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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Heizung.
ganz allmählich an die Zimmerluft übertragen zu werden. Man unter-
scheidet Leitungsöfen aus Gußeisen, Massenöfen aus gebrannten Thon-
kacheln und gemischte Öfen aus beiden Materialien. Diese letzteren
strahlen sehr verschieden starke Wärme aus; das Gußeisen giebt in
derselben Zeit etwa 16 mal so viel Wärme ab, wie Thonkacheln.
Eiserne Öfen erkalten darum aber um so viel rascher, als Kachelöfen.
Sie sind ihres billigen Preises und ihrer leichten Aufstellung wegen
noch immer sehr verbreitet. Im Norden, besonders in Schweden und
Rußland findet man die Massenöfen, gewaltige Steinkolosse aus Kacheln,
die in ihrer soliden Steinmasse die Wärme der lange durchgeführten
Feuerung aufnehmen und sie sehr langsam und regelmäßig ausströmen.
In Mitteleuropa findet man die gemischten Öfen; sie sind auch aus
Kacheln gebaut, enthalten aber eiserne Röhrenleitungen, durch welche
die Wärme an die Ofenwände übertragen wird. Zuweilen findet man
sie auch mit gußeisernem Untergestell und Rostfeuerung, wie z. B. in
Holstein.

Ein wesentlicher Punkt für die richtige Ausnutzung der Öfen ist
die Zugregulierung und der völlige Abschluß des Zuges nach dem
Ausbrennen. Dieser letztere kann entweder durch eine Klappe im Ab-
zugsrohr oder durch hermetisch verschließbare Ofenthüren bewirkt werden.
Die Gefährlichkeit der Rauchklappe ist längst erwiesen und sie daher,
häufig gegen den Willen der Bewohner, abgeschafft worden. Wird nämlich
die Klappe zu früh geschlossen, so bildet sich das giftige Kohlenoxyd,
welches dann am gefährlichsten ist, wenn es ohne gleichzeitige Rauch-
entwicklung unmerklich in das Zimmer entweicht. Gut angelegte her-
metisch schließende Thüren bildeten einen vollkommenen Ersatz für die
Klappe; werden sie schlecht besorgt, so kann höchstens ein Wärmever-
lust, nie aber eine Gefährdung der Gesundheit die Folge sein. Während
die Schädlichkeit der Ofenklappe allgemein anerkannt wird, hat sich
herausgestellt, daß das Entweichen von Kohlenoxyd, wie man es den
kleinen eisernen Öfen, besonders, wenn sie ins Glühen geraten, zuschrieb,
ganz oder zum allergrößten Teil auf Einbildung beruht. Im schlimmsten
Falle können, selbst durch glühende eiserne Wände, nur so verschwindend
kleine Mengen Kohlenoxyd ausströmen, daß sie ohne Schaden ein-
geatmet werden können; die giftige Wirkung beginnt eben erst bei einem
ganz bestimmten Prozentgehalt der Luft.

Eine besondere, in neuerer Zeit sehr in Aufnahme gekommene Art
von rein eisernen Öfen sind die Regulierfüllöfen. Es möge hier nur das
Prinzip derselben in der Konstruktion von Meydinger erörtert werden,
Die Form des Ofens ist cylindrisch; das Brennmaterial, Steinkohle
oder besser Anthracit, wird zerkleinert in einen senkrechten mit Rost
versehenen Cylinder eingefüllt. Man zündet oben an; die kalte Luft
dringt durch die Zwischenräume des Materials, so daß die Verbrennung
ganz langsam von oben nach unten fortschreitet. Der Cylinder ist mit
mehrfachen Mänteln von Eisenblech umgeben, zwischen denen ebenfalls

Heizung.
ganz allmählich an die Zimmerluft übertragen zu werden. Man unter-
ſcheidet Leitungsöfen aus Gußeiſen, Maſſenöfen aus gebrannten Thon-
kacheln und gemiſchte Öfen aus beiden Materialien. Dieſe letzteren
ſtrahlen ſehr verſchieden ſtarke Wärme aus; das Gußeiſen giebt in
derſelben Zeit etwa 16 mal ſo viel Wärme ab, wie Thonkacheln.
Eiſerne Öfen erkalten darum aber um ſo viel raſcher, als Kachelöfen.
Sie ſind ihres billigen Preiſes und ihrer leichten Aufſtellung wegen
noch immer ſehr verbreitet. Im Norden, beſonders in Schweden und
Rußland findet man die Maſſenöfen, gewaltige Steinkoloſſe aus Kacheln,
die in ihrer ſoliden Steinmaſſe die Wärme der lange durchgeführten
Feuerung aufnehmen und ſie ſehr langſam und regelmäßig ausſtrömen.
In Mitteleuropa findet man die gemiſchten Öfen; ſie ſind auch aus
Kacheln gebaut, enthalten aber eiſerne Röhrenleitungen, durch welche
die Wärme an die Ofenwände übertragen wird. Zuweilen findet man
ſie auch mit gußeiſernem Untergeſtell und Roſtfeuerung, wie z. B. in
Holſtein.

Ein weſentlicher Punkt für die richtige Ausnutzung der Öfen iſt
die Zugregulierung und der völlige Abſchluß des Zuges nach dem
Ausbrennen. Dieſer letztere kann entweder durch eine Klappe im Ab-
zugsrohr oder durch hermetiſch verſchließbare Ofenthüren bewirkt werden.
Die Gefährlichkeit der Rauchklappe iſt längſt erwieſen und ſie daher,
häufig gegen den Willen der Bewohner, abgeſchafft worden. Wird nämlich
die Klappe zu früh geſchloſſen, ſo bildet ſich das giftige Kohlenoxyd,
welches dann am gefährlichſten iſt, wenn es ohne gleichzeitige Rauch-
entwicklung unmerklich in das Zimmer entweicht. Gut angelegte her-
metiſch ſchließende Thüren bildeten einen vollkommenen Erſatz für die
Klappe; werden ſie ſchlecht beſorgt, ſo kann höchſtens ein Wärmever-
luſt, nie aber eine Gefährdung der Geſundheit die Folge ſein. Während
die Schädlichkeit der Ofenklappe allgemein anerkannt wird, hat ſich
herausgeſtellt, daß das Entweichen von Kohlenoxyd, wie man es den
kleinen eiſernen Öfen, beſonders, wenn ſie ins Glühen geraten, zuſchrieb,
ganz oder zum allergrößten Teil auf Einbildung beruht. Im ſchlimmſten
Falle können, ſelbſt durch glühende eiſerne Wände, nur ſo verſchwindend
kleine Mengen Kohlenoxyd ausſtrömen, daß ſie ohne Schaden ein-
geatmet werden können; die giftige Wirkung beginnt eben erſt bei einem
ganz beſtimmten Prozentgehalt der Luft.

Eine beſondere, in neuerer Zeit ſehr in Aufnahme gekommene Art
von rein eiſernen Öfen ſind die Regulierfüllöfen. Es möge hier nur das
Prinzip derſelben in der Konſtruktion von Meydinger erörtert werden,
Die Form des Ofens iſt cylindriſch; das Brennmaterial, Steinkohle
oder beſſer Anthracit, wird zerkleinert in einen ſenkrechten mit Roſt
verſehenen Cylinder eingefüllt. Man zündet oben an; die kalte Luft
dringt durch die Zwiſchenräume des Materials, ſo daß die Verbrennung
ganz langſam von oben nach unten fortſchreitet. Der Cylinder iſt mit
mehrfachen Mänteln von Eiſenblech umgeben, zwiſchen denen ebenfalls

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[330/0348] Heizung. ganz allmählich an die Zimmerluft übertragen zu werden. Man unter- ſcheidet Leitungsöfen aus Gußeiſen, Maſſenöfen aus gebrannten Thon- kacheln und gemiſchte Öfen aus beiden Materialien. Dieſe letzteren ſtrahlen ſehr verſchieden ſtarke Wärme aus; das Gußeiſen giebt in derſelben Zeit etwa 16 mal ſo viel Wärme ab, wie Thonkacheln. Eiſerne Öfen erkalten darum aber um ſo viel raſcher, als Kachelöfen. Sie ſind ihres billigen Preiſes und ihrer leichten Aufſtellung wegen noch immer ſehr verbreitet. Im Norden, beſonders in Schweden und Rußland findet man die Maſſenöfen, gewaltige Steinkoloſſe aus Kacheln, die in ihrer ſoliden Steinmaſſe die Wärme der lange durchgeführten Feuerung aufnehmen und ſie ſehr langſam und regelmäßig ausſtrömen. In Mitteleuropa findet man die gemiſchten Öfen; ſie ſind auch aus Kacheln gebaut, enthalten aber eiſerne Röhrenleitungen, durch welche die Wärme an die Ofenwände übertragen wird. Zuweilen findet man ſie auch mit gußeiſernem Untergeſtell und Roſtfeuerung, wie z. B. in Holſtein. Ein weſentlicher Punkt für die richtige Ausnutzung der Öfen iſt die Zugregulierung und der völlige Abſchluß des Zuges nach dem Ausbrennen. Dieſer letztere kann entweder durch eine Klappe im Ab- zugsrohr oder durch hermetiſch verſchließbare Ofenthüren bewirkt werden. Die Gefährlichkeit der Rauchklappe iſt längſt erwieſen und ſie daher, häufig gegen den Willen der Bewohner, abgeſchafft worden. Wird nämlich die Klappe zu früh geſchloſſen, ſo bildet ſich das giftige Kohlenoxyd, welches dann am gefährlichſten iſt, wenn es ohne gleichzeitige Rauch- entwicklung unmerklich in das Zimmer entweicht. Gut angelegte her- metiſch ſchließende Thüren bildeten einen vollkommenen Erſatz für die Klappe; werden ſie ſchlecht beſorgt, ſo kann höchſtens ein Wärmever- luſt, nie aber eine Gefährdung der Geſundheit die Folge ſein. Während die Schädlichkeit der Ofenklappe allgemein anerkannt wird, hat ſich herausgeſtellt, daß das Entweichen von Kohlenoxyd, wie man es den kleinen eiſernen Öfen, beſonders, wenn ſie ins Glühen geraten, zuſchrieb, ganz oder zum allergrößten Teil auf Einbildung beruht. Im ſchlimmſten Falle können, ſelbſt durch glühende eiſerne Wände, nur ſo verſchwindend kleine Mengen Kohlenoxyd ausſtrömen, daß ſie ohne Schaden ein- geatmet werden können; die giftige Wirkung beginnt eben erſt bei einem ganz beſtimmten Prozentgehalt der Luft. Eine beſondere, in neuerer Zeit ſehr in Aufnahme gekommene Art von rein eiſernen Öfen ſind die Regulierfüllöfen. Es möge hier nur das Prinzip derſelben in der Konſtruktion von Meydinger erörtert werden, Die Form des Ofens iſt cylindriſch; das Brennmaterial, Steinkohle oder beſſer Anthracit, wird zerkleinert in einen ſenkrechten mit Roſt verſehenen Cylinder eingefüllt. Man zündet oben an; die kalte Luft dringt durch die Zwiſchenräume des Materials, ſo daß die Verbrennung ganz langſam von oben nach unten fortſchreitet. Der Cylinder iſt mit mehrfachen Mänteln von Eiſenblech umgeben, zwiſchen denen ebenfalls

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/348>, abgerufen am 25.11.2024.