Objektiv fort. Es wird in dieſer Zeit, da die Schiebevorrichtung ſo eingerichtet iſt, daß die lichtempfindliche Schicht genau an die Stelle kommt, wo vorher auf dem matten Glas das Bild entworfen wurde, auf der photographiſchen Platte ein negatives, vorläufig noch unſichtbares Bild hervorgerufen. Der Photograph ſchiebt nun die Kaſſette, während ſie noch in der Camera iſt, wieder zu, nimmt ſie heraus und geht mit ihr in die Dunkelkammer. Mit einer oder mehreren der oben erwähnten Subſtanzen übergießt er nun die in eine Schale gelegte Platte und läßt die Flüſſigkeit ſo lange über die Platte hin- und herfließen, bis er bei dem matten Scheine ſeiner Lampe das Bild völlig entwickelt ſieht. Darauf wird die Platte mit Waſſer tüchtig abgeſpült und z. B. in eine unterſchwefligſaure Natron- löſung gelegt, d. h. fixiert. Hat ſie nur kurze Zeit darin gelegen, ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1007"n="989"/><fwplace="top"type="header">Die moderne Photographie.</fw><lb/>
Sie werden vom Spiegel reflektiert und entwerfen das Bild <hirendition="#aq">F</hi> auf der<lb/>
an der andern Seite der Camera eingeſchobenen photographiſchen<lb/>
Platte <hirendition="#aq">B.</hi> Praktiſche Anwendung haben ſolche Objekive aber nur für<lb/>
Spezialfälle gefunden.</p><lb/><p>Das Stativ iſt gewöhnlich ein dreibeiniges Geſtell, auf das die<lb/>
Camera aufgeſchraubt wird. Während es für Atelierzwecke maſſiv<lb/>
gearbeitet werden kann, muß es für die Zwecke eines reiſenden oder<lb/>
Landſchafts-Photographen möglichſte Leichtigkeit mit der nötigen<lb/>
Feſtigkeit verbinden. Man muß das Stativ hoch und niedrig und<lb/>
auch ſo ſtellen können, daß die Camera, wenn ſie auf das Stativ auf-<lb/>
geſchraubt iſt, nicht horizontal, ſondern ſchräg ſteht. Man hat be-<lb/>ſonders in neueſter Zeit Stative für Liebhaber der Photographie kon-<lb/>ſtruiert, die mit außerordentlicher Kompendiöſität und Leichtigkeit eine<lb/>
große Feſtigkeit der Aufſtellung verbinden.</p><lb/><p>Wie <hirendition="#b">photographiert</hi> man denn nun eigentlich? Nehmen wir<lb/>
an, er habe den eben beſchriebenen Apparat zuſammengeſetzt und<lb/>
aufgeſtellt und auch lichtempfindliche Trocken-Gelatine-Platten, die er<lb/>
fertig gekauft hat, in Kaſſetten, wohlverwahrt gegen neugierige Licht-<lb/>ſtrahlen, zur Hand. Er nimmt nun die Kappe, die gewöhnlich das<lb/>
Objektiv bedeckt, ab und verſtellt dann den hinteren Teil der Camera,<lb/>ſowie auch das Stativ in Höhe und Entfernung ſo lange, bis er auf<lb/>
der oben erwähnten Glasplatte das Bild des zu photographierenden<lb/>
Gegenſtandes in gewünſchter Größe deutlich und ſcharf ſieht. Weder<lb/>
darf das Licht direkt in den Apparat hineinſcheinen, noch im all-<lb/>
gemeinen voll auf das Objekt, das photographiert werden ſoll, fallen.<lb/>
Iſt die Einſtellung erfolgt, wobei der Photograph, um das Bild<lb/>
auf der Glasplatte beſſer ſehen zu können, ſeinen Kopf und den hinteren<lb/>
Teil der Camera mit einem ſchwarzen Tuche bedeckt, ſo ſetzt er die<lb/>
Kappe wieder aufs Objektiv, klappt die matte Glasplatte hoch, ſchiebt<lb/>
an ihrer Stelle die Kaſſette ans Ende der Camera, zieht die eine Seite<lb/>
derſelben, die die lichtempfindliche Schicht der Platte bedeckt, auf und<lb/>
nimmt dann, je nach den äußeren Verhältniſſen, die Klappe eine längere<lb/>
oder kürzere Zeit vom Objektiv fort. Es wird in dieſer Zeit, da die<lb/>
Schiebevorrichtung ſo eingerichtet iſt, daß die lichtempfindliche Schicht<lb/>
genau an die Stelle kommt, wo vorher auf dem matten Glas das<lb/>
Bild entworfen wurde, auf der photographiſchen Platte ein negatives,<lb/>
vorläufig noch unſichtbares Bild hervorgerufen. Der Photograph<lb/>ſchiebt nun die Kaſſette, während ſie noch in der Camera iſt, wieder<lb/>
zu, nimmt ſie heraus und geht mit ihr in die Dunkelkammer. Mit<lb/>
einer oder mehreren der oben erwähnten Subſtanzen übergießt er nun<lb/>
die in eine Schale gelegte Platte und läßt die Flüſſigkeit ſo lange über<lb/>
die Platte hin- und herfließen, bis er bei dem matten Scheine ſeiner<lb/>
Lampe das Bild völlig entwickelt ſieht. Darauf wird die Platte mit<lb/>
Waſſer tüchtig abgeſpült und z. B. in eine unterſchwefligſaure Natron-<lb/>
löſung gelegt, d. h. fixiert. Hat ſie nur kurze Zeit darin gelegen, ſo<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[989/1007]
Die moderne Photographie.
Sie werden vom Spiegel reflektiert und entwerfen das Bild F auf der
an der andern Seite der Camera eingeſchobenen photographiſchen
Platte B. Praktiſche Anwendung haben ſolche Objekive aber nur für
Spezialfälle gefunden.
Das Stativ iſt gewöhnlich ein dreibeiniges Geſtell, auf das die
Camera aufgeſchraubt wird. Während es für Atelierzwecke maſſiv
gearbeitet werden kann, muß es für die Zwecke eines reiſenden oder
Landſchafts-Photographen möglichſte Leichtigkeit mit der nötigen
Feſtigkeit verbinden. Man muß das Stativ hoch und niedrig und
auch ſo ſtellen können, daß die Camera, wenn ſie auf das Stativ auf-
geſchraubt iſt, nicht horizontal, ſondern ſchräg ſteht. Man hat be-
ſonders in neueſter Zeit Stative für Liebhaber der Photographie kon-
ſtruiert, die mit außerordentlicher Kompendiöſität und Leichtigkeit eine
große Feſtigkeit der Aufſtellung verbinden.
Wie photographiert man denn nun eigentlich? Nehmen wir
an, er habe den eben beſchriebenen Apparat zuſammengeſetzt und
aufgeſtellt und auch lichtempfindliche Trocken-Gelatine-Platten, die er
fertig gekauft hat, in Kaſſetten, wohlverwahrt gegen neugierige Licht-
ſtrahlen, zur Hand. Er nimmt nun die Kappe, die gewöhnlich das
Objektiv bedeckt, ab und verſtellt dann den hinteren Teil der Camera,
ſowie auch das Stativ in Höhe und Entfernung ſo lange, bis er auf
der oben erwähnten Glasplatte das Bild des zu photographierenden
Gegenſtandes in gewünſchter Größe deutlich und ſcharf ſieht. Weder
darf das Licht direkt in den Apparat hineinſcheinen, noch im all-
gemeinen voll auf das Objekt, das photographiert werden ſoll, fallen.
Iſt die Einſtellung erfolgt, wobei der Photograph, um das Bild
auf der Glasplatte beſſer ſehen zu können, ſeinen Kopf und den hinteren
Teil der Camera mit einem ſchwarzen Tuche bedeckt, ſo ſetzt er die
Kappe wieder aufs Objektiv, klappt die matte Glasplatte hoch, ſchiebt
an ihrer Stelle die Kaſſette ans Ende der Camera, zieht die eine Seite
derſelben, die die lichtempfindliche Schicht der Platte bedeckt, auf und
nimmt dann, je nach den äußeren Verhältniſſen, die Klappe eine längere
oder kürzere Zeit vom Objektiv fort. Es wird in dieſer Zeit, da die
Schiebevorrichtung ſo eingerichtet iſt, daß die lichtempfindliche Schicht
genau an die Stelle kommt, wo vorher auf dem matten Glas das
Bild entworfen wurde, auf der photographiſchen Platte ein negatives,
vorläufig noch unſichtbares Bild hervorgerufen. Der Photograph
ſchiebt nun die Kaſſette, während ſie noch in der Camera iſt, wieder
zu, nimmt ſie heraus und geht mit ihr in die Dunkelkammer. Mit
einer oder mehreren der oben erwähnten Subſtanzen übergießt er nun
die in eine Schale gelegte Platte und läßt die Flüſſigkeit ſo lange über
die Platte hin- und herfließen, bis er bei dem matten Scheine ſeiner
Lampe das Bild völlig entwickelt ſieht. Darauf wird die Platte mit
Waſſer tüchtig abgeſpült und z. B. in eine unterſchwefligſaure Natron-
löſung gelegt, d. h. fixiert. Hat ſie nur kurze Zeit darin gelegen, ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1007>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.