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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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kehre von dem Wege des Elendes, den du
betratst, zurück, so lange es noch Zeit ist!
Und wenn dich nichts dazu bewegen kann,
nicht die Sorge für deine Gesundheit und dei-
ne Selbsterhaltung, nicht die Vorstellung,
dass du dich zu jedem Amte untüchtig machst;
dass du die Hofnung deiner Familie, in dir ei-
ne Stütze, Trost und Freude zu finden, ver-
nichtest; so muss es der Gedanke thun: du
wirst unfaehig, je die reinen erlaubten Freu-
den der Liebe, die süssesten in der Natur zu
geniessen, je den Vaternamen zu führen; und
verehlichst du dich dennoch, so bedenke
die traurigen Folgen die deiner harren! Er-
stickung aller Liebe deiner Gattin, Ehebruch
und die schrecklichen Gefaehrten desselben.
Ich wage es nicht, diess Bild auszumalen.
Ich warne dich nicht im kalten Prediger oder
Kathedertone, ich werde nicht dafür bezahlt,
dir die Freuden der Jugend zu rauben; nein
es ist die Stimme deines leidenden Mitbru-
ders, der dir zuruft, der alles diess selbst
fühlt, in seiner ganzen Staerke fühlt, und der
sein Elend durch den Gedanken, dich zu retten
erleichtern will. O könnt ich doch die Vorstel-
lung mit ins Grab nehmen, nur einen der dieses
lieset, nur einen einzigen gerettet zu haben!

Wie
Von heimlichen Sünden. (E)

kehre von dem Wege des Elendes, den du
betratſt, zurück, ſo lange es noch Zeit iſt!
Und wenn dich nichts dazu bewegen kann,
nicht die Sorge für deine Geſundheit und dei-
ne Selbſterhaltung, nicht die Vorſtellung,
daſs du dich zu jedem Amte untüchtig machſt;
daſs du die Hofnung deiner Familie, in dir ei-
ne Stütze, Troſt und Freude zu finden, ver-
nichteſt; ſo muſs es der Gedanke thun: du
wirſt unfæhig, je die reinen erlaubten Freu-
den der Liebe, die ſüſſeſten in der Natur zu
genieſſen, je den Vaternamen zu führen; und
verehlichſt du dich dennoch, ſo bedenke
die traurigen Folgen die deiner harren! Er-
ſtickung aller Liebe deiner Gattin, Ehebruch
und die ſchrecklichen Gefæhrten deſſelben.
Ich wage es nicht, dieſs Bild auszumalen.
Ich warne dich nicht im kalten Prediger oder
Kathedertone, ich werde nicht dafür bezahlt,
dir die Freuden der Jugend zu rauben; nein
es iſt die Stimme deines leidenden Mitbru-
ders, der dir zuruft, der alles dieſs ſelbſt
fühlt, in ſeiner ganzen Stærke fühlt, und der
ſein Elend durch den Gedanken, dich zu retten
erleichtern will. O könnt ich doch die Vorſtel-
lung mit ins Grab nehmen, nur einen der dieſes
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[65/0075] kehre von dem Wege des Elendes, den du betratſt, zurück, ſo lange es noch Zeit iſt! Und wenn dich nichts dazu bewegen kann, nicht die Sorge für deine Geſundheit und dei- ne Selbſterhaltung, nicht die Vorſtellung, daſs du dich zu jedem Amte untüchtig machſt; daſs du die Hofnung deiner Familie, in dir ei- ne Stütze, Troſt und Freude zu finden, ver- nichteſt; ſo muſs es der Gedanke thun: du wirſt unfæhig, je die reinen erlaubten Freu- den der Liebe, die ſüſſeſten in der Natur zu genieſſen, je den Vaternamen zu führen; und verehlichſt du dich dennoch, ſo bedenke die traurigen Folgen die deiner harren! Er- ſtickung aller Liebe deiner Gattin, Ehebruch und die ſchrecklichen Gefæhrten deſſelben. Ich wage es nicht, dieſs Bild auszumalen. Ich warne dich nicht im kalten Prediger oder Kathedertone, ich werde nicht dafür bezahlt, dir die Freuden der Jugend zu rauben; nein es iſt die Stimme deines leidenden Mitbru- ders, der dir zuruft, der alles dieſs ſelbſt fühlt, in ſeiner ganzen Stærke fühlt, und der ſein Elend durch den Gedanken, dich zu retten erleichtern will. O könnt ich doch die Vorſtel- lung mit ins Grab nehmen, nur einen der dieſes lieſet, nur einen einzigen gerettet zu haben! Wie Von heimlichen Sünden. (E)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/75>, abgerufen am 28.04.2024.