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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die künstlichen Bausteine.
fortgeschlämmt, in dem Maße als man frisches zusetzt. Man füllt mit
ihnen in größeren Ziegeleien nach einander eine Reihe von Schlamm-
gruben, in denen man das Ganze sich niederschlagen läßt und das
klare Wasser abzieht. Das Austrocknen des Schlammes in diesen
Bassins erfordert Monate. Der Thon läßt sich aber jetzt direkt weiter ver-
wenden, wenn nicht etwa nasses Wetter zuviel Feuchtigkeit in ihm zurück-
gehalten hat. Im letzteren Falle muß er erst mit trockenem Material,
welches in den Ziegeleien aufgespeichert ist, verknestet werden. Er ge-
langt zunächst in den Thonschneideapparat, wo er noch einmal gehörig
durchgeknetet und zu einer völlig gleichförmigen Masse ausgearbeitet
wird. Diese Arbeit -- heute meist durch Maschinen geleistet -- wurde
früher immer und wird auch heute noch stellenweise durch menschliche Arbeits-
kraft, durch Treten vollbracht. Nachdem durch diese Vorarbeiten die
[Abbildung] Fig. 176.

Ziegelpresse von L. Schmelzer.

Gleichmäßigkeit und Festigkeit der Ziegel hinreichend garantiert ist, gelangt
der Thon in ein Walzwerk, wo er zerquetscht und zu einem dünnen
Bande ausgezogen wird. Jetzt kann er geformt oder -- wie man sagt --
können die Ziegel gestrichen werden. Das geschah früher überall durch
Handarbeit mit einer Form aus Holz oder Gußeisen. Man drückte den
Thon hinein, entfernte den Überschuß durch Streichen mit einem Brett
und nahm dann die Form fort. Auch heute ist dieses Verfahren noch vielfach
üblich, aber meist durch Maschinen verdrängt. Die erste solche erfand
der Nordamerikaner Kinsley 1799, wesentlich verbessert wurden sie durch
Hattenberg in Petersburg 1807 und Deyerlein in London 1810. Wir
bilden in Fig. 176 die Schmelzersche Ziegelpresse ab. Der Thon wird bei
ihr durch ein Walzwerk zu einer dichten Masse gepreßt und erscheint durch
viele schraubenförmig gestellte Messer verarbeitet links in Form eines
Stranges von der Breite und Länge der zu gewinnenden Ziegel. Durch

Die künſtlichen Bauſteine.
fortgeſchlämmt, in dem Maße als man friſches zuſetzt. Man füllt mit
ihnen in größeren Ziegeleien nach einander eine Reihe von Schlamm-
gruben, in denen man das Ganze ſich niederſchlagen läßt und das
klare Waſſer abzieht. Das Austrocknen des Schlammes in dieſen
Baſſins erfordert Monate. Der Thon läßt ſich aber jetzt direkt weiter ver-
wenden, wenn nicht etwa naſſes Wetter zuviel Feuchtigkeit in ihm zurück-
gehalten hat. Im letzteren Falle muß er erſt mit trockenem Material,
welches in den Ziegeleien aufgeſpeichert iſt, verkneſtet werden. Er ge-
langt zunächſt in den Thonſchneideapparat, wo er noch einmal gehörig
durchgeknetet und zu einer völlig gleichförmigen Maſſe ausgearbeitet
wird. Dieſe Arbeit — heute meiſt durch Maſchinen geleiſtet — wurde
früher immer und wird auch heute noch ſtellenweiſe durch menſchliche Arbeits-
kraft, durch Treten vollbracht. Nachdem durch dieſe Vorarbeiten die
[Abbildung] Fig. 176.

Ziegelpreſſe von L. Schmelzer.

Gleichmäßigkeit und Feſtigkeit der Ziegel hinreichend garantiert iſt, gelangt
der Thon in ein Walzwerk, wo er zerquetſcht und zu einem dünnen
Bande ausgezogen wird. Jetzt kann er geformt oder — wie man ſagt —
können die Ziegel geſtrichen werden. Das geſchah früher überall durch
Handarbeit mit einer Form aus Holz oder Gußeiſen. Man drückte den
Thon hinein, entfernte den Überſchuß durch Streichen mit einem Brett
und nahm dann die Form fort. Auch heute iſt dieſes Verfahren noch vielfach
üblich, aber meiſt durch Maſchinen verdrängt. Die erſte ſolche erfand
der Nordamerikaner Kinsley 1799, weſentlich verbeſſert wurden ſie durch
Hattenberg in Petersburg 1807 und Deyerlein in London 1810. Wir
bilden in Fig. 176 die Schmelzerſche Ziegelpreſſe ab. Der Thon wird bei
ihr durch ein Walzwerk zu einer dichten Maſſe gepreßt und erſcheint durch
viele ſchraubenförmig geſtellte Meſſer verarbeitet links in Form eines
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[271/0289] Die künſtlichen Bauſteine. fortgeſchlämmt, in dem Maße als man friſches zuſetzt. Man füllt mit ihnen in größeren Ziegeleien nach einander eine Reihe von Schlamm- gruben, in denen man das Ganze ſich niederſchlagen läßt und das klare Waſſer abzieht. Das Austrocknen des Schlammes in dieſen Baſſins erfordert Monate. Der Thon läßt ſich aber jetzt direkt weiter ver- wenden, wenn nicht etwa naſſes Wetter zuviel Feuchtigkeit in ihm zurück- gehalten hat. Im letzteren Falle muß er erſt mit trockenem Material, welches in den Ziegeleien aufgeſpeichert iſt, verkneſtet werden. Er ge- langt zunächſt in den Thonſchneideapparat, wo er noch einmal gehörig durchgeknetet und zu einer völlig gleichförmigen Maſſe ausgearbeitet wird. Dieſe Arbeit — heute meiſt durch Maſchinen geleiſtet — wurde früher immer und wird auch heute noch ſtellenweiſe durch menſchliche Arbeits- kraft, durch Treten vollbracht. Nachdem durch dieſe Vorarbeiten die [Abbildung Fig. 176. Ziegelpreſſe von L. Schmelzer.] Gleichmäßigkeit und Feſtigkeit der Ziegel hinreichend garantiert iſt, gelangt der Thon in ein Walzwerk, wo er zerquetſcht und zu einem dünnen Bande ausgezogen wird. Jetzt kann er geformt oder — wie man ſagt — können die Ziegel geſtrichen werden. Das geſchah früher überall durch Handarbeit mit einer Form aus Holz oder Gußeiſen. Man drückte den Thon hinein, entfernte den Überſchuß durch Streichen mit einem Brett und nahm dann die Form fort. Auch heute iſt dieſes Verfahren noch vielfach üblich, aber meiſt durch Maſchinen verdrängt. Die erſte ſolche erfand der Nordamerikaner Kinsley 1799, weſentlich verbeſſert wurden ſie durch Hattenberg in Petersburg 1807 und Deyerlein in London 1810. Wir bilden in Fig. 176 die Schmelzerſche Ziegelpreſſe ab. Der Thon wird bei ihr durch ein Walzwerk zu einer dichten Maſſe gepreßt und erſcheint durch viele ſchraubenförmig geſtellte Meſſer verarbeitet links in Form eines Stranges von der Breite und Länge der zu gewinnenden Ziegel. Durch

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/289>, abgerufen am 28.11.2024.