Es würde hier zu weit führen, alle diejenigen Eigenschaften aufzu- zählen, welche die verschiedenen Gespinstfasern charakterisieren, jedoch darf nicht unerwähnt bleiben, daß insbesondere das Aussehen derselben unter dem Mikroskop für ihre Erkennung maßgebend ist. Die neben- stehenden Illustrationen zeigen die vier Hauptfasern in vergrößertem
[Abbildung]
Fig. 202.
Baumwolle.
[Abbildung]
Fig. 203.
Flachs.
[Abbildung]
Fig. 204.
Schafwolle.
[Abbildung]
Fig. 205.
Seide.
Maßstabe, und zwar Fig. 202 die Baum- wolle, Fig. 203 den Flachs, Fig. 204 die Schafwolle und Fig. 205 die Seide. Erst die Anwendung dieses Instrumentes hat dazu geführt, die Fasern besser unterscheiden zu lassen. Aber auch die Chemie hat hierzu teils für sich, teils in Gemeinschaft mit dem Mikroskop wesentlich dazu beigetragen, jede Faser mit Bestimmtheit erkennen zu können, so daß Verfälschungen wertvollen Materials durch geringwertigeres anderer Art gegenwärtig ziemlich sicher festzustellen sind. Das ist jedoch nicht als alleiniger Vorteil zu verzeichnen, sondern auch die Thatsache, daß durch dieses eingehende Studium der Eigenschaften manches für die zweckmäßigere Fabrikation der Waren Dienliche ent- deckt worden ist und diese heute systematischer und bestimmter gehandhabt wird, als ehedem, wo man infolge teilweiser Unkenntnis des Wesens der Gespinstfasern im Dunkeln herumtappte und erst durch mühselige, zeitraubende und kostspielige Versuche zu dem gelangte, was man sich als Ziel gesteckt hatte.
Die Vorarbeiten für das Spinnen und das Spinnen selbst.
Ehe die als Spinnmaterial zugerichteten Rohstoffe der eigentlichen Spinnmaschine überliefert werden können, haben sie eine mehr oder minder große Zahl von weiteren Bearbeitungen durchzumachen. Die- selben sind selten getrennt von dem Betrieb der Spinnerei und werden
Die Textil-Induſtrie.
Es würde hier zu weit führen, alle diejenigen Eigenſchaften aufzu- zählen, welche die verſchiedenen Geſpinſtfaſern charakteriſieren, jedoch darf nicht unerwähnt bleiben, daß insbeſondere das Ausſehen derſelben unter dem Mikroſkop für ihre Erkennung maßgebend iſt. Die neben- ſtehenden Illuſtrationen zeigen die vier Hauptfaſern in vergrößertem
[Abbildung]
Fig. 202.
Baumwolle.
[Abbildung]
Fig. 203.
Flachs.
[Abbildung]
Fig. 204.
Schafwolle.
[Abbildung]
Fig. 205.
Seide.
Maßſtabe, und zwar Fig. 202 die Baum- wolle, Fig. 203 den Flachs, Fig. 204 die Schafwolle und Fig. 205 die Seide. Erſt die Anwendung dieſes Inſtrumentes hat dazu geführt, die Faſern beſſer unterſcheiden zu laſſen. Aber auch die Chemie hat hierzu teils für ſich, teils in Gemeinſchaft mit dem Mikroſkop weſentlich dazu beigetragen, jede Faſer mit Beſtimmtheit erkennen zu können, ſo daß Verfälſchungen wertvollen Materials durch geringwertigeres anderer Art gegenwärtig ziemlich ſicher feſtzuſtellen ſind. Das iſt jedoch nicht als alleiniger Vorteil zu verzeichnen, ſondern auch die Thatſache, daß durch dieſes eingehende Studium der Eigenſchaften manches für die zweckmäßigere Fabrikation der Waren Dienliche ent- deckt worden iſt und dieſe heute ſyſtematiſcher und beſtimmter gehandhabt wird, als ehedem, wo man infolge teilweiſer Unkenntnis des Weſens der Geſpinſtfaſern im Dunkeln herumtappte und erſt durch mühſelige, zeitraubende und koſtſpielige Verſuche zu dem gelangte, was man ſich als Ziel geſteckt hatte.
Die Vorarbeiten für das Spinnen und das Spinnen ſelbſt.
Ehe die als Spinnmaterial zugerichteten Rohſtoffe der eigentlichen Spinnmaſchine überliefert werden können, haben ſie eine mehr oder minder große Zahl von weiteren Bearbeitungen durchzumachen. Die- ſelben ſind ſelten getrennt von dem Betrieb der Spinnerei und werden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0364"n="346"/><fwplace="top"type="header">Die Textil-Induſtrie.</fw><lb/>
Es würde hier zu weit führen, alle diejenigen Eigenſchaften aufzu-<lb/>
zählen, welche die verſchiedenen Geſpinſtfaſern charakteriſieren, jedoch<lb/>
darf nicht unerwähnt bleiben, daß insbeſondere das Ausſehen derſelben<lb/>
unter dem Mikroſkop für ihre Erkennung maßgebend iſt. Die neben-<lb/>ſtehenden Illuſtrationen zeigen die vier Hauptfaſern in vergrößertem<lb/><figure><head>Fig. 202. </head><p>Baumwolle.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 203. </head><p>Flachs.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 204. </head><p>Schafwolle.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 205. </head><p>Seide.</p></figure><lb/>
Maßſtabe, und zwar Fig. 202 die Baum-<lb/>
wolle, Fig. 203 den Flachs, Fig. 204 die<lb/>
Schafwolle und Fig. 205 die Seide. Erſt<lb/>
die Anwendung dieſes Inſtrumentes hat dazu<lb/>
geführt, die Faſern beſſer unterſcheiden zu<lb/>
laſſen. Aber auch die Chemie hat hierzu<lb/>
teils für ſich, teils in Gemeinſchaft mit dem<lb/>
Mikroſkop weſentlich dazu beigetragen, jede<lb/>
Faſer mit Beſtimmtheit erkennen zu können,<lb/>ſo daß Verfälſchungen wertvollen Materials durch geringwertigeres<lb/>
anderer Art gegenwärtig ziemlich ſicher feſtzuſtellen ſind. Das iſt<lb/>
jedoch nicht als alleiniger Vorteil zu verzeichnen, ſondern auch die<lb/>
Thatſache, daß durch dieſes eingehende Studium der Eigenſchaften<lb/>
manches für die zweckmäßigere Fabrikation der Waren Dienliche ent-<lb/>
deckt worden iſt und dieſe heute ſyſtematiſcher und beſtimmter gehandhabt<lb/>
wird, als ehedem, wo man infolge teilweiſer Unkenntnis des Weſens<lb/>
der Geſpinſtfaſern im Dunkeln herumtappte und erſt durch mühſelige,<lb/>
zeitraubende und koſtſpielige Verſuche zu dem gelangte, was man ſich<lb/>
als Ziel geſteckt hatte.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Die Vorarbeiten für das Spinnen und das Spinnen ſelbſt.</hi></head><lb/><p>Ehe die als Spinnmaterial zugerichteten Rohſtoffe der eigentlichen<lb/>
Spinnmaſchine überliefert werden können, haben ſie eine mehr oder<lb/>
minder große Zahl von weiteren Bearbeitungen durchzumachen. Die-<lb/>ſelben ſind ſelten getrennt von dem Betrieb der Spinnerei und werden<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[346/0364]
Die Textil-Induſtrie.
Es würde hier zu weit führen, alle diejenigen Eigenſchaften aufzu-
zählen, welche die verſchiedenen Geſpinſtfaſern charakteriſieren, jedoch
darf nicht unerwähnt bleiben, daß insbeſondere das Ausſehen derſelben
unter dem Mikroſkop für ihre Erkennung maßgebend iſt. Die neben-
ſtehenden Illuſtrationen zeigen die vier Hauptfaſern in vergrößertem
[Abbildung Fig. 202. Baumwolle.]
[Abbildung Fig. 203. Flachs.]
[Abbildung Fig. 204. Schafwolle.]
[Abbildung Fig. 205. Seide.]
Maßſtabe, und zwar Fig. 202 die Baum-
wolle, Fig. 203 den Flachs, Fig. 204 die
Schafwolle und Fig. 205 die Seide. Erſt
die Anwendung dieſes Inſtrumentes hat dazu
geführt, die Faſern beſſer unterſcheiden zu
laſſen. Aber auch die Chemie hat hierzu
teils für ſich, teils in Gemeinſchaft mit dem
Mikroſkop weſentlich dazu beigetragen, jede
Faſer mit Beſtimmtheit erkennen zu können,
ſo daß Verfälſchungen wertvollen Materials durch geringwertigeres
anderer Art gegenwärtig ziemlich ſicher feſtzuſtellen ſind. Das iſt
jedoch nicht als alleiniger Vorteil zu verzeichnen, ſondern auch die
Thatſache, daß durch dieſes eingehende Studium der Eigenſchaften
manches für die zweckmäßigere Fabrikation der Waren Dienliche ent-
deckt worden iſt und dieſe heute ſyſtematiſcher und beſtimmter gehandhabt
wird, als ehedem, wo man infolge teilweiſer Unkenntnis des Weſens
der Geſpinſtfaſern im Dunkeln herumtappte und erſt durch mühſelige,
zeitraubende und koſtſpielige Verſuche zu dem gelangte, was man ſich
als Ziel geſteckt hatte.
Die Vorarbeiten für das Spinnen und das Spinnen ſelbſt.
Ehe die als Spinnmaterial zugerichteten Rohſtoffe der eigentlichen
Spinnmaſchine überliefert werden können, haben ſie eine mehr oder
minder große Zahl von weiteren Bearbeitungen durchzumachen. Die-
ſelben ſind ſelten getrennt von dem Betrieb der Spinnerei und werden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/364>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.