Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die künstlichen Bausteine.
[Abbildung] Fig. 178.

Grundriß eines viereckigen Ringofens.

[Abbildung] Fig. 179.

Aufriß eines viereckigen Ringofens.

Nur jene Abteilung wird geheizt, die
vorhergehenden aber werden von der
in Abteilung 1 einströmenden Zugluft
durchzogen, die in dem Maße, als sie
die gargebrannten Ziegel kühlt, sich
selbst bis zu glühender Hitze erwärmt;
so kommt sie bereits heiß an der Stelle
[Abbildung] Fig. 180.

Zusammenhang der Teile eines viereckigen
Ringofens.

des Ofens an, wo sie zur Verzehrung des Heizmaterials verwandt wird,
nicht kalt, wie bei unseren Stubenöfen. Die Ziegel in den vorhergehenden
Kammern aber kühlen sich nur sehr allmählich ab. Die gasförmigen Ver-
brennungsprodukte, welche beim Zimmerofen direkt in den Schornstein
entweichen, und deren Hitze also sofort verloren geht, werden hier nicht
gleich in die Esse entlassen, sondern durchströmen zunächst die folgenden
Kammern, etwa bis zur zwölften, erst dort steht ihnen der Zugang nach
außen offen. Der dort verzeichnete schwarze Strich bedeutet nämlich eine
einfache Papierscheibe, die den Feuergasen den Weiterweg abschneidet und
Schieber heißt. An dieser Stelle erst müssen dieselben in den Schorn-
stein entweichen, wofür ihnen gerade hier ein Ausweg geschaffen wird,
während die übrigen Teile gegen die Esse abgeschlossen werden. Aber
sie betreten den Schornstein bereits soweit abgekühlt, daß dem Ofen weitere
Wärme nicht entzogen wird. Der Vorteil, der hierin liegt, ist sofort zu
sehen. Die Hitze dieser Gase läßt sich ja verwenden, um Ziegel, die
inzwischen in den folgenden Abteilungen aufgestapelt sind, vorzuwärmen,
damit ihr Brand nachher nicht mehr so lange Zeit beanspruche. Papier
hat sich für den genannten Zweck als völlig ausreichend erwiesen, es
sperrt den Gasen ihren Weg durch den Kanal ab, und erhitzt sich nicht
so weit, um zu verbrennen. Nach einer bestimmten Zeit, etwa nach
Verlauf eines Tages, mag nun der Brand der Ziegel in 6 als beendigt
anzuseyen sein, so wird das Feuer durch eines der verzeichneten Löcher

Das Buch der Erfindungen. 18

Die künſtlichen Bauſteine.
[Abbildung] Fig. 178.

Grundriß eines viereckigen Ringofens.

[Abbildung] Fig. 179.

Aufriß eines viereckigen Ringofens.

Nur jene Abteilung wird geheizt, die
vorhergehenden aber werden von der
in Abteilung 1 einſtrömenden Zugluft
durchzogen, die in dem Maße, als ſie
die gargebrannten Ziegel kühlt, ſich
ſelbſt bis zu glühender Hitze erwärmt;
ſo kommt ſie bereits heiß an der Stelle
[Abbildung] Fig. 180.

Zuſammenhang der Teile eines viereckigen
Ringofens.

des Ofens an, wo ſie zur Verzehrung des Heizmaterials verwandt wird,
nicht kalt, wie bei unſeren Stubenöfen. Die Ziegel in den vorhergehenden
Kammern aber kühlen ſich nur ſehr allmählich ab. Die gasförmigen Ver-
brennungsprodukte, welche beim Zimmerofen direkt in den Schornſtein
entweichen, und deren Hitze alſo ſofort verloren geht, werden hier nicht
gleich in die Eſſe entlaſſen, ſondern durchſtrömen zunächſt die folgenden
Kammern, etwa bis zur zwölften, erſt dort ſteht ihnen der Zugang nach
außen offen. Der dort verzeichnete ſchwarze Strich bedeutet nämlich eine
einfache Papierſcheibe, die den Feuergaſen den Weiterweg abſchneidet und
Schieber heißt. An dieſer Stelle erſt müſſen dieſelben in den Schorn-
ſtein entweichen, wofür ihnen gerade hier ein Ausweg geſchaffen wird,
während die übrigen Teile gegen die Eſſe abgeſchloſſen werden. Aber
ſie betreten den Schornſtein bereits ſoweit abgekühlt, daß dem Ofen weitere
Wärme nicht entzogen wird. Der Vorteil, der hierin liegt, iſt ſofort zu
ſehen. Die Hitze dieſer Gaſe läßt ſich ja verwenden, um Ziegel, die
inzwiſchen in den folgenden Abteilungen aufgeſtapelt ſind, vorzuwärmen,
damit ihr Brand nachher nicht mehr ſo lange Zeit beanſpruche. Papier
hat ſich für den genannten Zweck als völlig ausreichend erwieſen, es
ſperrt den Gaſen ihren Weg durch den Kanal ab, und erhitzt ſich nicht
ſo weit, um zu verbrennen. Nach einer beſtimmten Zeit, etwa nach
Verlauf eines Tages, mag nun der Brand der Ziegel in 6 als beendigt
anzuſeyen ſein, ſo wird das Feuer durch eines der verzeichneten Löcher

Das Buch der Erfindungen. 18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0291" n="273"/><fw place="top" type="header">Die kün&#x017F;tlichen Bau&#x017F;teine.</fw><lb/><figure><head>Fig. 178. </head><p>Grundriß eines viereckigen Ringofens.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 179. </head><p>Aufriß eines viereckigen Ringofens.</p></figure><lb/>
Nur jene Abteilung wird geheizt, die<lb/>
vorhergehenden aber werden von der<lb/>
in Abteilung 1 ein&#x017F;trömenden Zugluft<lb/>
durchzogen, die in dem Maße, als &#x017F;ie<lb/>
die gargebrannten Ziegel kühlt, &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bis zu glühender Hitze erwärmt;<lb/>
&#x017F;o kommt &#x017F;ie bereits heiß an der Stelle<lb/><figure><head>Fig. 180.</head><lb/><p>Zu&#x017F;ammenhang der Teile eines viereckigen<lb/>
Ringofens.</p></figure><lb/>
des Ofens an, wo &#x017F;ie zur Verzehrung des Heizmaterials verwandt wird,<lb/>
nicht kalt, wie bei un&#x017F;eren Stubenöfen. Die Ziegel in den vorhergehenden<lb/>
Kammern aber kühlen &#x017F;ich nur &#x017F;ehr allmählich ab. Die gasförmigen Ver-<lb/>
brennungsprodukte, welche beim Zimmerofen direkt in den Schorn&#x017F;tein<lb/>
entweichen, und deren Hitze al&#x017F;o &#x017F;ofort verloren geht, werden hier nicht<lb/>
gleich in die E&#x017F;&#x017F;e entla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern durch&#x017F;trömen zunäch&#x017F;t die folgenden<lb/>
Kammern, etwa bis zur zwölften, er&#x017F;t dort &#x017F;teht ihnen der Zugang nach<lb/>
außen offen. Der dort verzeichnete &#x017F;chwarze Strich bedeutet nämlich eine<lb/>
einfache Papier&#x017F;cheibe, die den Feuerga&#x017F;en den Weiterweg ab&#x017F;chneidet und<lb/>
Schieber heißt. An die&#x017F;er Stelle er&#x017F;t mü&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben in den Schorn-<lb/>
&#x017F;tein entweichen, wofür ihnen gerade hier ein Ausweg ge&#x017F;chaffen wird,<lb/>
während die übrigen Teile gegen die E&#x017F;&#x017F;e abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden. Aber<lb/>
&#x017F;ie betreten den Schorn&#x017F;tein bereits &#x017F;oweit abgekühlt, daß dem Ofen weitere<lb/>
Wärme nicht entzogen wird. Der Vorteil, der hierin liegt, i&#x017F;t &#x017F;ofort zu<lb/>
&#x017F;ehen. Die Hitze die&#x017F;er Ga&#x017F;e läßt &#x017F;ich ja verwenden, um Ziegel, die<lb/>
inzwi&#x017F;chen in den folgenden Abteilungen aufge&#x017F;tapelt &#x017F;ind, vorzuwärmen,<lb/>
damit ihr Brand nachher nicht mehr &#x017F;o lange Zeit bean&#x017F;pruche. Papier<lb/>
hat &#x017F;ich für den genannten Zweck als völlig ausreichend erwie&#x017F;en, es<lb/>
&#x017F;perrt den Ga&#x017F;en ihren Weg durch den Kanal ab, und erhitzt &#x017F;ich nicht<lb/>
&#x017F;o weit, um zu verbrennen. Nach einer be&#x017F;timmten Zeit, etwa nach<lb/>
Verlauf eines Tages, mag nun der Brand der Ziegel in 6 als beendigt<lb/>
anzu&#x017F;eyen &#x017F;ein, &#x017F;o wird das Feuer durch eines der verzeichneten Löcher<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Das Buch der Erfindungen. 18</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0291] Die künſtlichen Bauſteine. [Abbildung Fig. 178. Grundriß eines viereckigen Ringofens.] [Abbildung Fig. 179. Aufriß eines viereckigen Ringofens.] Nur jene Abteilung wird geheizt, die vorhergehenden aber werden von der in Abteilung 1 einſtrömenden Zugluft durchzogen, die in dem Maße, als ſie die gargebrannten Ziegel kühlt, ſich ſelbſt bis zu glühender Hitze erwärmt; ſo kommt ſie bereits heiß an der Stelle [Abbildung Fig. 180. Zuſammenhang der Teile eines viereckigen Ringofens.] des Ofens an, wo ſie zur Verzehrung des Heizmaterials verwandt wird, nicht kalt, wie bei unſeren Stubenöfen. Die Ziegel in den vorhergehenden Kammern aber kühlen ſich nur ſehr allmählich ab. Die gasförmigen Ver- brennungsprodukte, welche beim Zimmerofen direkt in den Schornſtein entweichen, und deren Hitze alſo ſofort verloren geht, werden hier nicht gleich in die Eſſe entlaſſen, ſondern durchſtrömen zunächſt die folgenden Kammern, etwa bis zur zwölften, erſt dort ſteht ihnen der Zugang nach außen offen. Der dort verzeichnete ſchwarze Strich bedeutet nämlich eine einfache Papierſcheibe, die den Feuergaſen den Weiterweg abſchneidet und Schieber heißt. An dieſer Stelle erſt müſſen dieſelben in den Schorn- ſtein entweichen, wofür ihnen gerade hier ein Ausweg geſchaffen wird, während die übrigen Teile gegen die Eſſe abgeſchloſſen werden. Aber ſie betreten den Schornſtein bereits ſoweit abgekühlt, daß dem Ofen weitere Wärme nicht entzogen wird. Der Vorteil, der hierin liegt, iſt ſofort zu ſehen. Die Hitze dieſer Gaſe läßt ſich ja verwenden, um Ziegel, die inzwiſchen in den folgenden Abteilungen aufgeſtapelt ſind, vorzuwärmen, damit ihr Brand nachher nicht mehr ſo lange Zeit beanſpruche. Papier hat ſich für den genannten Zweck als völlig ausreichend erwieſen, es ſperrt den Gaſen ihren Weg durch den Kanal ab, und erhitzt ſich nicht ſo weit, um zu verbrennen. Nach einer beſtimmten Zeit, etwa nach Verlauf eines Tages, mag nun der Brand der Ziegel in 6 als beendigt anzuſeyen ſein, ſo wird das Feuer durch eines der verzeichneten Löcher Das Buch der Erfindungen. 18

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/291
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/291>, abgerufen am 28.11.2024.