besten Wachsthume stehen, deren Natur it- zo beschaeftigt ist, alle Nahrungssaefte zur Ausbildung der Knochen, Nerven und des ganzen körperlichen Gebaeudes, zu verarbei- ten, bis er seine Vollkommenheit so weit erreicht hat, dass es den Ueberfluss zur Ver- vielfaeltigung seiner selbst abgeben kann, die aber durch eine unselige Verirrung da- rauf verfallen, diese Nahrungssaefte zu ver- schütten -- muss dabey nicht ihr ganzer Körper leiden? Ists wohl möglich, dass sie, Je die Grösse, Staerke und Kraft, erreichen werden, wozu die Natur die Anlage ge- macht hatte? wird die Störung der Natur in ihren Wirkungen nicht noch andere schreckliche Folgen haben? wird der be- staendige Reitz Saefte beyzuschaffen, nicht den Magen nöthigen, über sein Vermögen zu arbeiten und ungesunde, unverdaute Saef- te, und mit ihnen den Saamen zu mannig- faltigen Krankheiten dem Körper zuzufüh- ren? Muss das bestaendige Anstrengen der feinsten Nerven sie nicht schwaechen, und
so
(D 5)
beſten Wachsthume ſtehen, deren Natur it- zo beſchæftigt iſt, alle Nahrungsſæfte zur Ausbildung der Knochen, Nerven und des ganzen körperlichen Gebæudes, zu verarbei- ten, bis er ſeine Vollkommenheit ſo weit erreicht hat, daſs es den Ueberfluſs zur Ver- vielfæltigung ſeiner ſelbſt abgeben kann, die aber durch eine unſelige Verirrung da- rauf verfallen, dieſe Nahrungsſæfte zu ver- ſchütten — muſs dabey nicht ihr ganzer Körper leiden? Iſts wohl möglich, daſs ſie, Je die Gröſse, Stærke und Kraft, erreichen werden, wozu die Natur die Anlage ge- macht hatte? wird die Störung der Natur in ihren Wirkungen nicht noch andere ſchreckliche Folgen haben? wird der be- ſtændige Reitz Sæfte beyzuſchaffen, nicht den Magen nöthigen, über ſein Vermögen zu arbeiten und ungeſunde, unverdaute Sæf- te, und mit ihnen den Saamen zu mannig- faltigen Krankheiten dem Körper zuzufüh- ren? Muſs das beſtændige Anſtrengen der feinſten Nerven ſie nicht ſchwæchen, und
ſo
(D 5)
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beſten Wachsthume ſtehen, deren Natur it-
zo beſchæftigt iſt, alle Nahrungsſæfte zur
Ausbildung der Knochen, Nerven und des
ganzen körperlichen Gebæudes, zu verarbei-
ten, bis er ſeine Vollkommenheit ſo weit
erreicht hat, daſs es den Ueberfluſs zur Ver-
vielfæltigung ſeiner ſelbſt abgeben kann,
die aber durch eine unſelige Verirrung da-
rauf verfallen, dieſe Nahrungsſæfte zu ver-
ſchütten — muſs dabey nicht ihr ganzer
Körper leiden? Iſts wohl möglich, daſs ſie,
Je die Gröſse, Stærke und Kraft, erreichen
werden, wozu die Natur die Anlage ge-
macht hatte? wird die Störung der Natur
in ihren Wirkungen nicht noch andere
ſchreckliche Folgen haben? wird der be-
ſtændige Reitz Sæfte beyzuſchaffen, nicht
den Magen nöthigen, über ſein Vermögen
zu arbeiten und ungeſunde, unverdaute Sæf-
te, und mit ihnen den Saamen zu mannig-
faltigen Krankheiten dem Körper zuzufüh-
ren? Muſs das beſtændige Anſtrengen der
feinſten Nerven ſie nicht ſchwæchen, und
ſo
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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