Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

res Jugendlasters seyn mag; welches man nur
nicht erkennen und gestehen will.

Anmerkung.

Da der Correspondent nicht allgemein,
sondern nur von dem grössern Theile der
Gelehrten und Studierenden, die an Auszeh-
rung und Schwindsucht sterben, behauptet,
dass die Ursache ihres frühen Todes in ihren
vorhergegangenen unnatürlichen Entkraef-
tungen zu suchen, da ich es als bekannt vor-
aussetze, dass beynahe alle Schulen von die-
ser Seuche angesteckt sind, so habe ich kei-
nen Grund in diese Behauptung ein Mistrau-
en zu setzen.

II.

Vergangnen Sommer besuchte mich einer mei-
ner besten Schulfreunde ganz unvermuthet in
-- -- Beym ersten Anblick kennte ich ihn
beynahe nicht; ich trat einige Schritte zurück:
"um Gotteswillen, Bruder, bist du krank?
oder bist du krank gewesen? Du bist entsetz-
lich verfallen, und 's ist doch noch kein Jahr,

dass
(E 4)

res Jugendlaſters ſeyn mag; welches man nur
nicht erkennen und geſtehen will.

Anmerkung.

Da der Correſpondent nicht allgemein,
ſondern nur von dem gröſſern Theile der
Gelehrten und Studierenden, die an Auszeh-
rung und Schwindſucht ſterben, behauptet,
daſs die Urſache ihres frühen Todes in ihren
vorhergegangenen unnatürlichen Entkræf-
tungen zu ſuchen, da ich es als bekannt vor-
ausſetze, daſs beynahe alle Schulen von die-
ſer Seuche angeſteckt ſind, ſo habe ich kei-
nen Grund in dieſe Behauptung ein Mistrau-
en zu ſetzen.

II.

Vergangnen Sommer beſuchte mich einer mei-
ner beſten Schulfreunde ganz unvermuthet in
— — Beym erſten Anblick kennte ich ihn
beynahe nicht; ich trat einige Schritte zurück:
“um Gotteswillen, Bruder, biſt du krank?
oder biſt du krank geweſen? Du biſt entſetz-
lich verfallen, und ’s iſt doch noch kein Jahr,

daſs
(E 4)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0081" n="71"/>
res Jugendla&#x017F;ters &#x017F;eyn mag; welches man nur<lb/>
nicht erkennen und ge&#x017F;tehen will.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#i">Anmerkung.</hi> </head><lb/>
              <p>Da der Corre&#x017F;pondent nicht allgemein,<lb/>
&#x017F;ondern nur von dem grö&#x017F;&#x017F;ern Theile der<lb/>
Gelehrten und Studierenden, die an Auszeh-<lb/>
rung und Schwind&#x017F;ucht &#x017F;terben, behauptet,<lb/>
da&#x017F;s die Ur&#x017F;ache ihres frühen Todes in ihren<lb/>
vorhergegangenen unnatürlichen Entkræf-<lb/>
tungen zu &#x017F;uchen, da ich es als bekannt vor-<lb/>
aus&#x017F;etze, da&#x017F;s beynahe alle Schulen von die-<lb/>
&#x017F;er Seuche ange&#x017F;teckt &#x017F;ind, &#x017F;o habe ich kei-<lb/>
nen Grund in die&#x017F;e Behauptung ein Mistrau-<lb/>
en zu &#x017F;etzen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">II.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">V</hi>ergangnen Sommer be&#x017F;uchte mich einer mei-<lb/>
ner be&#x017F;ten Schulfreunde ganz unvermuthet in<lb/>
&#x2014; &#x2014; Beym er&#x017F;ten Anblick kennte ich ihn<lb/>
beynahe nicht; ich trat einige Schritte zurück:<lb/>
&#x201C;um Gotteswillen, Bruder, bi&#x017F;t du krank?<lb/>
oder bi&#x017F;t du krank gewe&#x017F;en? Du bi&#x017F;t ent&#x017F;etz-<lb/>
lich verfallen, und &#x2019;s i&#x017F;t doch noch kein Jahr,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(E 4)</fw><fw place="bottom" type="catch">da&#x017F;s</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0081] res Jugendlaſters ſeyn mag; welches man nur nicht erkennen und geſtehen will. Anmerkung. Da der Correſpondent nicht allgemein, ſondern nur von dem gröſſern Theile der Gelehrten und Studierenden, die an Auszeh- rung und Schwindſucht ſterben, behauptet, daſs die Urſache ihres frühen Todes in ihren vorhergegangenen unnatürlichen Entkræf- tungen zu ſuchen, da ich es als bekannt vor- ausſetze, daſs beynahe alle Schulen von die- ſer Seuche angeſteckt ſind, ſo habe ich kei- nen Grund in dieſe Behauptung ein Mistrau- en zu ſetzen. II. Vergangnen Sommer beſuchte mich einer mei- ner beſten Schulfreunde ganz unvermuthet in — — Beym erſten Anblick kennte ich ihn beynahe nicht; ich trat einige Schritte zurück: “um Gotteswillen, Bruder, biſt du krank? oder biſt du krank geweſen? Du biſt entſetz- lich verfallen, und ’s iſt doch noch kein Jahr, daſs (E 4)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/81
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/81>, abgerufen am 24.11.2024.