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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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IV. Kleidung.

1. Die Textil-Industrie.

Gespinstfasern.

Die Herstellung von Bekleidungsgegenständen ist ebenso alt, wie
das Menschengeschlecht; war doch der Mensch von jeher darauf an-
gewiesen, sich gegen die Einflüsse der Witterung zu schützen. Zunächst
erfüllten die Felle erlegter Tiere diesen Zweck. Als jedoch der Mensch
erkannt hatte, daß die Haare derselben, von der Haut abgelöst, sich zu
Fäden zusammendrehen ließen, daß solches weiter auch mit den Fasern
von Pflanzen ausführbar war, wichen die bisher üblichen Bekleidungen
allmählich den Erzeugnissen aus Fäden, die man mit einander verflocht
und späterhin mit einander verwebte. Gräberfunde, Pfahlbauten, In-
schriften und sonstige Überlieferungen aus uralten Zeiten beweisen uns,
daß die Weberei schon im grauen Altertum geübt wurde und bei
vielen Völkern durch ihre außerordentliche Pflege in ganz erstaunlichem
Grade zu Verkehr, Wohlstand und Luxus geführt hat. Nichtsdesto-
weniger hat die Weberei erst seit Anfang dieses Jahrhunderts den
ungeheuren Aufschwung genommen, welchen ihr die heutige Produktion,
sowohl was Menge, als auch Verschiedenheit, sowie Billigkeit der Waren
anbelangt, ermöglichte. Veranlassung zu diesem erstaunlichen Aufschwung
gab einerseits die Entwickelung der Spinnerei durch die Erfindung
der Spinnmaschine, wodurch es notwendig wurde, auch die Webe-
apparate so umzukonstruieren, daß sie gleichen Schritt mit den Spinn-
maschinen in der Verfertigung der Waren zu halten vermochten;
andererseits bildeten den Grund hierfür die Handels- und Verkehrs-
Interessen, welche sich durch die Einführung von Transportmaschinen
immer günstiger gestalteten, infolge dessen der Verbrauch an Textil-Er-
zeugnissen (textum, Gewebe, Geflecht) stetig zunahm, wodurch wieder
die Notwendigkeit der Produktion wuchs. Hinzu kam die Erfindung
von Maschinen, mittels deren man Materialien zu bearbeiten imstande
war, welche man früher nicht verwerten konnte. -- Nicht nur durch

IV. Kleidung.

1. Die Textil-Induſtrie.

Geſpinſtfaſern.

Die Herſtellung von Bekleidungsgegenſtänden iſt ebenſo alt, wie
das Menſchengeſchlecht; war doch der Menſch von jeher darauf an-
gewieſen, ſich gegen die Einflüſſe der Witterung zu ſchützen. Zunächſt
erfüllten die Felle erlegter Tiere dieſen Zweck. Als jedoch der Menſch
erkannt hatte, daß die Haare derſelben, von der Haut abgelöſt, ſich zu
Fäden zuſammendrehen ließen, daß ſolches weiter auch mit den Faſern
von Pflanzen ausführbar war, wichen die bisher üblichen Bekleidungen
allmählich den Erzeugniſſen aus Fäden, die man mit einander verflocht
und ſpäterhin mit einander verwebte. Gräberfunde, Pfahlbauten, In-
ſchriften und ſonſtige Überlieferungen aus uralten Zeiten beweiſen uns,
daß die Weberei ſchon im grauen Altertum geübt wurde und bei
vielen Völkern durch ihre außerordentliche Pflege in ganz erſtaunlichem
Grade zu Verkehr, Wohlſtand und Luxus geführt hat. Nichtsdeſto-
weniger hat die Weberei erſt ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts den
ungeheuren Aufſchwung genommen, welchen ihr die heutige Produktion,
ſowohl was Menge, als auch Verſchiedenheit, ſowie Billigkeit der Waren
anbelangt, ermöglichte. Veranlaſſung zu dieſem erſtaunlichen Aufſchwung
gab einerſeits die Entwickelung der Spinnerei durch die Erfindung
der Spinnmaſchine, wodurch es notwendig wurde, auch die Webe-
apparate ſo umzukonſtruieren, daß ſie gleichen Schritt mit den Spinn-
maſchinen in der Verfertigung der Waren zu halten vermochten;
andererſeits bildeten den Grund hierfür die Handels- und Verkehrs-
Intereſſen, welche ſich durch die Einführung von Transportmaſchinen
immer günſtiger geſtalteten, infolge deſſen der Verbrauch an Textil-Er-
zeugniſſen (textum, Gewebe, Geflecht) ſtetig zunahm, wodurch wieder
die Notwendigkeit der Produktion wuchs. Hinzu kam die Erfindung
von Maſchinen, mittels deren man Materialien zu bearbeiten imſtande
war, welche man früher nicht verwerten konnte. — Nicht nur durch

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[[334]/0352] IV. Kleidung. 1. Die Textil-Induſtrie. Geſpinſtfaſern. Die Herſtellung von Bekleidungsgegenſtänden iſt ebenſo alt, wie das Menſchengeſchlecht; war doch der Menſch von jeher darauf an- gewieſen, ſich gegen die Einflüſſe der Witterung zu ſchützen. Zunächſt erfüllten die Felle erlegter Tiere dieſen Zweck. Als jedoch der Menſch erkannt hatte, daß die Haare derſelben, von der Haut abgelöſt, ſich zu Fäden zuſammendrehen ließen, daß ſolches weiter auch mit den Faſern von Pflanzen ausführbar war, wichen die bisher üblichen Bekleidungen allmählich den Erzeugniſſen aus Fäden, die man mit einander verflocht und ſpäterhin mit einander verwebte. Gräberfunde, Pfahlbauten, In- ſchriften und ſonſtige Überlieferungen aus uralten Zeiten beweiſen uns, daß die Weberei ſchon im grauen Altertum geübt wurde und bei vielen Völkern durch ihre außerordentliche Pflege in ganz erſtaunlichem Grade zu Verkehr, Wohlſtand und Luxus geführt hat. Nichtsdeſto- weniger hat die Weberei erſt ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts den ungeheuren Aufſchwung genommen, welchen ihr die heutige Produktion, ſowohl was Menge, als auch Verſchiedenheit, ſowie Billigkeit der Waren anbelangt, ermöglichte. Veranlaſſung zu dieſem erſtaunlichen Aufſchwung gab einerſeits die Entwickelung der Spinnerei durch die Erfindung der Spinnmaſchine, wodurch es notwendig wurde, auch die Webe- apparate ſo umzukonſtruieren, daß ſie gleichen Schritt mit den Spinn- maſchinen in der Verfertigung der Waren zu halten vermochten; andererſeits bildeten den Grund hierfür die Handels- und Verkehrs- Intereſſen, welche ſich durch die Einführung von Transportmaſchinen immer günſtiger geſtalteten, infolge deſſen der Verbrauch an Textil-Er- zeugniſſen (textum, Gewebe, Geflecht) ſtetig zunahm, wodurch wieder die Notwendigkeit der Produktion wuchs. Hinzu kam die Erfindung von Maſchinen, mittels deren man Materialien zu bearbeiten imſtande war, welche man früher nicht verwerten konnte. — Nicht nur durch

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. [334]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/352>, abgerufen am 26.11.2024.