Beleuchtung durch Erhitzen von festen Körpern zum Glühen
Kammer von innen nach außen, dann den oberen in der entgegen- gesetzten Richtung und strömen endlich in einen senkrechten cylindrischen Schornstein, in welchen der obere Teil der Kammer ausläuft und welcher der ganzen Lampe den nötigen starken Luftzug sichert. Bei diesem Umwege, welchen die Verbrennungsgase nehmen, erhitzen sie die Porzellankammer sehr stark, so daß diese besonders nach unten eine be- deutende Hitze ausstrahlt. Hierdurch wird sowohl das zugeleitete Leuchtgas, wie auch die zwischen der Gaskammer und der Porzellan- kammer zuströmende Luft vor der Verbrennung stark erwärmt. Die Siemenssche Lampe giebt daher nicht nur ein sehr intensives, sondern auch ein außerordentlich weißes Licht; die in der Flamme ausgeschiedene Kohle wird eben, infolge der sehr hohen Flammentemperatur, bis zur stärksten Weißglut erhitzt. Durch den glänzend weißen Porzellankörper der Lampe wird ihr Licht direkt nach unten geworfen und so auf das günstigste verwertet.
Ahnlich wie der Automatbrenner sind die Butzkesche Lampe und die weitverbreitete Wenhamsche Lampe konstruiert; während die erstere, wie der Automatbrenner, eine nach innen schlagende Flamme hat, hat die letztere die umgekehrte Flammenrichtung, d. h. nach außen. Hierbei scheint die Wärmewirkung sich noch zu steigern, da notorisch die Wenham- lampe bei gleicher Lichtentwicklung weniger Gas verbraucht, als die anderer Konstruktionen.
Die Brillantgaslampen kann man so recht als ein Produkt ihrer Zeit ansehen. Schwerlich würde sich die um die Mitte unseres Jahr- hundert etwas in Stillstand geratene Leuchtgastechnik zu so schönen Leistungen aufgeschwungen haben, wenn nicht der ihr aufgezwungene Concurrenzkampf mit der elektrischen Beleuchtung sie zur äußersten Kraft- entfaltung angespornt hätte.
4. Beleuchtung durch Erhitzen von besonderen festen Körpern zum Glühen.
Die bisher beschriebenen Beleuchtungsmethoden benutzen ohne Aus- nahme den in der Flamme glühend gemachten Kohlenstoff. Wir haben nun noch eine Reihe von Beleuchtungseinrichtungen zu berücksichtigen, bei denen andere Körper die Rolle des glühenden Kohlenstoffs über- nehmen. Es können dies entweder wiederum fein zerteilte oder auch kompakte feste Substanzen sein. Im ersteren Falle hat man wieder zu unterscheiden, ob der fein zerteilte Körper sich erst infolge der Verbren- nung ausscheidet und daher gewissermaßen -- analog dem Kohlenstoff -- nur momentan glüht oder ob er in die Flamme gebracht und durch diese zum kontinuierlichen Leuchten angeregt wird. Es ergeben sich demnach drei Fälle. Dem ersteren entspricht das Magnesiumlicht, dem zweiten der sogenannte Incandeszenzbrenner oder das Gasglühlicht, dem dritten endlich das Drummondlicht oder Hydrooxygengaslicht; zwischen
Beleuchtung durch Erhitzen von feſten Körpern zum Glühen
Kammer von innen nach außen, dann den oberen in der entgegen- geſetzten Richtung und ſtrömen endlich in einen ſenkrechten cylindriſchen Schornſtein, in welchen der obere Teil der Kammer ausläuft und welcher der ganzen Lampe den nötigen ſtarken Luftzug ſichert. Bei dieſem Umwege, welchen die Verbrennungsgaſe nehmen, erhitzen ſie die Porzellankammer ſehr ſtark, ſo daß dieſe beſonders nach unten eine be- deutende Hitze ausſtrahlt. Hierdurch wird ſowohl das zugeleitete Leuchtgas, wie auch die zwiſchen der Gaskammer und der Porzellan- kammer zuſtrömende Luft vor der Verbrennung ſtark erwärmt. Die Siemensſche Lampe giebt daher nicht nur ein ſehr intenſives, ſondern auch ein außerordentlich weißes Licht; die in der Flamme ausgeſchiedene Kohle wird eben, infolge der ſehr hohen Flammentemperatur, bis zur ſtärkſten Weißglut erhitzt. Durch den glänzend weißen Porzellankörper der Lampe wird ihr Licht direkt nach unten geworfen und ſo auf das günſtigſte verwertet.
Ahnlich wie der Automatbrenner ſind die Butzkeſche Lampe und die weitverbreitete Wenhamſche Lampe konſtruiert; während die erſtere, wie der Automatbrenner, eine nach innen ſchlagende Flamme hat, hat die letztere die umgekehrte Flammenrichtung, d. h. nach außen. Hierbei ſcheint die Wärmewirkung ſich noch zu ſteigern, da notoriſch die Wenham- lampe bei gleicher Lichtentwicklung weniger Gas verbraucht, als die anderer Konſtruktionen.
Die Brillantgaslampen kann man ſo recht als ein Produkt ihrer Zeit anſehen. Schwerlich würde ſich die um die Mitte unſeres Jahr- hundert etwas in Stillſtand geratene Leuchtgastechnik zu ſo ſchönen Leiſtungen aufgeſchwungen haben, wenn nicht der ihr aufgezwungene Concurrenzkampf mit der elektriſchen Beleuchtung ſie zur äußerſten Kraft- entfaltung angeſpornt hätte.
4. Beleuchtung durch Erhitzen von beſonderen feſten Körpern zum Glühen.
Die bisher beſchriebenen Beleuchtungsmethoden benutzen ohne Aus- nahme den in der Flamme glühend gemachten Kohlenſtoff. Wir haben nun noch eine Reihe von Beleuchtungseinrichtungen zu berückſichtigen, bei denen andere Körper die Rolle des glühenden Kohlenſtoffs über- nehmen. Es können dies entweder wiederum fein zerteilte oder auch kompakte feſte Subſtanzen ſein. Im erſteren Falle hat man wieder zu unterſcheiden, ob der fein zerteilte Körper ſich erſt infolge der Verbren- nung ausſcheidet und daher gewiſſermaßen — analog dem Kohlenſtoff — nur momentan glüht oder ob er in die Flamme gebracht und durch dieſe zum kontinuierlichen Leuchten angeregt wird. Es ergeben ſich demnach drei Fälle. Dem erſteren entſpricht das Magneſiumlicht, dem zweiten der ſogenannte Incandeszenzbrenner oder das Gasglühlicht, dem dritten endlich das Drummondlicht oder Hydrooxygengaslicht; zwiſchen
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Beleuchtung durch Erhitzen von feſten Körpern zum Glühen
Kammer von innen nach außen, dann den oberen in der entgegen-
geſetzten Richtung und ſtrömen endlich in einen ſenkrechten cylindriſchen
Schornſtein, in welchen der obere Teil der Kammer ausläuft und
welcher der ganzen Lampe den nötigen ſtarken Luftzug ſichert. Bei
dieſem Umwege, welchen die Verbrennungsgaſe nehmen, erhitzen ſie die
Porzellankammer ſehr ſtark, ſo daß dieſe beſonders nach unten eine be-
deutende Hitze ausſtrahlt. Hierdurch wird ſowohl das zugeleitete
Leuchtgas, wie auch die zwiſchen der Gaskammer und der Porzellan-
kammer zuſtrömende Luft vor der Verbrennung ſtark erwärmt. Die
Siemensſche Lampe giebt daher nicht nur ein ſehr intenſives, ſondern
auch ein außerordentlich weißes Licht; die in der Flamme ausgeſchiedene
Kohle wird eben, infolge der ſehr hohen Flammentemperatur, bis zur
ſtärkſten Weißglut erhitzt. Durch den glänzend weißen Porzellankörper
der Lampe wird ihr Licht direkt nach unten geworfen und ſo auf das
günſtigſte verwertet.
Ahnlich wie der Automatbrenner ſind die Butzkeſche Lampe und
die weitverbreitete Wenhamſche Lampe konſtruiert; während die erſtere,
wie der Automatbrenner, eine nach innen ſchlagende Flamme hat, hat
die letztere die umgekehrte Flammenrichtung, d. h. nach außen. Hierbei
ſcheint die Wärmewirkung ſich noch zu ſteigern, da notoriſch die Wenham-
lampe bei gleicher Lichtentwicklung weniger Gas verbraucht, als die
anderer Konſtruktionen.
Die Brillantgaslampen kann man ſo recht als ein Produkt ihrer
Zeit anſehen. Schwerlich würde ſich die um die Mitte unſeres Jahr-
hundert etwas in Stillſtand geratene Leuchtgastechnik zu ſo ſchönen
Leiſtungen aufgeſchwungen haben, wenn nicht der ihr aufgezwungene
Concurrenzkampf mit der elektriſchen Beleuchtung ſie zur äußerſten Kraft-
entfaltung angeſpornt hätte.
4. Beleuchtung durch Erhitzen von beſonderen feſten Körpern
zum Glühen.
Die bisher beſchriebenen Beleuchtungsmethoden benutzen ohne Aus-
nahme den in der Flamme glühend gemachten Kohlenſtoff. Wir haben
nun noch eine Reihe von Beleuchtungseinrichtungen zu berückſichtigen,
bei denen andere Körper die Rolle des glühenden Kohlenſtoffs über-
nehmen. Es können dies entweder wiederum fein zerteilte oder auch
kompakte feſte Subſtanzen ſein. Im erſteren Falle hat man wieder zu
unterſcheiden, ob der fein zerteilte Körper ſich erſt infolge der Verbren-
nung ausſcheidet und daher gewiſſermaßen — analog dem Kohlenſtoff
— nur momentan glüht oder ob er in die Flamme gebracht und durch
dieſe zum kontinuierlichen Leuchten angeregt wird. Es ergeben ſich
demnach drei Fälle. Dem erſteren entſpricht das Magneſiumlicht, dem
zweiten der ſogenannte Incandeszenzbrenner oder das Gasglühlicht,
dem dritten endlich das Drummondlicht oder Hydrooxygengaslicht; zwiſchen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/331>, abgerufen am 26.11.2024.
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